Mission Mr. Happy. Kathy Lyons

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Mission Mr. Happy - Kathy Lyons


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      Davon abgesehen war seine Schwester gerade erst von einem Auslandseinsatz für die Army zurückgekommen. Sie hatte viel mehr Kampftraining erfahren als er. Also entschied er zum ersten Mal in seinem Leben, stattdessen lieber seinen Bruder zu beschützen.

      Er folgte ihnen. Er sah, wie Josh und sein Vater in die Fabrik gingen, vermutlich um was auch immer für ein seltsames Outfit für Josh herzustellen. Bruce schlich sich rein und wartete, belauschte ihre Unterhaltung und hoffte, Josh allein zu erwischen. Es klappte nicht.

      Dann folgte er Josh zu einem Hotel, wo Nero wartete. Er versuchte, seinen Bruder zu erwischen, aber Josh ging direkt zu Neros Zimmer, während Bruce noch das Auto parkte. Dämlich, dämlich. Er war ein Feuerwehrmann, verdammt, kein Cop. Was zum Teufel wusste er schon darüber, wie man jemanden aus einer Sekte befreite? Er hatte es mit behutsamer Annäherung versucht. Er wollte als Freund mit seinem Bruder sprechen. Jetzt dachte er darüber nach, da reinzustürmen und den Kerl zu entführen. Aber wenn er den neuen Körperbau seines Bruders betrachtete, war Bruce sich nicht sicher, ob er ihn gegen seinen Willen mitnehmen konnte, und er bezweifelte, dass Nero Josh kampflos aufgeben würde.

      Und so saß er auf dem Hotelparkplatz und war wütend über seine eigene Inkompetenz.

      »Das nervt, oder?«, sagte plötzlich eine Stimme rechts von ihm. »Du versuchst, zum ersten Mal im Leben der Gute zu sein, aber du hast nicht die leiseste Ahnung, wie das geht. Kann ich nachvollziehen.«

      Bruce fuhr in seinem Sitz herum, tastete nach der schweren Taschenlampe, die er im Auto immer in seiner Nähe hatte. Es war seine einzige Waffe gegen… die Bauchrednerpuppe? Den Zirkusclown? Den seltsamen kleinen Mann, der von grünen Blättern bedeckt war und plötzlich auf dem Beifahrersitz saß. Der Typ hatte helle Augen und ein kantiges Kinn… und war außerdem nur einen knappen Meter groß und trug gebogene Elfenschuhe an seinen winzigen Füßen.

      »Wie bist du in mein Auto gekommen?«, wollte Bruce wissen. Die Frage war nicht die dringendste seiner Sorgen, aber irgendwie war sie dummerweise das Erste, was ihm einfiel.

      Die kleine Person wackelte eindeutig herausfordernd mit den Augenbrauen. »Finde heraus, wer ich bin, und du hast die Antwort auf all deine Fragen.« Seine Stimme klang melodisch und in ihr schwang Belustigung mit. Und als Bruce ihn anstarrte, färbte sich sein Haar von Spinatgrün zu Tomatenrot. Oh Scheiße. Er halluzinierte! Er hatte schon immer gewusst, dass die Chemikalien in der Fabrik seines Vaters irgendwann sein Gehirn schädigen würden.

      Panisch sah Bruce sich um, wobei er zu gleichen Teilen nach anderen Bedrohungen suchte und überprüfte, ob auch der Rest seiner Umgebung schräg aussah.

      Nein. Alles auf diesem hell erleuchteten Parkplatz sah wie immer aus. Alles, außer der Halluzination, die auf dem Beifahrersitz saß. Nur dass sie ihm nicht wie eine Halluzination vorkam, sondern eher wir ein Clown in einem schrägen Traum.

      »Okay«, sagte er und tat sein Bestmögliches, um ruhig zu wirken. »Wer bist du?«

      »Mein Name ist Jonas Bitterroot und ich bin der Fae-Prinz, der indirekt für die Situation deines Bruders verantwortlich ist.«

      »Und was für eine Situation ist das?«

      »Er ist ein Werwolf und kurz davor, in dem Versuch, einen Dämon zu töten, sein Leben zu riskieren. Nur dass er sich in der falschen Zeitlinie befindet, wenngleich es für Nero die richtige ist.«

      Nicht ein einziges Wort davon ergab Sinn, außer eines vielleicht. »Werwolf.« Sein Vater hatte den schrecklichen Fluch nie erklärt, den Josh in sich trug. Nicht mal, als Bruce ein sturer Teenager gewesen war und statt der täglichen Prügel, die sein Vater ihm verpasste, echtes Training in einem Dojo verlangt hatte.

      Aber er erinnerte sich daran, dass sein Dad oft gesagt hatte: »Stell dir vor, du kämpfst gegen einen Werwolf, einen großen, bösen Hund, der Grips hat. Wie würdest du so etwas besiegen?« Nicht ein Mal hatte er Vampir oder Ghul oder Der Schrecken vom Amazonas gesagt. Es war immer ein Werwolf und dann hatte er Bruce wieder diese Polizeifotos gezeigt. Das mit den Klauen- und Bissspuren auf den Leichen.

      »Du wusstest es bereits«, sagte die Halluzination feixend. »Wenn du das wusstest, dann ist es nur noch ein kleiner offensichtlicher Sprung zu dem, was ich bin.« Er grinste, während er mit seinen gebogenen Schuhen wackelte.

      »Schwachsinn«, entgegnete Bruce verärgert. »Mein Bruder ist kein Werwolf und du bist kein verrückter Weihnachtself.«

      »Elf!«, rief der Typ, während er sich zu seiner vollen Winzlingsgröße aufrichtete. »Ich bin ein Fae-Prinz und ich sehe nur deshalb so aus, weil es dir an Vorstellungskraft mangelt. Das hier ist das einzige Bild eines Fae, das in deinen beschränkten Gedanken existiert, und deswegen sehe ich so aus.« Verächtlich deutete er auf sich selbst. »Und trage Salat!« Er zupfte ein Blatt ab und kaute wütend vor sich hingrummelnd darauf herum. »Wurdest du als Kind von einem Salatkopf getroffen oder was? Wer zieht sich denn so an? Selbst in deiner Vorstellung?«

      In dem Moment erinnerte sich Bruce an die Weihnachtsdekoration im Lieblingsrestaurant seiner Mutter. Sie stellten jedes Jahr Elfen in die Salatbar. Seine Schwester fand sie bezaubernd, vor allem die, die als Kleidung Blätter trugen und dazu Hüte, die aussahen wie Kirschtomaten. Er sah den sogenannten Prinzen neben sich an und ja, sein Schopf sah in der Tat aus wie eine halbe Kirschtomate.

      »Das hier ist nicht echt«, sagte Bruce laut. »Ich habe mir den Kopf gestoßen. Ich träume. Ich bin –«

      »Du bist ein Trottel, das bist du.« Der Elf ließ den Kopf gegen die Lehne zurückfallen. »Meine Mutter hat mich gewarnt, dass ich mich von Menschen fernhalten soll. Sie sind alle dumm und haben keine Fantasie. Sie sind selbstzerstörerisch und reißen dabei alles mit sich. Aber selbst sie hat gesagt, dass sie gutes Bier brauen. Also musste ich herausfinden, ob es stimmt. Eines Tages bin ich in eine Menschenbar gegangen und tatsächlich, das Bier war spektakulär. Aber dann ist eine Kneipenschlägerei ausgebrochen, und das nur, weil ich anfangen habe, den Idioten ein besseres Aussehen zu verpassen, so wie das ihrer Vorstellung entsprach. War es mein Fehler, dass einer von ihnen Shakespeare-Spezialist war? Ein Eselskopf später und plötzlich war ich kurz davor zu sterben. Nero hat mir das Leben gerettet und zack, jetzt hocke ich mit einem Deppen alias großem Bruder in einem billigen Auto und trage Eisbergsalat.«

      Wenn das hier eine Halluzination war, dann war sie verdammt hartnäckig. Bruce versuchte sie loszuwerden. Er versuchte, seine Atemzüge zu zählen, seinen Puls zu senken, seine Gedanken zu beruhigen – all dieses Meditationsblabla, das nicht im Geringsten half. Als er bis zehn gezählt hatte, war der Fae-Prinz immer noch da.

      Er seufzte. »Was willst du von mir?«

      »Was ich will?«, spottete der Fae. »Ich will, dass diese Sache vorbei ist. Ich bin es leid, dass ihr Sterblichen jeden meiner Pläne versaut.« Er beugte sich so dicht zu ihm heran, dass Bruce die knallroten Radicchio-Blätter sehen konnte, aus denen sein Unterhemd bestand. »Und ich will, dass du für die Probleme bezahlst, die du mir verursacht hast.« Die Drohung wurde auf eine solch frostige Art rübergebracht, dass es angsteinflößend gewesen wäre… wäre sie nicht von einem Salat-Elfen gekommen.

      Bruce verdrehte die Augen und tat unbeeindruckt, obwohl er eigentlich komplett am Durchdrehen war. »Hast du den Spruch aus einem schlechten Film?«

      Einen Moment lang hielt der Fae seinem Blick stand, dann noch einen, aber Bruce war ein alter Hase, was Einschüchterungsspielchen betraf. Es beeindruckte ihn in keiner Weise. Und am Ende gab die Halluzination zuerst nach. Er seufzte und hielt einen Groschenroman hoch. »Wisconsiner Kurzgeschichte. Autor ist nie groß rausgekommen, war nur regional bekannt, und nun frisst seine Kreation den ganzen Staat auf.«

      Bruce verdrehte erneut die Augen. »Hör auf, unsinniges Zeug zu reden oder steig aus.«

      Der Fae sah ihn empört an. »Hast du von dem großen Schwarzen Loch in Wisconsin gehört, das mal ein See war? Es breitet sich zu einer Todeszone aus, die den Planeten innerhalb von Monaten vernichten wird. Kommt dir davon irgendwas bekannt vor?«

      Natürlich tat es das. Seit nunmehr Wochen war in den Nachrichten von kaum noch etwas anderem die Rede. Aber


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