Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle. Sonja Müller

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Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle - Sonja Müller


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(22) a. [Der Mann] läuft. b. [Der Mann] kauft [ein Buch]. c. [Der Mann] gedenkt [des Freundes]. d. [Der Mann] dankt [dem Freund].

      Das Subjekt steht immer im Nominativ. Der Kasus der Objekte ändert sich je nach vorkommendem Verb ((22b) Akkusativ, (22c) Genitiv, (22d) Dativ).

      Man nimmt deshalb an, dass der Kasus eines Objekts vom Verb bestimmt wird, während das Subjekt seinen Kasus von den Finitheitsmerkmalen des finiten Verbs erhält. Für die Repräsentation eines Satzes nimmt man deshalb an, dass es oberhalb der VP eine IP (= Inflection PhraseInflection Phrase) gibt (vgl. (23)). Der Kopf dieser Phrase ist I0 und nimmt die VP als sein Komplement.

      I0 beinhaltet kein lexikalisches Material, sondern die Merkmale für Person, Numerus, Tempus und Modus. Das Verb gelangt dieser Vorstellung nach als Verbstamm in die Struktur und erhält dort seine Finitheitsmerkmale, die in Form bestimmter Endungen realisiert werden. Das Verb muss sich von V0 zu I0 bewegen (wenn es finit ist), um diese Merkmale in I0 zu erhalten. Darüberhinaus weist I0 SpecIP den Nominativkasus zu, weshalb das Subjekt in genau dieser Position steht (vgl. (24)).

      Oberhalb der IP setzt sich der funktionale Überbau fort. Innerhalb der finiten Sätze lässt sich ferner unterscheiden, ob es sich um selbständige oder unselbständige Sätze handelt (vgl. (25)).

(25) a. weil Maria den Hund füttert
b. Maria füttert den Hund.

      Selbständige Sätze unterscheiden sich zudem darin, welcher Satztyp vorliegt. Es kann sich z.B. um einen DeklarativsatzDeklarativsatz (wie in (25b)) oder einen InterrogativsatzInterrogativsatz (vgl. den Entscheidungs(E)-InterrogativsatzEntscheidungs-Interrogativsatz in (26a) und den w-Interrogativsatzw-Interrogativsatz in (26b)) handeln.

(26) a. Füttert Maria den Hund?
b. Wen füttert Maria?/Wer füttert den Hund?

      Die Phrase, die für diese Information zuständig ist, ist die CP (= Complementizer Phrase). Der Kopf dieser Phrase ist C0, ihr Komplement die IP. In einem unselbständigen Satz beinhaltet C0 die Konjunktion (vgl. (27)).

      In einem selbständigen Satz (vgl. (28)) beinhaltet C0 das finite Verb, das sich von I0 weiterbewegt. In einem V1-SatzVerberst-Satz ist SpecCP leer, in einem V2-SatzVerbzweit-Satz beinhaltet SpecCP eine Konstituente, die aus ihrer Basisposition in diese Position vorangestellt wird.

      

Im Gegensatz zu N, A, V und P, den lexikalischen KategorienLexikalische Kategorie, handelt es sich bei I und C um funktionale KategorienFunktionale Kategorie. Sie weisen weniger semantisch fassbaren Inhalt auf, wie man ihn Nomen, Adjektiven, Verben oder Präpositionen (bzw. ihren Phrasen) mehr oder weniger einfach zuschreiben kann, sondern sie erfüllen eine Aufgabe der Grammatik.

      Oben haben wir gesehen, dass die Finitheit in I0 verankert wird und in dieser Phrase die Nominativzuweisung an das Subjekt erfolgt bzw. die Kongruenz zwischen dem Subjekt und dem finiten Verb hergestellt wird. Innerhalb der CP wiederum entscheidet sich, ob ein selbständiger oder unselbständiger Satz vorliegt und um welchen Satztyp es sich handelt.

      Man kann die Positionen des CP/IP-ModellsCP/IP-Modell auf die Felder des Topologischen FeldermodellsTopologisches Feldermodell beziehen. Das Vorfeld entspricht dabei SpecCP, die linke Satzklammer (LSK) wird C0 zugeordnet und die rechte Satzklammer (RSK) entspricht I0. Unter dieser Sicht werden keine weiteren Operationen benötigt, als die drei, die wir bereits kennengelernt haben. Lediglich die Finitumvoranstellung muss etwas erweitert werden. Die TopikalisierungTopikalisierung hat als Ziel SpecCP, bei der FinitumvoranstellungFinitumvoranstellung wird das Verb nicht nur von I0 nach C0 bewegt, sondern es wird von V0 über I0 zu C0 angehoben. Für unsere Darstellung vom Anfang würde dies bedeuten, dass das Verb zunächst unflektiert im MittelfeldMittelfeld steht und in die RSK bewegt wird, um flektiert zu werden, bevor es in die LSK vorangestellt wird.

      Wenn I0 der RSK entspricht, fehlt in der Repräsentation in (28) noch das NachfeldNachfeld. Man hat hier angenommen, dass per AdjunktionAdjunktion an die IP eine Position erzeugt wird, in die extraponierte Konstituenten bewegt werden (vgl. (29)).

      Ein weiteres funktionales Element ist der D-Kopf, der eine DP projiziert (vgl. Abney 1987, für eine Zusammenfassung vgl. Philippi & Tewes 2010: 115ff.). Wie I0 beinhaltet dieser Kopf grammatische Merkmale. Die für D relevanten Merkmale sind DefinitheitDefinitheit und SpezifizitätSpezifizität.

      

Definitheit hat mit Bekanntheit zu tun. Tritt ein indefiniter ArtikelIndefiniter Artikel auf (vgl. (30a)), ist der Referent der NP i.d.R. in der Diskurssituation noch nicht bekannt. Wird ein definiter ArtikelDefiniter Artikel verwendet, ist der NP-Referent bereits in den Diskurs eingeführt worden (vgl. (30b)).

(30) a. Ein Mann lacht.
b. Der Mann lacht.

      Spezifizität bezieht sich auf die Identifizierbarkeit eines Referenten, d.h. ob man sich mit der NP auf einen bestimmten Referenten bezieht. Unter der unspezifischen LesartUnspezifische Interpretation bedeutet der Satz in (31), dass der Dirigent irgendeine weibliche Person sucht, die Geige spielt. Unter der spezifischen LesartSpezifische Interpretation sucht der Dirigent eine bestimmte Geigerin.

(31) Der Dirigent sucht eine Geigerin.

      Syntaktisch nimmt man eine DeterminiererphraseDeterminiererphrase (DP) an. Im Englischen bezeichnet man Ausdrücke wie ArtikelArtikel (ein, der), PossessivPossessivpronomen- (sein) und DeterminativpronomenDeterminativpronomen (dieser) als determinerDeterminer. D0 ist der Kopf dieser Phrase, sein Komplement ist eine NP. Die Struktur sieht aus wie in


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