Unsere Zukunft ist Liebe. Rainer Wülser

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Unsere Zukunft ist Liebe - Rainer Wülser


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die Tischplatte sieht, nicht alle Gegenstände erkennen kann, die dort stehen.

      Wenn wir uns unvoreingenommen der Frage widmen wollen, wer oder was Gott ist, so beginnen wir vielleicht am bestem beim Standpunkt des Nihilisten. Der sagt, dass es einen Gott gar nicht gibt. Auch der Gnostiker bewegt sich in der gleichen Umgebung, wenn er sagt, es mag vielleicht einen Gott geben, aber wir können ihn nicht erkennen und beschreiben.

      Von diesen Standpunkten aus gesehen, sind wir alles einzelne, unabhängige Individuen, die keinen höheren Zusammenhalt haben. Aber wir können die Menschheit in Gruppen zusammenfassen, zum Beispiel nach Geschlecht, Nationalität, Hautfarbe oder vielen anderen Unterscheidungsmöglichkeiten. Dadurch können wir eine Art oder Familie bilden, zu der alle Menschen gehören, als Unterscheidung zu den Tieren. Aber auch Menschen und gewisse Tiere können wir zusammenfassen in die Gruppe der Säugetiere und der Wirbeltiere als Unterscheidung zu den wirbellosen Tieren, zum Beispiel den Insekten. Aber auch diese zwei Gruppen können wir zusammenfassen zu den Tieren allgemein, im Unterschied zu den Pflanzen. Auch diese beiden Gruppen lassen sich wieder zusammenfassen in die Gruppe der Lebewesen, im Unterschied zur toten Materie.

      Die Möglichkeit einer Gruppenbildung durch das Zusammenfassen einzelner Untergruppen geht aber weiter. Nach den neusten Erkenntnissen der Quantenphysik besteht alle Materie aus Energie und diese Energie kann wieder mit anderen Arten von Energie zu einem Oberbegriff zusammengefasst werden. Dieser kann wiederum mit unendlich viel anderem für uns nicht Erkennbarem – vielleicht Weisheit oder Naturgesetze und so weiter – zusammengefasst werden, bis alles in einem obersten Begriff enthalten ist. Dies wollen wir All-Eins-Sein nennen.

      Es ist nun gefährlich, diesem All-Eins-Sein einen Namen zu geben, zum Beispiel Gott oder Allah, denn je nach Religion hat deren Gott unterschiedliche Eigenschaften. Man könnte daher all diese Gottesbilder wieder zu einer Gruppe der Gottesbilder zusammenfassen und mit den vorher erwähnten Gruppierungen im obersten All-Eins-Sein zusammenfassen. Für dieses All-Eins-Sein können wir keine Eigenschaften definieren, denn in ihm sind alle vereint. Wir können ihm auch keinen Namen geben, denn Namen trennen. Peter ist nicht gleich Hans, die beiden sind nicht eins. Die Mystiker behelfen sich in der Weise, dass sie diesen Begriff umschreiben wie es Meister Eckhart (1260–1328) getan hat: „Wo-Gott-keinen-Namen-hat“.

      Die höchste Form Gottes können wir nicht erkennen und schon gar nicht mit unserem Verstand definieren. Gott ist unergründlich, nondual, ein Einssein, eine Quelle, aus der alles entspringt. Auch das Wort Gott gefällt mir nicht, denn es impliziert, dass Gott männlich ist. Göttin oder Gottheit bezeichnet eindeutig ein weibliches Wesen. Daher gefällt mir der Ausdruck „Göttlichkeit“ am besten. Er ist zwar grammatikalisch weiblich, wird aber nie für ein Wesen, sondern für eine Kraft oder Energie gebraucht. Wegen der einfacheren Verständlichkeit werde ich aber im Folgenden doch den Ausdruck „Gott“ anstelle von „Göttlichkeit“ verwenden.

      Wir können die höchste Form Gottes nicht erkennen. Sie entsteht, wenn man viele Gruppen von Wesen und Energien zu einem obersten Begriff des All-Eins-Sein verbindet. Daraus folgt die Erkenntnis, dass wenn wir Sachen miteinander verbinden, wir näher zu Gott kommen und wenn wir unterscheiden und trennen, uns vom Begriff Gott entfernen. Wir werden uns später noch eingehend damit befassen, ich möchte aber schon hier die Frage stellen: „Was verbindet uns und was trennt uns?“ Oder vielleicht verständlicher ausgerückt: „Welche Energien und Gefühle verbinden uns und welche trennen uns?“

      Wir Menschen fühlen uns getrennt voneinander, haben Angst nicht wir selbst sein zu können, zu kurz zu kommen, nicht zu genügen. Daraus folgt, dass Angst uns trennt und weg von Gott führt, ebenso wie Kritik, Verurteilen und Hass. Verbunden fühlen wir uns aber durch Liebe, Mitgefühl und Barmherzigkeit. Diese Eigenschaften führen uns daher hin zu Gott – zum All-Eins-Sein. Dies ist eine zentrale Erkenntnis und Botschaft, die dieses Büchlein verbreiten möchte.

      Dieses All-Eins-Sein hat die Schöpfung – das Universum – aus sich heraus erschaffen, denn auf der höchsten Ebene gibt es nur das Eine. Dazu musste es zuerst die Idee, die Energien und Gesetze, aber auch die Dualität und den Raum erschaffen. Es musste alles aus sich selbst heraus erschaffen. Die Schöpfung ist daher ein Teil – oder ein Aspekt – der Göttlichkeit. Gott ist in der ganzen Schöpfung, also auch in uns Menschen enthalten, denn auf der höchsten Ebene gibt es nichts außer Gott.

      Diese Ansicht wurde meines Wissens erstmals vom Philosophen Plotin (205–207 n. Chr.) erwähnt, der vorwiegend in Rom lebte. Als Vertreter eines idealistischen Monismus (Neuplatonismus) führte Plotin alle Phänomene und Vorgänge auf ein einziges, immaterielles Grundprinzip zurück. Das Ziel seiner philosophischen Bemühungen bestand in der Annäherung an das „Eine“, das Grundprinzip der gesamten Wirklichkeit, bis hin zur Erfahrung der Vereinigung mit diesem Einen (Mystik).

      Gott ist in uns und wir sind in Gott. Dies ist für uns unvorstellbar, sogar widersinnig, denn nach unserer Vorstellung kann nur das Kleinere im Größeren enthalten sein. Doch diese Verwirrung ist vielleicht heilsam, sonst wäre die Versuchung zu groß, Gott mit unserem Verstand zu erfassen und zu erklären. Meister Eckhart, der Dominikanermönch und spätere Magister an der Universität von Paris und Ordensvorsteher, war der große Mystiker des Mittelalters und hat Sätze geprägt wie: „Warum ist Gott Mensch geworden? Damit ich Gott werde.“ Oder „Manche einfältige Leute meinen, sie müssten Gott so sehen, als stünde er dort und sie hier. Dem ist nicht so: ‚Gott und ich, wir sind eins.‘“

      Da Gott alles umfasst, kann er nicht definiert werden, denn man müsste alles aufzählen und dürfte nichts weglassen. Eine Definition ist aber immer einschränkend. Der deutsche Kardinal Niklaus von Kues (1401–1464) hat als Mystiker die Definition geschaffen: „Gott ist alles in allem und nichts von allem ist Gott.“ Kann also die Göttlichkeit doch definiert werden?

      Es stellt sich nun die Frage: „Warum hat Gott die Schöpfung erschaffen?“ Diese Frage hat schon viele Philosophen beschäftigt und eine unwiderlegbare Antwort wird es wohl nie geben. Meines Wissens war der in Alexandrien lebende, christliche Gelehrte und Theologe Origenes (185–254 n. Chr.), der erste, der formulierte: „Gott will sich in der Schöpfung selbst erkennen.“ Dieses Theorem scheint mir plausibel und erklärt das ganze Geschehen in der Schöpfung, insbesondere auch die Entstehung und Entwicklung der Menschheit. Daher möchte ich alle weiteren Ausführungen auf diesem Theorem aufbauen.

      Wenn das All-Eins-Sein das Universum erschaffen hat und laufend weiter erschafft, so ist anzunehmen, dass es diesen Prozess positiv unterstützt, da es seine Vollkommenheit und nicht seine Unvollkommenheit erkennen will. Die aus dieser Quelle strömende Energie fließt dauernd in die Schöpfung. Die Schöpfung verändert sich laufend. Sie ist ein Evolutionsprozess. Wenn das stimmt, was die Wissenschaft behauptet, dann ist das Universum vor ungefähr 13 Milliarden Jahren durch einen Urknall entstanden. Am Anfang war alles schwingende Energie und Strahlung. Erst nach etwa 500 000 Jahren hat sich die Energiedichte so weit abgesenkt, dass Materie entstehen konnte. Aber die Materie ist auch nur schwingende Energie, wie die Quantenphysiker vor einigen Jahrzehnten erkannt haben.

      Vor vielleicht 4,3 Milliarden Jahren bildete sich die Erde als Planet der Sonne. Sie entwickelte sich durch viele verschiedene Stadien. Vor fast 4 Milliarden Jahren entstanden die ersten Lebewesen im absoluten Dunkeln, Bakterien in der Nähe von schwefelhaltigen Vulkanausbrüchen auf dem Meeresgrund. Daraus entwickelten sich allmählich die weiteren Lebewesen. Mit den durch Vulkane verursachten Erdbewegungen stiegen die Bakterien an die Wasseroberfläche, passten sich den neuen Lebensbedingungen an und entwickelten sich weiter. Es gab schon damals große Umweltkatastrophen, da sich in der Atmosphäre Sauerstoff ansammelte, der für viele Lebewesen giftig war und die darum abstarben. Vor etwas mehr als 1 Milliarde Jahren entstanden die ersten mehrzelligen Lebewesen und von da an beschleunigte sich die Evolution. Aber es gab immer wieder große Massensterben, bei denen bis zu 50 % aller Gattungen ausstarben. Das bekannteste ist das Aussterben der Dinosaurier vor ungefähr 66 Millionen Jahren, von denen nur die Vögel bis heute überleben konnten. Dann kam die große Zeit der Säugetiere. Es entwickelten sich die Primaten und vor vielleicht 4 Millionen Jahren im Nordosten von Afrika die ersten menschlichen Wesen, die Hominiden. In der Zeit vor 200 000 bis ungefähr 40 000 Jahren breiteten sich die Vorläufer der heutigen Menschen über die ganze Erde aus und schafften die Grundlage für unsere


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