Pubertät für Dummies. Michelle Dostal
Читать онлайн книгу.oder »Warum kannst du nicht sein wie dein Bruder?« sollten tabu sein. Sie führen zu Frustration, Selbstzweifeln und schaden beim Aufbau eines gesunden Selbstvertrauens.
Teenager in der Verwandtschaft
Auf Feiern oder Familienfesten treffen Jugendliche manchmal auf gleichaltrige Cousins und Cousinen, entfernte Verwandte oder die Kinder von befreundeten Eltern.
Den Erwachsenen kommt das häufig wie ein Glücksfall vor – schließlich haben die Teenies so jemanden, mit dem sie sich beschäftigen können, vergessen dabei aber, dass man sich nicht automatisch mögen muss, nur weil man im selben Alter ist. »Verkupplungsversuche«, bei denen die Kinder gemeinsam an einen Tisch gesetzt oder aufs Zimmer geschickt werden, empfinden diese oft als unangenehm und peinlich.
Besonders wenn die Jugendlichen sich nur sehr selten begegnen, sollten Erwachsene hier feinfühliger handeln. Die meisten Teenager sind etwas unsicher bei neuen oder entfernten Bekanntschaften. Ihre Zurückhaltung sollte man ihnen zugestehen.
Wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Kind hätte gern Kontakt, traut sich aber nicht so richtig, versuchen Sie doch, beide in ein Gespräch zu verwickeln. Vielleicht kommen Sie so auf Themen, die beide interessieren und schaffen einen Anfang.
Zusammenleben
Einige Veränderungen, die die Pubertät mit sich bringt, kommen über Nacht, andere schleichen sich nach und nach in den Familienalltag ein. Vergleichen Sie zum Beispiel Ihre Wohnung mit der Zeit, in der Ihr Teenie noch ein Kleinkind war. Vorausgesetzt, er hat keine kleinen Geschwister, sieht sie jetzt wahrscheinlich ganz anders aus. Das Spielzeug hat sich verändert oder ist bereits ganz verschwunden, sein Lebensmittelpunkt hat sich vielleicht vom Wohnzimmer ins Jugendzimmer verlegt.
Auch der Lebensrhythmus der Kinder verändert sich. Auf jüngere Kinder müssen Eltern meistens den ganzen Tagesablauf abstimmen: Oft müssen sie früh mit ihnen aufstehen, sie müssen sie in die Kita bringen, sie dabei unterstützen, rechtzeitig in die Schule zu kommen, sie abholen und zu Terminen fahren und abends zur Ruhe und frühzeitig ins Bett bringen.
Der Rhythmus von Eltern und Jugendlichen kann sich dagegen stark unterscheiden: Viele Jugendliche bleiben abends lange wach – am Wochenende vielleicht sogar länger als ihre Eltern. Wenn sie freihaben, verschlafen nicht wenige das gemeinsame Familienfrühstück. Sie sind sehr viel selbstständiger geworden und haben meistens Hobbys, die sie allein planen und erreichen können.
In vielen Bereichen des täglichen Lebens klaffen auch jetzt die Vorstellungen von Eltern und Kindern auseinander – etwa beim Thema Sauberkeit und Ordnung, das oft für Streit sorgt.
Hotel Mama?
Jugendliche sollten jetzt nach und nach mehr Verantwortung übernehmen, schließlich werden sie in den nächsten Jahren auf sich selbst gestellt sein. Vielleicht wünschen auch Sie sich, dass Ihr Nachwuchs im Haushalt mithilft, am besten, ohne ihn dazu auffordern zu müssen. Die Bereitschaft dazu hält sich allerdings bei vielen Teenies in Grenzen.
Möglicherweise fühlen Sie sich deshalb dann und wann ausgenutzt? Die Annehmlichkeiten des Zusammenlebens nimmt Ihr Teenager gern mit, trägt aber nur sehr ungern seinen Teil dazu bei. Wenn Sie Ihr Kind zum Beispiel nur dann zu Gesicht bekommen, wenn es sein Taschengeld haben, frisch gebügelte Kleidung anziehen oder sich an den gedeckten Tisch setzen will, kann das bei Ihnen zu Ärger, Frust und Traurigkeit führen.
Wenn das Gefühl, ausgenutzt oder als Eltern nicht wertgeschätzt zu werden, immer wieder aufkommt, führt es häufig zu Streit, manchmal auch zur Eskalation.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wie Sie sich fühlen. Bitten Sie es, sich einmal in Ihre Lage zu versetzen. Wie würde es sich dabei fühlen?
Dass Ihr Teenager jetzt seltener zu Hause ist, ist normal und Sie sollten sich darüber freuen. In der Regel zeigt das, dass Ihr Kind ein funktionierendes Sozialleben hat und die wichtige Abgrenzung von Ihnen stattfindet.
Trotzdem bedeutet das nicht, sich zu Hause ausschließlich bedienen lassen zu können! Sie leben gemeinsam in einem Haushalt und je nach Möglichkeit sind alle Familienmitglieder dafür verantwortlich, dass das Zusammenleben gut funktioniert. Treffen Sie Regelungen und Verabredungen und machen Sie deutlich, dass alle sich daran halten müssen. Ihr Kind will sich auf Sie verlassen können – umgekehrt gilt das genauso!
Um solche Verabredungen überhaupt treffen zu können, brauchen Sie gemeinsame Zeit. Dazu bieten sich Abendessen an, an denen alle Familienmitglieder verbindlich teilnehmen. Tipps dazu finden Sie in Kapitel 7.
Zu Hause helfen – Regeln und Aufgaben
Jugendliche können zu Hause helfen. Körperlich und vom Verstand her sind sie zu allem fähig, was ihre Eltern im Haushalt tun. Theoretisch kommen sie auch immer mehr in die Lage, allein zu überblicken, was alles getan werden muss.
Trotz ihrer Fähigkeiten sind die Jugendlichen immer noch dabei, Verantwortung zu lernen. Wenn Sie als Eltern erwarten, dass sie zu Hause Verantwortung übernehmen und sich an der Hausarbeit beteiligen, können Sie schnell enttäuscht werden. Auch wenn es anstrengend und lästig ist: Im gleichen Maße wie die Jugendlichen dafür verantwortlich gemacht werden sollten, selbstständig etwas zur Hausarbeit beizutragen, sind Sie dafür verantwortlich, das einzufordern. Und zwar immer wieder neu. Auch das gehört zur Erziehung dazu.
Jeden Tag über die Schultasche und die Sneakers im Hausflur zu stolpern, kann frustrierend sein. Und immer wieder festzustellen, dass die Spülmaschine schon wieder nicht ausgeräumt wurde, ist ärgerlich.
Passen Sie auf, dass Ihr Frust sich nicht anstaut. Wenn Sie neunmal geschluckt haben, dass Ihr Kind seine verschwitzte Sportkleidung nach dem Training im Hausflur liegen lässt, explodieren Sie beim zehnten Mal möglicherweise und der Streit eskaliert sofort. Stellen Sie Regeln auf, passen Sie sie immer wieder an und achten Sie auf deren Einhaltung.
Kinder und Jugendliche können Regeln besser einhalten, wenn sie
nachvollziehbar sind – deshalb sollten Regeln auch hin und wieder von Ihnen überprüft werden.
immer gleich bleiben – was heute gilt und morgen nicht mehr, können sie nicht ernst nehmen.
ständig präsent sind – also nicht nur ab und zu eine Rolle spielen.
Wenn Sie neue Regeln einführen, ist die erste Zeit entscheidend. Regeln müssen sich etablieren. Wenn Sie in der Anfangszeit ihre Einhaltung nicht einfordern, geraten sie schnell in Vergessenheit – und das bei allen Familienmitgliedern. Seien Sie daher zu Beginn ruhig ein wenig pedantisch. Später läuft es meistens von allein.
Die Einhaltung von Regeln klappt besser, wenn beide Eltern sich einig sind. Sprechen Sie daher auch mit Ihrem Partner über das, was Sie ärgert und was Sie sich wünschen. Legen Sie gemeinsam fest, was Sie durchsetzen wollen.
Positives Verhalten bestärken
Ständiges Meckern ist lästig – nicht nur für die Kinder, auch