Die Bewusstseinsrevolution. Sebastian Siegel

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Die Bewusstseinsrevolution - Sebastian Siegel


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Er spricht von den unendlich vielen Möglichkeiten, die aus derselben Quelle entspringen. Dies sind die unzähligen Avatare, die mit ein und demselben Pinsel gemalt worden sind, die unbegrenzte Anzahl von Inkarnationen, die eine ewigdauernde Welt bevölkern. Nietzsches Begriff des »Übermenschen« inspirierte mich zum Schreiben eines Texts für die Huffington Post, in der ich die Frage untersuche, welchen Spielraum für die Fähigkeit, Wirklichkeit zu manifestieren, die Menschen besitzen.

      Bevor es Menschen gab, waren Protonen, Neutronen und Elektronen in Wechselwirkung und wurden zu Atomen. Atome verbanden sich miteinander und wurden zu Molekülen, die wiederum zu Bestandteilen lebendiger Zellen wurden. Das zeigt, wie schon in solchen frühen, vormenschlichen Zuständen das Prinzip des Begreifens sowohl Schwingung, Orchestrierung als auch Transzen-dierung zur Folge hatte. Daher die Frage an dich, als den Menschen, der du hier und jetzt bist: Wie wirst du schwingen, orchestrieren und transzendieren? Das Stellen dieser Frage und ihre Beantwortung ist der Prozess des Schicksals.

      Um diesen Gedanken etwas weniger esoterisch auszudrücken, hier ein weiterer Versuch, deine Rolle in diesem Prozess zu beschreiben: Was kannst du tun, um dich bedingungslos deiner persönlichen Evolution zu verschreiben? Was fängst du mit deinem Leben an?

      Ich habe mich niemals so unerfüllt gefühlt wie zu der Zeit, als ich keinerlei Zielrichtung hatte. Zwar ist es immer möglich, einzelne Momente des Glücks zu erleben, aber Erfüllung kommt nur, wenn du dich selbst herausforderst und über dein eigenes Potenzial hinauswächst. Nimm die Herausforderung an und teste deine Stärke. Entwickle neue Fertigkeiten – solche, die du immer intuitiv in dir spürtest, die aber in der Realität erst dann existieren, wenn sie hervorgebracht und ausgebildet werden.

      Wir kennen alle den einfachen menschlichen Optimismus, den Glauben, dass morgen genau das passieren wird, wonach man sich schon immer gesehnt hat. Es wird aber nicht geschehen. Menschen, die wie Schafe werden, die nichts anderes mehr zu tun wissen, als einkaufen zu gehen, sich mit einfachen Vergnügungen abzulenken oder zu betäuben, solche Herdenmenschen werden schließlich zu lebendigen Schlachttieren, die nur noch Zerstreuung und Genuss in ihren Süchten kennen. Sie leben ihr Leben in einem Ödland.

      Das wirkliche Glück, das du erstrebst, liegt jenseits des einfachen und wunderbaren Gefühls des Daseins. Dieses Glück basiert auf der Suche nach neuen Möglichkeiten. Es hängt davon ab, wie sehr du dich selbst herausfordern kannst. Es hängt davon ab, ob du die sich bietenden Gelegenheiten wahrnimmst, um deine selbst gesetzten Grenzen zu überschreiten und deine einzigartigen Anlagen zu entwickeln.

      Wenn du vor etwas Angst hast, wenn etwas dich nervös macht, obwohl du innerlich weißt, dass du es schaffen kannst, dann gibt es nur eine richtige Wahl: Konzentriere dich, sei bereit, Opfer zu bringen, und erwecke den tief in dir ruhenden Willen, zu wachsen und zu reifen. Wer das Leben im Ödland wählen will, der wird von dieser Notwendigkeit fliehen, direkt in die erwähnte Schafherde. Dumme Witze und ein voller Terminkalender bieten Zerstreuung, aber nie Erfüllung. Du wirst zum Sklaven deiner kurzfristigen Wünsche, die verhindern, dass die Beschleunigung dich über das Gravitationszentrum der Normalität hinausträgt. Verstecke dich nicht vor der notwendigen Disziplin, die es dir erst ermöglicht, deinen eigenen Namen wirklich zu besitzen.

      Wofür werde ich heute dankbar sein? Und was werde ich aus dem Gefühl dieser Dankbarkeit heraus vollbringen? Welchen Beitrag werde ich leisten? Und wie wird sich dieser heutige Beitrag mit dem morgigen verbinden, und mit dem Rest meines Lebens, sodass ich zu dem Helden werden kann, der ich eigentlich sein will? Und welche Situation will ich heute aufsuchen, die mir Angst macht? Welche Gelegenheit werde ich heute haben, die Kraft in mir zu entwickeln, um die Brücke zur anderen Seite meiner Existenz zu überqueren.

      Es gibt diese Existenz, in der ich darum bitte, aus meiner scheinbaren Sicherheit herausgerissen zu werden, in der ich den Morgen noch vor Sonnenaufgang begrüße, mit einem unbändigen Willen aufzustehen, meine Mitmenschen zu begeistern und zu beflügeln, Lachen und Tränen zu verbreiten, die einerseits aus dem tiefsten erreichbaren Selbstgrund geschöpft sind, die andererseits aber auch mit der Anerkennung verbunden sind, dass ich mich endlich dem furchtbaren und gleichzeitig aufregenden Endpunkt hingegeben habe, dem Omegapunkt, der mich unwiderstehlich anzieht und zum Wachstum zwingt.

      KAPITEL 2

      Das Wort »Maya« aus dem Sanskrit wird gewöhnlich mit »Illusion« übersetzt. Es bezieht sich auf etwas Magisches, eine Erscheinung, die nicht real ist. In der Vedischen Literatur Altindiens wird das Wort in einer Weise benutzt und diskutiert, die andeutet, dass die Welt wie ein Traum ist, ein Traum, der in gewisser Weise zwar greifbar, dabei aber gleichzeitig irreal und wechselhaft ist. Maya ist sowohl das Paradigma, auf dessen Grundlage du in der Welt handlungsfähig bist, als auch die Kette, die dich an die Welt fesselt. Die Dämonen, die in der hinduistischen Mythologie Illusionen erzeugen und den Menschen Streiche spielen, bedienen sich zu diesem Zweck der Kraft des Maya. Dabei sehen diese Dämonen oft so aus, als seien sie andere Wesen oder sogar Götter, die gleichsam ein Theaterstück aufführen oder ein bestimmtes Ergebnis erzielen wollen.

      »Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust«, sagt Faust in Goethes Drama, und wenn es dir auch so geht und du spürst, dass es in deinem Wesen zahlreiche Stimmen und Personen gibt, dann ist es am besten anzunehmen, dass keine von diesen realer ist als die andere. Und alle zusammengenommen funktionieren nicht besser und nicht schlechter, als dies bei anderen Menschen der Fall ist. Sie sind nur Spielmuster. Eine Illusion als wirklich zu akzeptieren, ist lediglich eine Form des Spieles. Wenn du aber die Illusion für den Grund des Seins hältst, dann führt das Spiel schnell zu Trug und Verblendung.

      Ein Beispiel dafür ist der Prozess der Konditionierung, dem wir in der Regel von der frühen Kindheit an ausgesetzt sind und der dazu dienen soll, dass wir uns in der Welt zurechtfinden, indem wir die Regeln und Konventionen der Welt lernen. In Wahrheit sind diese Konventionen nichts anderes als Regeln für ein bestimmtes Spiel, das gespielt werden soll, und deren Einhaltung es dir erlaubt, mitzuspielen. Die Regeln sind letztlich nur ein schmückender Rahmen für das Spiel. Der Trick ist hier, dass man die Illusion als Spiel wahrnimmt und das Spiel als Illusion. So kann man an der konventionellen Welt in dem Bewusstsein teilnehmen, dass man schon aus dem Traum erwacht ist.

      Wenn du dann am Ende deines jetzigen Lebens Rückschau hältst, dann wirst du nicht sagen müssen, dass du zu viel getan oder zu viel riskiert oder zu viel geliebt hast. Im Gegenteil. Falls du noch einmal die Chance hast, wiedergeboren zu werden, wirst du sagen, du musst noch mehr tun, noch mehr riskieren, noch mehr geben, noch mehr Kontakte knüpfen und Verbindungen herstellen, und noch mehr lieben. Das Spiel des Lebens will mit vollem Einsatz gespielt werden. Das heißt aber nicht, dass du dich erwartungsvoll an ein bestimmtes Ergebnis klammern sollst und dann verzweifelst, wenn du es nicht erzielen kannst.

      Vom ersten Tag unseres Lebens an lernen wir die Illusion des Getrenntseins, die Illusion des Todes und die Illusion des Duftes von allem, was dazwischenliegt. Dadurch werden wir zum Mitschöpfer dieser Illusionen. Viele unserer inneren Impulse und Antriebe stehen im Widerspruch zueinander. Nehmen wir zum Beispiel den Trieb zur Anpassung, welchem der Trieb entgegensteht, herauszuragen und sich von der Masse abzuheben. Beide scheinen notwendig zu sein, aber beide stehen im Konflikt. Dieses Beispiel veranschaulicht ein wesentliches Paradox unseres menschlichen Lebens, unserer Teilnahme an der Illusion des Maya.

      In eine Gemeinschaft eingegliedert zu sein, ist überlebensnotwendig. Diese Notwendigkeit, sich anzupassen und sich in die Gesellschaft sowie in soziale Gruppen zu integrieren, hat aber zur Folge, dass Menschen leicht Opfer von Gehirnwäsche werden, besonders wenn schwerfällige, bürokratische Strukturen in Regierung, Wirtschaftsunternehmen, Militär und bestimmten religiösen Organisationen im Spiel sind.

      Was die Notwendigkeit zur individuellen Selbstverwirklichung angeht, so gibt es eine große Herausforderung bei der Steuerung dieses Impulses. Allzu oft führen Versuche, die eigene Autonomie zu stärken, Führungsqualitäten zu entwickeln und seine Individualität zum Ausdruck zu bringen, zu Ablehnung, Konfrontation und Entfremdung. Eine solche Reaktion kann durchaus ein Hinweis darauf sein, dass man beim Versuch, aufzufallen und sich hervorzutun, zu weit


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