Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder


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– vortreflich! So Milton, so Young, so oft die Dichter der Offenbarung!

      4. Aber viertens: wo in einem Christlichen Gedichte die Mythologie keinen Poetischen Nutzen schaffet; allerdings, da bleibe sie weg, denn jedes Müßige, jedes der Poetischen Wirkung Widrige muß wegbleiben. Ich danke also im Namen aller wahren Poeten eines h. Sujets Hrn. Klotzen freundlich für die Erlaubniß; »doch Neptun für das Meer, und Ceres statt Brot, und Vulkan statt Feuer, und Lyäus statt Wein, auch im geistlichen Gedichte sagen zu können; denn diese Worte hätten schon ihre Mythologische Kraft verlohren; sie brächten aber eine nicht geringe Eleganz in das Gedicht.« Elende Eleganz! eben wo sie ihre alte Kraft abgelegt haben, und blos als Wortschmuck gelten; da wirds gerade das erste Gesetz des wahren Dichters, zumal des heiligen Dichters, den Bettel wegzuwerfen.

      Ich sammle das Herausgebrachte, und da zeige ich ja doch beinahe ein Facit mit Hrn. Klotzen auf? Nicht völlig; und am meisten ist die Rechnungsart verschieden, wie wir unser Facit herausbringen. Hr. Kl. thut einen Machtspruch: kein Zug der Mythologie komme in ein geistliches Gedicht! ich nehme nur die Freiheit, den Satz so einzuschränken, daß er bei jedem Unwahrscheinlichen in der Poesie gelten muß. Hr. Kl. giebt statt Gründe die Namen: heidnisch, gottlos, fälsch, abergläubisch, dumm, lächerlich, ungereimt; ich darf sagen: immerhin! wenn es nur hier nicht unwahrscheinlich, unpoetisch, der Illusion entgegen ist; befördert es diese – vortreflich! Hr. Kl. tadelt die größesten Dichter; ich entschuldige einige, und rette sie aus ihrer Zeit; andre lobe ich, und könnte eine Abhandlung geben: »von der vortreflichen Würkung fremder Religionsideen in einem Christlichen Gedichte!« Hr. Kl. erlaubt die Mythologie nirgends, als wo sie aus dem gradu ad Parnasum geborgt, eine Blumenlese Poetischer Phrases ohne Mythologischen Sinn sey; ich warne vor nichts so sehr, als vor solcher sinnlosen Mythologie, vor solchem Mythologischen Unsinne! Hr. Kl. hat fromm und Christlich geschrieben; ich wünschte, als Kunstrichter der Poesie, gründlich, und nach dem Gefühle Poetischer Leser geurtheilt zu haben. So gehe ich über diese Materie mit Hrn. Kl. aus einander.

      VII.

       Inhaltsverzeichnis

      War sie aber so langer Untersuchung werth? Ich glaube: denn welchen Bethlehemitischen Kindermord würde Hrn. Kl. Verbot in dem Erhabensten unsrer geistlichen Dichter stiften! und unsre geistlichen Dichter (eine Gattung Poesie, in welcher wir Deutsche nur den Britten nachstehen) sind die Ehre unsrer Nation.

      – – – Mit aufgehobnen ringenden Händen

      Stand sie mit Augen, die starr zum dämmernden Himmel hinaufsahn,

      Und so zweifelt' ihr Herz: O du, der Erste der Götter!

      Der die Weit aus Nächten erschuff, und Menschen ein Herz gab!

      Wie dein Namen auch heißt, Gott! Jupiter! oder Jehovah!

      Romulus oder Abrahams Gott! – – –

      Ist er dir so festlich, der Anblick, die leidende Tugend,

      Gott! von deinem Olympus zu sehn? Er ist es den Menschen! u.s.w.

      Sie fährt mit diesem hohen Gefühle zu beten fort, und ich bin über das Herz der Christlichen Leser des Meßias gewiß, daß dasselbe nur selten eine so hohe Stuffe der Bewunderung Jesu erreicht haben wird, als mit diesem heidnischen Gebete.

      – – in seinem Herzen die feinsten

      Zartesten Saiten gewisser zu treffen, und ganz ihn zu rühren.

      Schon wenn Portia anhebt: – –

      Sokrates ... zwar du kennst ihn nicht; aber ich schaure vor Freuden,

      Wenn ich ihn nenne! das edelste Leben, das jemals gelebt ward,

      Krönt' er mit einem Tode, der selbst dies Leben erhöhte!

      Sokrates ... immer hab' ich den Weisen bewundert! sein Bildniß

      Unaufhörlich betrachtet, ihn sah ich im Traume. Da nannt' er

      Seinen unsterblichen Namen: Ich, Sokrates u.s.w.

      Wenn Hrn. Kl. einzige Ursache gelten soll: »das Heilige soll nicht mit den Unheiligen vermischt werden!« so müßten diese Episoden aus Meßias weg, und mir sind sie unter den theuersten.

      Klopstocks Salomo! Ein Biblisches Sujet, und alle Leser haben mit mir, den Contrast der heidnischen Scenen für das Rührendste im ganzen Trauerspiele gehalten. Wenn Salomo rühren soll: wie anders, als durch seine heidnischen Zweifel. Wie, wenn der Trostlose klaget:

      Hülfe! Selber meine Freunde

      Vermögens nicht. –

      Ein Rauch, dem Feind' ein süßer Opferdampf,

      Mag dieses Haus verstiegen! meine Kinder

      Zerschmettert werden – – –

      – – ich will es leichter tragen,

      Als was mir unter deiner Flügel Schatten,

      O Friede! dies mein Herz verzehrt – das Leben

      Zum Tode macht! und kaum des Müden Zuflucht

      Den Tod noch bleiben läßt! Sie ist dahin

      Die Herrlichkeit, die mir gegeben ward!

      Dahin


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