Die Indianerkriege westlich der Rocky Mountains. Michael Franzen

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Die Indianerkriege westlich der Rocky Mountains - Michael Franzen


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entlang des Russian Rivers. Nur wenige Lehrbücher oder historische Aufzeichnungen zur Geschichte Kaliforniens erwähnen diesen Vorfall auf Bloody Island oder den Missbrauch der Pomo durch die weißen Siedler.

      Auch wenn dieses Massaker durch die US-Armee stattfand, so geriet die Bekämpfung der Indianer in Kalifornien zunehmend in die Hände der Siedler, die sich in Milizverbänden zusammengetan hatten. Kam es zu vereinzelten Übergriffen von Indianern, die sich gegen die Verbrechen der Weißen zur Wehr zu setzen begannen, so kam es zu unverhältnismäßigen Strafaktionen der Gegenseite, denen die Indianer, gleich welchen Alters oder Geschlechts, zum Opfer fielen. Mitte 1850 intensivierte sich diese Art der Verfolgung sogar noch, nachdem die kalifornische Regierung begonnen hatte, Prämien für Indianerskalps auszuloben. Die Ureinwohner in Kalifornien wurden nun systematisch verfolgt, getötet und skalpiert, so auch der Stamm der Yuki, der im Round Valley im Norden Kaliforniens lebte und der um diese Zeit herum rund 12.000 Köpfe zählte.

      Seit dem Jahre 1854 zogen amerikanische Siedler und Rancher in das fruchtbare Tal und rissen sich dort das beste Land unter dem Nagel, ohne die dort lebenden Yuki auch nur entfernt um Erlaubnis zu fragen. Pferde, Schweine und Rinder weideten nun auf dem Land der Yuki und verjagten dort das Wild. Diejenigen Indianer, die dennoch auf das Land der Weißen gingen, um dort Nüsse, Wildkräuter oder Wurzeln zu sammeln, wurden von den Weißen kurzerhand erschossen. Im Gegenzug für ihr verlorenes Land begannen die Yuki daraufhin, Schweine und Rinder der Weißen zu töten, um nicht zu verhungern. Bewaffnete Milizen schwärmten daraufhin aus, um die Indianer zu bestrafen. Eine dieser Milizen unter dem Siedler H. L. Hall ermordete rund 240 Yuki um den Preis eines Pferdes, das von irgendjemanden zuvor getötet worden war. Wenn es den Indianer zuvor gelungen war aus ihren Dörfern zu fliehen, so tat Hall Gift in deren zurückgelassenes Essen.

      Im Jahre 1856 waren bereits mehr als 1.000 Yuki durch diese Gewalttaten ums Leben gekommen, doch es sollte noch schlimmer kommen, denn im Sommer 1859 schlug der Rancher und Richter Serranus Hastings vor, eine reguläre Truppe aufzustellen, die von dem bekennenden Indianerhasser und Skalpjäger Walter Jarboe angeführt werden sollte, der versprach, die Yuki zu verfolgen und für immer auszurotten. Im Juli 1859 gab Gouverneur John B. Weller (1812-1875) diesem Plan seinen Segen. Es kam zum sogenannten Mendocino-Krieg, der in Wahrheit jedoch nichts anderes als eine Reihe von Massakern an den wehrlosen Yukis gewesen war, der zudem noch unter der Schirmherrschaft der Regierung Kaliforniens stattfand. Zumeist im Morgengrauen überfiel Jarboes Miliz die Dörfer der schlafenden Indianer und ermordete Kinder, Männer, Frauen und Alte. Zwar forderte Gouverneur Weller Jarboe auf, das Töten Unschuldiger zu unterlassen, doch Jarboe hielt sich nicht daran, bis seine Milizen im Januar 1860 schließlich offiziell aufgelöst wurden.

      1860 interessierte sich schließlich auch der US-Senat für das Morden in Kalifornien und schickte eine Sonderkommission in den Staat, um die Vorkommnisse dort zu untersuchen. Sie stellte im Zuge ihrer Ermittlungen fest, dass in nur vier Monaten im Mendocino County mehr Indianer getötet worden waren, als zuvor in einem ganzen Jahrhundert Krieg gegen die Ureinwohner unter spanisch-mexikanischer Herrschaft.

      Bereits im Mai 1859 hatte Gouverneur Weller von den Grausamkeiten gegen die Indianer erfahren, doch er hatte nichts dagegen unternommen, sondern zahlte Jarboe im Nachhinein sogar noch die Summe von 9.300 Dollar, die dieser ihm für die Ermordung und Skalpierung der Indianer in Rechnung gestellt hatte, wobei er im Dezember 1859 schrieb, dass die Yuki, auch wenn es grausam erscheint, ausgerottet werden müssten, bis das Land völlig frei von ihnen wäre.

      Den überlebenden Yuki sollte es kaum besser ergehen. Sie mussten in ein kleines Reservat ziehen, doch Hunger und Zwangsarbeiten sorgten dort für eine hohe Sterblichkeitsrate. Andere Indianer wurden wahllos hingerichtet, wenn wieder mal ein Rind oder Pferd auf den Weidegründen der Rancher verschwunden gewesen war. Die Frage nach dem Schuldigen stellte sich dabei nicht. So behauptete der Rancher John Burgess seinerzeit, dass für jedes verschwundene oder getötete Rind im Durchschnitt zehn bis 15 Indianer getötet worden waren. Kinder der Yuki wurden weiterhin von den Weißen entführt und indianische Frauen zur Zwangsprostitution in die weißen Goldgräberstädte verschleppt, sodass die Anzahl der Yuki beständig dahinschmolz wie der Schnee in der Frühlingssonne. Im Jahre 1868 waren von den ursprünglichen 12.000 Yuki nur noch 100 am Leben gewesen und der Stamm hatte de facto aufgehört als solcher zu existieren. Auch wenn man den Begriff Völkermord immer von Fall zu Fall betrachten und dabei objektiv sein sollte (auch gerade im Hinblick auf die Indianer Nordamerikas), so gibt es zumindest im Fall der Yuki genügend Belege und Beweise, um ihre Vertreibung und Vernichtung als Völkermord oder Genozid laut den fünf Punkten in Kapitel 2 der Definition der heutigen Vereinten Nationen zu bezeichnen.

      Lebten zu Beginn des Goldrausches noch 100.000 bis 120.000 Indianer in Kalifornien, so sank ihre Anzahl durch Krankheiten, Verfolgung, Zwangsarbeiten, Entführungen und Morde im Jahre 1859 auf rund 30.000 Personen. Der Goldrausch hatte sich dabei jedoch nur für die wenigsten Glücksritter, die nach Kalifornien geströmt waren, gelohnt. Ab 1854 wurde das Gold im industriellen Maßstab abgebaut und Tonnen von Quecksilber, zur Goldgewinnung, hatten die Flüsse und Seen der Indianer auf Dauer vergiftet und somit für zusätzliche Krankheiten bei den Ureinwohnern gesorgt, die am Ende bis auf einige wenige, klägliche Reste aus dem „Golden State“ verschwunden gewesen waren.

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