Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski

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Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski


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      3.1.9. Das Ende der Hohokam-Kultur

      Die Hohokam-Kultur kollabierte zwischen 1400 und 1450 u.Z. Dies klingt nach einem plötzlichen Ereignis, es zog sich aber über mehrere Generationen hin! Über die Ursachen gibt es unter den Wissenschaftlern unterschiedliche Ansichten. Eine wesentliche Rolle dürften – wie auch in anderen Bereichen des Südwestgebietes – die Unzuverlässigkeiten bei den Niederschlägen und den dadurch verursachten Fluten sehr unterschiedlicher Quantität gespielt haben. Dazu kamen auch Witterungsextreme, die einerseits zu länger währenden Trockenheiten und andererseits zu kanalzerstörenden Überschwemmungen führten. (Im Winter 1358-59 u.Z. lief entlang des Salt River und des Verde River eine extreme Flutwelle hinab und zerstörte Kanäle und Feldflächen in Salt River Valley. Dieser Flut folgten zwei Jahrzehnte sehr trockene Dürrejahre, die wiederum mit einer sehr starken Flut in den frühen 1380er Jahren u.Z. abgeschlossen wurden. Von diesen extremen Witterungsereignissen, den dadurch bewirkten Zerstörungen und ihren Folgen für die Subsistenzwirtschaft haben sich die Hohokam-Gemeinschaften im Salt River Valley nicht mehr erholt.)

      In dessen Folge ist sicher auch mit einer allgemeinen Verminderung der Bodenfruchtbarkeit zu rechnen, wozu lokal auch Bodenversalzungen beigetragen haben können, die bei einer kontinuierlichen Bewässerung vermieden worden wären, denn die Hohokam praktizierten über viele Jahrhunderte erfolgreich und offensichtlich ohne nennenswerte Versalzungsprobleme den Bewässerungsbodenbau. Störungen in dieser Kontinuität können allerdings solche Probleme hervorgerufen haben. Auf diese Weise wurde die ökonomische Tragfähigkeit des Landes erreicht bzw. überschritten. Unter diesen Stressbedingungen zerfielen schrittweise die gesellschaftlichen Strukturen (sozial, wirtschaftlich, religiös). Die über eintausend Jahre alte Bodenbauerkultur der Hohokam war unter diesen Bedingungen kein Garant für das weitere Überleben der Menschen, die ihre Lebensweise generell ändern mussten. Dabei kam es sicher zu Bevölkerungsreduzierungen (durch nachgewiesene Mangelernährung und nicht nachweisbare mögliche Krankheiten) und auch -verschiebungen, die sich aber im Einzelnen nicht nachvollziehen lassen. Aus dem Bevölkerungssubstrat der Hohokam sind in diesem Gebiet höchstwahrscheinlich u.a. die Pima und Papago entstanden, teilweise werden auch die Maricopa zu den Hohokam-Nachfahren gerechnet. Das Ende der Hohokam-Kultur war sicher nicht abrupt, für das Salt River Valley erfolgte eine schrittweise Reduzierung und Aufgabe der Siedlungen ab 1400 u.Z. Die Niederlassungsaufgabe der Trockenbodenbauer war zeitlich und lokal sicher etwas differenzierter als die der Bewässerungsbodenbauer.

      Auch wenn die Umbauungsmauern der Compounds und auch der Mounds einen defensiven Eindruck erwecken, so sind diese sicher nicht als militärischer Verteidigungswall konzipiert worden, da sie weder verteidigungsfähig gestaltet, noch seine Höhe von rund 2 m für einen eventuellen Angreifer unüberwindlich war. Diese Mauern hatten mehr einen psychischen bis spirituellen Abgrenzungscharakter. Trotz spürbarer Fremdeinflüsse waren Gewaltkonflikte nur in den Randbereichen dieser Kultur wie im San Pedro River belegbar, wo im Kontakt mit einwandernden Anasazi auch, aber nicht nur, befestigte Dörfer angelegt wurden. Ansonsten hatten sie bis auf wenige solcher auch gut zu verteidigender Anlagen (siehe auch die oben erwähnten Bergsiedlungen nördlich des Phoenix-Beckens) für ihre offen angelegten Dorfanlagen keine Rückzugsgebiete wie Mesas oder Kliffwohnstätten. Das endgültige Verschwinden der Hohokam ist mit keinen Kriegs- oder Kampfbeweisen belegbar, aber die als sicher anzunehmenden gesellschaftlichen Konflikte verliefen ohne durch die Archäologen nachweisbare nennenswerte Gewaltspuren. Die Hohokam haben ihre Kulturgeschichte – laut archäologischer Belege und/oder Belegmängel – mit Sicherheit nicht ohne Konflikte, aber weitgehend frei von gravierender gesellschaftlicher Gewalt gestaltet und auch beendet.

      Während der dem Ende der Hohokam-Kultur folgenden protohistorischen Zeit bis zur Ankunft der Spanier in Süd-Arizona gegen Ende des 17. Jahrhunderts gab es beträchtliche Veränderung sowohl in der sozialen als auch der materiellen Welt der einheimischen Menschen von Südarizona. Die Tradition der mit Mustern bemalten Töpfe ging weitestgehend verloren. Die Keramik bestand aus glattwandigen und mit einem roten Überzug versehenen Gefäßen mit geglätteter und oft leicht polierter Oberfläche. Molluskenschalen wurden weiterhin für die Schmuckherstellung verwendet, aber es wurden nur einfache Perlen oder Anhänger aus ganzen Schalen hergestellt. Die Behausungen waren schnell herstellbare Strauchwerkbauten und belegten, dass die Bevölkerung nur kurzzeitig und vorübergehend an einem Ort lebte. Auf Grund des Umfangs und der Natur dieser Veränderungen glauben einige Archäologen, dass die Hohokam die Region verließen und dass vor Ankunft der Spanier Menschen aus anderen Bereichen, eventuell schwerpunktmäßig aus dem Süden, in den Bereich einwanderten.

      Die unterschiedliche Ausprägung der Hohokam-Kultur in unterschiedlichen Bereichen veranlasst nach der obigen grundsätzlichen Darstellung eine spezifische Schilderung regionaler Kulturausprägungen. Dabei werden drei grundsätzliche Bereiche behandelt: Das Hohokam-Kerngebiet, das wesentliche Anteile in die oben erfolgten Darlegungen einbrachte und deshalb nur mit der Beschreibung von drei wesentlichen Stätten illustriert wird, sowie die dieses Kerngebiet umschließende Nördliche Peripherie und die entsprechende Südliche Peripherie. Auch diese zwei peripheren Bereiche müssen für die Beschreibung, sachlich bedingt, in einzelne Regionen unterteilt werden. Bei der Beschreibung der Stätten des Kerngebietes sind Wiederholungen von oben erfolgten Darstellungen leider unvermeidlich.

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