Hartkeks & Kaffee. John Davis Billings

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Hartkeks & Kaffee - John Davis Billings


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House, Cold Harbor, der Belagerung Petersburgs und im Appomattox-Feldzug.

      "Hartkeks & Kaffee" ist ein bedeutender Beitrag zur Geschichtsschreibung des Amerikanischen Bürgerkriegs und ein Standardwerk zum Verständnis des "einfachen Soldaten".

      Florian Dexheimer

      Vorwort des Autors

      Während der Sommermonate des Jahres 1881 verbrachte ich einige Wochen als Gast in einem gutbesuchten Hotel in den White Mountains. Unter den zweihundert oder gar mehr Hotelgästen, welche die abgeschiedene Lage und das erbauliche Ambiente des Hauses genossen, befanden sich wohl um die zwölf bis zwanzig Knaben im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren. Nachdem der Nachmittagstee eingenommen war und die Dunkelheit dem lebhaften, ungestümen Treiben der Kinder im Freien ein Ende gesetzt hatte, nahmen diese stets einen Gentleman aus Chicago, ehemals ein tapferer Soldat in der Army of the Cumberland, in Beschlag und lauschten in einer stillen Ecke des geräumigen Gesellschaftszimmers oder einem ruhigen Fleckchen des Vorplatzes mit gebannter Aufmerksamkeit den Anekdoten aus dem Bürgerkriege.

      Es waren nicht einmal zwei Tage vergangen, bevor die Knaben dem Schreiber dieser Zeilen das Geständnis entlockt hatten, dass auch er damals in Onkel Sams Diensten gestanden hatte. Dieser Enthüllung folgten sogleich Bitten, mich allabendlich mit dem Veteranen vom westlichen Kriegsschauplatze abzuwechseln und mit meinen Kriegserlebnissen zur Unterhaltung beizutragen. Ich stimmte diesem Ansinnen bereitwillig zu und man kann sich schwerlich ein faszinierenderes und interessierteres kleines Publikum vorstellen als jenes Knäuel kleiner Knaben, welche sich jeden Abend um uns versammelten, um unseren spontan erinnerten Erlebnissen zu lauschen, die überwiegend aus alltäglichen Gewöhnlichkeiten bestanden und deswegen noch keinen Eingang in die allgemeine Geschichtsschreibung gefunden hatten.

      Die Schilderung dieser unbedeutenden Geschehnisse legte den Grundstein zur Niederschrift des vorliegenden Werkes und ist wohl auch größtenteils für dessen lehrbuchartigen Aufbau verantwortlich zu machen. Dieses Buch kann beileibe keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Etliche interessante Aspekte sind unbeachtet geblieben – bei der Lektüre werden einem jeden Veteranen sofort einige solche einfallen. Es schien jedoch angeraten, das vorliegende Werk nicht über seinen gegenwärtigen Umfang hinaus aufzublähen. Das auf seinen Seiten versammelte Wissen kann wohl als repräsentativ für das Leben des durchschnittlichen Soldaten gelten. In diesem Glauben überreiche ich dieses Buch den Veteranen, deren Kindern und der allgemeinen Bevölkerung als einen wichtigen Beitrag zu einer bodenständigen Sichtweise, welche eine notwendige Alternative zu jenem bombastischen Tonfalle darstellt, der bereits in die Geschichtsschreibung des Bürgerkrieges Einzug gehalten hat. Diese Geschichtsschreibung konzentriert sich bisher auf die Schlachten, die Feldzüge und die Generale. Meine Arbeit stellt den ersten Versuch dar, eine umfassende und detaillierte Schilderung des alltäglichen Soldatenlebens zu Papier zu bringen, wobei der Text und die ihn begleitenden Illustrationen bestrebt sind, eine Art von Informationen zu bewahren, die bisher noch über keinen vergangenen Krieg dergestalt akkurat und umfassend in einem Buche gesammelt wurden.

      Ich bin zahlreichen Veteranen für ihre freundlichen Vorschläge und Kritiken während der Entstehung dieses Buches zu Dank verpflichtet, ebenso dem Verlage Houghton & Mifflin für die Nutzungserlaubnis von Oliver Wendell Holmes' Gedicht "Der verzärtelte Mann", ferner danke ich in besonderem Maße meinem Kameraden Charles W. Reed für seine vielen wahrheitsgetreuen und munteren Illustrationen. Die Unzahl an Skizzen, welche er im Jahre 1865 aus dem Felde zurückbrachte, ermöglichten ihm, ausgesprochen anschauliche Darstellungen etlicher Geschehnisse und Alltäglichkeiten anzufertigen, die einem jeden Veteranen des Unionsheeres vertraut erscheinen werden und ihm lebhafte Erinnerungen an sein Soldatenleben ins Gedächtnis rufen werden.

      In der festen Überzeugung, dass die vorliegenden Seiten sowohl den Veteranen als auch einer großen Zahl von Lesern, die den Bürgerkrieg nicht aus eigener Erfahrung kennen, eine gewinnbringende Lektüre sein werden, lege ich die Früchte vieler vergnüglicher und arbeitsreicher Stunden vor. Sie erheben keinen Anspruch auf literarische Exzellenz, doch ich kann guten Gewissens versichern, dass sie eine bisher in der Bürgerkriegsliteratur klaffende Lücke füllen.

      Cambridgeport, Massachusetts, 30. März 1887.

      Kapitel 01: Die Sturmglocke des Krieges

      "Millionen hören den Appell

      Erschallen nah und fern.

      Sieg oder Tod! Zur Waffe schnell!

      Für Freiheit und den Herrn."

      – E. P. Dyer, 'Die Nebel der Nation'

      "Und sie melden sich alle und marschieren davon!

      Gibt es nur noch Soldaten in dieser Nation?

      Sohn und Vater sind hier!

      Auch der Müller marschiert,

      Mit dem Mehlstaub noch klebrig und weiß in den Haaren;

      Wohin eilen sie alle mit entschloss'nem Gebaren?"

      – F. E. Brooks, 'Potomac'

      Am 6. November des Jahres 1860 konnte sich Abraham Lincoln, der Kandidat der Republikanischen Partei, gegen drei Konkurrenten durchsetzen und wurde zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Im Herbst besagten Jahres erlebte die Nation den hitzigsten Wahlkampf ihrer Geschichte. Die Demokratische Partei, die in den Jahren zuvor kontinuierlich die Oberhand in der Politik gehabt hatte, zersplitterte und nominierte zwei konkurrierende Präsidentschaftskandidaten. Die Nord-Demokraten stellten Stephen A. Douglas aus Illinois auf, der ein Befürworter der "Volkssouveränität" war, also für das Recht der Bevölkerung eines Territoriums eintrat, bei ihrer Aufnahme in den Staatenbund selbst entscheiden zu können, ob sie die Sklaverei innerhalb ihres Staatsgebietes gestatten wollte oder nicht.

      Die Süd-Demokraten nominierten John C. Breckinridge aus Kentucky, zu jenem Zeitpunkt Vizepräsident der Vereinigten Staaten. Er und seine Parteigenossen setzten sich für das Recht der Sklavenhalter ein, ihre Sklaven gänzlich ungehindert in jeden Staat und jedes Territorium der Union mitführen zu können. Dann gab es da noch eine weitere Partei, von manchen die "Friedenspartei" genannt [Anm. d. Übers.: Der offizielle Name lautete "Konstitutionelle Unionspartei"], welche auf die Verfassung als einzigen Leitfaden für die Lenkung der Geschicke des Landes verwies, zu der von den übrigen Parteien so lebhaft diskutierten Frage der Sklaverei aber keine konkrete Position anzubieten hatte. Sie hatte sich John Bell aus Tennessee zu ihrem Kandidaten auserkoren. Edward Everett aus Massachusetts trat für das Amt des Vizepräsidenten an. Die Anhänger dieser Partei bestanden aus unzufriedenen Mitgliedern der beiden anderen Parteien, die meisten von ihnen waren jedoch ehemalige Demokraten.

Grafik 2

      Auf Stimmenfang für Bell und Everett

      Diese Zersplitterung der Opposition ermöglichte es der Republikanischen Partei, die erst wenige Jahre zuvor gegründet worden war, ihrem Kandidaten zum Siege zu verhelfen. Die Republikaner hatten nicht die Absicht, die Sklaverei in jenen Gebieten anzutasten, in welchen sie bereits existierte, wollten jedoch ihre Ausweitung auf neue Staaten und Territorien verhindern. Letztere Tatsache war den Sklavenhaltern wohlbekannt und so stimmten sie nahezu geschlossen für John C. Breckinridge. Sie waren sich jedoch durchaus bewusst, dass die Republikaner nach der Spaltung der Demokratischen Partei den Sieg davontragen würden und so wurden bereits lange vor der eigentlichen Wahl erste Drohungen laut, man werde aus der Union austreten, falls Lincoln zum Präsidenten gewählt werden würde. Man maß der Redefreiheit in diesen Staaten keine sonderlich große Bedeutung bei und legte Leuten aus den Nordstaaten, die sich geschäftlich oder zum Vergnügen im Süden aufhielten und von der dortigen Mehrheit abweichende Ansichten äußerten, unmissverständlich die sofortige Abreise nahe. Hunderte flüchteten in Sorge um ihre körperliche Unversehrtheit zurück in den Norden, wobei sie gelegentlich sogar persönliche Besitztümer von beträchtlichem Werte zurückließen.

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