Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 1 Afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen, das Santería-System & Orishas. Frater LYSIR
Читать онлайн книгу.nicht verflucht wird, dass man kein gepachtetes Pech erhält, ist in diesem Kontext sehr wichtig. Da die Invokation auch immer sehr wichtig ist, werden in diesem Kontext natürlich auch manchmal die Nkisi / Nkishi direkt eingeladen, um die jeweiligen Wünsche zu erfüllen. Hierbei spalten sich aber manchmal die religiösen Meinungen, denn es wird davon ausgegangen, dass die Nkisi / Nkishi nicht nur materielle Opfergaben verlangen, wie zum Beispiel Tabak, Alkohol, Speisen, Getränke oder Blumen, sondern auch energetische Opfer, sodass manchmal davon gesprochen wird, dass Seelenessenzen den Menschen entnommen werden, um die Nkisi / Nkishi zufriedenzustellen.
Hierbei muss man aber auch wieder reflektieren, dass die Nkisi / Nkishi auch als Bezeichnung für Fetische, religiöse Hüllen oder andere magische Gegenstände verwendet werden, sodass hier auch eine Unterscheidung getroffen wird, dass die eigentlichen Geister, die Entitäten der anderen Ebene, die Bezeichnung Kimpungulu (Plural; „Mpungu“ als Singular), da diese eben die heiligen Gegenstände, die Gefäße, die Fetische, die Nkisi / Nkishi bewohnen, und als Portale in das Diesseits nutzen. Die Priester, die Schamanen, die Nganga haben in diesem Kontext natürlich auch wieder ihre sehr speziellen und individuellen Nkisi / Nkishi, sodass auch hier der Glaube existiert, dass die Kimpungulu auch sehr spezielle Nkisi / Nkishi bewohnen, sodass man sagen kann, dass jeder Nganga mit einem signifikanten Mpungu arbeitet, sodass man hier eine echte Arbeitsbeziehung, eine echte Gemeinschaft erkennen kann. Manchmal wird aber auch davon ausgegangen, dass die heiligen Objekte, die Fetische, die Nkisi / Nkishi nicht von den Kimpungulu bewohnt werden, sondern von den Essenzen der Verstorbenen, also von den Geistern der Menschen, wobei es hier in diesem Kontext nicht direkt die Ahnen sind, sondern eher „fremde Geister“. Diese werden als Nfumbe bezeichnet, sodass man auch hier wieder eine enge Zusammenarbeit bewirken kann, wenn der Schamane, der Nganga dies wünscht und forciert. Die wichtigsten Sachen sind in diesem Kontext natürlich die Invokation, wobei neben der Invokation auch immer die Trance und die Ekstase zu nennen sind. Trance und Ekstase werden auch hier wieder durch wilde Trommelrhythmen und durch Tänze erreicht, wobei auch spezielle Begleitungen und sehr grelle Farben verwendet werden, um der Religion einen besonderen Ausdruck zu verleihen. Doch es werden nicht nur die Trommeln geschlagen, nein es werden auch andere, Instrumente gespielt, wobei hier Hölzer aufeinandergeschlagen werden, um einen besonderen Ton zu erlangen, genauso wie Metalle aufeinandergeschlagen werden (hier werden dann aber auch wirklich alltägliche Gegenstände wie zum Beispiel Sparten, Hacken oder Ähnliches verwendet) um einen besonderen Rhythmus und Klang zu erzeugen. Selbst Kuhglocken werden verwendet, um in den Ritualen besondere Töne zu erzeugen.
Wie bei allen Glaubenssystemen der afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen gibt es hier natürlich sehr deutlich einen Synkretismus mit dem Katholizismus. So gibt es hier natürlich sehr wilde Vermischung, und die katholische Kirche, bzw. der katholische Glaube, findet es nicht amüsant, wenn die entsprechenden Rituale – die dann natürlich als heidnische Rituale tituliert sind – zelebriert werden. Da es auch immer wieder um divinatorische Arbeiten geht, sodass man in seine Zukunft schauen kann, wird auch dies auf das Schärfste kritisiert.
Die divinatorischen Arbeiten sind so konzipiert, dass man entweder in eine Wasserschüssel schaut, um dort die Zukunft zu sehen (also das klassische Scrying, oder eben auch die klassische Spiegelschau), doch manchmal werden auch Kuhhörner bzw. Hörner von anderen Nutztieren auf das Genaueste betrachtet, wobei diese manchmal auch im Spiegel betrachtet werden, um hier entsprechende Merkmale zu finden, die dann gedeutet werden. Da in der Religion Palo die gleichen Götter verwendet werden, wie in der Religion Candomblé will ich hier natürlich nicht eine erneute Aufzählung abdrucken, doch es sei der Hinweis gegeben, dass man sich im Kapitel „Candomblé“ die entsprechenden Informationen holen kann.
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Rastafari
Die nächste Religion, die ich hier behandeln will, trägt den Namen „Rastafari“ und ist im Grunde erst in den 1930er Jahren entstanden, wobei man hier primär Jamaika nennen muss. Mittlerweile ist die Religion weltweit verbreitet, wobei man auch hier ganz klar sagen muss, dass sie aus dem Christentum entsprungen ist, viele Bezüge zur Bibel hat, gleichzeitig aber auch eine Maxime an den Tag legt, sodass man hier sagen kann: „Lebe dein Leben und handle so, wie du behandelt werden willst!“
Manchmal scheiden sich die Geister, ob man hier wirklich eine klassische Religion betiteln kann, oder ob es auch wieder mehr ein Kult bzw. eine Heilsbewegung ist, da hier der zentrale Glaube bzw. die zentrale Prämisse sich einmal auf das Wiederkehren des Messias bezieht, welcher jedoch am 23. Juli 1892 bereits geboren wurde, und den Namen Haile Selassies trug, hierbei ein Monarch war, er war der letzte Kaiser von Abessinien, einem ostafrikanischen Staat, wobei sein Herrschertitel „König der Könige“ war, was in der altäthiopischen Sprache „Neguse Negest“ bzw. „Negusa Nagast“ lautet. Doch der Messias ist am 27. August 1975 in Äthiopien gestorben. Wie gesagt, die Religion Rastafari wurde in den 1930ger Jahren gegründet, und als Haile Selassies am 21. April 1966 auf Staatsbesuch in Jamaika war, wurde er von den Anhängern bzw. von den Gläubigen der Rastafari- Religion als Messias erkannt. Ende der Diskussion! Er wurde als Messias erkannt, und hierdurch erhielt die Religion Rastafari einen primären Ausdruck, der sich eben auf einen lebendigen Gott bezieht, der auf Erden wandelt, die westliche Politik bzw. den Kapitalismus ablehnt und hierdurch eben auf Jamaika Anhänger fand.
Die Anhänger der Religion werden „Rastas“ genannt, wobei sich die Betitelung „Rastas“ und auch „Rastafari“ auf einen Ehrentitel des äthiopischen Kaiserhofs. bzw. auf die äthiopische Sprache bezieht, da hier die Silbe „Ras“ in der äthiopischen Sprache als „Kopf“ übersetzt werden kann und eben einer der höchsten Ehrentitel am äthiopischen Kaiserhof war, da dieser Titel ausschließlich vom Kaiser verliehen werden konnte, und nur hohen Würdenträgern bzw. hohen Beamten oder auch militärischen Angehörigen verliehen wurde. Wenn man den Titel „Ras“ mit den europäischen Adelstiteln vergleichen will, dann kann man hier eine Verbindung zum „Herzog“ schlagen, der, wenn man es hierarchisch aufschlüsseln will, an sechster Stelle steht (über ihm wäre der Kurfürst, dann der Großherzog, dann der Erzherzog, dann der König und letztlich der Kaiser).
Doch was hat das mit Voodoo zu tun? Nun, im magischen Kontext ist der Messias, also Haile Selassies, ein Nachfahre des berühmten König Salomon, der König, der mit der Hilfe der 72 Genien den heiligen Tempel errichtete, sodass hier eine magische Verbindung zu erkennen ist. Der äthiopische Kaiser Menelik (der Erste) war hier das Verbindungsglied, da dieser eine legitime Abstammung des israelitischen Königs Salomons bekleidete, sodass Haile Selassies hier als Nachfahre angenommen, verstanden, akzeptiert oder auch einfach positioniert wurde. Die Kernaussage der Religion Rastafari gründet sich auf den Aussagen des damaligen schwarzen Aktivisten „Marcus Garvey“, der postulierte, dass die schwarze Rasse irgendwann alle anderen Rassen überflügeln wird, und wieder ihren angestammten, herrschenden Platz in der Weltgeschichte einnehmen würde. Offensichtlich kam in diesem Kontext der Herrscher von Äthiopien, Haile Selassies, sehr gelegen. In diesem Kontext wird die Bibel auch sehr individuell interpretiert, sodass man hier sagen kann, dass alle schwarzen Völker, die außerhalb von Afrika leben, eigentlich im Exil leben, so wie damals die Israeliten, als diese von den Ägyptern versklavt wurden. Irgendwann wird es also einen gigantischen Exodus geben, sodass alle Menschen, die ursprünglich aus Afrika stammen, zurückkehren, um dann ihren alten Machtanspruch zu fordern. Nun, auf der anderen Seite wird aber Rastafari nicht wirklich als Religion gesehen, sondern als soziale Maxime, sodass hier ganz einfach die Prämisse gilt, dass jeder Mensch sein Leben leben soll, sein Leben verändern soll, um dann das zu sein, was er will. Hierbei wird immer wieder eine besondere Spiritualität an den Tag gelegt, wobei diese Spiritualität sich sehr stark auf die Bibel bezieht, sodass man eben mit Jesus, mit Gott und auch mit den Engeln in direkter Interaktion treten kann.
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