Tabu Wenn Liebe nicht sein darf. Ute Dombrowski

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Tabu Wenn Liebe nicht sein darf - Ute Dombrowski


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      „Aber …“

      „Bis morgen.“

      Sie warf das Handy auf die Couch. Oh Mann, dachte sie, jetzt mache ich mich hier schon verrückt wegen eines kleinen Jungen.

      „Er ist erst siebzehn!“, rief sie sich zu, aber es brachte ihr die innere Ruhe nicht zurück. „Katja, du bist doch bekloppt. Du kannst und darfst nicht in einen Jungen verliebt sein, der dein Schüler ist und noch dazu Beas Sohn! Jetzt komm mal wieder auf den Boden!“

      Selbstgespräche waren nur dann nicht peinlich, wenn es niemand hörte, und im Augenblick war sie sehr froh, dass sie hier ganz alleine in ihrem Haus saß und sich verkriechen konnte, wenn sie wollte. Das war nicht immer so gewesen.

      Als sie noch klein war, starben ihre Eltern bei einem Autounfall und Katja wurde in das kleine Haus zu ihrer Oma gebracht. Die Oma kümmerte sich rührend um das kleine Mädchen, aber sie konnte ihr die Eltern nicht ersetzen. Mit den großen Ereignissen in ihrem Leben musste sie alleine fertig werden, so wie mit der Schule, dem Studium und auch mit der Liebe. Sie erinnerte sich nicht gerne an ihre ersten Erfahrungen mit den Jungs, oft war sie an die Falschen geraten und hatte viele unbedachte Entscheidungen getroffen.

      Aber trotz aller Schwierigkeiten machte sie ihr Abitur und studierte, um dann als Lehrerin in der kleinen Privatschule zu arbeiten. Schon ihre Ausbildung hatte sie dort gemacht und dabei auch die Familie Bernsing kennengelernt. Bernd Bernsing war seit langer Zeit einer der Förderer und so war es kein Wunder, dass auch Nick dort zur Schule ging. Eines Tages war sie mit Bea ins Gespräch gekommen und sie fanden sich sofort sympathisch. Mittlerweile verband sie eine lange Freundschaft. Manchmal hatte sie auf den kleinen Nick aufgepasst, wenn die Eltern aus waren, aber jetzt hatte sich alles verändert.

      Katja erkannte sich nicht wieder. Sie sah Nick an und ihr Herz klopfte bis zum Hals. Es war ihr unangenehm, wenn sie aus ihren Fantasien hochschreckte, in denen sie und Nick sich umarmten und küssten. Sie war dreiunddreißig, Nick siebzehn. Das alles schien so unwirklich, aber Katja konnte das Gefühl, sich in ihn verliebt zu haben, nicht abschütteln.

      Und nun rief dieser Kerl hier einfach an.

      Hatte er etwas bemerkt? Das konnte nicht sein, denn sie hatte sich doch immer von ihm ferngehalten. Sie hatte sich auch nur noch selten mit Bea getroffen, wobei sie die viele Arbeit als Grund vorschob. Nun saß Katja hier mit dem Handy neben sich und spürte ein unendliches Verlangen nach Nick.

      Der saß zuhause genauso verwirrt und konnte es nicht fassen, dass er es gewagt hatte sie anzurufen.

      „Was hat mich da nur geritten? Bin ich bescheuert? Katja ist eine tolle Frau und sie ist erwachsen. Sie kann sich nicht in einen wie mich verlieben. Was habe ich mir nur dabei gedacht?“

      Nick Bernsing war eine Mischung aus Bernd und Bea. Die leuchtenden, blauen Augen hatte er von Bea, die munter und quirlig war wie er. Er hatte blonde, kurze Haare wie sein ruhiger, etwas wortkarger Vater, war groß und schlank. Der viele Sport ließ seine Muskeln wachsen und mit seinen siebzehn Jahren war er sehr abgeklärt und wirkte älter, als er war. Mädchen interessierten ihn nicht so sehr, obwohl sich viele seiner Mitschülerinnen um ihn bemühten. Nick war das, was die Teenager als „Mädchenschwarm“ bezeichneten.

      Seit dieser besonderen Deutschstunde war es um ihn geschehen: Er hatte sich Hals über Kopf in Katja verliebt. In die Katja, die mit ihm gespielt und ihm vorgelesen hatte, in die Katja, die die Freundin seiner Mutter war und bei ihnen aus und ein ging, in die Katja, die seine Lehrerin war. Seufzend wollte er aus dem Zimmer gehen und seinen Vater fragen, ob er ihm etwas helfen könne, da läutete das Handy. Auf dem Display las er Katjas Namen und sofort hoffte er wieder, sie würde ebenso fühlen wie er.

      *

      „Hallo, Katja. Hast du etwas vergessen?“

      „Nein, Nick, es tut mir leid, dass ich eben so zickig war. Mir war ganz schlecht vor Schreck, als du mich angerufen hast.“

      „Was ist denn los?“

      „Das kann ich dir nicht sagen, es ist … es ist … ach, Mann, es ist einfach blöd. Vergiss es. Geht es dir gut?“

      Nick musste unwillkürlich grinsen, fühlte er doch, dass das, was Katja ihm weißmachen wollte, nicht die Wahrheit war. In seinem jugendlichen Leichtsinn kam ihm eine absurde Idee über die Lippen.

      „Weißt du was? Am besten, wir treffen uns in einer Stunde am Schwimmbad. Es ist kalt und regnet, also sind wir da alleine. Lass uns miteinander reden.“

      Nach diesen Worten legte er einfach auf und musste sich setzen, denn seine Knie waren weich wie Gummi. Er raufte sich die Haare.

      Auch Katja musste sich setzen. Er weiß es, dachte sie, er weiß, dass ich in ihn verknallt bin. Verwirrt eilte sie durch die Wohnung und blieb im Schlafzimmer vor dem Spiegel stehen.

      „Ich kann mich doch nicht mit ihm treffen!“, rief sie ihrem Spiegelbild, das ganz rote Wangen hatte, zu und schüttelte den Kopf.

      Sie hielt das Handy in der Hand und überlegte. Soll ich ihn anrufen? Soll ich mich lieber von Angesicht zu Angesicht mit ihm unterhalten? Und in diesem Augenblick traf Katja eine Entscheidung, obwohl sie ahnte, dass sie damit etwas ins Rollen brachte, das nicht sein durfte.

      Sie ging ins Bad, zog sich um und lief zum Auto, das vor der Garage parkte. Sie öffnete die Tür und setzte sich hinein, um gleich darauf wieder auszusteigen und in der Einfahrt hin und her zu laufen. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn, sie zitterte vor Aufregung, aber sie konnte nicht anders: Katja schaltete den Verstand ab und setzte sich ins Auto, um zum Schwimmbad zu fahren.

      Dort wartete Nick bereits. Er hatte seinen Eltern gesagt, dass er zu einem Kumpel müsse, um mit ihm noch etwas für ein Referat zu besprechen. Es fiel ihm nicht leicht, seine Eltern zu belügen, aber er hätte ihnen ja schlecht die Wahrheit sagen können: Hört mal, Eltern, ich liebe Katja und treffe mich jetzt mit ihr, um zu schauen, ob sie mich auch liebt.

      Er stieg vom Motorroller und musste lachen. Die Vorstellung in seinem Kopf war lustig, aber tief in seinem Inneren wusste er, dass Katja ihn nicht lieben durfte. Er richtete sich schon mal darauf ein, dass sie ihm ordentlich die Meinung sagen würde. Den Gedanken, dass sie gar nicht kommen könnte, hatte er vollkommen verdrängt. So wie Katja den Gedanken verdrängt hatte, dass alles nur ein großes Missverständnis war und Nick sie auslachen würde, wenn sie mit ihm über ihre Gefühle sprechen wollte.

      Nick sah das kleine rote Auto den Berg herunterkommen und leckte sich über die trockenen Lippen. Katja hielt neben ihm an und stieg aus. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Oder doch? Sie könnte Nick sachlich erklären, dass eine Beziehung zwischen einer Lehrerin und ihrem Schüler nicht möglich war und dass sie das auch seinen Eltern nicht zumuten könnten. Nun kam Nick zu ihr und als er vor ihr stand und sie unsicher ansah, wusste sie, dass sie nicht vernünftig sein wollte. Sie wollte Nick.

      Er hatte sich genauso wenig unter Kontrolle und erwartete schon eine Abfuhr, aber dann schaute er in Katjas Augen und konnte direkt in ihr Herz blicken. Dort waren Liebe und Begehren, keine Ablehnung, kein Verstand, der ihnen sagte, das alles zu lassen.

      „Komm, wir gehen ein Stück“, hörte er nun Katjas zitternde Stimme.

      Sie liefen in Richtung Schwimmbad und außer dem Wind, der die Tropfen von den kahlen Ästen der Bäume schüttelte, hörte man nur noch die Vögel, die sich vom schlechten Wetter nicht beirren ließen. Es hatte aufgehört zu regnen, hinter den Wolken versuchte die Sonne, sich gegen den lauernden Winter aufzulehnen.

      „Nick, es ist nicht richtig, dass wir uns hier treffen, aber ich denke, wir müssen miteinander reden.“

      „Ich weiß“, sagte Nick und sah sie ebenso wenig an wie sie ihn. „Ich sehe doch jeden Tag, wie du mir aus dem Weg gehst, dabei kann ich an nichts anderes denken als an dich.“

      Erschrocken blieb Katja stehen und griff nach seinem Arm.

      „Das darf nicht sein. Du darfst das nicht und ich auch nicht.“

      „Heißt


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