Perlen vor die Säue…. Inge Elsing-Fitzinger

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Perlen vor die Säue… - Inge Elsing-Fitzinger


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richtig blamabel.“

      „Der Hofnarr des Unternehmens durfte die Geschäftspartner eben wieder einmal zum Lachen bringen. Das wollt ihr doch, du und dein Vater, oder etwa nicht?“ Sarkasmus liegt in seiner Stimme. Er fühlt sich gedemütigt.

      „Ist doch eine vertrauensvolle Aufgabe für den Vorstand des Aufsichtsrates in der Firma des verehrten Schwiegerpapas“, ätzt Alexa und heizt damit Jürgens Aggressivität noch um Einiges an.

      „Wer heutzutage Erfolg haben will, muss raus aus dem Einheitsbrei ambitionierter Möchtegerns. Unverwechselbarkeit ist angesagt.“ Alexa tobt. Sie hat sich doch wirklich größte Mühe gegeben, ihren Mann zu etwas Besonderem aufzupäppeln. Vorausgesetzt die Inszenierung stimmt. Heute allerdings hat die Firma Einiges von dem seriösen Anstrich verloren, fürchtet sie verärgert.

      „Das Ansehen eines Unternehmens wird größtenteils von der Person geprägt, die an der Spitze steht“, keift sie weiter. „Einem durch negative Presse ins schiefe Licht geratenem Unternehmen wird kaum irgendwer je wieder sein Vertrauen schenken. Wann kapierst du das endlich, Idiot.“

      Ihr Blick fällt auf Jürgens nagelneuen Kaschmeeranzug. Unverwechselbar vom besten Schneider Wiens angepasst. Einfach perfekt. Sie hat all ihr Können in das Projekt Traummann gesteckt. Hat versucht aus ihm ein Original, ein Erfolgsprodukt, einen Bestseller zu machen. Ist mir doch beinahe gelungen, überlegt sie. Aber dieses Fiasko da eben im Sitzungssaal… Sie ist völlig aus dem Häuschen, und Papa erst.

      „Wie du dich vor meinem Vater rechtfertigen willst, bin ich ehrlich gespannt.“ Ihr vernichtender Blick gibt Jürgen den Rest. Alexa wendet sich zu Gehen, dreht sich dann noch einmal kurz um, und meint mit etwas versöhnlicherer Stimme: „Übrigens, der Ausschuss hat einheitlich beschlossen, Morgen Vormittag ein weiteres Meeting anzusetzen, um die endgültigen Abschlüsse unter Dach und Fach zu bringen. Wie du die gewieften Kunden allerdings positiv stimmen willst, steht für mich noch in den Sternen. Ich hoffe für dich, dass dir etwas Vernünftiges einfällt.“ Sie macht auf dem Absatz kehrt und klappert die breite Treppe hinunter, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.

      „Verdammt noch mal! Ich habe meine Pflichten in letzter Zeit viel zu sehr schleifen lassen“, stöhnt er unhörbar. „Außerdem waren da heute einige alte Füchse dabei, die meine hinterhältigen Schachzüge eher früher als später durchschaut hätten.“ Er sitzt gewaltig in seinem eigenen Dreck.

      Eilig verlässt er das Gebäude, wütend, ziemlich verwirrt, völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Ein kaum gekanntes Gefühl für einen Größenwahnsinnigen wie ihn. Nur wenige der Anwesenden haben ihm überhaupt zugehört. Einige dösten friedlich vor sich hin, der Rest saß gegen Ende des Meetings in tranceähnlicher Meditation auf den bequemen Stühlen. Völliges Desinteresse hatte sich breit gemacht.

       Warum hab ich die Schläge nicht ausreichend pariert? Warum fielen mir keine überzeugenden Argumente ein, wie sonst auch immer.

      Seine eher hilflosen Versuche, die Vorteile der neuen Kollektion, die bestkalkulierten Preise, das umwerfende neue Design ins rechte Licht zu rücken, glichen eher einer billigen Werbeveranstaltung mit heiterer Note. Er braucht einen klaren Kopf, um richtig argumentieren zu können. Ein wohlgesetztes Punkt- für Punktprogramm muss klare Fakten dokumentieren. Kein Larifari. Kein belangloses Gewäsch, total unseriös, absolut unglaubwürdig, wie es eben passiert ist.

      Rasch wirft er noch einige Münzen in die Parkuhr, lässt seinen Wagen stehen. Zu Fuß macht er sich auf den Weg in die Innenstadt. Er hat Hunger. Vielleicht fallen ihm mit vollem Magen doch noch einige Tricks ein, um das Geschäft zu einem günstigen Abschluss zu bringen.

      Er atmet tief durch, nimmt die Abkürzung durch die Fußgängerzone.

      In Gedanken rekapituliert er nochmals die voran gegangene Unterhaltung. „Wirklich saublöd, wie ich mich da gestellt habe“, murmelt er wie ein Geistesgestörter vor sich hin.“ Armselige Argumente. Schweißperlen treten ihm auf die Stirn. „Hatte ich wirklich Angst und redete nur, weil ich die zermürbende Stille nicht mehr ertrug, die mir entgegenschlug“, verwünscht er das eben erlebte Fiasko. Wo war seine kraftvolle Stimme, seine Überzeugungskraft geblieben. Richtig farblos musste er gewirkt haben. Ein Nervenbündel, das mit heiserem Gurgeln seine Argumente hervorstotterte. „Idiotisch, sich so zu blamieren.“ Wut auf sich selbst steigert sich von Minute zu Minute. „Der Vormittag war eine reine Farce“, flucht er erneut.

      Die Sympathie der Familie hat er verspielt, das wird ihm langsam klar. Die eisige Miene des Seniors, der am ganzen Körper schwitzend liebend gerne unter den Tisch gekrochen wäre. Wie soll er sich aus diesem Schlamassel wieder herauswühlen? Würde sich Morgen eine zweite Chance ergeben?

      Alexa würde möglicherweise nachgeben, wenn er ihre sexuellen Begierden wunschgemäß erfüllte. Den gestrengen Vater wohl gesonnen zu stimmen, erfordert mehr als dummes Gefasel und ein steifer Schwanz. „Dieser verdammte Sturbock hält an alten Traditionen fest wie ein Steinzeitmensch, weicht keinen Millimeter von der geraden Bahn ab. Mit seriösem Gebaren kann man heut zu Tage doch keine lukrativen Geschäfte mehr machen. Heute punktet man mit Raffinesse, Bluff, wenn es sein muss mit Betrug“, spricht er seine Gedanken abermals laut aus.

      Er ist überzeugt, mit Ehrlichkeit gleiten einem die besten Geschäfte aus den Fingern. Der Schwiegervater hat ihn von Anfang an durchschaut. Jetzt entlädt er mit Bestimmtheit all seinen Frust und sein Misstrauen auf ihn. Er hat nicht die geringsten Gegenargumente, um sich zu rechtfertigen, geschweigedenn sein angekratztes Image aufzupolieren. Kämen all seine Schweinereien tatsächlich ans Tageslicht, landete er unweigerlich im Gefängnis. Eingefärbte Kunststeine, die er als echt angeboten hat. Perfekt zwar verarbeitet, aber eben doch nur Plagiate, die nicht weiter überprüft würden, Dank des guten Rufes und der Seriosität der de Breests. „War ja auch wirklich bodenlos leichtsinnig von mir“, flucht er weiter. „Mit etwas mehr Krips hätte ich auf dem Schwarzmark auch echte Steine zu günstigen Preisen erwerben können.“

      Kalter Schauer überrieselt ihn bei dem Gedanken an eine enge Zelle, Dreck. Fiese Kumpane, die ihn verspotten, verhöhnen, ihn womöglich vergewaltigen. Schlipsträger sind in diesen Kreisen ein rotes Tuch.

      Edle Steine nachzuahmen ist nicht verboten, beruhigt er sich langsam. Wenn durch Nachahmung jedoch höherwertige Steine vorgetäuscht und zu überhöhten Preisen angeboten werden, dann ist das Betrug. Betrug. Betrug. Schweißperlen stehen ihm auf der Stirn.

      Schon die alten Ägypter täuschten mit Glas und Glasuren wertvolle Steine vor, lächelt er plötzlich genüsslich. Seine Gedanken überschlagen sich. Joseph Strasser entwickelte eine Glassorte, die lange Zeit als Diamantersatz täuschte. Warum sollte es ihm jetzt nicht gelingen, diese herrlich gefertigten Imitationen klaglos an den Mann zu bringen. „Außerdem habe ich ja großteils zusammengesetzte Steine verwendet“, murmelt er vor sich hin. Sein Schädeln dröhnt weiter. Diese wunderbaren Dubletten, auch einige Tribletten. Die Nähte, kunstvoll in verspielte Fassungen gebettet. Keine Naht ist zu erkennen. Seine Produkte sind tatsächlich mit äußerster Raffinesse gefertigt. Eine Echtheitsprüfung wäre erst nach aufwendigen Untersuchungen möglich. Juwelier De Breest sorgte seit jeher für beste Qualität. Kein Mensch würde auf den abwegigen Gedanken kommen, einen von ihm verarbeiteten Stein auch nur ansatzweise anzuzweifeln. Umfangreiches Instrumentarium wäre von Nöten, das allerdings die Möglichkeiten eines durchschnittlichen gemmologischen Labors bei weitem überstiege. Kein Kunde käme auf die irrwitzige Idee, die Steine mit Röntgenstrahlen, Rasterelektronikmikroskopen oder gar mit dem Laser einer spektroskopischen Analyse zu unterziehen.

      Reichlich geschafft steuert er ein Beisel an der gegenüberliegenden Ecke an. Er muss nach dem Essen sofort mit einigen Leuten telefonieren, die ihm möglicherweise mit Rat und Tat zu Seite stehen könnten. Es gibt doch immer eine Möglichkeit, sich wieder aus dem Dreck zu ziehen, nur im Augenblick fällt mir absolut keine ein.

      „Dort drübn is no a Tisch frei“, schreckt ihn eine keifende Stimme aus seinen Gedanken. „Wolln’s ina net endlich setzen, i hab net den ganzn Tag Zeit.“

      Ein völlig neuer Tonfall. Sonst wird er meist mit großer Höflichkeit eingeladen, Platz zu nehmen. Verdutzt folgt er der ausgestreckten


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