Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski

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Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski


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seine kleinen westlichen Zuflüsse und seine Flutebene eine variable Feuchtezone von 20 bis 40 km Breite. Diese Gunstzone, teilweise als Marsch bezeichnet, wurde von den Jornada intensiv genutzt. Viele der größten und bevölkerungsstärksten Jornada-Pueblos befanden sich entlang des Flusses an Marschflächen, auf Uferterrassen und/oder am Fuß von zum Flusstal strebenden Erosionsfächern. Archäologische Befunde aus dieser Zone sind aber schon naturbedingt spärlich.

      Die Talbereiche des Rio Grande wurden in historischen Zeiten landwirtschaftlich stark genutzt und durch Siedlungen bebaut, außerdem sind große Teile des Flusstales durch Wasserrückstau wie z. B. dem Elephant Reservoir (1916), dem Caballo Reservoir (1938), dem Leasburg Dam (1919) und dem American Dam (1938) im Jornada-Bereich überflutet. In Verbindung mit der Tatsache der hohen Erosionsempfindlichkeit der einetagigen Adobe-Pueblos der Jornada, der geringen öffentlichen/gesetzgeberischen Aufmerksamkeit für diese - im Gegensatz zum Pueblo Bonito (Chaco Anasazi) und zur Casa Grande (Hohokam) - optisch unattraktiven prähistorischen Überreste (falls sie überhaupt als solche erkannt wurden!) und den zum Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts vergleichsweise trivial gehandhabten archäologischen Untersuchungen sind weite Teile des Rio Grande Tales heute für die moderne Archäologie zur toten Zone geworden.

      Dagegen haben sich architektonische Überreste und Artefakte in den für die moderne Landwirtschaft und entsprechende Siedlungen unattraktiven Trockengebieten zwischen Rio Grande und dem Pecos River - oft auch als Trans-Pecos bezeichnet - relativ gut erhalten und belegen auch die Nutzung der flussfernen, trockenen Gebiete. Letzteres führte aus US-amerikanischer Sicht zur Bezeichnung „Wüsten-Mogollon“, obwohl die Jornadas sicher im größeren Umfang eine flussnahe Kultur wie auch die historisch überlieferten Concho-Indianer praktizierten. Aus der Sicht der „Wüsten-Mogollon“ wurde das Trans-Pecos Gebiet auch als Kerngebiet der Jornada bezeichnet, was

       geographisch

      sicher auch eine gewisse Berechtigung hat, aber von der wirklichen Bevölkerungsverteilung im riverinen Gebiet ausgehend, einen verfälschenden Eindruck hervorruft.

      Auch der Pecos River und der Bereich einiger seiner westlichen Nebenflüsse (z.B. Rio Hondo) wurden bodenbauerisch genutzt. Der Pecos River war für die Jornada aber auch die Übergangszone zum potenziellen Jagdgebiet der Pecos Plains. Generell ist der Pecos River teilweise als Ostgrenze der Bodenbau betreibenden Mogollon Jornada ausgewiesen.

      2.3.2. Die Chronologie und ihr kultureller Hintergrund

      Chronologie I (für die Western Jornada; Rio Grande Bereich und

       Trockenlandbereiche zwischen Rio Grande und den Sacramento Mountains)

      Mesilla Phase oder Grubenhaus Periode ... ( 200 bis 1100 u.Z.)

      Dona Ana Phase ................................... (1100 bis 1200 u.Z.)

      El Paso Phase oder Pueblo Periode .......... (1200 bis 1450/1500 u.Z.)

      Die Mesilla Phase (200 bis 1100 u.Z.) ist von der Grubenhaus-Architektur und der Verwendung von Keramikgefäßen charakterisiert. Der kulturelle Unterschied zwischen der Mesilla Phase und der vorangegangenen Archaischen Periode (Hueco Phase: 900 v.d.Z. bis 200 u.Z.) ist fließend und nur graduell. Die Mesilla Niederlassungen zeigen einen höheren Grad an Sesshaftigkeit als jene archaischen und sind in allen ökologischen Zonen zu finden. Die Standortgrößen reichen von kleinen und großen Campplätzen bis zu Weilern und sogar Dörfern. Keramisch markierte Standorte dieser Region befanden sich meist in unteren Höhenlagen. Kleine Höhlenunterkünfte erschienen seltener als zur archaischen Zeit. Größere Niederlassungen befanden sich auf den Flussterrassen oder lagen im Fußbereich angeschwemmter Erosionskegel, wo die abfließenden und nachsickernden Wasser einem einfachen Gartenbau genügten. Bei abbaubaren Salzlagerstätten (trockene Salzseen) im östlichen Tularosa Becken wurde einfache, sehr bruchempfindliche Keramik (zur Salzaufbewahrung?) aus der Zeit von 700 bis 1000 u.Z. gefunden.

      Die Dona Ana Phase (1100 bis 1200 u.Z.), die Übergangsphase vom Grubenhaus zum Pueblo, wurde anfangs durch Keramik aus Oberflächensammlungen definiert. Bemalte Keramik einschließlich der El Paso Bichrome und Polychrome erschien in dieser Zeit erstmalig innerhalb des Kulturbereiches der Jornada. Andere eindrucksvolle Tonwaren umfassen Chupadero Black-on-white, Three Rivers Red on Terracotta, St. Johns Polychrome und Lincoln Black on Red. Standorte aus der Dona Ana Phase befanden sich u.a. in der McGregor Range dicht bei den Schwemmsanderosionsfächern auf der östlichen Vorderseite der Otero Mesa. Weitere Niederlassungen aus dieser Zeit umfassen mehrere Dörfer und eine Anzahl von komplexen Camp-Stätten beziehungsweise möglichen saisonalen Weilern. Isolierte Felshöhlenunterkünfte und mehrere Stätten mit anscheinend spezieller Funktion, Ressourcenbeschaffungs- und Verarbeitungsstätten stammen auch aus dieser Zeit. Die meisten Stätten aus der Dona Ana Phase erscheinen auf Bergausläufern und Canyons, aber einige treten auch im heutigen wüsten Flachland auf.

      In der El Paso Phase (1200 bis 1450 u.Z.) erfolgte im Jornada-Gebiet der Übergang zu im Wesentlichen einetagigen Pueblo-Bauten aus Adobeblöcken. Diese übertägigen Bauten wurden teilweise über den Standplätzen früherer Grubenhäuser errichtet, teilweise befanden sich Grubenhäuser und Adobe-Pueblos auch zur gleichen Zeit und am gleichen Ort in Nutzung. Der Pueblo-Bau belegt auch eine Intensivierung des Bodenbaus und markiert z.B. für das Tularosa Becken eine Periode mit der vielleicht intensivsten Nutzung während der prähistorischen Zeit.

      Es wurden Pueblos mit 10 bis über 100 Räumen in geradlinigen Ausrichtungen mit der Vorderfront nach Süden gebaut. Manchmal waren sie mit einer zentralen Plaza verbunden. Selten waren sie teilweise um eine Plaza angelegt. Zusätzlich zu den Tonwaren aus der Dona Ana Phase erscheinen in den Artefaktsammlungen Gila Polychrome und Ramos Polychrome und belegen interaktive Kontakte zu den Gebieten der Mimbres und den Bewohnern von Paquime.

      Die Bodenbau- und Wohnstandorte wurden u.a. in der Wasserabflusszone der Hueco Mountains nachgewiesen, wo sich zeitweise wasserführende Erosionsfächer von den Sacramento Mountains mit Teilen des benachbarten Wüstenflachlandes verbanden. Dieser Bereich war saisonal ein feuchtes, fruchtbares Gebiet mit meist großen Wohnstandorten. Dies ist ein Kennzeichen dafür, dass das Gebiet einmal größere Niederschlagsmengen als heute erhielt. Mehrere Bodenbaustätten der El Paso Phase wurden auch im Hochland nahe großen saisonalen Flussläufen gefunden. Standorte spezieller Aktivität befanden sich dicht bei ihren entsprechenden Ressourcen, die unabhängig von ihrer physischen Lage ausgebeutet wurden.

       Chronologie II (für die Eastern Jornada; zwischen Sacramento Mountains und Pecos River)

      Die chronologische Abfolge der Eastern Jornada erfolgte aufgrund von Veränderungen in den Niederlassungsmustern und dem keramischen Bestand. Diese Phasen sind die

      Querecho Phase ... ( 900/ 950 bis 1100/1150 u.Z.)

      Maljamar Phase ... (1100/1150 bis 1300 u.Z.) und

      Ochoa Phase ....... ( 1350 bis 1450 u.Z.).

      Querecho Phase (900/950 bis 1100/1150 u.Z.)

      Die östlichen Jornada stützten sich in einem stärkeren Maß als die westlichen Jornada auf die Jagd- und Sammelwirtschaft. Die Niederlassungen dieser Zeit sind normalerweise unbebaute, offene Stätten, die keine besonderen Beziehungen zu speziellen Landschaftsformen aufzuweisen scheinen und offensichtlich in erster Linie als Jagd-Camps dienten. Aufgefundene Artefaktanhäufungen bestehen aus Steinabschlägen und -werkzeugen und Scherbenstreuungen und umfassen gelegentlich auch Grundstein-Fragmente. Die für diese Zeit typische Keramik umfasst El Paso und Jornada brownwares, Jornada Red-on-brown, San Andres Red-on-terracotta und Chupadero Black-on-white. In dieser Phase trat eine Veränderung in den Formen der Grundstein-Werkzeuge von flachen Plattenmetaten und entsprechenden Manos zu ovalen Beckenmetaten mit konvex geformten Manos auf.

      Maljamar Phase (1100/1150 bis 1300 u.Z.)

      In dieser Phase erfolgte eine Veränderung im Niederlassungsmuster von der Vorherrschaft von


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