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24 Stunden dauern: der Mensch muss sich ja, soviel er nur kann, Gott hingeben! In Wirklichkeit aber hat Gott nicht selten an anderen Dingen mehr Gefallen als am Gebet und freut sich dann sogar, wenn man darauf verzichtet - um wieviel mehr, wenn man es nur abkürzt. Gewiss muss man beten und nicht ablassen; aber in einem vernünftigen Sinn, so wie es die Heiligen und Gottesgelehrten verstanden haben.

      Oft stürzt sich der Mensch in die Arbeit, nur um nicht beten zu müssen. Aber ebenso oft betet er nur, um einen Entschuldigungsgrund zu haben, das nicht tun zu müssen, was er tun sollte.

       Es kommt vor, dass man, um den alten Menschen zu kreuzigen, den neuen kreuzigt und wegen der Schwäche nicht die Tugenden üben kann.

      Mancher Asket hat es bei seinen Selbstkasteiungen zu bewundernswerten Höchstleistungen gebracht. Er hat sich so sehr um heroische Tugenden bemüht, dass er keine Kraft mehr hatte, anderen zu nützen.

       Wenn sich unser Herz einmal gewandelt hat, was Wunder, dass dann durch uns auch die Welt gewandelt wird.

      Die meisten Reformer waren allzu selbstlos: sie stellten die eigene Erneuerung hintan und setzten alle Kräfte ein, die anderen zu ändern. Sie fanden sich damit ab, selbst unvollkommen zu sein, und taten alles, andere mit Gewalt zu Heiligen zu machen.

       Die Dinge dieser Welt ohne Sorgfalt zu tun bedeutet nicht viel; aber die Dinge Gottes ohne Sorge zu tun, das ist unerträglich.

      Erst wenn man begriffen hat, dass auch die Dinge dieser Welt etwas mit Gott zu tun haben, wird man sie sorgfältig tun. Diesseits und Jenseits liegen nicht so weit auseinander, wie man gemeinhin meint. Im Hier und Jetzt wird begonnen, was auch für die künftige Welt von Bedeutung ist.

       Für jeden Papst würden zur Reform der Welt nur drei Dinge notwendig sein und genügen: die Reform der eigenen Person, die Reform seines Hauses, die Reform des römischen Hofes und der Stadt Rom.

      Luther wollte mit 95 Thesen aus einer sündigen eine heilige Kirche machen. Ignatius war im Unterschied dazu der Meinung, diese eine These, mit der Reform bei sich zu beginnen, reiche aus.

       Wenn euch die Klugheit als seltener Vogel und schwierig zu haben erscheint, so ersetzt sie wenig-stens durch Gehorsam.

      Niemand kann in allen Bereichen Experte sein und alle Wege kennen. Es ist darum klug, sich in schwierigem Gelände oder fremden Gegenden Ortskundigen anzuvertrauen.

       Schau in nichts auf Menschenrücksicht, sondern halte deinen Geist innerlich so frei, dass du auch jedesmal das Gegenteil tun könntest.

      Menschenrücksicht verführt zu faulen Kompromissen. Man wird ohnehin nie vermeiden können, Menschen zu enttäuschen, weil ihre Erwartungen nun einmal zu verschieden sind. Wer frei sein will, muss sich gegen Zwänge von innen oder aussen wehren können.

       Was ein Schlaffer in vielen Jahren nicht erreicht, pflegt ein Eifriger in kurzer Zeit zu erreichen.

      Ignatius und Franz Xaver sind dafür Beispiele: Der eine schaffte es innerhalb von zwei Jahrzehnten, einen neuen Orden aufzubauen, der fast in allen Teilen der Welt Fuß fassen konnte. Der andere konnte zwischen 1540 und 1553 weite Teile Ostasiens für das Christentum gewinnen.

       Für den, der bloß sich selbst retten und heiligen will, ist kein Platz in der Gesellschaft. Wer nicht gut in diese Welt passt, der passt auch nicht zu uns.

      Ein Orden, der zur Sammelbewegung für Enttäuschte, Lebensmüde oder Lebensuntüchtige wird, macht sich zum Lazarett und wird bald Pflegepersonal für sich in Anspruch nehmen müssen.

       Was bei anderen nicht wenig wäre, wird es bei euch sein. Ich werde es nicht unterlassen, selbst denen von euch, die laufen, die Sporen zu geben.

      Der Ordensgründer hatte etwas dagegen, dass die Mitglieder seines Ordens minimalistisch denken und sich mit dem einmal Erreichten zufriedengeben. Sie sollten sich alles abverlangen und nach dem ‘Magis‘ streben.

       Ein Mitglied der Gesellschaft muss viele Augen haben wie der Teufel.

      Man mag noch soviel gegen den Teufel einzuwenden haben, man muss anerkennen, dass er fleißig ist und es meisterhaft versteht, die Chancen für seine Ziele klug zu nützen.

       Wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen würde, wenn sie sich der Führung der Gnade rückhaltlos übergäben.

      Dabei muss vor allem ein Hindernis überwunden werden: die Furcht, Hingabe an Gott bedeute den Verlust der Freiheit und Verkümmerung.

       Mit dem gesunden Leib werdet ihr viel tun können; mit dem kranken weiss ich nicht, was ihr können werdet.

      In einem gesunden Leib wohnt zwar nicht immer ein gesunder Geist. Aber ein gesunder Geist kann krank werden, wenn er sich in einem kranken Leib aufhalten muss.

       Wenn du willst, dass man dir gehorche, so gib keine Befehle!

      Ein Vorgesetzter, der versucht, Untergebenen seinen Willen aufzudrängen, und nicht zulässt, dass sie mitdenken und mitentscheiden, entmündigt sie. Er wird dadurch nur erreichen, dass sie ihre Aufgaben lustlos und ohne Engagement erfüllen.

       In allem, was du unternimmst, halte dies vor allem fest: dass du dich den Dingen, nicht aber die Dinge dir unterwirfst.

      Natürlich soll niemand sich von Menschen oder Dingen abhängig machen. Er hüte sich vielmehr vor der Versuchung, über andere herrschen zu wollen. Er muss für die anderen da sein und sich an sie verschenken.

       Nicht das Vielwissen sättigt die Seele und gewährt Frieden, sondern das innere Fühlen und Verko-sten der Dinge.

      Das Sammeln von Erkenntnissen bringt letztlich keinen Nutzen. Der Mensch soll die Wahrheit zu erfassen suchen, ja sich von ihr erfassen lassen.

      Die Armutsregelung

      Sie bereitete dem Ordensstifter große Schwierigkeiten. Wie schwer er sich auf der Suche nach einer befriedigenden Lösung tat, geht aus seinen Aufzeichnungen hervor:

       "Teilweiser Besitz ist eine Verwirrung, voller Besitz ein Ärgernis und Nichtbesitz eine Torheit."

      Nach dem Abwägen aller Für und Wider entschied er sich für das Gelübde der Armut und führte dafür als Gründe an: "Wenn man nichts Sicheres will, wird alle weltliche Habsucht beschämt." Man ist dann "mehr geneigt, alles von Gott zu erhoffen". Schließlich spricht man "mit größerer Freiheit von geistlichen Dingen und kann andere besser zur wirklichen Armut überreden".

      In den Konstitutionen lautet die Verpflichtung: "Alle, die unter dem Gehorsam der Gesellschaft Jesu sind, sollen sich erinnern, dass sie umsonst geben müssen, was sie umsonst empfangen haben." Man kann das Armutsverständnis des Ordens auf die Formel bringen: Tantum - quantum. Es geht in erster Linie nicht um den Verzicht, sondern um den rechten Gebrauch: Alle Dinge - sofern sie gut sind und dem Ziel dienen - nützen, und alle Dinge, die hinderlich sind, lassen.

      Die Frage, was mit dem Geist der Armut vereinbar oder nicht mehr vereinbar ist und wie die Armut im konkreten Alltag auszusehen hat, bereitete der Ordensleitung immer wieder Kopfzer-brechen: So schärfte man den Ordensangehörigen zu wiederholten Malen ein, für ihre Tätigkeiten keinerlei Entlohnungen anzunehmen.

      Als der Orden aufgehoben wurde, reichte das Vermögen nicht aus, für den Unterhalt aller Exjesuiten aufzukommen. Das hinderte jedoch die vielen, die Beute zu machen hofften, aber leer ausgingen, nicht, die Behauptung auszustreuen: Die Jesuiten hätten es verstanden, ihre Güter rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.

       Warum wird man den Verdacht: die Reichtümer der Jesuiten seien ungeheuer, nie aus der Welt vertreiben können? - Weil man fast nie von dem, der Behauptunqen


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