Sisgard und Alveradis. Norbert Wibben

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Sisgard und Alveradis - Norbert Wibben


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dieser Rede errötet Eila tief. Sie wehrt ab: »Nein, gerettet habe ich ihn und dich nicht, ich habe nur von ihm geträumt. Die Rettung erfolgte durch die anderen!«

      »Trotzdem gelang es nur, weil du die notwendigen Informationen beigesteuert hast. Bitte erzähle mir genau, was du dort gesehen hast.«

      Zur gleichen Zeit im Westen des Landes.

      Die fünf Zauberer sitzen beratschlagend in dem bekannten Raum der Burg Munegard.

      »Wir haben bereits viele der gegnerischen Zauberer und ungezählte Menschen getötet. In der ersten Zeit gelang unser Plan recht gut, aber bald darauf müssen sich unsere Gegner abgesprochen haben. Die Mehrzahl unserer Aktionen gelingt nicht so, wie wir es wollen.

      Auch unser jüngster Versuch, eine Ausbilderin und eine junge Trägerin eines Armreifs zu ergreifen oder zu töten, misslang. Woran das gescheitert ist, weiß ich nicht. Habt ihr eine Idee?« Er blickt in drei verneinende Gesichter.

      Aber Sören erwidert: »Sie müssen ein sehr schnelles Warnsystem nutzen, wodurch sie derart auf unsere Angriffe reagieren können.«

      Bearach ergänzt: »Aber wie sie das machen, wissen wir nicht. Manchmal stehen innerhalb kurzer Zeit gleich mehrere Gegner gegenüber. Um uns selbst zu retten, müssen wir dann oft unser Vorhaben abbrechen und flüchten. So darf das nicht weitergehen, sonst werden wir nicht erfolgreich sein!«

      Mit zornblitzenden Augen und geballten Fäusten springt er auf. Viele der Fackeln und Kerzen erlöschen, es wird dunkel in dem Raum.

      »Was soll das?«

      »Was ist los?«

      »Werden wir angegriffen?« Die Stimmen der anderen klingen aufgeregt, nur Sören bleibt wie immer ruhig.

      Plötzlich brennen alle Fackeln und Kerzen wieder. Es schweben noch leichte, gekräuselte Rauchfahnen in der Luft, die sich bald darauf aufgelöst haben.

      »Wir müssen unsere Strategie ändern, und ich weiß auch wie«, verkündet der Anführer der fünf Zauberer. »Wir stellen mehrere, plündernde Gruppen zusammen, die in allen Teilen des Landes aktiv werden. Sie sollen alle Siedlungen der Menschen und ihre technischen Gewerke zerstören, wenn sie sich nicht unterwerfen. Wir erschaffen uns ein Königreich des Schreckens. In dem ich der König sein werde.« Den letzten Satz spricht er nicht aus, sondern denkt ihn nur.

      »Wir bleiben in Kontakt mit Spähern, die diese Gruppen begleiten. Falls es große Widerstände gibt, werden wir uns gegenseitig informieren und gemeinsam eingreifen. Ich gehe nicht davon aus, dass sich die Oberen und die verbliebenen Auserwählten gemeinsam diesen Angriffen entgegen stellen werden. Sie werden vielmehr denken, dass es unzufriedene Menschen sind, die auf diese Weise protestieren. Darum werden sie nicht eingreifen.

      Aber wir gewinnen dadurch an Einfluss, Macht und Reichtum!«

      Er macht eine kleine Pause. »Falls sich hin und wieder doch einer dieser Zauberer einmischt, sind wir zusammen stark genug, um mit ihm fertig zu werden. Auf Dauer werden wir siegen!«

      »Die Idee scheint erfolgversprechend zu sein!«

      »Das hört sich gut an!«

      »So sollten wir vorgehen!«

      In das einsetzende, zustimmende Stimmengewirr, mischt sich eine Frage Sörens: »Woher kommen denn unsere Kämpfer? Sie dürfen ja nicht als unsere Beauftragten erkannt werden, da sonst die Gegenseite sofort Bescheid weiß. Wolfskrieger können wir also nicht einsetzen.«

      »Ich unterhalte eine kleine Armee, die ich zur Verteidigung meiner Burg gegen etwaige Angriffe benötige. In meinem Einflussbereich habe ich zudem »normale Menschen« als Kämpfer ausbilden lassen, die ich dafür nutzen werde. Außerdem können einige von unseren Zauberern die Gruppen begleiten, sie dürfen dabei allerdings keine Zauber anwenden. Ihr könnt zusätzliche Kämpfer beisteuern, so dass diese Gruppen schlagkräftig genug sein werden.«

      Jetzt nickt auch Sören, doch dann hat er noch einen Einwand. »Wir haben noch etwas Wichtiges vergessen«, wirft er in den Raum. Verständnislos blicken ihn die anderen an. Nach einer kleinen Kunstpause erörtert er lächelnd seine Gedanken: »Wir müssen die Ausbilder der verschiedenen Zauberbereiche in unsere Gewalt bringen. Wer nicht auf unserer Seite steht, muss getötet werden. Wer nach ausreichender Überprüfung eindeutig auf unserer Seite steht, darf mit der Ausbildung junger Zauberer weitermachen. Wir müssen die Einstellung der Ausbilder uns gegenüber immer wieder in unregelmäßigen Abständen überprüfen. Nur so können wir verhindern, dass unsere Gegner wieder erstarken.« Er blickt in zustimmende Gesichter.

      Bearach lächelt ihm anerkennend zu: »Ich sehe, du denkst schon weiter. Du hast damit völlig Recht. Wir müssen unseren Sieg auf Dauer absichern, und die Lenkung der Ausbildung junger Zauberer ist vielleicht der wichtigste Baustein dafür!«

      »Vielleicht sollten wir auch eine zentrale Ausbildungsstelle für Zauberer errichten, sozusagen eine Zaubererschule? Dann wäre die Kontrolle der Ausbilder einfacher. Aber das ist etwas, was wir entscheiden sollten, wenn wir die alleinigen Führer sind!«, ergänzt Sören.

      Finley benötigt etwas länger als gedacht, um den Aufenthalt von Sisgard zu ermitteln. Diese ist an keinem der ihm bekannten Orte zu finden, also erkundigte er sich bei Roarke.

      Hier erfährt er, dass dieser, wie auch die Schulleiterin Professor Hlin, sich große Sorgen um Erdmuthe machen. Die sie versorgenden Elfen berichten davon, dass sich ihr Erschöpfungszustand nicht bessern will. Sie wird eher immer schwächer. Solveig befürchtet, dass der dunkle Fluch, der sie im letzten Jahr beim Angriff der Wolfskrieger getroffen hat, wieder stärker wird. Er scheint die Wirkung des Lebenselixiers von Nicolas Flamel aufzuheben.

      Also hat Roarke Sisgard zur Hilfe gerufen, der sich daran erinnert hat, wie diese im letzten Jahr Lebensenergie auf den geschwächten Knuth übertragen hatte. Gemeinsam haben Solveig, Professor Hlin und Roarke mit Sisgards Hilfe etwas ihrer Energie auf Erdmuthe übertragen, deren Schwäche daraufhin sichtlich abnahm. Zur Sicherheit befindet sich Sisgard jetzt noch in Serengard.

      Finley sucht sie dort auf und verabredet mit ihr einen Zeitpunkt, zu dem er Eila bringen soll. In fünf Tagen wird sie in Castellum Saxi auf sie warten.

      Als Finley mit dieser Botschaft bei Sorcha und Eila eintrifft, ist es schon fast Abend. Daher beschließen sie, erst am nächsten Morgen zu Eilas nächsten Ausbildung aufzubrechen. Darüber ist sie froh, da sie sich nicht von Sorcha trennen möchte. Sie verstehen sich wirklich gut und kichern manchmal wie kleine Mädchen. Finley kann in solchen Momenten nur mit Mühe an sich halten. Seine Augen verdreht er trotzdem. Irgendwie muss er dieses Verhalten doch kommentieren.

      Der nächste Morgen sieht trübe aus. Graue Wolken hängen tief am Himmel, sie scheinen fast den Erdboden zu berühren. Prüfend mustern Finley und Sorcha das Umfeld, das bis zum Horizont einsam daliegt.

      »Das gefällt mir nicht«, kommentiert Sorcha das Wetter.

      Finley stimmt ihr zu: »Natürlichen Ursprungs scheint das nicht zu sein. Es deutet eher auf eine Heimtücke der Dubharan hin.« Beide grübeln, dann ergänzt der junge Zauberer: »Es ist fast, wie mit dem Unwetter vor mehreren Tagen. Wir waren dankbar für die Möglichkeit, uns bei dem Wirt aufzuwärmen. Beinahe wären wir sogar dortgeblieben.«

      »Es scheint so, als wenn eure Weiterreise zu Sisgard verzögert werden soll«, ergänzt die Elfe. »Wenn die Dubharan vermuten, dass Eila eine derart junge Zauberin ist, dass sie nicht mittels magischem Sprung reisen kann, sind euch vielleicht Wölfe auf der Spur. Das schlechte Wetter könnten die dunklen Zauberer heraufbeschworen haben, um euch aufzuhalten!«

      Sorcha nimmt ihre Waffen an sich und hüllt sich in einen schützenden Umhang. Ihr Schwert verbirgt sie darunter, unsichtbar auf dem Rücken befestigt. Den mit Pfeilen gefüllten Köcher trägt sie darüber, um sie notfalls schnell zur Verfügung


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