Einführung in den Buddhismus. Geshe Kelsang Gyatso

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Einführung in den Buddhismus - Geshe Kelsang Gyatso


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an meinen Traum und dachte, dass ihr Baby die Reinkarnation meiner Mutter sein könnte. Die Tatsache, dass meine Mutter im Traum ihr Tibetisch vergessen hatte und nur englisch sprach, deutete darauf hin, dass sie in einem englischsprachigen Land wiedergeboren würde, und die Anwesenheit dieses Paares im Traum konnte ein Hinweis dafür sein, dass es ihre Eltern waren. Ich führte dann ein traditionelles Orakel, das man auf Tibetisch «Mo» nennt, zusammen mit rituellen Gebeten aus, und dieses wies darauf hin, dass ihr Kind die Reinkarnation meiner Mutter war. Ich war sehr glücklich, erwähnte es aber niemandem gegenüber.

      In der Nacht, als die Frau zur Entbindung ins Krankenhaus gebracht wurde, träumte ich immer wieder von meiner Mutter. Am nächsten Morgen betrachtete ich die Angelegenheit sorgfältig und traf eine Entscheidung: Wenn ihr Baby in dieser Nacht geboren worden war, dann war es sicher die Reinkarnation meiner Mutter, aber wenn dies nicht der Fall war, müsste ich weitere Untersuchungen anstellen. Nachdem diese Entscheidung getroffen war, telefonierte ich mit dem Ehemann, der mir die gute Neuigkeit mitteilte, dass seine Frau in der Nacht ein Mädchen zur Welt gebracht hatte. Ich war sehr glücklich und machte eine Puja, eine Darbringungszeremonie, als Dankesdarbringung an meinen Dharmapala.

      Einige Tage später rief mich der Vater an und teilte mir mit, dass das Baby sofort zu schreien aufhöre und zuzuhören scheine, sobald er Buddha Avalokiteshvaras Mantra OM MANI PÄME HUM rezitiere. Er fragte mich, warum dies so sei, und ich antwortete, es beruhe auf einer Neigung aus dem vorangegangenen Leben. Ich wusste, dass meine Mutter dieses Mantra mit starkem Vertrauen ihr ganzes Leben lang rezitiert hatte.

      Das Kind bekam den Namen Amaravajra. Als später Kuten Lama, der Bruder meiner Mutter, England besuchte und Amaravajra zum ersten Mal sah, war er erstaunt, wie liebevoll sie zu ihm war. Er sagte, es sei, als ob sie ihn erkennen würde. Ich machte die gleiche Erfahrung. Obwohl ich Amaravajra nur selten besuchen kann, ist sie immer äußerst glücklich, mich zu sehen.

      Als Amaravajra zu reden begann, zeigte sie eines Tages auf einen Hund und rief «kyi, kyi». Danach sagte sie immer wieder «kyi», wenn sie einen Hund sah. Ihr Vater fragte mich, ob «kyi» etwas bedeute, und ich sagte ihm, dass im Dialekt des westlichen Tibets, wo meine Mutter gelebt hatte, «kyi» Hund heißt. Dies war nicht das einzige tibetische Wort, welches das kleine Mädchen spontan äußerte.

      Durch den Mann meiner Schwester vernahm ich später, ein tibetischer Astrologe hätte nach dem Tod meiner Mutter vorausgesagt, dass sie als Frau in einem Land mit einer anderen Sprache als Tibetisch wiedergeboren würde. Diese Geschichte stammt aus meiner persönlichen Erfahrung, aber wenn wir Nachforschungen anstellen, können wir viele andere wahre Geschichten darüber finden, wie Menschen in der Lage waren, Reinkarnationen ihrer Lehrer, Verwandten, Freunde und anderer zu erkennen. Denken wir über solche Geschichten nach und besinnen uns auf die Natur des Geistes und die Erfahrung von Träumen, werden wir mit Bestimmtheit davon überzeugt werden, dass es vergangene und zukünftige Leben gibt.

      In seinen tantrischen Unterweisungen lehrte Buddha eine spezielle Praxis, die «Bewusstseinsübertragung in einen anderen Körper» genannt wird. Diese Praxis war in den Anfangszeiten des Buddhismus in Tibet ziemlich weit verbreitet. Ein Praktizierender, der sie meisterhaft beherrschte, war Tarma Dode, der Sohn des berühmten tibetischen Laien-Lamas und Übersetzers Marpa. Eines Tages stürzte Tarma Dode beim Reiten vom Pferd und verletzte sich tödlich.

      Marpa, der wusste, dass sein Sohn die Praxis der Bewusstseinsübertragung beherrschte, begann sofort nach einer Leiche zu suchen, in welche Tarma Dode sein Bewusstsein übertragen konnte. Da er keinen menschlichen Leichnam fand, brachte Marpa seinem Sohn die Leiche einer Taube, die als vorübergehende Behausung für dessen Geist dienen sollte, bis er einen geeigneten menschlichen Leichnam finden würde. Tarma Dode stieß seinen Geist aus seinem sterbenden Körper aus und übertrug ihn in den Leichnam der Taube. Tarma Dodes Körper starb sofort, jener der Taube aber kehrte zum Leben zurück. Tarma Dodes Körper war jetzt der Körper einer Taube, aber sein Geist war immer noch der Geist eines Menschen.

      Da er seinen Sohn nicht im Körper einer Taube lassen wollte, setzte Marpa seine Suche nach einem geeigneten menschlichen Leichnam fort. Eines Tages sah er dank seiner Hellsicht, dass ein buddhistischer Lehrer eben in Indien gestorben war und seine Schüler ihn auf den Friedhof gebracht hatten. Marpa sagte seinem Sohn, er möge so schnell wie möglich nach Indien fliegen. Tarma Dode flog im Körper der Taube nach Indien. Als er beim Leichnam des Lehrers ankam, stieß er seinen Geist aus dem Körper der Taube und trat in denjenigen der Leiche ein. Der Körper der Taube starb sofort, während der Körper des verstorbenen Lehrers zum Leben zurückkehrte. Tarma Dode verbrachte den Rest seines Lebens in Indien als Lehrer namens Tiwu Sangnak Dongpo. Einige Jahre später sandte Marpas Hauptschüler Milarepa seinen eigenen Schüler Rechungpa nach Indien, um besondere Unterweisungen von Tiwu Sangnak Dongpo zu erhalten. Als Rechungpa aus Indien zurückkehrte, konnte er diese Unterweisungen Milarepa darbringen.

      Es gibt noch viele andere Beispiele früherer Meditierender, die ihr Bewusstsein in andere Körper übertragen konnten. Es heißt, dass Marpa selbst sein Bewusstsein während seines Lebens viermal in einen anderen Körper übertrug. Wie wäre es für diese Meditierenden möglich gewesen, ihr Bewusstsein auf diese Weise zu übertragen, wenn Körper und Geist die gleiche Wesenheit wären? Wenn wir mit einer positiven Geisteshaltung über solche wahren Geschichten nachdenken, hilft uns das zu verstehen, wie es möglich ist, dass das Bewusstsein nach dem Tod des Körpers weiterexistiert. Dies wiederum wird es uns sehr leicht machen, die Existenz vergangener und zukünftiger Leben zu begreifen.

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      Was ist Karma?

      Um die Gesetze zu verstehen, die die Wiedergeburt von einem Leben zum nächsten bestimmen, müssen wir Karma verstehen. «Karma» ist ein Sanskrit-Wort und bedeutet Handlung. Alle beabsichtigten körperlichen, sprachlichen und geistigen Handlungen sind Karma. Wenn Buddhisten Leiden oder Unglück erfahren, sagen sie manchmal: «Dies ist mein Karma» und nehmen es geduldig an. Genau genommen ist jedoch das Leiden, das wir erfahren, nicht wirkliches Karma, sondern die Auswirkung von Karma, das wir entweder in vorherigen Leben oder früher in diesem Leben angesammelt haben.

      Alle körperlichen und sprachlichen Handlungen hängen von geistigen Handlungen ab, weil ihnen eine geistige Absicht zu handeln vorausgeht. Ohne eine Absicht zu handeln, würden wir gar nichts tun. Eine geistige Absicht, die ein Entschluss zum Handeln ist, ist eine geistige Handlung oder geistiges Karma. So ist also körperliches Karma körperliche Tätigkeit, die durch eine geistige Handlung eingeleitet wurde, und sprachliches Karma sind sprachliche Handlungen, die durch eine geistige Handlung eingeleitet wurden. Daraus sehen wir, dass geistiges Karma wichtiger als körperliches oder sprachliches Karma ist.

      Ob eine Handlung gut, schlecht oder neutral ist, hängt hauptsächlich von der Absicht ab, aus der heraus sie entstanden ist. Guten Handlungen liegen gute Absichten, schlechten Handlungen schlechte Absichten und neutralen Handlungen neutrale Absichten zugrunde. Gute oder tugendhafte Handlungen sind die Hauptursache für eine Wiedergeburt in den höheren Bereichen und für zukünftiges Glück, während schlechte oder nichttugendhafte Handlungen die Hauptursache für eine Wiedergeburt in den niederen Bereichen und für zukünftiges Leiden sind. Diese abhängige Beziehung zwischen Handlungen und Wirkungen - tugendhafte Handlungen sind die Ursache für Glück und nichttugendhafte Handlungen verursachen Leiden - wird von den Buddhas aufgrund ihres vollkommenen Wissens gelehrt. Wir müssen daran glauben, weil die Überzeugung in das Gesetz des Karmas die Wurzel für zukünftiges Glück ist.

      Jede von uns begangene Handlung hinterlässt eine Prägung in unserem sehr subtilen Geist, und jede Prägung hat irgendwann ihre eigene Auswirkung zur Folge. Unser Geist gleicht einem Feld und das Ausführen von Handlungen gleicht dem Säen von Samen in dieses Feld. Tugendhafte Handlungen setzen Samen für zukünftiges Glück und nichttugendhafte Handlungen setzen Samen für zukünftiges Leiden. Diese Samen ruhen in unserem Geist, bis die Bedingungen für ihre Reifung entstehen und sie ihre Auswirkung produzieren. In manchen Fällen geschieht dies erst viele Leben nach dem Leben, in dem die ursprüngliche Handlung begangen wurde.

      Die


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