Acht Schritte zum Glück - Neuausgabe. Geshe Kelsang Gyatso

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Acht Schritte zum Glück - Neuausgabe - Geshe Kelsang Gyatso


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in acht kurzen Versen zusammen­gefasst. Denken wir über die Bedeutung dieser Verse nach, so werden wir sehen, dass sie einen schritt­weisen Pfad zu vollkommenem inneren Frieden und Glück enthalten. Setzen wir diese Lehren aufrichtig um, dann werden wir unsere zerstörerischen und selbstbezogenen Geistes­haltungen allmählich besiegen und sie durch die positiven Geistes­arten der bedingungslosen Liebe und des Mitgefühls ersetzen. Insbesondere werden wir, indem wir den Anleitungen folgen, die im Kapitel über Schulung in endgültigem Bodhichitta dargelegt werden, die grundlegende Verblendung der Unwissenheit des Festhaltens am Selbst zusammen mit ihren Prägungen überwinden können und dadurch die Glückseligkeit der vollen Erleuchtung erfahren. Wenn wir die Anleitungen umsetzen, die in diesem Buch gegeben werden, werden wir die ganze Zeit einen friedvollen Geist entwickeln und bewahren, sodass wir die ganze Zeit glücklich sind. Dies ist die wirkliche Bedeutung, Glück aus einer anderen Quelle zu suchen.

      Obwohl die Acht Verse vor über neunhundert Jahren geschrieben wurden, sind sie heute genauso relevant wie damals. Ob wir Buddhist sind oder nicht, jeder, der den aufrichtigen Wunsch hat, seine inneren Probleme zu überwinden und dauerhaften inneren Frieden und Glück zu erlangen, kann aus Langri Tangpas Rat Nutzen ziehen. Wie oben erwähnt ist Glück ein Teil des Geistes, der geistigen Frieden erfährt. Es existiert nicht außerhalb unseres Selbst. In ähnlicher Weise sind unsere Probleme und unser Leiden Teil des Geistes, der unangenehme Gefühle erlebt. Sie existieren nicht außerhalb von uns. Ist unser Auto kaputt, dann ist das ein äußeres Problem und wir müssen es lösen, indem wir äußere Methoden anwenden. Unsere Probleme sind jedoch innere Probleme und die müssen wir lösen, indem wir einen friedvollen Geist entwickeln und bewahren. Nur wenn Lebewesen einen friedvollen Geist haben, sind sie glücklich. Im Allgemeinen ist es so, dass sie von sich aus keine Kraft haben, einen friedvollen Geist zu entwickeln. Nur wenn ihr Geist Buddhas Segnungen empfängt, können sie einen friedvollen Geist entwickeln und bewahren. Deshalb ist Buddha die Quelle des Glücks aller Lebewesen.

      WIEDERGEBURT UND KARMA

      Unser Schlafen gleicht dem Tod, unser Träumen gleicht dem Zwischenzustand und unser Aufwachen gleicht der Wiedergeburt. Der Kreislauf dieser drei Zustände weist auf die Existenz zukünftiger Wiedergeburten hin. Da etwas Hintergrundwissen über Wiedergeburt und Karma hilfreich ist, um die in diesem Buch erklärten Hauptübungen zu verstehen, folgt nun eine kurze Einleitung in diese Themen.

      Der Geist ist weder körperlich, noch ein Nebenprodukt körperlicher Prozesse, sondern ein formloses Kontinuum, das eine vom Körper getrennte Wesenheit ist. Wenn der Körper zum Zeitpunkt des Todes zerfällt, erlischt der Geist nicht. Unser oberflächlicher, bewusster Geist hört zwar auf, jedoch nur, weil er sich in eine tiefere Bewusstseinsebene auflöst, den sogenannten «sehr subtilen Geist». Das Kontinuum unseres sehr subtilen Geistes hat keinen Anfang und kein Ende und es ist dieser Geist, der sich, wenn völlig gereinigt, in den allwissenden Geist eines Buddha umwandelt.

      Jede Handlung, die wir begehen, hinterlässt eine Prägung, oder ein Potenzial, in unserem sehr subtilen Geist, und jedes dieser karmischen Potenziale zeitigt schließlich seine eigene Auswirkung. Unser Geist gleicht einem Feld und unser Handeln gleicht dem Säen von Samen in dieses Feld. Positive oder tugendhafte Handlungen säen Samen für zukünftiges Glück und negative oder nichttugendhafte Handlungen säen die Samen für zukünftiges Leiden. Diese definitive Beziehung zwischen Handlungen und ihren Auswirkungen – Tugend führt zu Glück und Nichttugend zu Leiden – ist als «Gesetz des Karmas» bekannt. Das Gesetz des Karmas zu verstehen ist die Grundlage buddhistischer Ethik.

      Nachdem wir gestorben sind, verlässt unser sehr subtiler Geist unseren Körper und tritt in den Zwischenzustand oder «Bardo» auf Tibetisch ein. In diesem subtilen, traumähnlichen Zustand erleben wir viele unterschiedliche Visionen, die aus den karmischen Potenzialen entstehen, die zum Zeitpunkt unseres Todes aktiviert wurden. Diese Visionen können angenehm oder furchterregend sein, abhängig vom Karma, das heranreift. Sind diese karmischen Samen erst einmal gänzlich gereift, dann zwingen sie uns in eine Wiedergeburt, ohne dass wir eine Wahl haben.

      Es ist wichtig zu verstehen, dass wir uns als gewöhnliche samsarische Wesen unsere Wiedergeburt nicht aussuchen können, sondern allein in Übereinstimmung mit unserem Karma wiedergeboren werden. Reift gutes Karma heran, so werden wir in einem glücklichen Zustand wiedergeboren, entweder als Mensch oder Gott. Reift jedoch negatives Karma heran, so werden wir in einem niederen Zustand wiedergeboren, als Tier, hungriger Geist oder Höllenwesen. Es ist, als würden wir von den Winden unseres Karmas in unser zukünftiges Leben geweht, manchmal landen wir in höheren Wiedergeburten, manchmal in niederen.

      Dieser ununterbrochene Kreislauf von Tod und Wieder­geburt, ohne Wahlmöglichkeit, wird «zyklische Existenz» oder «Samsara» auf Sanskrit genannt. Samsara gleicht einem Riesenrad, das uns manchmal nach oben in die drei höheren Bereiche bringt und manchmal nach unten in die drei niederen Bereiche. Die treibende Kraft des Rades von Samsara sind unsere verunreinigten, durch Verblendungen motivierten Handlungen und die Radnabe ist die Unwissenheit des Festhaltens am Selbst. Solange wir in diesem Rad bleiben, erleben wir den unaufhörlichen Kreislauf von Leiden und Unzufriedenheit und werden keine Gelegenheit haben, reines, dauerhaftes Glück zu erleben. Wenn wir jedoch den buddhistischen Pfad zur Befreiung und Erleuchtung umsetzen, so können wir das Festhalten am Selbst zerstören, uns dadurch vom Kreislauf unkontrollierter Wiedergeburt befreien und einen Zustand vollkommenen Friedens und vollkommener Freiheit erlangen. Dann werden wir anderen helfen können das Gleiche zu tun. Eine ausführliche Erklärung über Wiedergeburt und Karma findet sich in den Büchern Einführung in den Buddhismus und Freudvoller Weg.

05_Maitreya

      Maitreya

      Bodhisattva Langri Tangpa

      Der Autor der Acht Verse der Geistesschulung ist der Meister, oder Geshe, des Kadampa Buddhismus, Bodhisattva Langri Tangpa. Seine Lebensgeschichte zu lesen und seine guten Eigenschaften zu kennen, wird uns helfen, Vertrauen in ihn zu entwickeln und die Authentizität der Acht Verse zu schätzen. Dies wiederum wird unsere Entschlossenheit stärken, diese Anleitungen umzusetzen.

      Bodhisattva Langri Tangpa wurde im elften Jahrhundert n. Chr. in Zentraltibet geboren. Sein wirklicher Name war Dorje Senge, bekannt wurde er jedoch unter dem Namen Langri Tangpa, nach Lang Tang, der Gegend, in der er lebte. Er war ein Schüler von Geshe Potowa, der einer der Hauptschüler des buddhistischen Meisters Atisha war, der den Kadampa Buddhismus in Tibet gründete.

      Geshe Potowa war in ganz Tibet als großer Gelehrter angesehen, der für andere Praktizierende ein makelloses Vorbild war, indem er den Schwerpunkt seiner Praxis auf Bodhichitta legte, den altruistischen Geist der Erleuchtung. Er verfasste viele tiefgründige Schriften des Kadampa Buddhismus, insbesondere einen Text namens Die Schrift der Beispiele, in dem er anhand von Alltagserfahrungen die Bedeutung des Dharma veranschaulichte. In diesem Text erzählt er die Geschichte eines Diebes, der in ein Haus einbrach, ein Fass Chang, oder tibetisches Bier, fand und sich dann betrank. Die Familie erwachte von seinem Gesang: «Wie glücklich bin ich, dass ich vom Mund des Fasses Chang trinken kann, doch noch viel schöner wäre es, wenn ich vom Boden des Fasses trinken würde!» Geshe Potowa nahm den Gesang des Diebes als Gleichnis und änderte die Worte wie folgt: «Wie glücklich sind wir, dass wir Dharma mit dem Mund praktizieren, doch noch viel schöner wäre es, wenn wir aus der Tiefe unseres Herzens praktizieren würden!» Ein tibetisches Sprichwort besagt, dass die Schüler Geshe Potowas so zahlreich wie die Sterne am Himmel waren und dass seine zwei Hauptschüler Geshe Langri Tangpa und Geshe Sharawa wie Sonne und Mond waren.

      Bodhisattva Langri Tangpa wurde in ganz Tibet als heiliger Mann verehrt und er wurde von vielen großen Meditierenden als Emanation Buddha Amitabhas betrachtet. Obwohl er von anderen als etwas Besonderes angesehen wurde, blieb er immer bescheiden und hielt andere für wichtig und des Respekts würdig. Reichtum, Ansehen und andere weltliche Erlangungen waren ihm vollkommen gleichgültig und er lebte viele Jahre in Armut, fast wie ein Bettler. In seinem Inneren jedoch beschäftigte er sich mit der Übung, die als «die Niederlage


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