Die Kraft der positiven Gefühle. Peter Schmidt

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Die Kraft der positiven Gefühle - Peter Schmidt


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seelische Probleme zu lenken, das uns belastet – eben das Unangenehmsein des Fühlens.

      ANMERKUNG 2: Wie bei der Körper-Desensibilisierung und anderen Mentaltechniken gilt auch hier: Wenn Sie momentan an starken Schmerzen physischer Art leiden, z.B. durch Verletzung, Infektion, Vergiftung, kann es unmöglich sein, diese Übung wirksam durchzuführen.

      Denn solche Schmerzen hindern Sie an der Betrachtung negativer Gefühle (z.B. auch andersgearteter Schmerzen), die seelisch, durch Verspannung, Fehlhaltung, negative Lernmuster, traumatische Erfahrungen und unbekannte psychosomatische oder auch physische Ursachen bedingt sind.

      In vielen Fällen hilft hier jedoch die extrem sanfte Wortklangmeditation, eine Umschaltung zu bewirken, wie sie in Kapitel 9, „Entspannung als Grundlage mentaler Techniken“ geübt wird.

      Finden Sie selbst heraus, wann die Desensibilisierung wirkt. Ziehen Sie sich nicht aus Bequemlichkeit oder Empfindlichkeit auf den Standpunkt zurück, Sie fühlten sich zu schlecht!

       Wirkung

      Mit dieser Technik lassen sich sehr wirksam verschiedenste mentale Probleme behandeln wie Angst (z.B. Flugangst, Fahrstuhlangst, Klaustrophobie, Examensangst), Antriebsarmut, Schuldgefühle, Zwangsvorstellungen, Zwangshandlungen, unerklärliche Müdigkeit, Eifersucht, Impulsivität, Hass, Minderwertigkeitsgefühle.

      Negative Gefühle werden nach dem aus der Verhaltenstherapie bekannten Prinzip der „reziproken Hemmung“ wieder verlernt und ausgeschliffen, wenn Sie genügend oft üben. Dies geschieht automatisch, auch ohne explizite Absicht.

      Wie bei der Körper-Desensibilisierung üben Sie auch mit der Problem-Desensibilisierung den „desensibilisierenden Blick“ und können ihn je nach Bedarf in Alltagssituationen einsetzen.

      Sie werden nach und nach unabhängig von der erlernten Angst oder Ängstlichkeit und anderen unangenehmen Gefühlen. Ihr Handlungsspielraum wächst. Sie müssen Situationen, in denen negative Gefühle auftauchten, nicht mehr meiden.

      Oft sind Sie nicht nur frei von Ihrem alten Problemgefühl, d.h. Sie nehmen die Situation nun auf neutrale Weise wahr, sondern was früher problematisch war, kann sich nach erfolgreicher Desensibilisierung sogar angenehm anfühlen und Wohlbehagen verursachen.

      Auch diese Übung macht Sie nicht nur von individuellen Problemen unabhängiger, sondern übt zugleich das Muster für die Behandlung anderer Probleme ein.

      Von der aktuellen Desensibilisierung ist es dann nur noch ein Schritt bis zu einer Haltung, in der Sie insgesamt autonomer sind – und das um so mehr, je bewusster Sie sich für diese neue Haltung entscheiden. Sie sind dann weniger auf übertriebene Perfektion ausgerichtet. Diese Einstellung ist nicht etwa weltverneinend, sondern ermöglicht Ihnen erst ein Leben ohne übertriebenen Stress.

      Zu starkes Anhaften, zu großes Habenwollen, zu großer Perfektionismus – die sogenannte „Muss-Haltung“ – ist nach Meinung vieler Therapeuten für unser Leiden mitverantwortlich.

      Deshalb sehen auch östliche Weisheitssysteme einen wichtigen Schritt in der nicht-anhaftenden Haltung. Zulassen, Desensibilisieren, Loslassen üben diese Haltung, indem sie direkt ins Zentrum des Problems gehen: zum negativen und positiven Gefühl, seinem Angenehm- und Unangenehmsein (Attraktivsein, Unattraktivsein). Bei dieser Übung betrachten Sie nicht die argumentative Seite des Problems, sondern seine emotionale.

      Darüber hinaus eignet sich die Methode auch hervorragend zur Leistungssteigerung, Selbstentfaltung und Selbstmotivation. Der Grund dafür liegt darin, dass Sie sich genau hinsichtlich jener Gefühle desensibilisieren können, die Ihren Zielen entgegenstehen.

      Lesen Sie in Kapitel 16, „Problem-Desensibilisierung B“, welche Geschichte diese Technik hat und auf welche Punkte zu achten ist. Informieren Sie sich dort auch, welche Zusatztechnik Sie einsetzen können, um subtile negative und positive Gefühle besser zu identifizieren.

      INFO 3

       Warum positives Denken oft nicht wirkt

      Alles wäre recht einfach, wenn wir nur einen positiven Gedanken an die Stelle unserer Probleme und Ängste zu setzen brauchten. Positives Denken macht zwar nicht zwangsläufig krank, wie ein überspitzter Buchtitel unlängst suggerierte, aber ängstlichen und Sorgenbeladenen Menschen ist auch nicht damit gedient, wenn man nur an ihre Fähigkeit zum positiven Denken appelliert.

      Positive Gedanken scheitern oft an inneren Widerständen, z.B. daran, dass wir glauben, uns etwas einbilden zu müssen. Oder dass wir eine Fähigkeit, über die wir nachweislich nicht verfügen – keine Angst, kein Lampenfieber, keine Eifersucht zu haben –, durch bloßen Vorsatz für erreichbar halten sollen.

      Unsere Skepsis hindert uns daran, „solchen Unfug“ zu glauben, und wir dann nicht, wie wir mit solcher Skepsis umgehen sollen. Wir ahnen noch nicht, dass wir einen Gedanken tatsächlich in vollem, kritischem Bewusstsein als Neuanfang setzen können und dass es dafür hochwirksame Methoden gibt.

      Wir wissen nicht, dass man sich nichts vormachen muss, um neue, positive Entwicklungen in Gang zu setzen (womöglich halten wir das sogar fälschlich für „Hypnose“ oder „Autosuggestion“).

      Dabei ist uns meist auch unbekannt, dass Vorstellungen nicht durch starke Willenskraft auf den Weg gebracht werden, sondern durch Leichtigkeit und Mühelosigkeit und die Ausschaltung störender gedanklicher und emotionaler Faktoren.

      4 Gedankensetzen

      Hier erfahren Sie, wie man Gedanken setzt, um sich zu motivieren, unerwünschte gegenläufige Reaktionen zu verhindern und neue Entwicklungen in Gang zu setzen. Sie können sofort mit der Übung beginnen. Positive Wirkungen zeigen sich meist schon kurz nach der ersten Übung, z.B. am nächsten Tag. Kapitel 18 in Teil B vermittelt Ihnen Tipps und wichtiges Hintergrundwissen, um Ihre Kenntnisse zu vertiefen.

      Aus dem Autogenen Training sind Ihnen möglicherweise bereits sogenannte formelhafte Vorsatzbildungen bekannt, z. B. „Ich bin ganz ruhig!“.

      Gedanken, die als Formeln gesetzt werden, eignen sich in besonderem Maße zur Selbstmotivation und Selbstentfaltung und zur Leistungssteigerung in allen Bereichen des Lebens. Die Methode, die ich Ihnen hier vorstelle, stellt geradezu einen Königsweg dar, weil sich mit ihr so gut wie alle Motive installieren lassen, z. B. ein besserer Verkäufer zu sein, freier zu reden, länger durchzuhalten, eine unangenehme Arbeit anzufangen und Schwierigkeiten zu überwinden.

      Gedankensetzen kann aber genauso effektiv zur Konfliktbewältigung und Selbstbehandlung eingesetzt werden. Mit Konflikt wird auch hier kein Problem angesprochen, das sachlich zu lösen wäre (wie etwa die Reparatur Ihres Autos). Sondern Sie zielen dabei auf den mentalen Faktor des Konflikts ab.

      Klassisches Beispiel für solche Selbstbeeinflussung ist die Formel des Franzosen Émile Coué (1857-1926): „Es geht mir mit jedem Tag immer besser und besser.“ Auch die Schule des Positiven Denkens vertritt die Auffassung, mit positiven Gedanken ließen sich Probleme bewältigen und positive Entwicklungen in Gang setzen. Wenn Sie Probleme mit einfachem positivem Denken beseitigen können, benötigen Sie keine Mentaltechniken!

      Oft stellen jedoch gerade ernstere Probleme eine scheinbar unüberwindliche Hürde dar. Kleine Marotten wird man manchmal je nach Persönlichkeitsstruktur und Übung auch durch hinwendendes Denken und einfache „Entscheidung“ los. Schwerere Probleme wie Flugangst, Eifersucht oder Befangenheit widersetzen sich jedoch häufig dem positiven Denken.

      Mit zunehmender Übung im Gedankensetzen wächst auch die Fähigkeit, im Alltag spontan und ohne weitere Übung positiv zu denken.

      Abgesehen von den Übertreibungen mancher esoterischer Richtungen (wonach es angeblich sogar möglich sein soll, zu fliegen oder durch Wände zu gehen), haben jedoch auch seriöse Techniken wie das Autogene Training oft zu wenig Erfolg.


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