Der gebrochene Schwur. Мэри Элизабет Брэддон

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Der gebrochene Schwur - Мэри Элизабет Брэддон


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Jahr jünger! Dann ist er ein hübscher Kerl für sein Alter, guter Freund, denn sie sind, scheint mir, gleich groß. Spring’ von Deinem Pferdchen, Baronet, und laßt uns sehen, welcher der Größte ist, Du oder der kleine Arnold.

      Der Knabe sprang zur Erde und der Major stellte die beiden Kinder Rücken an Rücken zusammen; Sir Rupert hatte seinen Hut abgenommen. und die beiden Köpfe waren von gleichem Niveau.

      »Nicht ein achtel Zoll Unterschied zwischen ihnen, und ich finde auch ihre Haare ganz von derselben Farbe,« sagte der Major.

      Er hatte Recht; die langen Locken des Baronets und das kurz geschorene Haar James Arnold’s waren von demselben Blond. Beide Knaben hatten lichtblaue Augen, blasse Gesichtsfarbe und zarte Züge; doch so groß war der Unterschied, den die reiche Kleidung und das lange Haar des Einen gegen den unkleidsamen Anzug des Andern hervorbrachte, daß für einen oberflächlichen Beobachter die überraschende Aehnlichkeit nicht vorhanden war.

      »Wenn unser Freund Arnold seinen Jungen gleich Sir Rupert kleiden würde,« sagte der Major, »so könnten sie für Brüder gelten. Laß’ den Kleinen einen Ritt auf dem Pony machen, Baronet, und uns sehen wie er sitzt.«

      Major Barney hob den Knaben in den Sattel, doch James Arnold hatte wohl seines Vaters neidische Natur geerbt, aber nicht seinen rohen Muth; im Augenblick, als der Major das Pferdchen Trabb laufen ließ, erblaßte er und fing an zu weinen.

      »Was ist das?» sagte der Major, ihn herunterhebend, »er zittert ja an allen Gliedern; doch nicht aus Furcht?«

      »Er ist etwas ängstlich,« erwiederte der Vater.

      »Aengstlich!« rief Major Barney; »ängstlich! Das hab’ ich noch nicht erlebt. Sir Rupert ist zart wie ein Mädchen, aber er sitzt im Sattel wie ein Mann, und fürchtet sich so wenig vor einem Graben oder einer Hecke, wie ich. Nicht wahr, Baronet?« sagte er, sich zu dem Knaben wendend, der wieder in seinen Sattel geklettert war.

      »Nein, Major. James Arnold ist eine Memme; er weinte, als Sie ihn aufhoben. Ich mag keine Memme leiden!«

      »Still! Baronet, das ist nicht edel. Der Muth ist angeboren wie die Feigheit. Der Junge kann nicht dafür; wenn er sich schreckt,« sagte der Major, seine Hand aus den kleinen Flachskopf legend. »Er hat ein nervöses Temperament, und ein Mann mit starkem Willen könnte mit ihm machen, was er wollte. Ich könnte das Kind mir folgsam machen wie einen Hund, und mir aus dem Gesichte lesen lassen, was es sagen soll, bevor es den Muth hätte zu sprechen. Habt Acht auf Eueren Jungen, Arnold, sonst werdet Ihr Verdruß durch ihn haben.«

      »Dank Euch, Herr,« erwiederte mürrisch der Thorwächter, »ich fürchte mich nicht.«

      »Ah, ich verstehe Ihr liebt meine Einmischung nicht. Doch es thut nichts, mein Freund; wir werden uns bald besser verstehen, ja weit besser,« sagte der Major, seine weißen Hände reibend und herzlich lachend, indem er seine funkelnden blauen Augen seitwärts nach dem mürrischen Thorwächter wandte.

      Gilbert Arnold’s grünliche Papillen schlossen sich unter dem forschenden Blick, als ob der blondbärtige Major ein blendender Sonnenstrahl gewesen wäre.

      »Guten Tag, mein Freund; ich werde einmal auf ein Plauderstündchen kommen. Komm Baronet, komm’, Arthur, lieber Junge; nun laßt uns weiter gehen.«

      Das eiserne Gitterthor knurrte in seinen Angeln und schloß sich hinter den Dreien, während der Major sprach.

      Gilbert Arnold schlich aus dem Schatten hervor und sah ihnen auf der Landstraße nach.

      »Mög’ er hängen, der gelbe Spitzbube!« sagte er wüthend; »wer ist er, daß er herkommt und einen Menschen berechnet, als wäre er eine Summe in Ziffern? Verflucht sei seine aristokratische Frechheit.«

      Major Granville Barney brauchte am Abend lange zu seiner Toilette. Es schien, als fände er kein Ende sein glänzendes Haar zu bürsten und seinen wohlgepflegten blonden Bart zu glätten; endlich hielt er inne, zwei Bürsten mit elfenbeinernem Rücken in den Händen haltend, und schaute gedankenvoll seinen jüdischen Diener an, der mit einer schwarzen Weste über dem Arm neben ihm stand.

      »Salamons, Du führst ein sehr ruhiges Leben in diesem stillen Landhaus. Ich hoffe, daß Dein Verstand nicht einrostet,« sagte Major Barney, nachdem er seinen Diener einige Augenblicke mit musterndem Blick gemessen hatte.

      »Ich denke nicht, Herr, besonders wenn —«

      »Besonders wenn ich Dir Gelegenheit gebe, denselben in meinem Dienste zu üben, wie, Salamons? Ich verstehe Dich, Du bist ein brauchbarer Mensch, Salamons, und ich werde bald in der Lage sein, Deinen Lohn zu verdoppeln. Nimm nun Dein Notizbuch und höre mir zu.«

      Mr. Salamons, noch immer die Weste über dem Arme, zog eine lederne Brieftasche hervor, öffnete sie, nahm einen kurzen Bleistift daraus und bereitete sich zum schreiben vor. Die Blätter des Notizbuches waren schon so verkritzelt, daß es schwer war eine unbeschriebene Stelle zu finden.

      »Es ist ein ehemaliger Wilddieb am Parkthore,« sagte der Major, mit der Bürste einen Kreis beschreibend, um seiner Rede mehr Nachdruck zu geben, »der sich Gilbert Arnold nennt. Schreibe: Gilbert Arnold, Wilddieb.« .

      Mr. Salomons schrieb in kurzen, schweren Zügen: Gilbert Arnold, Wilddieb.

      »Er war im Gefängniß zu Winchester wegen einer Schlägerei mit Jägern. Schreibe: Winchester Gefängniß.«

      Mr. Salamons schrieb Winchester Gefängniß unter Gilbert Arnold, Wilddieb.

      »Nun schließe Dein Buch und höre mich an.«

      Der Major warf die Bürsten bei Seite und sich in einen Armstuhl.

      Mr. Salomons steckte das Notizbuch ein und stand in ehrerbietiger Haltung, seines Herrn Mittheilung erwartend.

      »Dieser Diebsgeselle war im Gefängniß zu Winchester wegen eines Aergernisses, das er gegeben; er war zweimal im Gefängniß zu Lewes aus ähnlichen Veranlassungen; aber er hat ein Verbrechen begangen, für welches er keine Strafe erlitt.«

      »Und Sie erhielten diese Aufklärung, Herr?«

      »Aus dem Gesichte des Menschen. Von s einem blinzelnden Auge, das unter meinem Blicke zuckte; von seinem schleichenden Gang und seiner geduckten Haltung. Jeden Morgen, wenn er aufsteht, mag er zu sich sagen: »Vor dem Abend kann ich festgenommen werden!« Wenn er sich rasiren will, wirft er das Messer fort, denn er denkt, vielleicht trage ich noch vor Abend die Gefängnißkleider und das Haar wird mir vom Gefangenenwärter gestutzt! Salamons, dieser Mann hat vor Jahren ein Verbrechen begangen, und so lange er auch der Entdeckung entging, lebt er doch täglich in der Furcht dafür verhaftet zu werden. Vielleicht hält er sich jetzt auch für sicher; aber die Furcht ist seinem Gemüthe so zur Gewohnheit geworden, daß er sich gegen seinen Willen fürchtet. O, Salamons, was ist es doch für ein Trost, ein reines Gewissen zu haben, und nicht fürchten zu müssen, je die unkleidsame Tracht des Gefängnisses zu tragen!«

      Der Major lachte laut bei diesem tröstlichen Gedanken, und überließ sich dann einige Augenblicke einer angenehmen Träumerei.

      »Nun, Salamons,« hub er auf’s Neue an, »ich hoffe Du hast errathen, was Du zu thun hast. Du mußt diesen Ort morgen Früh verlassen; ich kann Dir nicht gerade sagen wie und wo Du Erkundigungen einziehen sollst, ich verlasse mich darin gänzlich auf Deinen Scharfsinn, und trage Dir blos auf, erforsche, welches Geheimniß im vergangenen Leben Gilbert Arnold’s verborgen ist, und kehre mit gelöster Aufgabe zurück, denn ich bin der Meinung, daß sie uns eines Tages nützlich sein wird. Und nun gib mir meine Weste.«

      Der Major beendigte seine Toilette und entließ seinen Diener.

      Eine Zwischenthüre öffnete sich, und Mrs. Barney im weißen Kleide, natürliche Blumen im dunkeln Haar, erschien auf der Schwelle.

      »Du siehst heute reizend aus, mein Ideal,« sagte der Major zärtlich; »diese Blumen haben etwas so Unschuldsvolles, das Dir wundervoll steht. Ada, oder Adeline Barney, wie gefiele es Dir, Herrin von Lislewood-Park zu werden?«

      »Sprich keinen Unsinn, Granville,« sagte die Dame,


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