DER ELEGANTE MR. EVANS. Edgar Wallace

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DER ELEGANTE MR. EVANS - Edgar Wallace


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war er von einem bärtigen Gentleman in einen langen pinkfarbenen Rock mit grünen Streifen gekleidet worden; der Herr hatte ihm die Hand geschüttelt und darauf bestanden, Evans solle ihn »Solly« nennen, worauf er sodann in eine purpurrote Kammer mit schwarzer Decke und golddurchflochtenem Teppich geleitet wurde. Die erhabene Person bat ihn, sich hinzuknien. Evans ließ sich würdevoll auf ein Knie herab und die vornehme Person sagte dann:

      »Erheben Sie sich, Sir Educated Evans, Erster Turfratgeber und Sportautorität. Und vergessen Sie nicht, dass ‚Daydawn’ im Friary Rennen der Zweijährigen der Knüller sein wird.«

      Ein donnernder Applaus erscholl. All die kleinen Prinzen klopften mit ihren Absätzen gegen die Holzvertäfelung.

      Der Lärm war so stark, dass Sir Educated aufwachte und mittelalterlich fragte: »Wer klopfet an?«

      »Machen Sie die Tür auf, Mr. Effens. Hier ist Mr. Kirz – es ist von allerrrgrößerrr Wichtigkeit.«

      Evans stand auf, zog sich Hose und Schuhe an und entzündete ein Gaslicht.

      »Kommen Sie herein«, sagte er, jetzt vollends wach. »Ich nehme an, Sie wollen wegen des gefälschten Fünfers etwas geraderücken?«

      »In derrr Tat!«, antwortete Mr. Kirz. Er sah bleich und niedergeschlagen aus und hielt schon in seiner zitternden Hand eine Fünf-Pfund-Note bereit. Evans nahm sie an sich.

      »Es war ein grrroßer Fehlerrr«, sagte Mr. Kirz und streckte seine Hand erwartungsvoll aus. »Ich wusste, dass ich einen schlechten Schein hatte. Und wie ich ihn jetzt suche, sage ich zu mirrr ‚Oh, mein Gott. Ich habe ihn Educated Evans gegeben’! Wo ist er?«

      Evans schüßttelte den Kopf.

      »Den hat die Polizei«, sagte er.

      Mr. Kirz wurde gelb im Gesicht und taumelte gegen die Wand.

      »Vorsicht mit dem Waschbecken«, warnte Evans, »es ist neu. Tja, mein Freund, der Müller hat ihn – Mr. Challoner, um es genau zu sagen, und es gibt keinen netteren Mann auf dieser Welt.«

      Denn der Müller stand im Türrahmen und als Evans an Kirz vorbeiblickte, drehte dieser sich um.

      »Ich brauche Sie, Kirz«, sagte der Müller. »Sie werden mit mir zur Wache kommen und mit dem Inspektor reden, klar?

      »Ich wusste nicht, dass diese Note warrr gefälscht«, sagte Mr. Kirz zitternd.

      »War sie auch nicht«, erwiderte der Müller kurz und knapp.

      »Sie war in Ordnung, nur –Sie haben von diesem Muster die Platten hergestellt – ich fand die Anlage in Ihrem Keller in Mornington Gardens.«

      Einer der Hauptbelastungszeugen bestieg den Zeugenstand und küsste inbrünstig die Bibel.

      »Wie lautet Ihr Namen und Beruf?«, fragte der Protokollführer.

      »Mein Name ist Educated Evans, ich bin gemeinhin bekannt als Englands führender Turfratgeber und das Genie von London Nordwest Drei. Ich gab den Tipp für ‚Braxted’ weiter, ‚Eton Boy’ (was für ein schönes Pferd!), ‚Irish Elegance’, ‚Music Hall’, ‚Granely’ und ‚Sangrail’...«

      »Sie haben sich beinahe selbst an den Galgen gebracht«, sagte der Müller, nachdem man die Verhandlung vertagt hatte. »Und, übrigens, ich gebe dir besser einen anderen Fünfer für den, den wir bekommen haben – den werden wir noch als Ausstellungsstück benötigen. Kirz hat dir doch keinen mehr gegeben, oder?«

      »Und wenn er es tat«, antwortete Evans diplomatisch, »dann schuldet er mir wieder einen – und noch ein paar mehr!«

      Kapitel 6: Micky, der Trickser

      Educated Evans saß eines Morgens im Regent’s Park, schaute den Enten zu und wartete auf eine Eingebung. Es war spät im Mai und die Weißdornbüsche standen in voller weißer und rosa Blüte. Die Sonne schien auf die gelblich verfärbten Wege und in der Luft herrschte der Geruch des kommenden Sommers; die Welt war jung und fühlte sich frisch und sauber an. Und die Starterliste zum »Royal Jagd Cup« war allgemein bekannt.

      Educated Evans grübelte über das unerklärliche Walten des Schicksals nach, dass durch Vetternwirtschaft ein Pferd zum Derby gebracht werden konnte, welches er sich für sein Fünf-Pfund-Special aufgespart hatte. Da hörte er den ruhigen und festen Schritt einer Person näher kommen und sah im Aufblicken einen breitschultrigen Mann mit einem Strohhalm zwischen den Zähnen.

      »Guten Morgen, Mr. Challoner«, sagte er höflich und Sergeant Challoner setzte sich an seine Seite.

      »Ich dachte darüber nach, ob ‚Amboya’ zehn Pfund an ‚St. Morden’ verschenken sollte«, sagte Educated Evans.

      »Und ich dachte, du wolltest mir etwas über ein neues Verbrechen erzählen«, erwiderte der Müller. »’Amboya’ ist sowieso nichts anderes als ein Klepper, und wenn du glaubst, du könntest Yardley zuvorkommen, ist dir der Ärger sicher.«

      Educated Evans schürzte nachdenklich die Lippen.

      »Ungewisse Dinge widerstreben mir«, sagte er, »obwohl ich nichts gegen Yardley sagen kann. Die Frage ist nur: Ist es wirklich ‚Amboyas’ Tag? Es wird einiges an Wetten für dieses Ereignis ausgegeben – die Dummen bestürmen die Buchmacher, ohne auf einen Ratschlag von Experten oder Vorhersagen zu hören, mit dem Ergebnis, wonach ‚Amboya’ 6 : 1 gehandelt wird. Aber wird er oder sie auch gewinnen? Ich habe Neuigkeiten gehört über ein gewisses Etwas, das vor allen anderen alleine ins Ziel kommt, wenn man es nur fordert.«

      »Nach einem Frühstart?«, vermutete der Müller.

      »Nach einem richtigen Start«, verbesserte Evans ernst. »Dieses Pferd könnte zwanzig Längen zurückliegen, dann anhalten um den Starter zu beißen und dann noch gewinnen. Es ist der Knüller des Jahrhunderts. Etliche kluge Männer des Rennsports wetten schon seit Wochen auf ihn – bevor die Gewichte bekannt wurden und bevor die Anmeldungen herauskamen.«

      »Kaufe ich«, sagte der Müller interessiert.

      »Das ist auch der einzige Weg, wie man daran kommen kann«, stellte Evans entschlossen fest. »Es hat mich manche schlaflose Nacht gekostet. Ich habe den Stall ausgekundschaftet und dieses Pferd beim Training beobachtet, und die Art und Weise, wie es läuft – mit dem Kopf auf der Brust!«

      »Entschuldige bitte, wenn ich dumm frage: aber würde es denn nicht genauso gut laufen, wenn sein Kopf am Ende des Halses wäre?«

      »Ich meine das doch als Redewendung oder auch Metapher«, sagte Evans und zündete sich eine Zigarre an. Sie sah aus, als habe man heftig darauf herumgetreten und sie dann aufgehoben. »Es ist ‚Catskin’«.

      Der Müller schnaufte spöttisch.

      »Du hast mal wieder den Zeitungsjungen zugehört«, sagte er mit ätzendem Spott. »’Catskin’ ist wochenlang an allen Straßenecken genannt worden. Und er ist nicht am Start.«

      Educated Evans hob die Augenbrauen ein wenig an.

      »Tatsache?«, fragte er höflich. »Und wer könnte Ihnen das erzählt haben?«

      »Der Besitzer«, antwortete der Müller. »Ich nehme mal an, er weiß darüber nicht ganz so viel wie du, aber möglicherweise hat er Informationen über ‚Catskin’ von dem Burschen, der ihn versorgt. Und er hat ganz den Eindruck, dass ‚Catskin’ sich beim Training einen Nagel eingefangen hat und jetzt lahmt.«

      »Er hat unrecht«, sagte Evans betont ruhig. »Das Pferd wird starten und gewinnen. Es ist von der Sorte, dem ein Nagel oder zwei nichts ausmachen.«

      »Der Trainer erzählte Mr. Oliver«, sagte der Müller, »dass ‚Catskin’ dieses Jahr nicht wieder starten wird; und der Junge, der ihn betreut, sagt dasselbe«, fügte er clever hinzu.

      Das klang in der Tat überzeugend. Der Besitzer kann keine Ahnung haben, der Trainer kann sich unwissentlich irren. Aber der Bursche, der ‚Catskin’ versorgte, war zweifellos ein schlagender Beweis.

      »Dieser Mulcay ist großartig!«,


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