Die Bibel mit Esperanto - Esperanto mit der Bibel. Vinko Ošlak

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Die Bibel mit Esperanto - Esperanto mit der Bibel - Vinko Ošlak


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literarischer Texte in jeder beliebigen Sprache. Aber die beste Wirkung erreicht man in jener „Fremdsprache”, die objektiv die leichteste für das Erlernen ist und man sie so auch am besten beherrschen kann – und das ist zweifelsohne die internationale Plansprache Esperanto. So würde man viele Jahre brauchen, um mit entsprechendem Nutzen die Bibel in einer fremden Nationalsprache lesen zu können. Um die Bibel in der Übersetzung ins Esperanto lesen zu können, reicht es, wenn man sich einige Monate damit befasst. Das ist der erste Grund, warum man die Bibel auch in Esperanto und nicht nur in der eigenen Muttersprache lesen sollte. Der zweite Grund ist von missionarischer Bedeutung. Durch die Verbreitung einer solchen Bibelarbeit könnte die Bibel bald für den ganzen Erdkreis zugänglich werden. Und eine Ethnie, die die Bibel zuerst in Esperanto lesen könnte, würde bald das Bedürfnis empfinden, sich die Übersetzung auch in die eigene Sprache zu besorgen. Anders als die Sprachen der großen und dominanten Nationen, wie heute Englisch (gestern Französisch, morgen vielleicht Mandarin…) hat Esperanto keine Absicht, die anderen Sprachen zu ersetzen, besonders die kleinen, sondern im Gegenteil, sie zu unterstützen, da sich Esperanto als die jeweils zweite und dienende Sprache eines jeden Menschen definiert. Das macht den Unterschied zwischen einer Weltsprache und der internationalen Sprache aus!

      Die Bibel in Esperanto zu lesen bedeutet aber auch das Wort Gottes in einer Sprache zu lesen, die in ihrem grundsätzlichen Konzept einer Reihe der Gebote Gottes folgen will, wie man sie in der Bibel kennenlernen kann, so besonders die Aufforderung zur Gerechtigkeit, wobei auch die Gerechtigkeit in der Sprachordnung der Welt nicht ausgeschlossen sein darf. Diejenigen Benutzer der Sprache Esperanto, die auch neu geborene Christen sind, wissen gut, wie auch im Falle, dass das Ziel von Esperanto vollkommen erfüllt wäre, wenn also jeder neben seiner Muttersprache auch die gemeinsame Sprache Esperanto erlernt hätte, die biblische Aufforderung nach Gerechtigkeit noch immer nicht erfüllt wäre, da nur einer, nämlich der Sohn Gottes Jesus Christus der Gerechtigkeit Gottes Folge geleistet hat in Vollkommenheit, ohne geringste Abstriche. Und doch sind die Benutzer und Verfechter der internationalen Sprache unter denen, die für den Frieden arbeiten, was der siebten Segnung aus der Bergpredigt unseres Herrn zumindest teilweise entspricht.

      Und was für eine Verbindung besteht zwischen Esperanto und der Bibel? Warum sollte ein Mensch diese Sprache erlernen justament anhand der biblischen Texte und nicht aus den herkömmlichen Lehrbüchern, in welchen es eine Vielfalt verschiedener Textgattungen gibt?

      Zuerst geht es hier um das geistige Prinzip, das aber für das Erlernen aller Sprachen gilt, auch der eigenen Muttersprache, nicht nur für Esperanto: Am leichtesten lernt man eine Sprache anhand von Texten, die gänzlich das Wahre sagen, ja klare und einfache Sätze der Wahrheit sind, wo dagegen die Sätze der Unwahrheit zur Unklarheit und zum Verknoten tendieren. Die Wahrheit macht es gerne einfach, die Unwahrheit macht es gerne kompliziert! Falls jemand das nicht glauben kann, möge er die juridischen Sentenzen aus dem Codex Iustiniani, als das Rechtswesen zumindest in der Intention auf göttlichen Gesetzen fußte, mit den heutigen Rechtstexten vergleichen, die nicht einmal mehr von den Juristen verstanden werden. Das Rechtswesen versuchte in den Ursprüngen noch mit der göttlichen Ordnung in Einklang zu stehen, daher der einfache Satz und die Klarheit – heute sucht die Juristerei vor allem die „Löcher” und versteckte Reserven für den Gesetzgeber selbst, deshalb ist alles so unklar und unverständlich. Die Heilige Schrift ist demnach nicht nur der Standard der Menscheit, der Völker und der Einzelnen im Glauben und in der Moral, sondern auch der Sprachstandard auf allen genannten Ebenen. Auch die Ungläubigen, die aber zumindest die sprachliche Überlieferung ihres Volkes und ihrer Eltern achten, stimmen darin überein, dass eine Sprache zur Kultursprache wird, wenn die Bibel in diese Sprache übersetzt ist. Das wagten nicht einmal die Machthaber, die dem Glauben an Gott feindlich gesinnt waren, zu bezweifeln. Das zweite Prinzip bezieht sich auf das Methodisch-didaktische. Am leichtesten lernt man eine andere Sprache anhand von Texten, die man bereits gut kennt, manche Sätze sogar auswendig, in der eigenen Muttersprache. Und das findet man, zumindest für gebildete Menschen, doch in der Heiligen Schrift. Auch dieses Prinzip gilt für alle Sprachen, die man lernen möchte, nicht nur für Esperanto. Was aber ist es, was einen Studenten des Esperanto noch besonders für das Lernen anhand von biblischen Texten begeistern kann?

      Dr. Zamenhof entschied sich für die Übersetzung der Bibel ins Esperanto nicht nur aus dem schon erwähnten Kulturmotiv, um seiner Sprache, die gerade geboren war, die Geltung einer kulturreifen und anerkannten Sprache zu verleihen, obwohl sicherlich dieses Motiv nicht zu übersehen ist. Derjenige, der die Sentenzen von Zamenhof kennt, die nicht nur als Beispiele der Esperantoidiomatik gegeben wurden, obwohl einige, die die Sprache nicht kennen und nicht können, glauben, dass es diese in Esperanto nicht gibt, weil Esperanto eine Plansprache ist, die in zehn Jahren Arbeit als Grundsystem erarbeitet wurde, wird erkennen, wie tief Zamenhof selbst von der Bibel inspiriert war.

      Das Motiv Zamenhof’s, eine gemeinsame Sprache für die Menscheit zu schaffen, war kein kommerzielles, nicht einmal ein kulturelles, sondern ausschließlich ein ethisches, doch nicht beliebig ethisches, sondern ein solches, welches man aus den Lehren der Bibel erschließen kann. Das, was uns die Bibel, also Gott selbst erzählt und auferlegt, ist eben das, was Zamenhof mit seiner Sprache erreichen wollte: ein Ende der Ungerechtigkeit und des Hasses, ein Sieg der Liebe und der Gerechtigkeit. Zamenhof selbst war kein so „dummer Idealist”, wie sogar einige Esperantisten selbst ihn bezeichnen, um naiv zu glauben, dass mit dem Sieg seiner Sprache in der Welt die Gerechtigkeit und Liebe sich durchsetzen würden. Das sind Vorstellungen der nicht eingeweihten Menschen, die mehr auf eigenen fixierten Vorurteilen als auf den Fakten aufbauen. Zamenhof war sich, das folgt aus seinen Schriften und seinen Briefen, wohl bewußt, dass der Erfolg seiner Sprache nur ein kleiner Beitrag wäre, um die Welt ein bisschen schöner und gerechter zu machen. Er war realistischer als manche seine oberflächlichen Kritiker. Wenn sich also jemand entscheidet, die internationale Sprache anhand der biblischen Texte zu erlernen, dann entscheidet er sich konsequent, die „Sprache des Friedens” anhand der „Texte des Friedens”, was die Bibel jedenfalls ist, zu erlernen. Wir sollen unsere Augen vor der Tatsache, dass der Friede, welchen Zamenhof anstrebte, nicht mit dem Frieden, welchen nur Jesus Christus uns geben kann, gleichzusetzen ist, nicht verschließen. Jesus schenkt seine Gnade aber jenen Menschen, die „für den Frieden arbeiten”, wengleich sie ihn selbst nicht erreichen können. Der Glaubensunterschied besteht nämlich darin: Der Mensch kann für den Frieden arbeiten, er kann ihn aber nicht herstellen, nicht geben. Es ist Jesus, der den Frieden gibt, er preist aber diejenigen selig, die mit ihren schwachen Kräften und Erkenntnissen für den Frieden arbeiten. Einer, der Zamenhof zurückweisen würde, weil sein Frieden nicht mit dem Frieden Jesu gleichzusetzen ist, der weist auch die siebte Seligspreisung Jesu in seiner Bergpredigt zurück.

      Mein ehemaliger Professor und Rektor, der bereits verstorbene Dr. Helmar Frank aus Paderborn, hat uns bei Gelegenheit erzählt, wie er selbst die Schwierigkeiten der Gastvorlesungen an verschiedenen Universitäten in der Welt zu lösen versuchte. Als weit bekannter und anerkannter Fachmann für die Kybernetik der Pädagogik wurde er von Rio bis Tokio oft eingeladen. Natürlich konnte er alle diese Sprachen nicht erlernen. Und Englisch wird auch nicht so selbstverständlich überall verstanden und gesprochen, wie die Politiker und leichtgläubige Journalisten es oft wiederholen. So musste er sich etwas ausdenken, um dieses Problem zu lösen. In den ersten Tagen seiner Arbeit mit Studenten brachte er ihnen die Grundregeln und einen bescheidenen Grundwortschatz des Esperanto bei. Dann konnte er seine Vorlesungen gleich in dieser Sprache halten und die ganze Zeit nur mehr seinem Fach widmen. Auch alle Examen wurden in Esperanto abgenommen. Das gab mir zu denken. Wenn man einen so schwierigen Studienstoff der Kybernetik auf diese Weise einem vollkommen fremden Publikum beibringen kann, wieviel leichter dann doch auch das Wort Gottes, das Evangelium Jesu Christi…

      I.

      Allgemein über Esperanto

      Die internationale Sprache Esperanto wurde in der Ordination des Augenarztes jüdischer Abstammung Dr. Lazarus Markoviĉ Zamenhof als sprachlicher Entwurf geboren. Zamenhof verbrachte seine Kindes- und Jugendjahre in der heutigen ostpolnischen Region in der Stadt Bialystok, die damals als Gubernium dem russischen Zarenreich untergeordnet war. Im Jahre 1887 ist in Warschau das erste Buch Zamenhofs „Lingvo internacia” (die internationale Sprache) in russischer, deutscher, französischer,


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