Gleise der Erinnerung. Helmut Lauschke
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Helmut Lauschke
Gleise der Erinnerung
Von den Gewichten des Lebens
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Inhaltsverzeichnis
Das ist doch der Kinderarzt Dr. Weynbrand
Zwischen Turm und Graben - David, das vergessene Kind
Der Mensch hat seine Identität
Die späte Einberufung von Paul Gerhard Dorfbrunner
Nachttreff mit dem Doppelagenten
Klaus und Heinz, zwei ungewöhnliche junge Soldaten
Einer klemmt sich die Bratsche unters Kinn
Auf der Suche nach Arbeit: Vorstellung an der Stein-Oberschule
Aufeinander prallende Schläfen
Ein Ton wird durch die Wand geklopft
Boris Baródin in Warschau zum Vortrag des 2. Klavierkonzertes von Brahms
Die Psychose im Wandel der Gesellschaft
Ilja Igorowitsch zu seinem Sohn Boris Baródin
Das Wort ‘Leben’
Von den Gewichten des Lebens
David: Zwei Dinge beherrschen die Landschaft, es sind die Türme und die Gräben. Bei den Türmen unterscheiden sich die Kirchtürme von den Wach- und Schießtürmen und bei den Gräben sind es zum einen die Gräben der militärischen Verteidigung und zum andern die Gräben zum Auffüllen mit erschossenen Männern, Frauen und Kindern. Es ist das Landschaftsbild der Trostlosigkeit, der Verworfen- und Verlorenheit und der Schande durch die Arroganz und den Mangel an Brot und Menschlichkeit.
Um die Achse windet sich die Höhe. Sie flieht im Auf und Ab, dazwischen schlagen die Schwingen am federnden Stab.
Kräfte stählen sich in Biegungssprüngen, während Zugleinen sich von einem Ende zum andern spannen.
Nicht weniger heftig stürmt der Wind, dass Köpfe in die zerschlissenen Krägen tauchen, und die Augen hinter engen Schlitzen über den verwehten Rändern blinzeln.
Seegras hängt an Kettenschlössern, Schlammdecken schlieren herum, das der Anker beim Losmachen zerreißt.
Erinnere dich: Liebe bestreitet dem Tod die Stärke, während Ketten des Lebens mühsame Werke zusammenhalten.
Es sind die Gluten lohender Flammen, und die Ströme schwemmen sie nicht fort. So ähnlich ist der Wuchs der Dattelpalme, dessen Trauben die wunderbaren Früchte sind.
Der Atem trägt den Apfelhauch. Dein Kuss ist’s, der sich auf die Lippen drückt, köstlich schmeckt wie vollmundiger Wein.
Ich höre den Brotlaut des gefallenen Jungen vom Brot,
das ihm die Mutter buk und in den Tornister steckte.
Ich glaube, das Wort ‘Leben’ gehört zu haben, es klingt im Ohr, ohne das Fluchtziel zu erkennen.
Die Laute, die ausgefragten und heraus geschlagenen schwirren durch die Luft. Sie echoen von den Hängen zurück.
Doch dann zerflusen sie in und zwischen die Brisen hindurch. Ein Kranichpaar durchfliegt sie mit wenigen Flügelschlägen und stumm.
Das und noch vieles mehr, bevor sich der Feuerball versenkt.
Das