Wenn wir 1918 ……. Walter Muller

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Wenn wir 1918 …… - Walter  Muller


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Gegner schon an kampflose Übergabe glaubte, den Kampf aufgenommen und Magdeburg noch zehn Stunden lang gehalten. Diese Zeit genügte, um den doppelseitigen Flankenvorstoß im nördlichen Elbebogen zu decken. Alle Ententetruppen, die auf der Strecke Wittenberge—Tangermünde bereits die Elbe überschritten hatten, sind gefangen genommen worden. Von den auf dem linken Eibufer stehenden Truppen wurden etwa 80 000 durch unsere Umzingelungsaktion abgeschnitten und ohne große Gegenwehr gefangen genommen. Die Saale-Linie ist von uns nach Eintreffen der gegnerischen schweren Artillerie aufgegeben worden. Südlich Harburg haben wir dem Gegner in einer ausgebauten Stellung im Ostebogen und in der Lüneburger Heide einige Tage hartnäckigen Widerstand geleistet und schwere Verluste zugefügt. Im Schutze der Nacht wurde dann auch diese Stellung geräumt. Der Gegner rückte zögernd nach und konnte nach zwei Tagen die Städtegruppe Harburg—Altona—Hamburg— Wandsbek kampflos besetzen.

      Alle Angriffe der englisch-amerikanischen Nordarmeen auf die Kanallinie sind bisher abgeschlagen worden. Nördlich des Kanals haben wir uns auf die Linie Eckernförde—Wittensee—Rendsburg zurückgezogen. Die Kanallinie westlich Albersdorf ist heute nacht von uns aufgegeben worden. Die Landung starker russischer und deutscher Truppen in Südschweden, Seeland, Laaland und Langeland wird fortgesetzt. Seeland ist fast ganz in unserer Hand. Auf Fünen machen wir Fortschritte, obwohl wir im Großen Belt das maritime Übergewicht noch nicht erlangen konnten. In China, Persien und Syrien dringen die roten Truppen weiter vor. Die Seeschlacht vor Kreta ist zu unseren Gunsten entschieden. Kreta wurde von roten Landungstruppen besetzt. Ein Teil der Ententeflotte ist zu uns übergegangen. Der Rest entzog sich der völligen Vernichtung durch den Rückzug auf Ägypten. Die französische Mittelmeerflotte kämpft jetzt größtenteils auf unserer Seite. Die Matrosen der Schiffe, die noch im kapitalistischen Lager kämpfen, haben sich geweigert, auf ihre roten Landsleute zu schießen. In der französischen Flotte herrscht starke Erbitterung gegen die englische Oberleitung, die vor den Dardanellen und vor Kreta die eigenen Schiffe schonte und die französischen und italienischen Schiffe rücksichtslos einsetzte.

      Der Beginn des Generalstreiks in den Ententestaaten ist um drei Tage verschoben worden. Die Interalliierten Regierungen haben sich im letzten Augenblick zu Verhandlungen bereit erklärt. Die gefangen gesetzten Führer wurden freigelassen und die vor den Kriegsgerichten schwebenden Verfahren vorläufig niedergeschlagen.

      In Mailand haben die Arbeiter die Fabriken besetzt. Unter den italienischen Truppen sind Gehorsamsverweigerungen an der Tagesordnung. Die Differenzen sind aber vorerst gütlich beigelegt worden, da die italienische Heeresleitung versprochen hat, keine Angriffe gegen die neue rote Hauptverteidigungslinie zu unternehmen, wenn Wien kampflos übergeben wird.

      Letzte Nachrichten und Telegramme

      Die Aufstandsbewegung in Irland wächst. Ganz Südirland ist in der Gewalt der Aufständischen. In Chikago ist ein Arbeiteraufstand niedergeschlagen worden. Unsere Truppen auf Fünen haben im Kampf gegen überlegene amerikanische Kräfte eine Niederlage erlitten. Die ersten italienischen Truppen sind vor Wien erschienen. Starke rote Truppenabteilungen marschieren in Griechenland ein, da Griechenland trotz mehrfacher Aufforderung die aus Bulgarien und Serbien geflüchteten Ententetruppen nicht entwaffnet hat. Das Oberkommando der roten Balkanarmee, das über starke Formationen verfügt, bereitet den Nordvormarsch vor, will aber erst die rückwärtige Gefahr in Griechenland liquidieren, was angesichts der roten Überlegenheit nur wenige Tage in Anspruch nehmen dürfte. In Saloniki, das bald von der regulären roten Balkanarmee besetzt werden wird, tobt zur Zeit ein heftiger Kampf zwischen aufständischen Arbeitern, roten englischen, französischen, griechischen und italienischen Truppen einerseits und den Resten der königlich griechischen und Ententearmeen anderseits. Nach einem Telegramm aus Dresden sind Halle, Leipzig und Zwickau kampflos von den Franzosen besetzt worden. Starke Kolonnen von Autos, Panzerautos, Tanks und Kavallerieabteilungen rücken in Eilmärschen ostwärts vor und stehen vor Chemnitz. Starke rote Abteilungen sind in Gefahr, abgeschnitten zu werden. Ein Kampf soll nach den Anweisungen des I. R. K. unter allen Umständen vermieden werden. Die aktiven Abteilungen der sächsischen Arbeiterwehren, die sich auf die Oder—Neiße-Linie zurückziehen sollten, werden in ihren Heimatorten demobilisiert. Alle Arbeiterräte in Sachsen sind angewiesen worden, die ostwärts marschierenden roten Truppen, soweit sie nicht mit schnellen Beförderungsmitteln ausgerüstet sind, anzuhalten, zu demobilisieren und soweit wie möglich mit Zivilkleidung zu versehen.

      Berliner Genossen!

      Der Vorwärts" hört mit dem heutigen Tage auf, legal in Berlin zu erscheinen. Die offizielle Redaktion ist ab morgen in Warschau. Alle wichtigen Nachrichten werden durch drahtlosen Funkspruch der illegalen Redaktion in Berlin übermittelt. Unterstützt unsere illegalen Organisationen und den illegalen Zeitungsvertrieb! Haltet euch bereit für die Stunde der Entscheidung! Leistet den militärischen Machthabern der Entente nicht die kleinste Hilfe! Versucht, mit den englischen und französischen Kameraden ins Gespräch zu kommen. Besorgt euch alle den revolutionären Sprachführer, der bei allen Betriebsräten und revolutionären Vertrauensleuten zu haben ist. Verbreitet die in englischer und französischer Sprache geschriebenen Flugblätter und klebt die fremdsprachigen Aufrufe an alle Mauern, Zäune, Kasernen, Wohnhäuser, Litfasssäulen und öffentlichen Gebäude. Unterstützt die englischen und französischen Genossen, die sich mit uns verbrüdern wollen und die Absicht haben, zu desertieren. Gebt ihnen Zivilkleidung oder alte deutsche Uniformen und versteckt sie. Reiht sie ein in die Kampffront, wenn die Stunde des bewaffneten Aufstandes gekommen ist!

      Seid bereit! Wir kommen wieder!

      Warschau - Vorwärts - 21. Dez. 1918

      Siegestaumel und weißer Terror

      Die Entente hat unser Friedensangebot unbeantwortet gelassen und setzt den Kampf fort. Ihre Truppen marschieren überall in Eilmärschen ostwärts. Die Gefangennahme der roten Truppen auf Fünen, die kampflose Einnahme von Hamburg, Berlin, Meißen, Dresden, Prag und Wien hat in den kapitalistischen Hauptstädten einen Siegestaumel hervorgerufen, der leider nicht nur auf bürgerliche und kleinbürgerliche Kreise beschränkt geblieben ist. Besonders in Paris scheint die Einnahme von Berlin furchtbare Verwüstungen in den Gehirnen angerichtet und übertriebene Hoffnungen wachgerufen zu haben. Die sozialistischen Zeitungen in ganz Frankreich sind wieder verboten und beschlagnahmt worden. Die Leitung der sozialistischen Partei und der Confederation generale du Travail, die sich am gestrigen Abend im Vertrauen auf die Versprechungen der Regierung zu einer Sitzung zusammengefunden hatte, ist vollzählig verhaftet worden. Ein Unterschied zwischen Reformisten und Oppositionellen wird nicht mehr gemacht. Hunderte von revolutionären Arbeitern sind in den letzten Tagen erschossen worden, Tausende verhaftet. In der ganzen Nacht tobte kapitalistischer Mob durch die Straßen und vernichtete alles Eigentum der Arbeiterorganisationen, veranstaltete wüste Pogrome in den Arbeitervierteln und übte Lynchjustiz an revolutionären Arbeitern und ihren Familien. Während in England und Italien die Parole zum Generalstreik nach den vorliegenden Meldungen fast überall befolgt wurde, scheint sie in Paris versagt zu haben. In mehr als der Hälfte aller Betriebe soll, nach einem Funkspruch der Interalliierten, heute morgen die Arbeit wieder bedingungslos aufgenommen worden sein. In Marseille dagegen sollen die Arbeiter die Rätediktatur errichtet haben; in Lyon wird erbittert gekämpft. In Norditalien und Spanien herrscht offener Aufruhr. In Genua und sogar in Barcelona ist die Räterepublik ausgerufen worden. Die spanische Regierung hat die gemeinsame Aufforderung der Sozialisten, Syndikalisten und Anarchisten, den Kampf in Marokko und im Rif abzubrechen, mit dem weißen Terror beantwortet. Im Osten steht es überall gut. In Nordchina rücken die roten Flugzeuggeschwader und die Eisenbahntruppen auf Peking vor. In Hankau, Nanking und Schanghai sind revolutionäre Arbeiterräte gebildet worden. Im Süden verbreitet sich die revolutionäre Bewegung von Kanton aus. In Bombay und Kalkutta wurde der Generalstreik proklamiert. Im französischen Annam sind Aufstände ausgebrochen. Größere Abteilungen der Fremdenlegion haben sich mit den Aufständischen verbrüdert. Auf Borneo, Celebes und Java sind Kämpfe mit den holländischen Regierungstruppen im Gange. Auf den Philippinen ist ein Aufstand von den amerikanischen Regierungstruppen niedergeschlagen worden. Ein chinesisches Schiff, das den Philippinos von Kanton aus zu Hilfe eilen wollte, ist von den Engländern in Grund gebohrt worden. Sun Yat-sen hat ganz China aufgerufen, den Kampf gegen die Imperialisten aufzunehmen. Damit ist das Schicksal der Imperialisten in China entschieden. Man sollte annehmen, dass diese Ereignisse den Imperialisten


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