Wären wir bloß Jäger und Sammler geblieben. Rolf W. Meyer
Читать онлайн книгу.Verstärkte Zunahme des Individualismus in Form egoistischen Verhaltens innerhalb der Großgesellschaften
Hochentwickelte Fähigkeiten zur Kooperation / Hochentwickelte Fähigkeit zur Kooperation auf technischer Ebene in Krisensituationen und in Situationen, die das nationale Interesse betreffen.
Fähigkeit, stabile und verlässliche Beziehungen einzugehen / Soziales Leben ist ohne staatliche Institutionen nicht möglich („sozialer Regulations- und Versorgungsstaat“).
Bereitschaft und Fähigkeit zur Beilegung von Konflikten / Konfliktbereitschaft stark ausgebildet; Lösung von persönlichen Problemen mit Hilfe von staatlichen Institutionen; verminderte Bereitschaft zu Kompromissen und zur Konfliktlösung. Verhandlungen zur Konfliktlösung in vielen Fällen nur über Rechtsanwälte
Frühzeitmenschen mussten sich anstrengen, um ihre Triebe („Bereitschaft zu einem bestimmten Verhalten) zu befriedigen / Die zur Triebbefriedigung erforderlichen Aktivitätspotenziale werden heutzutage in der Regel gar nicht oder zu wenig eingesetzt. Erzeugung von Glücksempfinden ohne persönliche Investition, totale Glücksanforderung in der Gesellschaft.
Direkte Kommunikation zwischen Sozialpartnern / Computer als Ersatz für Sozialpartner
Aushandeln von Kompromissen / Bildung von Zweckallianzen
Austausch und Gegenleistung / Gründung von Kartellen zum gegenseitigen Nutzen
Wenn-Dann-Abwägungen; Rücksichtsnahme; Absprachen / Egoistische Versuchung wird immer größer, Normen und Kooperationsabmachungen zu brechen
Ausrichten von Strategien zum Überleben gegenüber wechselnden Umweltbedingungen / Denken ist im politischen Handeln durch Kurzzeitstrategien geprägt, obwohl Langzeitstrategien erforderlich wären für das wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Überleben.
Reziproker Altruismus („Selbstlosigkeit“) im Hinblick auf Handelsbeziehungen / Egoismus, sekundärer Altruismus. In vielen menschlichen Organisationen (Vereine, Verbände, politische Parteien, wissenschaftliche Vereinigungen) findet man ein oligarchisches Verhalten vor (Oligarchie: „Herrschaft von wenigen“), praktiziert wird reziproker Altruismus.
Hierarchisches Muster ist nie ganz statisch gewesen. Im Hinblick auf die Rangordnung stand eine charismatische und pragmatisch erfolgreiche Persönlichkeit an der Führungsspitze. / Durch formale Regeln beeinflusste Hierarchiemuster (Bürokratien, Militär, strenge betriebliche Organisation, gesetzliche Regelungen); Herausbildung und Umgang mit globalen Hierarchiestrukturen
Kosten-Nutzen-Relation in der Regel günstig / Kosten-Nutzen-Relation in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens außerordentlich ungünstig auf Grund unwirtschaftlichen Denkens und Handelns
Ein weiterer Vergleich soll unser Interesse wecken, nämlich die soziale Situation für Kinder im heutigen Deutschland und für Kinder in der Steinzeit, dargestellt an ausgewählten Beispielen:
In Deutschland stellen Kinder mit 16% Anteil an der Bevölkerung eine Randgruppe dar. [22] In der Gruppe eines steinzeitlichen Sozialverbandes betrug der Anteil an Kindern im Durchschnitt 40%.
In drei Viertel der deutschen Haushalte leben nur 1 – 2 Personen, 20% der deutschen Kinder leben mit nur einem Elternteil. Als Mitglieder einer Großfamilie fanden Steinzeitkinder dort Geborgenheit.
Stillzeit für den jetztzeitlichen Nachwuchs in Deutschland beträgt in der Regel 7 Monate. Die Stillzeit für den steinzeitlichen Nachwuchs beträgt in der Regel 3 Jahre. Dies lässt sich auch bei heute noch lebenden indigenen („einheimischen“) Völkern beobachten.
Fett und Zucker werden von deutschen Kindern zu häufig konsumiert. Jedes 5. Kind ist übergewichtig. 50% der deutschen Kinder bekommen keine warme Mahlzeit. Die Ernährung für Steinzeitkinder richtete sich nach den Jahreszeiten. Im Winter war Hunger möglich.
Kindliche Freizeitbetätigungen in Deutschland: Fernsehen, Smartphone-Nutzung, Hausaufgaben, Kontakte zum Freundeskreis, unterstützt durch direkte oder durch indirekte Kommunikation mit Hilfe digitaler Technik. Steinzeitkinder: Viel Bewegung im Freien und intensiver Sozialkontakt innerhalb der Großfamilie; eingebunden in die mobile Lebensweise der Jäger und Sammler.
Schon gewusst?
Die anatomisch modernen Menschen, die als Jäger und Sammler aus Afrika kommend vor etwa 40.000 Jahren beginnend über den Balkan und zuvor über den Fernen Orient nach Europa kamen, waren dunkelhäutig und blauäugig gewesen. Diese europäische Urbevölkerung mischte sich später mit Einwanderern aus dem Vorderen Orient, die hellhäutig und braunäugig waren. Noch vor 6.000 Jahren waren die Menschen in Europa dunkelhäutig. Erst im Neolithikum („Jungsteinzeit“) hat sich allmählich (auf Grund von Mutationen und als Folge von genetischen Vermischungen) die Hellhäutigkeit herausgebildet. [23]
Wissenswert
Sozialverbände von Jägern und Sammlern („Wildbeutergesellschaften“) zeichnen sich unter anderem durch folgende Merkmale aus: [24] Sie bestehen aus kleinen Gruppen mit meist weniger als 100 Individuen, Horden („Männergruppen, die noch keine eigenen geschlechts-gemischten Gruppen gebildet haben.“) oder eine größere Anzahl von Jägern („Jagdscharen“). Wildbeutergesellschaften weisen eine fließende oder instabile Gruppenorganisation auf. Die Arbeitsteilung erfolgt nach Geschlecht und Alter. Territorialansprüche sind nicht streng ausgerichtet. Aber es besteht eine Tendenz zur Inbesitznahme ressourcenreicher Gebiete. Kriege zwischen Wildbeutergesellschaften finden nicht statt, aber es können sich Stammesfehden abspielen. Die polytheistische Religion („der Glaube an viele Götter“) ist ein weiteres, signifikantes Merkmal der Jäger und Sammler.
Wechseln wir von der Wildbeutergesellschaft zum Thema Patriarchat („Vaterherrschaft“). Für den niederländischen Anthropologen Carel van Schaik ist das Patriarchat „eine Anomalie in der Menschheitsgeschichte“. Die Zeitphase, in der Frauen von Männern unterdrückt werden, nehmen nach Ansicht von Carel van Schaik nur ein bis zwei Prozent der gesamten stammesgeschichtlichen Entwicklung des Homo sapiens sapiens ein. [25] In einem Interview, das DER SPIEGEL mit dem niederländischen Anthropologen führte, erklärt Carel van Schaik, warum bald Schluss ist mit der Herrschaft der Männer. [26] Das „Zauberwort“ heißt für ihn Bildung. Seine Begründung: „[…] mehr Frauen wären an politischen Entscheidungen beteiligt. Ich erwarte, dass das besser sein wird für die Umwelt und das Klima, das soziale Miteinander und, ja, auch die Bekämpfung von Pandemie.“ [27]
Nebenbei bemerkt
Demographische Entwicklung der Menschheit vom Paläolithikum („Altsteinzeit“) bis heute:
Vor 100.000 Jahren lebten auf einer Fläche, auf der heute fast 7,9 Milliarden Menschen leben, etwa 2 – 3 Millionen Menschen.
Vor 10.000 Jahren trat das Ende der Eiszeit ein. Mit der Eem-Warmzeit begann die Sesshaftigkeit (unter anderem in Mesopotamien, dem „Zwischenstromland“) in Verbindung mit Ackerbau und Viehzucht. In dieser Zeitphase lebten bis zu 20 Millionen Menschen auf der Erde.
Vor 2.000 Jahren, es war die Zeit der Hochkulturen, wie zum Beispiel die der Babylonier, der Assyrer, der Hethiter, der Indus-Kultur sowie der Beginn der Antike (griechisch-römisches Altertum), bevölkerten 170 bis 400 Millionen Menschen die Erde.
Um 1750, dem Maximum der agrikulturellen Phase, lebten etwa 750 Millionen Menschen auf dem Planeten Erde.
Um 1850, in der Phase der industriellen Revolution (von der Agrar- zur Industriegesellschaft durch Nutzung der Dampfmaschine) befanden sich bereits 1,2 Milliarden Menschen auf der Erde.
Im Jahr 11900 hatte sich die Weltbevölkerungszahl auf 1,6 Milliarden Menschen erhöht.
Am 28. Februar 1942 war der Autor dieses Buches der 2.337.062.674ste Erdenbürger auf diesem