Der Mord bleibt ungesühnt. Walter Brendel

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Der Mord bleibt ungesühnt - Walter Brendel


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      Walter Brendel

      Der Mord bleibt ungesühnt

      Ermordung von Liebknecht und Luxemburg

      Texte: © Copyright by Walter Brendel

      Umschlag: © Copyright by Gunter Pirntke

      Verlag:

      Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag

      Gunter Pirntke

      Mühlsdorfer Weg 25

      01257 Dresden

      [email protected]

      Inhalt

       Impressum

       Symbiose mit der Reaktion

       Die göttliche Rosa

       Liebknechts Nein

       Gerichtssaal als Tribüne

       Die Schriften der Rosa Luxemburg

       Reform und Zweck

       Die ganze Erdkugel

       Grundsätze und Erfolg

       Einzelner Schwertstreich

       Die Ordnung herrscht in Berlin

       „Götterdämmerung“ und Reichsrätekongress im Dezember 1918

       Genossenmord

       Der Mord an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg

       Tod im Landwehrkanal

       Die Spur der Mörder führt in die SPD-Reichskanzlei

       Doppelmord nach Plan

       Waldemar Papst

       "ICH LIES ROSA LUXEMBURG RICHTEN"

       Vom Landwehrkanal zum Wiener Heldenplatz

       Der Konterrevolutionär

       Hermann Souchon

       „Wer verschwand im Keller?“

       Schuss auf Dingsda

       Ungesühnt und verdrängt

       Henkersknechte der Bourgeoisie

       Mord an der deutschen Justiz

       Zusammenfassung

      Kaum eine Periode der deutschen politischen Sozialgeschichte ist so gut dokumentiert wie die revolutionäre Nachkriegskrise der Jahre 1918/19 bis 1923. Der Quellenfundus ist enorm und hat sich seit Beginn der 1990er Jahre nochmals derart vergrößert, dass auch Spezialisten ihn kaum noch zu überblicken vermögen. Deshalb sind die seit den 1960er Jahren erscheinenden Quelleneditionen wichtige Orientierungshilfen, auch wenn sie nur einen Teil des schriftlich Überlieferten vermitteln und hinter dem ständig weiter wachsenden archivalischen Fundus hoffnungslos herhinken.1 Die Voraussetzungen für die historische Forschung sind somit günstig. Trotzdem herrscht auf diesem Terrain der politischen Sozialgeschichte seit der Mitte der 1980er Jahre weitgehend Funkstille. Die revolutionäre Antwort der Unterklassen auf die Massenschlächtereien und Entbehrungen des Ersten Weltkriegs ist derzeit kein Forschungsthema, aber auch die Geschichte der Gegenrevolution stagniert trotz ihrer Bedeutung für die Genese des Faschismus und ist zudem – wie die wenigen Ausnahmen von der Regel zeigen – nach wie vor durch mächtige geschichtspolitische Tabus blockiert.2 Vor allem die Frage nach der Verantwortung der Arbeiterbürokratien – Mehrheitssozialdemokratie und Generalkommission der Gewerkschaften – für die Gewaltexzesse der Militärkaste und für die politischen Folgen ihres Triumphs darf auch heute nicht gestellt werden. Dabei drängt sie sich sofort allen denjenigen als Schlüsselproblem auf, die sich mit der Geschichte der Umbruchsjahre zwischen 1916/17 und 1923 auseinandersetzen. Rekapitulieren wir zunächst die wesentlichen Kontexte dieses Problemfelds.

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      Mordopfer Liebknecht: Die Aufnahme des toten Spartakus-Führers entstand im Berliner Leichenschauhaus kurz nach seiner Ermordung. Rosa Luxemburgs Leiche, die die Mörder in den Landwehrkanal geworfen hatten, wurde erst am 1. Juni 1919 gefunden; die Revolutionärin wurde am 13. Juni neben Liebknecht auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt

      Seit Beginn des Ersten Weltkriegs hatte der völkisch-nationalistische Flügel der organisierten Arbeiterbewegung unter der Parole des „Burgfriedens“ die Schlüsselpositionen besetzt und ihren Partei- und Gewerkschaftsapparat bis 1916 in die spätwilhelminische Propaganda- und Rüstungsmaschinerie eingebaut. Dieser Integrationsprozess der Führungsgruppen und Funktionsschichten der Arbeiterbürokratien war zunächst reibungslos verlaufen, hatte dann aber 1916 zur Spaltung der Sozialdemokratie in einen mehrheitssozialdemokratischen (MSPD) und einen Unabhängigen Flügel (USPD) geführt. Parallel dazu waren die mehrheitssozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Führungskader rigoros gegen den sich an der Basis langsam herausbildenden Widerstand vorgegangen. In enger Kooperation mit den Stellvertretenden Generalkommandos und der Politischen Polizei hatten sie ihre Verbände, Zeitungsredaktionen und Parteigliederungen gesäubert, Tausende missliebiger Funktionsträger und Mitglieder zwangsmilitarisiert und die widerständigen Basisinitiativen in die Illegalität getrieben. Dabei war es den mehrheitssozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Führungskadern im Zusammenspiel mit dem Repressionsapparat immer wieder gelungen, die oppositionellen Netzwerke aufzudecken, zu denunzieren und die meisten Reorganisationsversuche im Keim zu ersticken.

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      Der Sozialdemokrat und Reichswehrminister Gustav Noske (Mitte) vor dem Münchener Hotel Continental (August 1919)

      Aber für diesen Erfolg musste die MSPD- und Gewerkschaftsoligarchie um Gustav -Bauer, Heinrich Cunow, Eduard David, Friedrich Ebert, Konrad Haenisch, Wolfgang Heine, Otto Landsberg, Carl Legien, Gustav Noske, Philipp


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