Der fliegende Holländer. Фредерик Марриет

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Der fliegende Holländer - Фредерик Марриет


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schon, Philipp?« fragte Amine, nach dem Zimmer zurückkehrend. »Ja, Amine; ich muss unverweilt aufbrechen, hoffe aber, vor meiner Ausfahrt wieder zurückzukommen. Sollte dies nicht der Fall sein, so will ich Euch gleich jetzt die betreffenden Weisungen erteilen. Gebt mir die Schlüssel.«

      Philipp öffnete das untere Fach des Schrankes und den Deckel der eisernen Truhe.

      »Hier, Amine, ist mein Geld; wir brauchen es nicht zu zählen, wie mir Euer Vater vorschlug. Ihr seht, dass ich Recht hatte, als ich behauptete, dass ich Tausende von Gulden besitze. Vorderhand sind sie mir nichts nütze, da ich mein Gewerbe zu erlernen habe. Sollte ich eines Tages zurückkehren, so können sie mir zu einem eigenen Schiffe verhelfen; aber mein künftiges Geschick ist ungewiss.«

      »Und wenn Ihr nicht wieder zurückkehren solltet?« entgegnete Amine mit Ernst.

      »Dann soll alles, was das Häuschen enthält, wie auch das Häuschen selbst, Euer Eigentum sein.«

      »Ihr habt Verwandte – oder nicht?«

      »Nur Einen – einen reichen Onkel, der uns nur wenig in unserer Not unterstützte und kinderlos ist. Ich habe ihm nicht viel zu verdanken und er braucht nichts. Auf der ganzen Welt befindet sich nur ein einziges Wesen, das in meinem Herzen Interesse geweckt hat, und dieses Wesen seid Ihr, Amine. Ich wünsche, dass Ihr in mir einen Bruder seht – und ebenso werde ich Euch stets wie eine teure Schwester lieben.«

      Amine gab keine Antwort. Philipp nahm noch einiges Geld aus dem bereits angebrochenen Beutel, um damit seine Reisekosten zu bestreiten, verschloss dann Truhe und Fach und übergab die Schlüssel an Amine. Er wollte sie eben anreden, als sich ein leichtes Pochen an der Tür vernehmen ließ und Pater Sensen, der Priester, eintrat. »Gott sei mit dir, mein Sohn, und auch mit Euch, mein Kind, das ich noch nie gesehen habe. Vermutlich seid Ihr die Tochter des Mynheer Poots?«

      Amine antwortete mit einer Verbeugung des Kopfes.

      »Ich bemerke, Philipp, dass das Zimmer jetzt geöffnet ist, und habe von aller vergangenen Kunde erhalten. Der Wunsch, mit dir zu sprechen, führt mich hierher; ich muss daher diese Jungfrau bitten, uns für eine Weile allein zu lassen.«

      Amine verließ das Zimmer, worauf der Priester sich auf das Kanapee setzte und Philipp an seine Seite winkte. Eine Wiederholung ihres Gesprächs würde zu lange sein. Der Priester befragte Philipp zuerst über sein Geheimnis, konnte aber nicht die gewünschte Auskunft erhalten, da ihm Letzterer nur so viel anvertraute, als er bereits Amine mitgeteilt hatte. Unser Held erklärte ihm sogleich seine Absicht, zur See zu gehen, mit dem Bemerken, dass er, im Falle er nicht wieder zurückkehren sollte, sein Eigentum – dessen Betrag er nicht berührte, dem Doktor und seiner Tochter vermacht habe. Der Priester erkundigte sich sodann über Mynheer Poots und fragte Philipp, zu welchem Glauben er sich bekenne, da er den Mann noch nie in einer Kirche gesehen habe und die Welt sich mit dem Gerüchte trage, dass er ein Heide sei. Philipp gab hierauf, wie gewöhnlich, eine freimütige Antwort und erklärte, dass die Tochter wenigstens gerne erleuchtet zu werden wünsche, weshalb er den Priester bitte, ein Geschäft zu übernehmen, dem er selbst nicht gewachsen sei. Pater Seysen, der Philipps Gefühle gegen das Mädchen bald zu würdigen wusste, erwies sich bereitwillig, diesem Gesuch zu entsprechen. Nach etwa zwei Stunden wurde ihre Unterhaltung durch die Rückkehr des Herrn Poots gestört, der, sobald er Pater Seysen bemerkte, augenblicklich das Zimmer wieder verließ. Philipp rief Amine, stellte sie dem Priester vor und bat sie, seine Besuche anzunehmen, worauf der gute alte Mann das Pärchen segnete und sich entfernte. »Ihr habt ihm doch kein Geld gegeben, Herr Philipp,« fragte Mynheer Poots, sobald Pater Seysen das Gemach verlassen hatte.

      »Nein,« antwortete Philipp, »aber ich wollte, ich hätte darauf gedacht.«

      »Nicht doch – es ist besser so – denn das Geld ist mehr wert, als das, was er Euch geben kann. Er sollte aber nicht wieder herkommen.«

      »Warum nicht, Vater, wenn Herr Philipp es wünscht?« entgegnete Amine. »Er ist in seinem eigenen Hause.«

      »O ja, wenn Herr Philipp es wünscht; aber du weißt, er geht ja.«

      »Gut, und wenn auch – warum sollte der Pater nicht hierherkommen? Er kann ja mich besuchen.«

      »Dich besuchen, mein Kind? Was kann er von dir wollen? Ei, meinetwegen – aber wenn er kommt, so erhält er von mir keinen Stüber – und dann wird er bald selber wegbleiben.«

      Philipp hatte keine Gelegenheit, sich weiter mit Amine zu besprechen – wusste ihr überhaupt auch nichts mehr zu sagen. Nach einer Stunde verabschiedete er sich von ihr in Gegenwart ihres Vaters, der sie nicht allein lassen wollte, weil er von Philipp Auskunft über das Geld zu erhalten hoffte, welches im Hause zurückbleiben sollte. Zwei Tage nachher langte Philipp in Amsterdam an, erkundigte sich und fand, dass es wohl noch einige Monate anstehen konnte, ehe ein Schiff nach Ostindien aussegelte. Die holländisch-ostindische Compagnie hatte sich schon längst gebildet und dem Privatverkehre ein Ende gemacht; auch segelten ihre Schiffe nur zu einer Zeit aus, in welcher man das Cap der Stürme – wie die früheren Abenteurer das Cap der guten Hoffnung nannten – am besten umfahren zu können glaubte. Eines der Schiffe, welches mit der nächsten Flotte aussegeln sollte, war der Schilling, ein dreimastiges Fahrzeug, das jetzt abgetakelt im Hafen lag.

      Philipp suchte den Kapitän auf und gab ihm seinen Wunsch zu erkennen, dass er mit ihm ausfahren und das Gewerbe eines Seemanns erlernen möchte. Der Kapitän war nicht unzufrieden darüber, und da Philipp während der Fahrt nicht nur keinen Lohn verlangte, sondern auch noch ein Lehrgeld zahlen wollte, so versprach er ihm einen Platz an Bord, mit dem Tisch in der Kajüte; auch sagte er ihm, er solle gehalten sein wie der zweite Mate, und Kunde erhalten, wenn das Schiff absegle. Da nun Philipp Alles getan hatte, was sein Gelübde von ihm forderte, so beschloss er, nach Hause und in Aminen's Gesellschaft zurückzukehren.

      Wir müssen nun zwei Monate überspringen, während welcher Zeit Mynheer Potts seinem Berufe lebte und, da er nur selten zu Hause war, unser junges Pärchen oft stundenlang allein ließ. Philipps Liebe zu Aminen wurde in vollem Maße erwidert – ja, es war mehr als Liebe, eine aufopfernde Hingebung von beiden Seiten, die sich mit jedem Tage steigerte. Wo hätte man auch ein bezaubernderes und anziehenderes Wesen finden können, als in der mutigen und doch so zarten Amine? Wohl umwölkte sich Philipps Stirne oft, wenn er der dunkeln Zukunft gedachte; aber das Lächeln des Mädchens verscheuchte das Düster, und wenn sie ihm in's Auge blickte, war Alles vergessen. Amine machte kein Geheimnis aus ihrer Neigung, sondern zeigte sie in jedem Worte, in jedem Blicke und in jeder Gebärde. Sie tat nicht blöde, wenn Philipp ihre Hand fasste, seinen Arm um ihren Leib schlang oder sogar ihre Korallenlippen zu küssen wagte. Voll edlen Vertrauens fühlte sie, dass ihr Glück nur in seiner Liebe beruhte und sie eigentlich nur in seiner Gegenwart lebte. So entschwanden zwei Monate, als eines Tages Pater Seysen, der oft einsprach und Aminen in den Lehren seines heiligen Glaubens unterwies, erschien, wie Philipp eben das Mädchen mit seinen Armen umschlungen hielt.

      »Meine Kinder,« sagte er, »ich habe euch schon seit einiger Zeit beobachtet – dies ist nicht gut und auf alle Fälle gefährlich, selbst wenn du sie zu heiraten gedenkst, Philipp, was ich von dir voraussetze. Ich muss Eure Hände vereinigen.«

      Philipp fuhr auf.

      »Ich habe mich hoffentlich nicht in dir getäuscht, mein Sohn!« fuhr der Priester in strengem Tone fort.

      »Nein, nein, guter Vater; aber ich muss Euch bitten, mich jetzt zu verlassen. Kommt morgen wieder her und dann wird alles entschieden sein; zuvor aber will ich mit Amine sprechen.«

      Der Priester verließ das Gemach und Philipp war wieder mit Amine allein. Die Farbe der Letzteren wechselte und ihr Herz pochte in schnelleren Schlägen, denn sie fühlte, wie sehr ihre ganze Seligkeit auf dem Spiele stand.

      »Der Priester hat recht, Amine,« sagte Philipp, sich an ihrer Seite niederlassend. »So kann es nicht fortgehen. Wollte Gott, dass ich stets bei Euch bleiben könnte und nicht ein grausames Schicksal mich verfolgte! Ihr wisst, dass ich sogar den Boden verehre, den Ihr betretet, und doch wage ich es nicht, Euch zu bitten, mit mir einen Bund des Elends einzugehen.«

      »Ein Bund mit


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