Kuttel Daddeldu. Joachim Ringelnatz

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Kuttel Daddeldu - Joachim  Ringelnatz


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– – sie mögen mich nur hassen!

      Ich darf mich gründlich an den Hintern fassen

      Sowie an den avant-propos.

      Vom Seemann Kuttel Daddeldu

      Eine Bark lief ein in Le Haver,

      Von Sidnee kommend, nachts elf Uhr drei.

      Es roch nach Himbeeressig am Kai,

      Und nach Hundekadaver.

      Kuttel Daddeldu ging an Land.

      Die Rü Albani war ihm bekannt.

      Er kannte nahezu alle Hafenplätze.

      Weil vor dem ersten Hause ein Mädchen stand,

      Holte er sich im ersten Haus von dem Mädchen die Krätze.

      Weil er das aber natürlich nicht gleich empfand,

      Ging er weiter, – kreuzte topplastig auf wilder Fahrt.

      Achtzehn Monate Heuer hatte er sich zusammengespart.

      In Nr. 6 traktierte er Eiwie und Kätchen,

      In 8 besoff ihn ein neues, straff lederbusiges Weib.

      Nebenan bei Pierre sind allein sieben gediegene Mädchen,

      Ohne die mit dem Zelluloid-Unterleib.

      Daddeldu, the old Seelerbeu Kuttel,

      Verschenkte den Albatrosknochen,

      Das Haifischrückgrat, die Schals,

      Den Elefanten und die Saragossabuttel.

      Das hatte er eigentlich alles der Mary versprochen,

      Der anderen Mary; das war seine feste Braut.

      Daddeldu – Hallo! Daddeldu,

      Daddeldu wurde fröhlich und laut.

      Er wollte mit höchster Verzerrung seines Gesichts

      Partu einen Niggersong singen

      Und » Blu beus blu«.

      Aber es entrang sich ihm nichts.

      Daddeldu war nicht auf die Wache zu bringen.

      Daddeldu Duddel Kuttelmuttel, Katteldu

      Erwachte erstaunt und singend morgens um vier

      Zwischen Nasenbluten und Pomm de Schwall auf der Pier.

      Daddeldu bedrohte zwecks Vorschuß den Steuermann,

      Schwitzte den Spiritus aus. Und wusch sich dann.

      Daddeldu ging nachmittags wieder an Land,

      Wo er ein Renntiergeweih, eine Schlangenhaut,

      Zwei Fächerpalmen und Eskimoschuhe erstand.

      Das brachte er aus Australien seiner Braut.

      Daddeldus Lied an die feste Braut

      Lat man goot sin, lütte seute Marie.

      Mi no ssavi!

      Ich habe deine Photographie

      In der Meditteriniensi

      Weit draußen auf dem Meere

      Damals verloren,

      Als ich bei den Azoren

      Mit der Bulldog beinah versoffen wäre. –

      Bulldog aheu!

      Swiethart! Manilahaariges Kitty-Anny-Pipi –

      Oder wie du heißt –

      Bulldog aheu!

      Bei Jesus Chreist

      Ich war – seit Konstantinopel – dir immer treu.

      Scheek hends! Ehrlich und offen:

      Ich bin gar nicht besoffen.

      Giff öß e Whisky, du, ach du! Jesus Christ!

      Skool! bleddi Sanofebitsch – Ohne Spott:

      Ich glaube, dich hat der liebe Gott

      An einem Sonntag zusammengespleist.

      Weißt du, was du bist: Weißt?

      Hör mich einmal ernsthaft auf mich.

      Du – du bist – mein zweites Ich.

      Du mußt mir mal deinen Namen ausbuchstabieren,

      Hein soll mir das auf den Arm tätowieren.

      Mary, mach mal deinem Daddeldu

      Die Hosentür zu.

      Ich habe noch immer die graue Salbe von dir,

      Das ist ganz egal; das ist auch ein Souvenir.

      Wer mir die Salbe nimmt –

      Ich bin der gutmütigste Kerl, glaub es mir;

      Ich habe noch keinem Catfisch ein Haar gekrümmt –

      Wenn ich zurück bin aus Schangei,

      Wie Gott will hoffen, –

      Wer mir die Salbe nimmt,

      Dem hau ik die Kiemen entzwei.

      Bulldog aheu! Ich bin nicht besoffen.

      Wirklich nicht!

      Wirklich nicht!

      Wer mir die Salbe krümmt,

      Dem renn ich die Klüsen dicht. –

      Komm her, Deesy, wir schlagen die Bulldog entzwei.

      Wenn ich aus Kiatschu, Kiatschau –

      Porko dio Madonna!

      Mary, du alte Sau,

      Wer dir die Salbe stiehlt aus Schangei,

      Der wird einmal Kapitän Daddeldus Frau.

      Seemannstreue

      Nafikare necesse est.

      Meine längste Braut war Alwine.

      Ihrer blauen Augen Gelatine

      Ist schon längst zerlaufen und verwest. –

      Alwine sang so schön das Lied:

      »Ein Jäger aus Kurpfalz«.

      Wie Passatwind stand ihr der Humor.

      – Sonntags morgens wurde sie bestattet

      In der Heide, wo kein Bäumchen schattet,

      Und auch ihre Unschuld einst verlor.

      Donnerstags grub ich sie wieder aus.

      Da kamen mir schon ihre Ohrlappen

      So sonderbar vor.

      Freitags grub ich sie dann wieder ein.

      Niemand sah das in der stillen Heide. –

      Montags wieder aus. Von ihrem Kleide,

      Das man ihr ins Grab gegeben hatte,

      Schnitt ich einer Handbreit gelber Seide,

      Und die trägt mein Bruder als Krawatte. –

      Gruslig war's: Bei dunklem oder feuchten

      Wetter fing Alwine an zu leuchten.

      Trotzdem parallel zu ihr verweilen

      Wollt ich ewiglich und immerdar.

      Bis sie schließlich an den weichen Teilen

      Schon ganz anders und ganz flüssig war.

      Aus.


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