Ein Sommernachtstraum. William Shakespeare

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Ein Sommernachtstraum - William Shakespeare


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Ein sehr gutes Stück Arbeit, ich sag's euch! und lustig! – Nun, guter Peter Squenz, ruf' die Akteurs nach dem Zettel auf! – Meisters, stellt euch auseinander!

      SQUENZ. Antwortet, wie ich euch rufe! – Klaus Zettel, der Weber!

      ZETTEL. Hier! Sagt, was ich für einen Part habe, und dann weiter.

      SQUENZ. Ihr, Klaus Zettel, seid als Pyramus angeschrieben.

      ZETTEL. Was ist Pyramus? Ein Liebhaber oder ein Tyrann?

      SQUENZ. Ein Liebhaber, der sich auf die honetteste Manier vor Liebe umbringt.

      ZETTEL. Das wird einige Tränen kosten bei einer wahrhaftigen Vorstellung. Wenn ich's mache, laßt die Zuhörer nach ihren Augen sehn! Ich will Sturm erregen, ich will einigermaßen lamentieren. Nun zu den übrigen; – eigentlich habe ich doch das beste Genie zu einem Tyrannen; ich könnte einen Herkles kostbarlich spielen, oder eine Rolle, wo man alles kurz und klein schlagen muß.

      Der Felsen Schoß

      Und toller Stoß

      Zerbricht das Schloß

      Der Kerkertür,

      Und Phöbus' Karr'n

      Kommt angefahr'n

      Und macht erstarr'n

      Des stolzen Schicksals Zier:

      Das ging prächtig. – Nun nennt die übrigen Akteurs! –

      Dies ist Herklessens Natur, eines Tyrannen Natur; ein Liebhaber ist schon mehr lamentabel.

      SQUENZ. Franz Flaut, der Bälgenflicker!

      FLAUT. Hier, Peter Squenz.

      SQUENZ. Flaut, Ihr müßt Thisbe über Euch nehmen.

      FLAUT. Was ist Thisbe? Ein irrender Ritter?

      SQUENZ. Es ist das Fräulein, das Pyramus lieben muß.

      FLAUT. Ne, meiner Seel', laßt mich keine Weiberrolle machen; ich kriege schon einen Bart.

      SQUENZ. Das ist alles eins! Ihr sollt's in einer Maske spielen, und Ihr könnt so fein sprechen, als Ihr wollt.

      ZETTEL. Wenn ich das Gesicht verstecken darf, so gebt mir Thisbe auch. Ich will mit 'ner terribel feinen Stimme reden: »Thisne, Thisne! – Ach Pyramus, mein Liebster schön! Deine Thisbe schön, und Fräulein schön!«

      SQUENZ. Nein, nein! Ihr müßt den Pyramus spielen, und, Flaut, Ihr die Thisbe.

      ZETTEL. Gut, nur weiter!

      SQUENZ. Matz Schlucker, der Schneider!

      SCHLUCKER. Hier, Peter Squenz.

      SQUENZ. Matz Schlucker, Ihr müßt Thisbes Mutter spielen. Thoms Schnauz, der Kesselflicker!

      SCHNAUZ. Hier, Peter Squenz.

      SQUENZ. Ihr, des Pyramus Vater, ich selbst, Thisbes Vater; Schnock, der Schreiner, Ihr des Löwen Rolle. Und so wäre dann halt 'ne Komödie in den Schick gebracht.

      SCHNOCK. Habt Ihr des Löwen Rolle aufgeschrieben? Bitt' Euch, wenn Ihr sie habt, so gebt sie mir; denn ich habe einen schwachen Kopf zum Lernen.

      SQUENZ. Ihr könnt sie extempore machen: es ist nichts wie brüllen.

      ZETTEL. Laßt mich den Löwen auch spielen. Ich will brüllen, daß es einem Menschen im Leibe wohl tun soll, mich zu hören. Ich will brüllen, daß der Herzog sagen soll: »Noch 'mal brüllen! Noch 'mal brüllen!«

      SQUENZ. Wenn Ihr es gar zu fürchterlich machtet, so würdet Ihr die Herzogin und die Damen erschrecken, daß sie schrien, und das brächte euch alle an den Galgen.

      ALLE. Ja, das brächte uns an den Galgen, wie wir da sind.

      ZETTEL. Zugegeben, Freunde! Wenn ihr die Damen erst so erschreckt, daß sie um ihre fünf Sinne kommen, so werden sie unvernünftig genug sein, uns aufzuhängen. Aber ich will meine Stimme forcieren, ich will euch so sanft brüllen, wie ein saugendes Täubchen: – ich will euch brüllen, als wär' es 'ne Nachtigall.

      SQUENZ. Ihr könnt keine Rolle spielen als den Pyramus. Denn Pyramus ist ein Mann mit einem süßen Gesicht, ein hübscher Mann, wie man ihn nur an Festtagen verlangen kann, ein scharmanter, artiger Kavalier. Derhalben müßt Ihr platterdings den Pyramus spielen.

      ZETTEL. Gut, ich nehm's auf mich. In was für einem Bart könnt' ich ihn wohl am besten spielen?

      SQUENZ. Nu, in was für einem Ihr wollt.

      ZETTEL. Ich will ihn machen, entweder in dem strohfarbenen Bart, oder in dem orangegelben Bart, oder in dem karmesinroten Bart, in dem ganz gelben.

      SQUENZ. Hier, Meisters, sind eure Rollen, und ich muß euch bitten, ermahnen und ersuchen, sie bis morgen nacht auswendig zu wissen. Trefft mich in dem Schloßwalde, eine Meile von der Stadt, bei Mondschein; da wollen wir probieren. Denn wenn wir in der Stadt zusammenkommen, werden wir ausgespürt, kriegen Zuhörer, und die Sache kommt aus. Zugleich will ich ein Verzeichnis von Artikeln machen, die zu unserm Spiele nötig sind. Ich bitt' euch, bleibt mir nicht aus!

      ZETTEL. Wir wollen kommen, und da können wir recht unverschämt und herzhaft probieren. Gebt euch Mühe! Könnt eure Rollen perfekt! Adieu!

      SQUENZ. Bei des Herzogs Eiche treffen wir uns.

      ZETTEL. Dabei bleibt's! es mag biegen oder brechen!

      Alle ab.

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