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Kristin Fieseler
Die Hamstertaktik ist auch eine Option
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Inhaltsverzeichnis
Die Diagnose ist aller Laster Anfang
Die Schlümpfe sind nur Tarnung
Büro-Aliens sind auch nur Menschen
Morgens um sieben ist in der Mensa die Welt noch in Ordnung
Einleitung
In diesem Buch gibt es 13 Kapitel mit Situationen, die jeden zum Durchhängen bringen. Aber ich habe eine gute Nachricht. Es gibt einen echten Buddy, es ist Dr. Ignatius Fiebelkorn und er weiß immer einen Rat. Er wird sich, nachdem die jeweilige Burnout-Lebenslage von vorn bis hinten durchgekaut ist, zu Wort melden und umverblümt raten, was zu tun ist. Ob es hilft, steht auf einem anderen Blatt. Aber die Hamstertaktik (Lage checken, einpacken und abhauen) ist auch eine Option in jeder beschriebenen Lebenslage. Entscheiden Sie selbst, was Sie tun wollen. Machen Sie ja sowieso.
Die Diagnose ist aller Laster Anfang
Diagnosen sind wie Unterhosen. Manche werden täglich gewechselt, andere wieder haben eine Überlebensdauer von bis zu einer Woche. Manche Unterhosen haben ein schönes Muster und manche haben ein Muster, das man keinem zeigen möchte. In anderen Worten, Diagnosen können einem den Tag verderben, aber auch den Tag retten. Wenn es die richtige Diagnose in der richtigen Unterhose ist.
Heutzutage ist es zudem wichtiger geworden, was Google mit der jeweiligen Diagnose verbindet. Das kann jeden Menschen, auch den mit der richtigen Unterhose, in große Sinnkrisen stürzen. Oh,je, wenn man das gewusst hätte, hätte man damals nicht Onkel Josef erzählt, dass man Hämorrhoiden hat. Oder: Wenn man das gewusst hätte, hätte man damals nicht Tante Renate „Ja“ geantwortet, als man gefragt wurde, ob man öfters Kreislaufprobleme hätte.
In manchem Leben gibt es zahlreiche Diagnosen und Versuche Diagnosen zu erstellen. Da ist zum Beispiel die Episode mit dem Hautarzt, eigentlich mit mehreren Hautärzten. Die Haut soll ja die Seele widerspiegeln, ein verbreiteter Spruch, den es an jeder Ecke umsonst gibt. Es hilft einem allerdings nicht viel, wenn man partout nicht weiß, warum man diesen Hautflecken hat. Genauer betrachtet war es ein tiefroter Fleck in Halbmondform am linken Bein. Er war auf der Seite außen, kurz vor der Kniekehle. Er war hartnäckig, trotz Warterei verschwand er nicht.
Also geht es erst einmal zur Hausärztin. Ihre erste Frage ist, ob man sich irgendwo gestoßen hätte. Als man dann dies verneint, glaubt sie es nicht, denn sie verschreibt eine Arnika-Salbe gegen Blutergüsse. So besucht man natürlich als nächstes einen Hautarzt. Der setzt noch eins drauf. „Und schlägt Ihr Mann Sie?“, fragt er mit sorgenerfülltem Stirngerunzel. Und er fügt hinzu: „Sie wissen ja, wohin Sie sich wenden können.“ Man sagt ihm, dass der gesuchte Mann wahrscheinlich 1,20 Meter groß sein müsste und einen halbmondförmigen Siegelring trägt. Man sperrt ihn immer im Keller ein und als er dann mal rausdurfte, war er so aggressiv, dass er mit dem Siegelring auf diese Hautstelle geschlagen hat. Kurz gesagt, man wechselt den Hautarzt.
Man hat Glück im Unglück. Der Hautarzt kündigt schon an, demnächst nur noch Privatpatienten zu nehmen. Aber dieses Mal kommt man noch als leidiger Kassenpatient unter. Und dieses Mal hat man wohl auch besonders Glück, denn der Hautarzt nimmt einen ernst. Er macht eine Biopsie, das heißt er schneidet mit einem Liedchen pfeifend ein Stück Haut aus dem tiefrotem Fleck heraus. Es dauert keine Woche, da hat man die neue Diagnose. Und es ist - Scharlach. Als krönenden Abschluss erhält man nun eine Megadosis Antibiotikum. Damit ist das Kapitel Scharlach geschlossen.
Aber was gibt es Schlimmeres als Diagnosen von Hautärzten? Vielleicht Diagnosen von Kieferorthopäden und Zahnärzten? Man geht mit unbekümmerten Gemüt mit seinem 11jährigem Sohn zu einem Kieferorthopäden. Der schaut sich in Ruhe das Gebiss an und meint schließlich, dass man dem Sohn den Kiefer brechen müsste, um die Zähne schön in Reih und Glied zu haben. Er erklärt, dass eine gute Mutter dies unterstützen muss. Man geht rückwärts aus der Praxis raus und fragt einen Bekannten nach einem wirklich guten Kieferorthopäden. Die neue Kieferorthopädin bestätigt zwar ein cäsarisches Unterkinn, aber keine besonderen Probleme. Inzwischen hatte besagter Junge brackets und eine lose Zahnspange für ein halbes Jahr. Und die Behandlung wurde ohne Kieferbruch durchgeführt. Komisch ist das schon.
Man behält dann schon richtig gewieft die Nerven, wenn der nächste Sprößling zum Kieferorthopäden muss. Man wartet ab, bis alle Milchzähne sich verabschiedet haben und rennt dann erst zum Kieferorthopäden. Und dann wieder brackets und Null Probleme. Man merkt, die Ruhe bewahren zahlt sich aus. Auch wenn beim jüngsten Sprößling die Schulzahnärzte Kommentare abgeben, heißt es Ruhe bewahren. Früher oder später sind alle Milchzähne weg. Gerade im Bereich der Kieferorthopädie sind die Diagnosen ganz schön flexibel, je nachdem, wie viel der Kieferorthopäde verdienen möchte. Man kann jetzt aber nicht unfair werden und sagen, dass man schauen sollte, welche Autos vor der Haustür des Kieferorthopäden stehen. Bei meiner Kieferorthopädin stehen sehr schöne und teure Autos, trotzdem berät sie fair.
Wenn es nach einer Top-Ten-Liste der nervigsten Diagnosen geht, sind die Diagnosen von Psychologen besonders flexibel und dehnbar. Man kann Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte bei Psychologen verbringen, die einem immer wieder Neues erzählen. Sie erzählen einem von unbekannten, unentdeckten Seiten. He, wow, sagt man sich da, so bin ich? Unglaublich? Und so ist es wahrscheinlich auch. Bei so einem Gefühl sollte man wechseln. Wechseln sollte man auch, wenn der Psychologe nur fünf Minuten Zeit hat. Ebenso misstrauisch sollte man auch sein, wenn die Therapie nur aus Medikamentenausgabe besteht.
Psychologen hören auch nicht immer zu. Und dann ergeben sich Diagnosen, die man nicht so schnell los wird. Psychologen sind eben nur Menschen, die mit ihren Gedanken mal woanders sind.
Alles in allem: Die richtige Diagnose ist so wichtig wie die richtige Unterhose. Andererseits hat man ja verschiedene Tagesformen oder