Vom Pagen zum Premierminister. Walter Brendel
Читать онлайн книгу.zugleich, daß kein Mensch sich unterstehen solle, zum Löschen an das Schloß zu gehen, wenn er nicht die Kugel vor den Kopf geschossen haben wollte. Indes hat es Gott so wunderbar gefügt, das nicht nur die beiden Seitengebäude, sondern auch die ganze Stadt im geringsten nicht versehrt worden. Das Schloß allein ist gänzlich bis auf den Grund nebst allen Möbeln und was darin gewesen, verbrannt und zusammengefallen.“ Soweit ein gekürzter Auszug aus dem Bericht des Bettenmeisters (Schloßverwalters) Fiebiger an Graf Brühl. (vgl. Siegfried Kohlschmidt, Die Schande Friedrichs des Grossen in Pförten)
Karrieresprung mit Anfang dreißig
Zurück nach Dresden, zurück zu Brühl: 1731 macht August ihn zum Generalakzisdirektor, das heißt zum Herrn über alle Steuern. Gleichzeitig betraut er ihn mit der „Direction und Besorgung derer zum Cabinet kommenden Domestic-Affairen", also de facto mit dem Amt eines Innenministers. Das Jahr ist noch nicht herum, da erhält Brühl den Titel eines Wirklichen Geheimen Rats, damit verbunden Sitz und Stimme im Geheimen Conseil, das den Herrscher in allen wichtigen politischen Fragen beriet und seine Befehle an die ausführenden Organe weiterleitete.
Dann kamen weitere Gunstbeweise hinzu:
Brühl wird Präsident der Steuer- und der Bergwerkskammer. Als der amtierende Finanzminister, Graf Hoym, wegen Insubordination entlassen wird, übernimmt Brühl dessen Funktion. Als später der Außenminister, Fleury, sein Amt verliert, wird Brühl auch dessen Nachfolger. August der Starke überhäuft Brühl geradezu mit Ämtern und Aufgaben. Wenigstens von der regelmäßigen Teilnahme an Dienstsitzungen ist Brühl vom Monarchen ausdrücklich entbunden. August will Brühl auch auf Reisen stets um sich haben. August beansprucht Brühls Dienste zum Teil rund um die Uhr. Brühl setzte die Wünsche des absolutistisch denkenden Königs auch gegen Widerstände durch und erwies sich dem Herrscher gegenüber als vollkommen loyal. Dieses Verhalten trug ihm Hass, Ablehnung und üble Nachrede der oppositionellen Stände (Adel und Bürgertum) in Sachsen und Polen ein. Man begann gegen den dahergelaufenen Emporkömmling zu intrigieren – weil Talent, Intelligenz, Fleiß und Ehrgeiz eines nicht standesgemäßen Posteninhabers wohl auch damals schon Trägheit und Stumpfheit im Mittelmaß störten und aufscheuchten. Graf Joseph Gabaleon von Wackerbarth-Salmour, Adoptivsohn Wackerbarths sprach offen aus, dass er Brühl für einen skrupellosen Postenjäger halte, dem nahezu alle fachlichen und charakterlichen Voraussetzungen für eine Karriere im Staatsdienst fehlten. Doch damit biss er bei August auf Granit. Jeder Souverän brauchte schließlich Männer, die sich für ihn die Finger krumm und schmutzig machten. Und Brühl war in Sachsen dieser Mann, er übernahm die heikelsten Aufträge, ohne dabei eine Miene zu verziehen.
Zum Beispiel den, eine gut arbeitende Spionageabwehr aufzubauen. Brühl schaffte dieses in kürzester Frist und mit beachtlicher Intelligenz. Die Fäden des Nachrichtennetzes in Sachsen und Polen liefen im Schwarzen Kabinett zu Warschau zusammen. Fortan lagen die höchsten Geheimnisse der ausländischen Diplomaten als Abschrift auf Augusts Schreibtisch. Flemming, Löwendal, Watzdorf (der auf Betreiben Brühls 1733 auf den Königstein gebracht wurde; aber dies gehört eigentlich zu einer Liebesgeschichte) und die anderen einstigen Größen waren tot oder fristeten nur noch ein Schattendasein.
Brühl wuchs also langsam in die Rolle eines ersten Mannes, zumal Augusts Gnadensonne über ihm leuchtete. Seit 18 Monaten war er Minister und seinem Herrn nahezu unentbehrlich. Zwischen Herrscher und Minister bestand das beste Einvernehmen. Nie jedoch hat August II. einem seiner Minister gestattet, mehr zu sein als ein Werkzeug. Der Macht eines Günstlings waren somit enge Grenzen gezogen. Sobald er sie überschritt, verlor er das Vertrauen des Herrschers – und mit ihm oft genug auch seine Freiheit.
Selbst Jakob Heinrich von Flemming, der August von allen Mitgliedern des Geheimen Conseils am nächsten gestanden hatte, besaß nicht das Recht, eigenmächtig Befehle zu erteilen. Als er es trotzdem versucht hatte, war er sofort scharf zurechtgewiesen worden und übte reumütig Selbstkritik: „Allein Seine Majestät sind Herr und Meister und können es auch anders ordonnieren, als womit wir zufrieden seyn müssen. Ich nehme mir aus allen diesen Dingen eine Lehre vors Zukünftige, und des Königs Worte sind mir allezeit Gesetze."
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