Der Drohn. Georges Hentschel

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Der Drohn - Georges Hentschel


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…. Die heilige Hochzeit vollzog er jetzt als Jerubaal mit Astarte oder als Jahwe mit Iahu (Anat), deren Tempel in Jerusalem und Mizpeh friedlich neben dem seinen standen.‘

      Die Loslösung von den Göttinnen war ein langer Prozess. Sobald ein weltlicher Herrscher ihre Tempel zerstören liess, baute der nächste sie wieder auf. Sogar in der Bibel taucht Astarte als Aschera oder Ashtoret mehrmals auf. Es ist interessant, dass die zwei Worte Astarte und boshet darin wiederfinden was Schoss und Schande bedeutet.

      Es wird über grosse Zeiträume hart um die Vorherrschaft des einen (männlichen) Gottes gekämpft.

      1750 v. Chr. schildert die akkadische Schöpfungsgeschichte den Kampf Marduks gegen die Göttin Tiamat. Nachdem er Tiamat tötete, öffnet er ihren Schoss und entnimmt ihrem Genital die bereits von ihr erschaffene Welt. Hier stiehlt ganz offensichtlich ein männlicher Gott einer Göttin die Schöpfung.

      In der Genesis (1, Buch Mose), wird uns der allmächtige Gott als Schöpfer allen seins oktroyiert. In der Geschichte des Mose wird auch hinreichend klar, welchem Zweck das diente.

      Allen voran jener Moses, der, wie es im alten Ägypten häufig vorkam, als unehelicher Sohn (oder Findelkind) einer ägyptischen Prinzessin zwar eine höfische Erziehung genoss, aber keinerlei Machtansprüche hatte.

      So wiegelte er die monotheistisch orientierten Nomaden (Abrahamiten) auf, um mit ihnen einen eigenen Staat zu gründen. Religionswissenschaftler bezweifeln die in der Bibel angegebenen Zahlen des Exodus. Allein aus logistischen Aspekten war ein so grosser Auszug undenkbar. Es wird ein Zusammenschluss mehrerer Nomaden-Stämme gewesen sein. Auch schien sich der Monotheismus noch nicht sehr gefestigt zu haben, wie später der Tanz um das goldene Kalb zeigt.

      Das überlieferte Bild von Mose zeigt einen Anführer dem in seiner Abwesenheit (auf dem Berg Sinai) die Gefolgschaft verloren ging. Die im ägyptischen Wohlstand verwöhnten Nomaden kehrten in ihrer von Entbehrungen gezeichneten Situation zu den alten Göttern zurück. Um den Gehorsam wieder herzustellen liess Mose die Rädelsführer mit den ihnen Ergebenen ermorden. In dieser bedrohlichen Eskalation zog er es offensichtlich vor, sich nicht so sehr auf die Unterstützung des Herrn zu verlassen, wohlwissend das aller Gottglaube von Menschen erfunden war.

      Obwohl die Geschichte des Mose im Alten Testament häufig manipuliert wurde, ist es geradezu faszinierend wenn man sie unter dem Aspekt der Machtergreifung und Machtfestigung analysiert. Die gleichen Mechanismen werden von Potentaten bis zum heutigen Tag benutzt.

      Die sogenannte Landnahme, die Eroberung des anscheinend von Jehova versprochenen fruchtbaren Landes war eine (von Gott gesegnete) Notwendigkeit zur Staatsgründung. Menschen, die das Land bereits besiedelten mussten vertrieben oder notfalls getötet werden. Wenn das gelang, hatte sich der Traum Moses von einem eigenen Volk erfüllt. Alle Massnahmen die dafür stattfanden waren die einer dominierenden Männergesellschaft.

      Die Genesis (Schöpfungsgeschichte erstes Buch Mose) in der uns überlieferten Form der Bibel ist eine unglaubliche Dreistigkeit, Es geht einzig darum die Frau in eine defensive Rolle einzumauern.

      Ursprünglich vermittelt der palästinensische Paradiesmythos die Geschichte der Göttin Hawwa oder Hebe (Jehva, Eva), die ihrem Partner Abdiheba (Adam) den Apfel der Liebe und des Todes gab. Nachdem Abdiheba den Apfel gegessen und sich mit Hawwa im Liebesakt vereinigt hat, stirbt er, woraufhin ihm die Liebesgöttin in ihrem Paradies das ewige Leben und die ewige Jugend schenkt. Also die Frau als Spenderin von Leben und Lebenskraft.

      Das bietet auch eine Analogie zum Drohn, der von den Bienen gefüttert wird (der Apfel), sich mit einer Königin paart und stirbt. Jetzt wird der Mann von der Göttin wieder zum Leben erweckt. Die Frau schenkt dem Mann über seine biologische Bestimmung hinaus das Privileg ihr Begleiter zu werden.

      Das alles wird in der Bibel auf den Kopf gestellt. In einer älteren Version werden Adam und Eva gleichzeitig von Gott geschaffen und mit dem ewigen Leben im Paradies angesiedelt. Später, in der heute noch üblichen Überlieferung wird zuerst Adam von Gott als Mann geschaffen. Aus einer männlichen Rippe entsteht dann Eva. So wird symbolisch der Mann zum Gebärenden und Eva ihm automatisch unterworfen. Die Schlange (weiblich), die in den bisherigen Mythologien sehr positiv besetzt war und unter anderem als Symbol der Weisheit galt, wurde zur gemeinen Verführerin und wenn in den vorgängigen Mythologien Frauen ihre Vulva zum Wohle des Geschehens präsentierten, wird sie in der Bibel von Eva mit Scham (auch heute noch ein gängiger Begriff für das weibliche Genital) bedeckt. Zudem verloren Adam und Eva als Strafe das ewige Leben, das ein Christ, wenn er im kirchlich verordneten Gehorsam lebt, wiedererlangen kann. Alles das ist ein Rundumschlag gegen die heidnische Mystik und gleichzeitig ein gewaltiger Dressurakt gegenüber den Gläubigen.

      So dient in verlogener Art und Weise der Klerus einem Gott, der ihm wiederum dazu dient eine unglaubliche Autorität zu entwickeln um sich so parasitär an den Gläubigen mästen zu können.

      Indem ich das schreibe, ist mir bewusst, dass ich vor einigen Jahrhunderten dafür verbrannt worden wäre, aber nicht weil ich den Klerus auf solche Art konfrontiert hätte, sondern als Gotteslästerer. Auf diese Weise musste der Klerus niemals sein Tun argumentieren oder sich rechtfertigen, was er bis zum heutigen Tag so zu praktizieren versucht. Es ist geradezu ungeheuerlich was unter dem Bekenntnis christlicher Menschenliebe und der Autorität des allmächtigen Gottes alles ungestraft verbrochen wurde. Das Schlimmste aber war und ist, dass die Kirche die Mystik vereinnahmte und damit den Gläubigen ihre Spiritualität stahl. Eine Spiritualität, die weiblichen Ursprungs war und die grossartige Lebensenergie der Frau in den Mittelpunkt des Menschseins stellte.

      Das Regime der Drohnen

      Die archaischen Rollen der Geschlechter waren bisher eher zu vermuten als zu belegen. Archäologen und Anthropologen bewerteten die frühen Funde aus ihrem kulturellen Verständnis von einer naturgegebenen Männerdominanz.

      Evolutionsbiologen nahmen lange an, dass sich diese Muskulatur zur Abwehr von Rivalen entwickelt hat. Die moderne Wissenschaft hat dies gründlich widerlegt. Frauen und Männer waren von Statur und Aufgaben her gleichwertig und die Frauen hatten eine Muskulatur, die heutigen Athletinnen gleichkommt. Bis zur Bronzezeit konnten keine Geschlechterhierarchien festgestellt werden. Selbst die den Männern zugeschriebenen Höhlenmalereien wurden, wie die Wissenschaft nachwies, auch von Frauen angefertigt. Es gibt nach gesicherten Erkenntnissen keinen Aspekt, der eine männliche Überlegenheit zulässt.

      In unseren Betrachtungen sollten wir jetzt die umherziehenden Horden, die als Überlebens und Schicksalsgemeinschaft existierten von sesshaften existenziell gesicherten Menschengruppen trennen.

      In idealen Lebensräumen mit ausreichender Ernährung gab es schon vor dem Ackerbau sesshafte Gruppen.

      Durch die Verbreitung von Ackerbau und Viehdomestizierung etablierte sich die Sesshaftigkeit. Dadurch entstanden Freiräume für die Entwicklung von Kultur und Zivilisation. Ein Prozess der bis heute andauert und in dem Frauen systematisch dominiert wurden. Wieso ist das geschehen?

      Dafür gibt es mehr als einen Erklärungsversuch. Möglicherweise ist die Bewachung der eigenen Gene biologisch verankert. In der nomadisch geprägten Horden- und Sippenkultur dürfte es keine besondere Rolle gespielt haben, welches Kind von welchem Vater war. Durch die Sesshaftigkeit gab es erstmals ein Erbe für die eigenen Nachkommen. Das führt aber nicht automatisch zu einer Geschlechterhierarchie.

      Eine weitere Veränderung war die Ernährung.

      Anthropologen fanden heraus, dass durch feinvermahlenes Getreide Kindernahrung hergestellt wurde, was die übliche Stillzeit von mehreren Jahren stark verkürzte. Dadurch wurden wesentlich mehr Schwangerschaften möglich, was Untersuchungen von weiblichen Beckenknochen bestätigten. Ein Umstand, der wahrscheinlich die Arbeitsteilung beeinflusste.

      Möglicherweise führte das zu einer Rückentwicklung der weiblichen Muskulatur.

      Entscheidender sind die klimatischen Schwankungen, deren Extreme zwischen 6‘200 und 6‘000 v. Chr. stattfanden. In dieser Periode schrumpfte die Ernährungsgrundlage. Knochenanalysen ergaben, dass Frauen damals kaum Fleisch assen, die Männer hingegen viel. Das hatte Auswirkungen auf Wachstum und Muskelbildung.


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