Wilhelmine von Bayreuth: Erinnerungen der Prinzessin Wilhelmine von Preußen. Wilhelmine von Bayreuth

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Wilhelmine von Bayreuth: Erinnerungen der Prinzessin Wilhelmine von Preußen - Wilhelmine von Bayreuth


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Truppenschau. Die beiden Könige speisten zusammen ohne Gefolge, und wir zeigten uns nicht. Am folgenden Abend wurde die Stadt illuminiert; wir erhielten die Erlaubnis, sie zu besichtigen; ich habe nichts Schöneres gesehen. Alle Häuser in den Hauptstraßen waren mit Devisen und so vielen brennenden Lampions geschmückt, dass es das Auge blendete. Zwei Tage darauf war ein Ball in den großen Schlosssälen angesetzt; man spielte dabei Lotterie, und ich zog den König von Polen. Am folgenden Tage wurde in Monbijou ein großes Fest gegeben, die ganze Orangerie wurde illuminiert, was prächtig aussah. In Berlin nahmen die Feste nur ein Ende, um in Charlottenburg wieder anzufangen. Es gab deren mehrere sehr glänzende. Ich genoss davon nur wenig. Die schlechte Meinung, die mein Vater, der König, vom weiblichen Geschlecht hatte, war schuld, dass er uns in schrecklicher Unterdrückung hielt und dass die Königin wegen seiner Eifersucht größte Vorsicht bewahren musste. Am Tage der Abreise des Königs von Polen hielten beide Könige, was man eine „Vertrauenstafel“ nennt. Sie heißt also, weil dabei nur auserwählte Freunde zugezogen werden. Diese Tafel ist so eingerichtet, dass man sie mittels Rollen herablassen kann. Man braucht keine Dienerschaft: statt ihrer dienen trommelähnliche Dinger, auf die jeder Gast aufschreibt, was er essen will, und die er so hinablässt; sie steigen dann mit dem Gewünschten wieder in die Höhe. Dieses Mahl dauerte von ein Uhr bis zehn Uhr abends. Bacchus kam dabei zu Ehren, und die beiden Könige spürten die Wirkung des göttlichen Saftes. Sie hoben die Tafel nur auf, um sich zur Königin zu verfügen. Dort wurde ein paar Stunden gespielt; ich kam daran, mit dem König von Polen und der Königin zu spielen. Er sagte mir viel Verbindliches und spielte falsch, um mich gewinnen zu lassen. Nach dem Spiel verabschiedete er sich von uns und ging, von neuem dem Gott der Reben zu opfern. Er reiste, wie ich schon sagte, am selben Abend ab. Der Herzog von Weißenfels hatte mir während seines Aufenthaltes in Berlin große Aufmerksamkeiten erwiesen. Ich hatte sie lediglich der Höflichkeit zugeschrieben und hätte mir nie träumen lassen, dass er es wagen würde, den Gedanken einer Heirat mit mir zu fassen. Er war der jüngere Sohn eines Hauses, das, obwohl sehr alt, nicht zu den vornehmsten Häusern Deutschlands zählt; ich war nicht ehrgeizigen, aber auch nicht niedrigen Sinnes, so dass ich die wirklichen Gefühle des Herzogs gar nicht erriet. Darin irrte ich mich, wie man später sehen wird.

       Ich habe seit unsrer Abreise von Potsdam meinen Bruder nicht mehr erwähnt. Seine Gesundheit fing an sich zu bessern; aber er stellte sich kränker, als er war, um von der Festtafel, die in Berlin stattfinden sollte, dispensiert zu sein, da er nicht hinter dem Kurprinzen von Sachsen rangieren wollte, was der König unweigerlich von ihm gefordert hätte. Er erschien am darauffolgenden Montag. Seine Freude, die Orzelska wiederzusehen, und ihr Entgegenkommen, das sie ihm durch geheime Zusammenkünfte bewies, stellten ihn vollends her. Mein königlicher Vater verließ uns indes, um sich nach Preußen zu begeben; er ließ meinen Bruder in Potsdam, gestattete aber, dass er wöchentlich zweimal der Königin seine Aufwartung mache. Während dieser Zeit unterhielten wir uns vortrefflich. Der Hof war glänzend wegen der vielen Fremden, die herzu strömten. Überdies sandte der König von Polen seine geschicktesten Virtuosen an die Königin, wie den berühmten Weiß, der so herrlich Laute spielte, dass ihm kein andrer gleichkam und die nach ihm kommen, höchstens den Ruhm ernten können, seine Nachahmer genannt zu werden; dann Bufardin, der große Flötenbläser, und Quantz, der dasselbe Instrument spielte und ein großer Komponist war, dessen Geschmack und hohe Kunst der Flöte den Klang der schönsten Stimme verleihen konnte. Während wir in ruhigen Freuden unsere Tage verbrachten, suchte der König von Polen seinen Sohn zu bewegen, den Vertrag zu unterzeichnen, der meine Heirat betraf, aber so sehr er ihn auch bestürmte, der Kurprinz blieb bei seiner Weigerung. Da so der König von Preußen die Unsicherheit all der mir wie ihm darin gebotenen Vorteile erkannte, annullierte er alle Entschlüsse, die auf Grund jenes Vertrages gefasst worden waren, und verhinderte meine Heirat. Die Königin und ich erfuhren erst viel später davon. Sie war hocherfreut, dass diese Unterhandlung ergebnislos geblieben war, sie intrigierte noch immer mit den Gesandten Frankreichs und Englands. Diese unterrichteten sie über alles, was sie unternahmen, stets, und da sie beim König ihre bezahlten Spione hatte, trug sie den Herren wieder alles zu, was sie ihrerseits vernahm. Aber der König vergalt ihr Gleiches mit Gleichem, ihm stand die Ramen zu Diensten, die Kammerfrau und Vertraute der Königin, die vor der Kreatur nichts geheimhielt und ihr allabendlich ihre geheimsten Gedanken sowie alle Schritte anvertraute, die sie tagsüber unternommen hatte. Die Person ermangelte nicht, durch den unwürdigen Eversmann und den elenden Holtzendorff, ein neues Ungeheuer von Günstling, den König zu benachrichtigen. Sogar mit Seckendorff stand sie in Verbindung, wie ich durch meine treue Mermann erfuhr, die sie täglich um die Dämmerstunde im Hause dieses Ministers verschwinden sah. Der französische Gesandte Graf von Rottenburg hatte längst herausbekommen, dass alle seine Pläne durch Verräter an Seckendorff gelangten, er setzte alle Hebel in Bewegung und entdeckte auf diese Weise die Intrigen der Ramen. Er wollte die Königin in Kenntnis setzen, aber der englische Gesandte Mr. Dubourgay, und der Dänemarks, namens Lövener, hielten ihn ab; sie waren alle drei aufs höchste erzürnt, sich so genarrt zu sehen. Ja, es kam zu einem Auftritt zwischen dem Grafen Rottenburg und mir. „Die Königin“, sagte er, „hat alle unsere Maßregeln zunichte gemachte; wir sind alle übereingekommen, ihr nichts mehr anzuvertrauen, aber wir wollen uns an Sie wenden, Hoheit. Wir sind von Ihrer Diskretion überzeugt, und Sie werden ebenso gut imstande sein, uns richtig zu instruieren wie die Königin.“ „Nein“, erwiderte ich, „machen Sie mir nie, ich bitte Sie, derartige Mitteilungen, ich empfange sie nur ungern von der Königin; ich weiß am liebsten von solchen Angelegenheiten nichts, ich habe nichts damit zu tun und mische mich nicht in Dinge, die mich nichts angehen.“ „Sie betreffen aber Ihr Glück, Hoheit“, sagte der Graf, „wie das Ihres Bruders und der ganzen Nation.“ „Zugegeben,“ erwiderte ich, „aber ich habe mich bisher nicht mit der Zukunft befasst, denn ich bin zum Glück ohne Ehrgeiz, und meine Auffassung hierüber ist von der anderer vielleicht sehr verschieden.“ Auf diese Weise befreite ich mich von den Zudringlichkeiten des Gesandten. Der König war indes über alle Intrigen der Königin sehr ungehalten, doch ließ er sich trotz seines heftigen Temperaments nichts merken. Anderseits waren Grumbkow und Seckendorff über das Scheitern ihrer polnischen Heiratspläne nicht wenig in Verlegenheit. Es galt nun, eine andere Partie für mich ausfindig zu machen; denn sie wussten wohl, dass, solange ich nicht verheiratet sei, der König sich nie ganz für ihre Pläne gewinnen lassen würde. Er wünschte nach wie vor, mich mit dem Prinzen von Wales vermählt zu sehen, und nahm deshalb noch auf den König von England Rücksicht. Die beiden Minister schmiedeten also zusammen eine neue Intrige.

       Der König war inzwischen aus Preußen zurückgekehrt, und sechs Wochen später befanden wir uns mit ihm in Wusterhausen. In Berlin hatten wir eine zu angenehme Zeit verlebt, als dass sie hätte von Dauer sein können, und aus dem Himmel, in dem wir gewesen waren, fielen wir jetzt ins Fegefeuer; dies wurde uns ein paar Tage nach unsrer Ankunft in dem schrecklichen Orte fühlbar gemacht. Der König hatte eine Unterredung mit der Königin, während der meine Schwester und ich ins Nebenzimmer geschickt wurden. Obwohl die Tür geschlossen war, ließ der Ton ihrer Stimmen bald erkennen, dass sie einen heftigen Streit hatten; ich hörte sogar oft meinen Namen nennen, worüber ich sehr erschrak. Dies Gespräch währte anderthalb Stunden, worauf der König mit zornigem Gesicht heraustrat. Ich kehrte sodann in das Zimmer zurück und fand die Königin in Tränen. Sobald sie mich sah, umarmte sie mich und hielt mich lange umfangen, ohne ein Wort zu sprechen. „Ich bin untröstlich“, sagte sie endlich; „man will Sie verheiraten, und der König ist auf die unvernünftigste Partie verfallen, die sich denken lässt. Er will Sie dem Herzog von Weißenfels geben, einem lumpigen Niemand, der nur von der Gnade des Königs von Polen lebt; nein, ich überlebe es nicht, wenn Sie sich dazu erniedrigen.“ Ich glaubte zu träumen, als ich dies alles vernahm, so seltsam dünkte es mir. Ich wollte sie beruhigen, indem ich ihr versicherte, dass es dem König unmöglich damit Ernst sein konnte und dass er ihr dies alles nur gesagt habe, um sie zu erschrecken; dessen sei ich überzeugt. „Aber mein Gott“, rief sie, „der Herzog wird spätestens in einigen Tagen hier sein, um sich mit Ihnen zu verloben; nun heißt es Mut, ich werde Ihnen mit allen Kräften helfen, nur müssen Sie mir beistehen.“ Ich versprach ihr alles, fest entschlossen, einer solchen Partie nicht zuzustimmen. Im Grunde gab ich nicht viel darauf, wurde aber eines Besseren belehrt, als am selben Abend Briefe aus Berlin an die Königin gelangten, die diese schönen Nachrichten bestätigten. Ich verbrachte eine schreckliche Nacht; die üblen Folgen waren mir nur zu gegenwärtig,


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