Die Kameliendame. Alexandre Dumas

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Die Kameliendame - Alexandre Dumas


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Alexandre Dumas

       Die Kameliendame

      Inhaltsverzeichnis

       I

       II

       III

       IV

       V

       VI

       VII

       VIII

       IX

       X

       XI

       XII

       XIII

       XIV

       XV

       XVI

       XVII

       XVIII

       XIX

       XX

       XXI

       XXII

       XXIII

       XXIV

       XXV

       XXVI

       XXVII

       Impressum

       I

      Ich bin der Ansicht, daß man Personen nur dann erfinden kann, wenn man die Menschen sehr genau studiert hat, wie man eine fremde Sprache auch nur dann sprechen kann, wenn man sie ernsthaft erlernt hat.

       Noch bin ich nicht alt genug, um erfinden zu können. Deshalb begnüge ich mich damit, nachzuerzählen. Ich bitte den Leser, von der Wahrhaftigkeit dieser Erzählung überzeugt zu sein. Alle Personen, mit Ausnahme der Heldin, leben noch.

       Übrigens befinden sich in Paris Augenzeugen, die die meisten der hier zusammengefaßten Begebenheiten miterlebt haben. Sie können, falls man mir nicht glauben sollte, die Wahrhaftigkeit bestätigen. Ein eigenartiger Zufall spielte mir alle Einzelheiten in die Hände, so daß ich allein in der Lage bin, darüber zu schreiben. Ohne dieses Wissen wäre eine fesselnde und vollständige Wiedergabe unmöglich. Am zwölften März 1847 las ich in der Rue Lafitte ein großes, gelbes Plakat, das eine Nachlaßversteigerung von Möbeln und wertvollen Raritäten ankündigte. Der Name der Verstorbenen war nicht angezeigt, wohl aber, daß die Versteigerung am Sechzehnten um fünf Uhr in der Rue d'Antin Nr. 9 stattfinden sollte.

       Außerdem wurde bekanntgegeben, daß man am Dreizehnten und Vierzehnten die Wohnung und das Mobiliar besichtigen könne.

       Schon immer bin ich ein Liebhaber von erlesenen Gegenständen gewesen. Deshalb nahm ich mir vor, diese Gelegenheit nicht zu versäumen. Wenn ich auch nicht beabsichtigte, etwas zu kaufen, so wollte ich doch dabeisein. Am nächsten Morgen begab ich mich in die Rue d'Antin Nr. 9. Es war noch früh, und doch waren schon viele Besucher und vor allem Besucherinnen in der Wohnung. Mit Erstaunen, ja mit Bewunderung betrachteten sie den Luxus, der sie umgab, obgleich sie selbst auch Samtroben und Kaschmirschale trugen und ihre eleganten Wagen unten vor dem Portal warteten. Bald jedoch verstand ich ihr Staunen. Ich sah mich genauer um und konnte unschwer feststellen, daß ich mich in der Wohnung einer Kurtisane befand. Nichts interessiert die Damen der Gesellschaft - und es waren auch Damen der Gesellschaft anwesend - mehr als die Gemächer dieser Frauen, deren Wagen jeden Tag die ihren mit Schmutz bespritzen. Sie haben neben ihnen eine Loge in der Oper und im Schauspiel und halten Paris mit ihrer auffallenden Schönheit, ihrem Schmuck und ihren Skandalen in Atem. Die, bei der ich mich hier befand, war gestorben. Die tugendhaftesten Frauen durften nun bis in ihre Gemächer vordringen. Der Tod hatte die zwielichtige Atmosphäre geläutert. Übrigens konnten sie ja auch zu ihrer Entschuldigung, falls es notwendig sein sollte, sagen, daß sie zu einer Versteigerung kamen, ohne zu wissen, wer hier gewohnt hatte. Sie hatten die Plakate gelesen und wollten sich das ansehen, was sie ankündigten, und schon im voraus ihre Wahl treffen: nichts natürlicher als das. Und nichts hinderte sie daran, unter all diesen Kostbarkeiten nach den Geheimnissen des Kurtisanenlebens zu fahnden, von dem man ihnen sicher viel Seltsames erzählt hatte. Unglücklicherweise aber hatte das vergötterte Geschöpf seine Geheimnisse mit ins Grab genommen. Trotz aller Neugier konnten die Damen nur in Augenschein nehmen, was nach dem Tode versteigert werden sollte, und nicht in Erfahrung bringen, um welchen Preis alle diese Dinge erworben wurden.

       Indes konnte man hier wirklich wertvolle Dinge erstehen, Das Mobiliar war auserlesen. Rokokomöbel aus Rosenholz, Vasen aus Sevres- und Chinaporzellan, Meißener Figuren, Seide, Brokate und Spitzen, es fehlte nichts. Ich schlenderte durch die Wohnung und folgte den vornehmen Neugierigen. Sie betraten einen Raum, dessen Wände mit kostbaren persischen Wandbehängen ausgestattet waren. Ich wollte ihnen folgen, als sie fast im selben Augenblick wieder herauskamen, verlegen lächelnd, als schämten sie sich dieser Sehenswürdigkeit. Nun wünschte ich um so lebhafter, diesen Raum zu sehen. Es war das Boudoir, und unzählige zierliche Toilettengegenstände zeugten von der maßlosen Verschwendungssucht der Verstorbenen. An der Wand stand ein Tisch, sechs Fuß lang und drei Fuß breit, auf dem alle Kostbarkeiten von Aucoc und Odiot glitzerten. Es war eine wundervolle Sammlung, und keiner der vielen Toilettengegenstände, die so notwendig sind für diese Frauen, war nicht aus Gold oder wenigstens aus Silber. Alle diese Dinge mußten nach und nach und nicht durch ein einziges Liebesverhältnis zusammengekommen sein. Mir, der ich durchaus nicht entsetzt war beim Anblick des Boudoirs einer ausgehaltenen Frau, mir machte es Freude, die einzelnen Gegenstände näher zu betrachten. Dabei stellte ich fest, daß sie alle aufs wundervollste mit den verschiedensten Initialen und Kronen graviert waren.

       Ich bewunderte alle diese Kostbarkeiten, von denen jede einzelne eine Preisgabe des armen Mädchens bedeutete, und ich sagte mir, daß Gott sehr gütig zu ihr gewesen sei, weil er nicht gewollt hatte, daß sie eine der üblichen Folgen ihrer Lebensweise erdulde. Er hatte sie in ihrem Luxus und in ihrer Schönheit sterben lassen, bevor das Alter, dieser erste Tod der Kurtisanen, nahte.

       Gibt es wohl etwas Trostloseres, besonders


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