Maß für Maß. William Shakespeare

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Maß für Maß - William Shakespeare


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Freude fand am eitlen Schwarm,

      Wo Jugend herrscht und Gold und sinnlos Prunken.

      Dem Grafen Angelo hab' ich vertraut

      (Als einem Mann von strenger Zucht und Keuschheit)

      Mein unumschränktes Ansehn hier in Wien;

      Und dieser wähnt, ich sei verreist nach Polen,

      Denn also hab' ich's ausgesprengt im Volk,

      Und also glaubt man's. Nun, mein heil'ger Freund,

      Fragt Ihr mich wohl, weshalb ich dies getan?

      MÖNCH.

      So fragt' ich gern.

      HERZOG.

      Hier gilt ein scharf Gesetz, ein starres Recht,

      Als Kappzaum und Gebiß halsstarr'gen Pferden,

      Das wir seit vierzehn Jahren ließen schlafen,

      Gleich einem alten Löwen in der Höhle,

      Der nicht mehr raubt. Nun, wie ein schwacher Vater,

      Der wohl die Birkenreiser drohend bindet

      Und hängt sie auf zur Schau vor seinen Kindern,

      Zum Schreck, nicht zum Gebrauch: bald wird die Rute

      Verhöhnt mehr, als gescheut: so unsre Satzung,

      Tot für die Straf', ist für sich selbst auch tot,

      Und Frechheit zieht den Richter an der Nase;

      Der Säugling schlägt die Amm', und ganz verloren

      Geht aller Anstand.

      MÖNCH.

      Euch, mein Fürst, lag ob,

      Die Fesseln des gebundnen Rechts zu lösen;

      Und dies erschien von Euch noch schrecklicher

      Als von Lord Angelo.

      HERZOG.

      Zu schrecklich, fürcht' ich.

      Da meine Säumnis Freiheit ließ dem Volk,

      Wär's Tyrannei, wollt' ich mit Härte strafen,

      Was ich erlaubt. Denn der erteilt Erlaubnis,

      Der freien Lauf der bösen Lust gewährt,

      Anstatt der Strafe. Drum, verehrter Vater,

      Hab' ich auf Angelo dies Amt gelegt:

      Der, hinter meines Namens Schutz, mag treffen,

      Derweil ich selbst vom Kampfe fern mich halte

      Und frei vom Tadel bleibe. Sein Verfahren

      Zu prüfen, will ich als ein Ordensbruder

      Besuchen Fürst und Volk; drum bitt' ich Euch,

      Schafft mir ein klösterlich Gewand, belehrt mich,

      Wie ich in aller äußern Form erscheine

      Als wahrer Mönch. Mehr Gründe für dies Tun

      Will ich bei beßrer Muße Euch enthüllen.

      Nur dies: – Lord Angelo ist scharf und streng,

      Vor Läst'rung auf der Hut, gesteht sich kaum,

      Blut fließ' in seinen Adern, und sein Hunger

      Sei mehr nach Brot als Stein. Bald wird sich's zeigen,

      Ob Macht ihn lockt, ob echte Treu' ihm eigen.

      Gehn ab.

      Fünfte Szene

      Ein Nonnenkloster.

      Es treten auf Isabella und Franziska.

      ISABELLA.

      Und habt ihr Nonnen keine Freiheit sonst?

      FRANZISKA.

      Scheint diese dir zu klein? –

      ISABELLA.

      O nein! Ich sprach's nicht, als begehrt' ich mehr;

      Im Gegenteil, ich wünschte strengre Zucht

      Sankt Klarens Schwesterschaft und ihrem Orden.

      LUCIO draußen.

      He! Friede diesem Ort! –

      ISABELLA.

      Wer ruft denn da? –

      FRANZISKA.

      Es ist ein Mann. O liebe Isabella,

      Schließt Ihr ihm auf und fragt, was sein Begehr.

      Ihr könnt es tun, ich nicht: Ihr schwurt noch nicht:

      Doch eingekleidet sprecht Ihr nie mit Männern,

      Als nur in der Äbtissin Gegenwart,

      Und wenn Ihr sprecht, bleibt Eu'r Gesicht verhüllt;

      Entschleiert Ihr das Antlitz, müßt Ihr schweigen.

      Er ruft noch einmal: bitt' Euch, gebt ihm Antwort!

      Franziska ab.

      ISABELLA.

      Frieden und Heil mit Euch! Wer ist's, der ruft? –

      Lucio tritt auf.

      LUCIO.

      Heil, Jungfrau! Daß Ihr's seid, verkündet mir

      Die Wangenblüte. Könnt Ihr so mich fördern,

      Zum Fräulein Isabella mich zu führen,

      Die hier Novize ist; der schönen Schwester

      Des unglücksel'gen jungen Claudio?

      ISABELLA.

      Warum unsel'gen Claudio? Frag' ich Euch,

      Und um so mehr, weil ich Euch melden muß,

      Ich selbst bin Isabella, seine Schwester.

      LUCIO.

      Holdsel'ge Schöne, Euer Bruder grüßt Euch,

      Doch daß ich's kürzlich meld': er ist im Kerker.

      ISABELLA.

      Weh' mir! Für was? –

      LUCIO.

      Um das, wofür, wenn ich sein Richter wär',

      Er seine Straf' empfangen sollt' in Dank:

      Er half zu einem Kinde seiner Freundin.

      ISABELLA.

      Herr, macht mich nicht zu Euerm Scherz!

      LUCIO.

      's ist wahr;

      Ich möchte nicht, ist's gleich mein alter Fehl,

      Mit Mädchen Kiebitz spielen, weit vom Herzen

      Die Zunge, – so mit allen Jungfrau'n tändeln:

      Ihr seid mir ein verklärter Himmelsgast

      Und durch Enthaltsamkeit unkörperlich;

      Drum muß das Wort mit Euch wahrhaftig sein,

      Als nahte man sich einer Heiligen.

      ISABELLA.

      Ihr lästert das Erhabne, mich verhöhnend.

      LUCIO.

      Das glaubt nicht! Kurz und wahr, so steht die Sache:

      Eu'r


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