Ende gut, alles gut. William Shakespeare

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Ende gut, alles gut - William Shakespeare


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mitgegeben,

      Die Leidenschaft quillt aus des Blutes Born.

      Natur bewährt am treusten ihre Kraft,

      Wo Jugend glüht in starker Leidenschaft;

      Und denk' ich jetzt der Fehl' in vor'gen Stunden,

      Hab' ich den Irrtum damals nicht gefunden. –

      – Es macht ihr Auge krank, ich seh' es wohl.

      Helena tritt auf.

      HELENA.

      Was wünscht Ihr, gnäd'ge Frau?

      GRÄFIN.

      Du weißt, mein Kind, ich bin dir eine Mutter.

      HELENA.

      Meine verehrte Herrin!

      GRÄFIN.

      Eine Mutter –

      Warum nicht Mutter? Bei dem Worte: Mutter

      Schien's, eine Schlange sähst du: wie erschreckt dich

      Der Name Mutter? Ich sage, deine Mutter;

      Und trage dich in das Verzeichnis derer,

      Die ich gebar. Wetteifern sehn wir oft

      Pflegkindschaft mit Natur, und wundersam

      Eint sich der fremde Zweig dem eignen Stamm;

      Mich quälte nie um dich der Mutter Ächzen,

      Doch zahlt' ich dir der Mutter Liebe dar –

      Um's Himmels willen, Kind! Erstarrt dein Blut,

      Weil ich dich grüß' als Mutter? Sag, wie kommt's,

      Daß dir die kranke Heroldin des Weinens,

      Die mannigfarb'ge Iris, kränzt dein Auge? –

      Weil du mir Tochter bist?

      HELENA.

      Das bin ich nicht! –

      GRÄFIN.

      Bin ich nicht deine Mutter?

      HELENA.

      Ach, verzeiht! –

      Graf Roussillon kann nie mein Bruder sein;

      Ich bin von niederm, er vom höchsten Blut;

      Mein Stamm gering, der seine hochberühmt:

      Er ist mein Herr und Fürst: mein ganzes Leben

      Hab' ich als Dienerin ihm treu ergeben:

      Nennt ihn nicht meinen Bruder; –

      GRÄFIN.

      Und mich nicht Mutter?

      HELENA.

      Ja, meine Mutter seid Ihr; wärt Ihr doch

      – Müßt' Euer Sohn nur nicht mein Bruder sein! –

      Ganz meine Mutter; wärt uns beiden Mutter:

      Das wünscht' ich, wie ich mir den Himmel wünsche:

      Nur ich nicht seine Schwester! Ist's nur dann vergönnt,

      Wenn er mir Bruder wird, daß Ihr mich Tochter nennt?

      GRÄFIN.

      Wohl, Helena!

      Du könntest meine Schwiegertochter sein. –

      Hilf Gott! Du denkst es wohl? Mutter und Tochter

      Stürmt so auf deinen Puls: nun wieder bleich?

      Mein Argwohn hat dein Herz durchschaut; nun ahnd' ich

      Das Rätsel deiner Einsamkeit, die Quelle

      Der bittern Tränen: offenbar nun seh' ich,

      Du liebst ihn, meinen Sohn: Verstellung schämt sich,

      Dem lautern Ruf der Leidenschaft entgegen,

      Mir nein zu sagen; darum sprich die Wahrheit:

      Sag mir, so ist's; denn deine Wangen, Kind,

      Bekennen's gegenseitig; deine Augen

      Sehn es so klar in deinem Tun geschrieben,

      Daß sie vernehmlich reden; nur die Zunge

      Fesseln dir Sünd' und höll'scher Eigensinn,

      Die Wahrheit noch zu hehlen. Ist's nicht so?

      Wenn's ist, so schürztest du 'nen wackern Knoten!

      Ist's nicht, so schwöre: Nein; doch wie's auch sei,

      Wie Gott mir helfen mag dir beizustehn,

      Ich fodre, daß du Wahrheit sagst.

      HELENA.

      Verzeihung!

      GRÄFIN.

      Sprich! Liebst du Bertram?

      HELENA.

      Teure Frau, verzeiht!

      GRÄFIN.

      Liebst du ihn?

      HELENA.

      Gnäd'ge Frau, liebt Ihr ihn nicht? –

      GRÄFIN.

      Das frag' ich nicht. Ich habe Pflicht und Grund

      Vor aller Welt für mein Gefühl. Nun wohl!

      Entdecke mir dein Herz; denn allzu laut

      Verklagt dich deine Unruh'.

      HELENA.

      So bekenn' ich

      Hier auf den Knieen vor Euch und Gott dem Herrn,

      Daß ich vor Euch und nächst dem Herrn des Himmels

      Ihn einzig liebe. Arm, doch tugendhaft

      War mein Geschlecht: so ist mein Lieben auch.

      Seid nicht erzürnt, es bringt ihm keine Kränkung,

      Von mir geliebt zu sein: nie offenbart' ich

      Ein Zeichen ihm zudringlicher Bewerbung;

      Ich wünsch' ihn nicht, eh' ich ihn mir verdient,

      Und ahnde nicht, wie ich ihn je verdiente!

      Ich weiß, ich lieb' umsonst, streb' ohne Hoffnung;

      Und doch, in dies unhaltbar lockre Sieb

      Gieß' ich beständig meiner Liebe Flut,

      Die nimmer doch erschöpft wird: gleich dem Indier,

      Gläubig in frommem Wahne flehend, ruf' ich

      Die Sonne an, die auf den Beter schaut,

      Ohne von ihm zu wissen. Teure Herrin,

      Laßt Euren Haß nicht meine Liebe treffen,

      Weil sie dasselbe liebt wie Ihr. Nein, habt Ihr

      Eu'r würdig Alter bürgt die lautre Jugend –

      Jemals in solcher reinen Glut der Neigung

      Treulich geliebt und keusch gehofft – daß Diana

      Eins schien mit Eurer Lieb' – oh, dann hegt Mitleid

      Für sie, die ohne Wahl und Hoffnung liebt,

      Alles verlierend, stets von neuem gibt;

      Nie zu besitzen hofft, wonach sie strebt,

      Und rätselgleich in süßem Sterben lebt.

      GRÄFIN.

      Warst


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