Die lustigen Weiber von Windsor. William Shakespeare

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Die lustigen Weiber von Windsor - William Shakespeare


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Ich habe ihn bei der Hand, Herr, hier im Vorsaal.

      CAJUS. Bei mein' Ehre, ik sögern su lang. Mortdieu, qu'ai-je oublié! Da sein gewisse Simple in mein Kabinett, das ik nik wollt' lassen da für die Welt.

      FRAU HURTIG. O weh, nun wird er den jungen Menschen dort finden und rasend werden.

      CAJUS öffnet das Kabinett. Oh diable! diable! Was sein 'ier in mein Kabinett? Spitzenbub, Larron; Rugby, meine Degen!

      Er führt Simpel aus dem Kabinett.

      FRAU HURTIG. Bester Herr, gebt Euch zufrieden!

      CAJUS. Und weswegen soll ik mir geben sufrieden? Hein?

      FRAU HURTIG. Der junge Mensch ist ein ehrlicher Mensch.

      CAJUS. Was 'at der hehrlik Mensch su tun in mein Kabinett? Da is keine hehrlik Mensch, das soll kommen in mein Kabinett.

      FRAU HURTIG. Ich bitte Euch, seid nicht so phlegmatisch, hört nur das Wahre von der Sache. Er kam und brachte mir einen Auftrag vom Pfarrer Evans.

      CAJUS. Gut! –

      SIMPEL. Ja, du lieber Gott, um sie zu ersuchen, daß –

      FRAU HURTIG. Still doch, ich bitte Euch! –

      CAJUS. Still sein Ihr mit Eure Sung; sprecken Ihr weiter Eure commission.

      SIMPEL. Um diese ehrliche Frauensperson, Eure Jungfer, zu ersuchen, daß sie ein gut Wort bei der Jungfer Anne Page für meinen Herrn einlegte, um die Heirat richtig zu machen.

      FRAU HURTIG. Das ist alles, wahrhaftig; ja, aber ich werde meine Finger nicht ins Feuer stecken, ich brauche das nicht.

      CAJUS. Der Pasteur Hevans 'aben Euk geschickt? Rugby, baillez-moi hetwas Papier; Ihr warten 'ier ein bisken.

      FRAU HURTIG. Ich bin froh, daß er so ruhig ist; wenn er recht durch und durch in Aufruhr gekommen wäre, da hättet Ihr ihn einmal recht laut und melancholisch sehn sollen. Aber mit alle dem, mein Freund, will ich für Euern Herrn tun, was ich nur kann, und das wahre Ja und Nein ist, daß der französische Doktor, mein Herr, – ich kann ihn schon meinen Herrn nennen, seht Ihr, denn ich führe ihm seine Wirtschaft, und ich wasche, spüle, braue, backe, scheure, koche ihm Essen und Trinken, mache die Betten, und tue alles selbst.

      SIMPEL. 's ist eine große Last, wenn man unter fremde Hände kommt.

      FRAU HURTIG. Wißt Ihr das auch schon? Ja, wahrhaftig, eine tüchtige Last, und dabei früh auf sein und spät zu Bett; – aber mit alle dem (ich sage Euch das ins Ohr, ich möchte nicht viel Gerede davon haben), – mein Herr ist selbst verliebt in Jungfer Anne Page; – aber mit alle dem, – ich weiß, wie Annchen denkt; es ist weder hier noch dort was.

      CAJUS. Du 'ans Aff: gib diesen Billett an Pasteur Ugo; pardieu, es sein eine 'erausfoderung; ik will ihm habsneiden seinen Kehl in die Tierkart'; und ik will lehren so eine 'asenfuß von Priest'r, sik su melier' und su mische. Du kannst dir packen; es sein nik gut, daß du 'ier bleiben. Pardieu, ik will ihm habsneiden halle sein swei Stein, pardieu! Er soll nik behalt eine Stein su smeiße nak seine 'und.

      Simpel geht ab.

      FRAU HURTIG. Ach lieber Himmel, er spricht ja nur für seinen Freund!

      CAJUS. Das tute nix sur Sak! 'aben Ihr nik gesagt, daß ik soll 'aben Anne Page vor mir selbst? Pardieu, ik will totmaken die 'ans Priest'r, und ik 'aben bestellt meine Wirt de la Jarretière su meß unsre Waff': – Pardieu! ik will selber 'aben Anne Page.

      FRAU HURTIG. Herr, das Mädchen liebt Euch, und alles wird gut gehn. Wir müssen die Leute reden lassen, was zum Element!

      CAJUS. Rugby, komm mit mik an die 'of. Pardieu! wenn ik nik kriegen Anne Page, ik smeißen Eure Kop aus den 'aus: folgen mir auf mein Fuß, Rugby!

      Doktor Cajus und Rugby ab.

      FRAU HURTIG. Anne lange Nase sollt Ihr kriegen! – Nein, darin weiß ich, wie Annchen denkt: keine Frau in Windsor weiß besser, wie Annchen denkt, als ich, oder kann mehr mit ihr aufstellen, Gott sei Dank! –

      FENTON draußen. Ist jemand drinnen? He?

      FRAU HURTIG. Wer muß nur da sein? Kommt doch näher! Nur herein! –

      Fenton tritt auf.

      FENTON. Nun, liebe Frau, wie geht's?

      FRAU HURTIG. Desto besser, weil Euer Gnaden beliebt, danach zu fragen.

      FENTON. Was gibt's Neues? Was macht die hübsche Jungfer Anne?

      FRAU HURTIG. Ja, wahrhaftig, Herr, hubsch ist sie auch, und ehrbar, und artig; und ist Eure gute Freundin, das kann ich Euch nebenbei versichern, dem Himmel sei Dank.

      FENTON. Wird mir's denn gelingen, meinst du? Werde ich nicht vergeblich werben?

      FRAU HURTIG. Freilich, Herr, der da droben hat alles in seiner Hand; aber mit alle dem, Herr Fenton, will ich Euch hoch und teuer schwören, daß sie Euch liebt. Hat Euer Gnaden nicht eine Warze überm Auge?

      FENTON. Ja freilich, die habe ich. Was soll uns die?

      FRAU HURTIG. Ei, davon wäre viel zu erzählen. Meiner Treu, sie ist mir die rechte, das Annchen: aber so viel kann ich detestieren, so ein ehrliches Mädchen, als jemals Brot gegessen hat. Wir plauderten wohl eine Stunde von der Warze: so lache ich in meinem Leben nicht, als wenn ich bei dem Mädchen bin. Freilich, sie ist allzu langkohlisch und kopfhängerisch, das ist wahr; aber was Euch betrifft, – nun! nur immer guten Mut! –

      FENTON. Nun, ich werde sie heut noch sehn. Wart', da hast du eine Kleinigkeit; sprich ein gutes Wort für mich! Solltest du sie eh'r sehn als ich, so empfiehl mich. –

      FRAU HURTIG. Euch empfehlen? Ja, mein' Seel', das soll geschehn; und will Eu'r Gnaden noch mehr von der Warze erzählen, sobald sich wieder eine Konfidenz findet; und noch von andern Liebhabern.

      FENTON. Gut, lebe wohl, ich habe jetzt große Eil'.

      FRAU HURTIG. Viel Glück, Eu'r Gnaden. –

      Fenton geht.

      Wahrhaftig ein nobler Herr! aber Annchen kann ihn nicht leiden; ich weiß, wie Annchen denkt, besser als irgend jemand. – Potz tausend! Was habe ich vergessen! – Sie geht ab.

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