Raus aus der Krise. Geri Schnell
Читать онлайн книгу.auf ihr Ferienende zu vertrösten. So gehen die Ferien zu Ende, ohne dass sie es richtig bemerkt haben.
«Willst du mein Mitarbeiter werden?», fragt ihn Marina nach dem Mittagessen, «ich habe hier einen Vertrag aufgesetzt, nach welchem du als Computerfachmann und Sekretär in meiner Kanzlei angestellt bist. Lies es einmal durch, danach sagst du mir, ob du damit einverstanden bist.»
Es ist für Max wirklich ein guter Vertrag, er hat ein Gehalt ungefähr in der Höhe seines letzten Jobs, seine Pflichten in der Kanzlei werden genau umschrieben. Botengänge, Büroarbeiten nach ihren Anweisungen, wie buchen, Ablage verwalten, Telefon abnehmen, Terminplan überwachen und Informationen beschaffen. Sogar die Arbeitszeit wird geregelt, wobei sie eine Gleitzeit vorschlägt, die aus einer achtunddreissig Stundenwoche besteht. Alles in allem, ein faires Angebot, Max unterzeichnet, allerdings mit der Auflage, dass er für Kost und Logis einen festen Betrag bezahlen darf, dafür hat er Anrecht auf ein eigenes Zimmer.
«Also, Chef, wann beginnt die Arbeit?», fragt er in heiterer Stimmung.
«Du solltest dir unbedingt angewöhnen, die Verträge zu lesen, bevor du unterschreibst. Das Arbeitsverhältnis beginnt am ersten August, das steht doch auf Seite vier».
«Ja schon, ich möchte mich aber schon vorher nützlich machen, ich habe mich genug erholt.»
«Kommt gar nicht in Frage, sonst muss ich noch Überstunden bezahlen.»
Max freut sich auf seine neue Aufgabe in der Kanzlei und ist optimistisch, dass er ähnlich, wie bei Susi, auch für Marina eine wertvolle Unterstützung sein wird. Ein Sekretär ist für eine Kanzlei auf jeden Fall besser, als ein Telefonbeantworter, wenn auch etwas teurer.
Gegen Ende August ist endgültig klar, dass Max nicht vor einem Gericht erscheinen muss. Die Anklage wird fallengelassen, da sich gar nichts beweisen lässt. Marina kämpft nun für eine angemessene Entschädigung, doch da Max, vor seiner Verhaftung, keine feste Anstellung hatte, kann sie keine grossen Forderungen stellen. Aber die Zeitungen müssen sich in Artikeln entschuldigen und klar feststellen, dass Max M. zu Unrecht als Mörder von Anita beschuldigt wurde, auch eine Belästigung von Rebekka habe nie stattgefunden und sei eine reine Vermutung gewesen. Somit ist Max vollkommen rehabilitiert. Jetzt geht es endlich aufwärts und das mit einer so idealen Partnerin wie Marina.
Die Webseite
Die ersten Wochen nach seiner Entlassung, geniesst Max, dass er sich um Marina kümmern darf und dass er faul auf der Terrasse herumliegen kann. Er liest täglich die Zeitung und stellt fest, dass das Coronavirus immer noch präsent ist.
Marina ist eine Profiteurin der Coronakrise. Sie hat sich darauf spezialisiert, dass selbständig Erwerbende und kleine Unternehmen, an die vom Bund zugesicherten Unterstützungsgelder kommen. Eine langwierige Prozedur, doch dank der Hilfe von Max, geht es leichter.
Max hat ein Programm geschrieben, in welchem die Klienten, einen Fragebogen ausfüllen müssen. Nach der Auswertung des Bogens, sieht Marina sofort, welche Art von Antrag gestellt werden muss, um an die Unterstützungsgelder zu gelangen.
Die etablierten Anwälte kümmerten sich nur um die Grossfirmen, da ist mehr zu holen. Für die kleinen Beträge lohnt sich der Aufwand nicht. Doch, dank dem Programm von Max und der Erfahrungen von Marina mit den ersten Klienten, bleibt der Verwaltungsaufwand gering.
Bei einigen Klienten arbeitet sie kostenlos, sie bringt es nicht fertig, den von der Krise arg gebeutelten Kleinunternehmer, noch eine Rechnung zu stellen, denn das gesprochene Geld ist für einige von Ihnen, nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Wenn sie auch mit den Kleinunternehmern kein grosses Geschäft machen kann, so hilft es ihr doch, bekannt zu werden. So konnte sie auch einige Prozesse gegen Versicherungen gewinnen, was zu einem normalen Anwaltshonorar vergütet wird. So kommen die beiden gut über die Runden.
Inzwischen ist auch die gerichtliche Trennung von Max, von seinen Kindern erfolgt. Die Buben haben tatsächlich unterschrieben, dass sie auf das Erbe ihres Vaters verzichten, wenn sie nicht mehr seinen Namen tragen müssen. So sind die beiden nun von der Schande befreit, Meier zu heissen. Am Anfang tat es Max weh, doch er verdrängt, dass er einmal Kinder hatte. Zu lange ist es her, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Die neue Beziehung ist so schön und ausgefüllt, dass er von seinem früheren Leben nichts vermisst.
Im Herbst wird es auf der Terrasse, ihrem bevorzugten Aufenthaltsort, zu kühl und man braucht keine Maske. Immer kürzer wird die Zeit, welche die zwei draussen verbringen. Das führt dazu, dass Max noch mehr Zeit an seinem PC verbringt. Das Programm für Marina ist fertig und funktioniert ausgezeichnet. Damit er sich beschäftigen kann, eröffnet er eine Webseite, in welcher er für die Kanzlei Werbung macht.
Das Konzept sieht Beratung in rechtlichen Fragen vor. Nebst direkter Beantwortung von Fragen, kann auf einer Diskussionsplattform auf Missstände hingewiesen werden. Weiter berichtet Max über aktuelle Ereignisse, möglichst schnell und kommentiert diese Meldungen, wie er es bei Susi gelernt hat.
Die gestellten Fragen sind mehrheitlich aus dem Bereich Arbeitsrecht und Besteuerung von Kleinbetrieben. Doch immer öfter, wird auch auf Missstände im Umweltschutzbereich hingewiesen. Das Thema Klimaerwärmung ist nach der Coronakrise in den Hintergrund gerückt. Doch jetzt greifen einige Firmen zu Sparmassnahmen, welche die Umwelt belasten. Da gibt es zum Beispiel Anfragen, ob man sich gegen die Rodung eines Waldstücks gerichtlich wehren kann. Marina prüft dann die Sachlage und strebt unter Umständen einen Prozess an. Sie vermeidet konsequent, sich auf langwierige Prozesse einzulassen, sie hat nicht die Mittel dazu. Doch mit jedem gewonnenen Prozess, wird ihr Ruf auf diesem Gebiet besser. Dabei muss Max oft als Detektiv tätig werden und die Anklage mit Fotos unterstützen. Er hat sich schon überlegt, ob das nicht eine Sache für Susi wäre, doch er verzichtet auf ihre Dienste, er ist mit seiner Marina zufrieden und will nichts riskieren.
In der Kommunikationsecke, welcher er im Anhang aufschaltet, wird über die verschiedensten Themen diskutiert. Viele diskutieren einfach, dass sie diskutiert haben, doch diese Schreiber kennt Max mittlerweile und hält sich raus. Er überlässt sie den anderen Schreiberlingen, welche dann ihre bissigen Kommentare abgeben.
Ein Schreiber macht ihn darauf aufmerksam, dass seine Webseite sehr langsam ist. Dario, wie der Schreiber heisst, war bis zu seiner Entlassung, in einer Werbefirma als Webdesigner tätig und könnte ihm einige Tricks verraten.
Nach einigen Treffen mit Dario, erhält dieser Zugriff auf die Webseite. Er ist zufrieden, wenn er Max helfen kann. Als Lohn erhält Dario eine kleine Beteiligung an Aufträgen, welche Marina über die Webseite erhält. Auch an Einnahmen für die aufgeschaltete Werbung, wird Dario beteiligt. Reich wird er nicht, aber so kann er überleben, ohne bei der Gemeinde um Unterstützung zu fragen.
Nun legt sich Dario mächtig ins Zeug. Die Webseite erhält ein modernes Aussehen. Die Beiträge werden noch interessanter und er bietet einigen kritischen Berichten zum Thema Umweltschutz, eine Plattform, in der sie ihre Meinung einem grösseren Leserkreis vorstellen können.
«Durch Vorgabe eines bestimmten Themas auf der Webseite wird es vielleicht übersichtlicher», überlegt sich Max.
Drei Tage denkt er nach, dann entscheidet er sich für Hecken als Hauptthema. Hecken sind bei uns schon lange verschwunden, sie sind nicht wirtschaftlich. Dabei haben sie eine sehr wichtige Funktion. Es gibt noch Länder mit intakten Hecken. Dort sollen sie erhalten bleiben. In der Schweiz wäre es wünschenswert, wenn wieder neue Hecken entstehen würden.
Hecken bieten nicht nur Vögeln und anderen Kleintieren einen Lebensraum, sie verhindern auch ein Austrocknen der Böden, wenn die Bise stark bläst.
Nachdem sich Max für die Hecken entschieden hat, gestaltet er die Webseite mit einigen Beiträgen zu diesem Thema. Bald treffen viele Mails über Hecken ein.
Das ganze Heckenthema läuft nun schon einige Wochen und beschäftigt Max den ganzen Herbst. Es tut gut, sich für etwas einzusetzen, was man als nützlich erachtet. Man kriegt das Gefühl, ein Franz von Assisis, zu sein. Aber in Tat und Wahrheit, ist es so, dass in der ganzen Welt, nicht eine Hecke