Der Kampf ums Recht oder Das unsichtbare Böse , 1. Band. Walter Brendel

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Der Kampf ums Recht oder Das unsichtbare Böse , 1. Band - Walter Brendel


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mit folgendem Wortlaut begründet:

      „Wir haben gehört, dass er sagte: Ich will den Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen anderen bauen, der nicht mit Händen gemacht sei.“ (Mark. 14, 57-58)

      Zu Punkt 2 sagten die Zeugen: „Wir haben festgestellt, dass dieser (gemeint ist Jesus, d.A.) unser Volk aufwiegelt und verbietet, dem Kaiser Steuer zu zahlen, und behauptet, er sei Christus, ein König“. (Luk. 23.2)

      Punkt 3 basierte auf der Voruntersuchung, die Hannas, der diesjährige Hohenpriester, als Einzelrichter führte:

      „Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagest, ob du seiest Christus, der Sohn Gottes. Jesus sprach zu ihm: Du sagst es“ (Matth. 26, 63-64.

      Einundsiebzig Richter, die zu einer Vollsitzung zusammentrafen, hielten gemeinsam mit den Ältesten und des „Hohen Rates” der jüdischen Schriftgelehrten Rat und übergaben Jesus dem Pilatus. Der Grund der Überantwortung lag darin, kein Recht auf peinliche Gerichtsbarkeit nach Joh. 18, 31 hatten („Wir dürfen niemand töten“). Nun lag das weitere Schicksal Jesus in den Händen des römischen Staathalters Pontius Pilatus. Dieser beschränkte sich bei seiner Entscheidung nur auf Punkt 3 der Anklage, die angemaßte Königswürde. „Und Pilatus fragte ihm: Bis du der König der Juden? Er (Jesus) antwortete: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme „ (Joh. 18, 37-38).

      Eine andere Variante lautetet: Pilatus versuchte Jesus zu einer Aussage zu bringen, die ihn überführen würde, um seine eigene Schuld bei einer Verurteilung zum Tode, die den Wünschen der Leute entsprach, zu verringern. „Bist du der Sohn von Gott?“ und Jesus antwortete - in Matthäus, Markus, Lukas und Johannes: „Es bist Du, der das gesagt hat.“

      Die angemaßte Königswürde bedeutete nach römischem Recht eine Majestätsbeleidigung des Kaisers. Auf Drängen des „Hohen Rates” der jüdischen Schriftgelehrten fällt Pontius Pilatus das Urteil. Nach dem Lex Julia stand auf Majestätsbeleidigung die Todesstrafe, die durch die Kreuzigung vollzogen wurde. Was bedeutet „Lex Julia“?

      Unter Augustus (*63 v. Chr. + 14n. Chr., Imperator Caesar Divi Filius Augustus, Regierungszeit 43 v. Chr. -14 n. Chr.) wurde einen neue Moral propagiert. Zu seinen Maßnahmen gehörte ein Gesetz (lex Julia), das u.a. die Geburtenrate erhöhen sollte. Danach war es Junggesellen verboten, Vermächtnisse anzunehmen und verheiratete kinderlose Männer mussten von einer Erbschaft einen erheblichen Teil als Steuern abführen. Ein späteres Gesetz belohnt Eltern von drei Kindern mit Steuerbefreiung. Dies war typischer Zug der Augusteischen Epoche - eine kleinliche Bürokratie begann alle Bereiche des Lebens zu beherrschen. Sogar in Literatur und Kunst verschwand die frühere Vitalität unter den vom Kaiser geforderten Beschränkungen in Fragen der Moral. Dennoch empfanden konventionelle, keineswegs weniger begabte Männer wie Vergil, Horaz und Livius die neue Atmosphäre als ihrer Arbeit zuträglich. - Die Mehrzahl der Menschen - Bürger wie Provinziale - profitierten von der Pax Romana. In der Tat war Augustus der erste römische Staatsmann, der konstruktiv Anteil am Wohlergehen der Provinzen nahm, nachdem er zwischen 27 und 29 v. Chr. einen großen Teil seiner Zeit mit Reisen im Westen und Osten zugebracht hatte. Er übernahm auch das Programm zur Stadterneuerung Roms, das durch den Tod Caesars nicht vollendet wurde, und drückte der Stadt seinen eigenen energischen Stempel auf. Von Ihm stammt der stolz und oft zitierte Ausspruch, er habe Rom als eine Ziegelstadt vorgefunden und sie als Marmorstadt zurückgelassen.

      Fast wäre allerdings die Hinrichtung an Jesus vorbeigegangen. Pilatus wollte aus Anlass des Osterfestes eine Amnestie für einen zum Tode verurteilten Gefangenen vollziehen. Neben Jesus war noch Barabbas, ein wegen Aufruhr und Mord verurteilter Gefangener, zur Hinrichtung vorgesehen. Pilatus fragte die Massen: „Ihr habt aber eine Gewohnheit, dass ich euch einen auf Ostern losgebe; wollt ihr nun, dass ich euch der Juden König losgebe. Da schrien sie allesamt: Nicht diesen, sondern Barabbas!“. Damit hatte das Schicksal entschieden. Im Frühlingsmonat Nissan an einem Freitag (ca. 30 n. Chr.) wird Jesus in Jerusalem von römischen Soldaten gekreuzigt.

      Nach der Gründung des Staates Israel 1948 gab es zahlreiche Anträge beim Jerusalemer Obergericht auf Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Jesus. Das Gericht lehnte dieses mit dem Hinweis ab, dass alle prozessualen Unterlagen fehlten und lediglich die tendenziösen Berichte in den von uns erwähnten Evangelien vorlägen. Wir würden heute nun sagen, dass die damalige Verurteilung Jesus rechtskräftig war.

      Prozesse der Kirche

      Kommen wir jetzt zu Prozessen, in deren Mittelpunkt das katholische Kirchenrecht (auch kanonisches Recht genannt) steht. Es findet sich insbesondere im Codex Iuris Canonici (Revision 1983). Das Corpus juris canonici, war die Hauptquelle des mittelalterlichen Kirchenrechts, allmählich zusammengewachsen aus privaten und amtlichen Sammlungen aus dem 12.-16. Jahrhundert; in der katholischen Kirche 1918 durch den Codex Iuris Canonici bis auf wenige Ausnahmen aufgehoben.

      Beginnen wir mit dem Fall Jan Hus. Hus stand unter dem Einfluss der Lehren J. Wiclifs und bekämpfte besonders die verweltlichte Kirche. Das Ende des 14. und der Anfang des 15. Jahrhunderts war eine Zeit der Widersprüche. Es war eine Zeit gesellschaftlicher und kirchlicher Instabilität, eine Zeit mit Verfall von Glauben und Moral: Die Reichen wurden reicher und die Armen ärmer. Das „Schisma“, also die Frage, wer von den bis zu vier Päpsten der richtige sei, verunsicherte die Menschen in den Städten und Dörfern Europas, auch in Böhmen und Mähren. Prag war schon damals die „goldene“ Stadt. Sie hatte mehr goldene Türme als das Rom jener Zeit. In jener Zeit gab es in Prag 76 Kirchen und Kapellen, 24 Klöster und mehr als 1200 Geistliche in höheren Ämtern. Wie Luther wollte Hus, dass das Volk die Bibel in seiner Sprache lesen konnte. Nach Beendigung seiner Studien und seiner Priesterweihe wurde Hus zum Rektor der Universität, der ältesten nördlich der Alpen, und zum Prediger der Bethlehemskapelle ernannt. Nach dem Willen ihres Stifters, eines Deutschen, durfte hier nur tschechisch gepredigt werden. Als Priester im Beichtstuhl hörte Hus von den Sorgen, Ängsten und Nöten der Menschen.

      Hus wurde zum „ungehorsamen Sohn“ der damaligen Kirche, wurde aus Prag verbannt und schließlich durch Kaiser und Papst zum Konzil nach Konstanz geladen. Er war eben „ohne Furcht vor Menschen und ohne Stolz vor Gott“. Er trat dafür ein, die Heilige Schrift als Grundlage des Lebens zu sehen, und nicht die Dogmen der Kirche. Er forderte eine Veränderung der Kirche „an Haupt und Gliedern“. Er verschenkte sein Geld, das er als Hochschullehrer und Priester verdiente. Sein Christsein bedeutete Nachfolge, bis in den Tod. Luther wurde 100 Jahre später mit dem Schimpfwort „Husit“ belegt! 1410 vom Papst exkommuniziert, trat er gegen die Ablass- und Kreuzzugsbulle Papst Johannes XXIII. auf; das führte auch zu politischen Auseinandersetzungen. Obwohl er freies Geleit zum Konzil von Konstanz von König Sigismund zugebilligt bekommen hatte, um dort seine Lehre verteidigen zu können, wurde er 1414 verhaftet. Der Prozess in Konstanz war alles andere als fair.

      Der 6. Juli 1415, der Tag der Hinrichtung, beginnt mit einer Messe im Münster. Hus wird zum Widerruf seiner Lehren aufgerufen. Er betet: „Jesus, sieh doch her, dieses Konzil hält dein Tun und dein Gesetz für Irrtum!“ Nach der Verkündigung des Todesurteils, betet er: „Vergib ihnen!“

      Die Hinrichtung leitet ein Fürst von Nürnberg, der vom Kaiser zur Belohnung die Burg Hohenzollern erhält. Die Verbrennung wird gründlich vollzogen: Bücher von Jan Hus werden verbrannt, und die Asche des Scheiterhaufens wird in den Rhein geschüttet.

      Giordano Bruno, ein ehemaliger Dominikaner knüpfte an die pantheistischen Gedanken der Antike an, nach denen Gott, das unpersönliche Prinzip, identisch mit der Natur ist. Daher muss - so Bruno - der Mensch nach der Erkenntnis der Natur streben und nicht nach der Erkenntnis irgendeines übernatürlichen Wesens. Da Bruno die Verfolgungen der Kirchenhierarchie fürchtete, führte er nach seiner Flucht aus dem Orden ein ruheloses Wanderleben durch Frankreich, England und Deutschland. Zu Beginn der 90er Jahre lockte man ihn in provokatorischer Absicht nach Italien, beschuldigte ihn der Häresie und übergab ihn der Inquisition. Die Inquisition hat sich schon früh für Giordano Bruno interessiert. Durch seine Äußerungen über die katholische Kirche und seine eigene Weltanschauung war er der katholischen Kirche aufgefallen.


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