Paulo Redmann. Hans Müller-Jüngst

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Paulo Redmann - Hans Müller-Jüngst


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und sagte ihr:

      „Du kommst heute Abend mit zu uns, pack bitte ein paar Sachen für dich zusammen, morgen früh fahren wir zum Krankenhaus!“

      Marga tat schließlich, was Paulo verlangt hatte, und stand dann abfahrbereit mit einer Tasche im Wohnzimmer.

      „Nimm Vaters und deine Papiere, Geld und die Haustürschlüssel mit!“, sagte Paulo, und als seine Mutter alles beieinander hatte, gingen sie zu Paulos Wagen und fuhren zum „Sonnhügel“.

      „Was ist mit Vater?“, fragte Sara sofort und Paulo antwortete:

      „Er ist gerade nach Feldstadt zum Krankenhaus gebracht worden, Mutter und ich fahren Morgen früh hin und schauen, wie es ihm geht!“

      Sara sagte zu Marga:

      „Setz dich erst einmal hin und trinke einen Cognac, und sie schenkte ihrer Schwiegermutter einen Schwenker ein. Marga trank den Schnaps, kam aber nicht zur Ruhe. Als sie dann früh ins Bett gegangen waren, wälzte sich Marga auf der Wohnzimmercouch hin und her und fand keinen Schlaf. Marga machte in der ganzen Nacht kein Auge zu und stand wie gerädert am nächsten Morgen wieder auf.

      Paulo und sie fuhren in der Früh ohne Frühstück nach Feldstadt zum Krankenhaus und ließen sich an der Pforte das Zimmer von Arthur nennen, nachdem sie sich dort ausgewiesen hatten.

      Sie fuhren mit dem Lift hoch auf die Etage, auf der Arthur lag und klopften an seine Zimmertür, als sie keine Antwort erhielten, öffneten sie die Tür und fanden Paulos Vater an Schläuche angeschlossen. Sein Blutdruck wurde überwacht und sein Puls permanent gemessen, er war aschfahl im Gesicht und sah aus wie ein Häufchen Elend. Marga konnte kaum die Fassung bewahren, so sehr nahm sie der Anblick mit, und kurze Zeit später erschien der Stationsarzt auf Arthurs Zimmer.

      Er ging zu Marga und rückversicherte sich, dass sie Frau Redmann war, dann sagte er hier:

      „Frau Redmann, es sieht mit ihrem Mann nicht gut aus, er hat Lungenkrebs in fortgeschrittenem Stadium, und wir geben ihm noch höchstens vier Wochen!“

      Marga ließ sich auf einen bereitstehenden Stuhl fallen und fing an zu weinen, Paulo war bei ihr und hielt ihre Hand.

      „Sind Sie mit ihrer Diagnose absolut sicher?“, fragte Paulo den Stationsarzt.

      „Absolut!“, antwortete dieser.

      Paulo und Marga blieben eine Zeit lang bei Arthur, Paulo sah aber, dass er nichts tun konnte, er wusste nicht einmal, ob sein Vater sie überhaupt wahrnahm.

      Er drängte dann seine Mutter, mit ihm zu kommen und ging mit ihr zu dem Krankenhauscafe und ließ sich zweimal Frühstück geben. Marga saß wie versteinert und wollte nichts essen aber Paulo forderte sie auf:

      „Du musst essen, damit du bei Kräften bleibst!“ Marga nahm dann ein Brötchen und bis ein Stück ab, aber Paulo insistierte:

      „Iss weiter, wenigstens ein bisschen musst du essen!“

      Und Marga zwang sich ein Brötchen hinein und trank auch eine Tasse Kaffee dazu.

      „Gehen wir noch einmal zu Vater, bevor wieder nach Hause fahren?“, fragte Paulo sie dann, und Marga wollte noch ein Blick auf ihn werfen, bevor sie wieder nach Hause fuhr.

      Sie würden in der kommenden Zeit an jedem Tag nach Feldstadt fahren, um ihn zu sehen, Paulo würde Marga bringen.

      Als sie auf dem „Sonnhügel“ angekommen waren sah Sara schon an ihren Gesichtern, dass sie nichts Gutes zu erzählen hätten, und Paulo berichtete hier von der Krebsdiagnose des Stationsarztes.

      „Das ist ja schlimm!“, rief Sara aus und kümmerte sich um Marga, die schweigend auf einen Wohnzimmerstuhl gesunken war.

      „Er wird schon wieder gesund werden, wir fahren jeden Tag nach Feldstadt!“, sagte Sara, was ich in diesem Moment aber nicht so sicher, ob das auch wirklich stimmte.

      Sie und Paulo bemühten sich, Marga auf andere Gedanken zu bringen indem sie sie mit Aufgaben betrauten, die bei Ihnen anfielen wie Kochen zum Beispiel.

      Aber Marga war in Gedanken immer bei Arthur und hatte die Krebsdiagnose des Stationsarztes im Hinterkopf.

      Am nächsten Nachmittag fuhren Paulo und sie, nachdem Paulo seinen Unterricht beendet hatte, nach Feldstadt und besuchten Arthur.

      Als sie sein Zimmer betreten lassen, lag er unverändert regungslos in sein Bett, das Gesicht eingefallen und blass. Sie blieben eine Zeit lang bei ihm, und Marga hielt seine Hand. Es wurden Kaffee und Kuchen gebracht und Marga nahm den Kuchen und wollte Arthur füttern, sie merkte aber gleich, dass er den Kuchen nicht essen wollte.

      Als der Stationsarzt ins Zimmer kam, begrüßten sie sich, und Marga fragte ihn, ob Arthur überhaupt äße.

      „Das ist das große Problem mit ihrem Mann, wir werden bei ihm, wenn sie wieder gegangen sind, eine Magensonde legen und ihn künstlich ernähren“, sagte der Arzt.

      Marga sah ihn mit großen Augen an, und er sagte:

      „Machen Sie sich darüber keine Sorgen, das ist ein ganz normaler Vorgang, wenn die Patienten nicht essen wollen oder können, legen wir Ihnen eine Sonde.“

      Marga und Paulo verabschiedeten sich wieder von Arthur bis zum nächsten Tag, und als sie auf dem Flur waren, sagte Marga:

      „Das macht mir aber doch Sorgen, dass sie ihm eine Magensonde legen!“, aber Paulo antwortete:

      „Du hast doch gehört, das ist ein ganz normaler Vorgang, und du brauchst dich darüber nicht aufzuregen!“

      In Wirklichkeit sah Paulo schon der Tod seines Vaters kommen, so wie sie ihn in seinem Zimmer liegen gesehen hatten, apathisch, geistig nicht anwesend und scheinbar willenlos hatte er sich im Stillen von der Welt verabschiedet.

      „Was mache ich bloß allein mit meinem großen Haus?“ fragte Marga auf der Rückfahrt plötzlich im Auto, und Paulo dachte nach.

      „Da werden wir schon eine Lösung finden!“, antwortete Paulo. Er überlegte, wie es wäre, wenn Sara und er zu seiner Mutter zögen, ihr Haus auf dem „Sonnhügel“ würden sie wieder verkaufen und wären auf Anhieb schuldenfrei.

      Zu Hause besprach er seine Gedanken mit Sara, und Sara gab ihr Einverständnis zum Umzug.

      „Wenn es so schlecht um deinen Vater steht, sollten wir an deine Mutter denken und sie nicht allein lassen!“, so Sara. Es dauerte dann nur noch eine Woche und Sara und Paulo erhielten einen Anruf vom Krankenhaus aus Feldstadt.

      „Es tut uns leid, ihnen mitteilen zu müssen, dass ihr Vater in der letzten Nacht verstorben ist!“ Diese Nachricht traf sie alle zunächst einmal sehr, besonders Paulo Mutter fing sofort an zu weinen und hörte erst einmal nicht mehr auf. Paulo tröstete sie und sagte:

      „Liebe Mutter, Vaters Tod trifft mich genauso wie Dich, aber wir müssen in die Zukunft sehen!“, und er erzählte seiner Mutter, was er sich überlegt und schon mit Sara besprochen hatte. Augenblicklich hörte Marga auf zu weinen und war gefasst, Paulo drückte ihre Hand und sah ihr ins Gesicht:

      „Alles wird wieder gut!“, sagte er. Aber Marga fiel es sehr schwer, mit dem Tod ihres Mannes zurechtzukommen, sie war einerseits relativ gut gestimmt, was ihre Aussichten für die Zukunft anbelangte, andererseits aber auch von tiefer Trauer befallen.

      Paulo kümmerte sich gemeinsam mit ihr um die Bestattungsformalitäten und setzte gemeinsam mit dem Bestatter einen Beerdigungstermin fest. Marga und er schrieben an alle Bekannten und Verwandten und luden sie zur Beerdigung ein, sie gaben eine Große Annonce im „Dinkelsteiner Anzeiger“ auf, in der sie auch Ort und Zeit der Beerdigung hingewiesen, die Beerdigung sollte drei Tage später an einem Freitag stattfinden.

      Besonders nahestehende Bekannte und Verwandte sollten sich im Anschluss im „Ratskeller“ zu einem Kaffeetrinken einfinden.

      „Ich habe in meiner Größe gar nichts anzuziehen!“, rief Sara aus und Marga antwortete ihr:

      „Das macht doch


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