Liebe und Eifersucht zur Zeit der freien Liebe. Hanns Sedlmayr
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Hanns Sedlmayr
Liebe und Eifersucht zur Zeit der freien Liebe
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Inhaltsverzeichnis
Liebe und Eifersucht bei Gänsen und anderen Lebewesen
Schülerliebe
Ich begegnete Fides zum ersten Mal im Fasching.
Sie sprang die Treppe, vor dem Haus der Kunst in München, herunter. Ich stand zusammen mit einer ihrer Klassenkameradinnen, unten auf der Straße. Verspielt wie ein kleines Mädchen, kam Fides daher gehüpft. Sie trug eine Strumpfhose und drüber ein dunkel blaues, elegantes, kurzes, leicht durchsichtiges Nachthemd.
Ihre Beine waren von einer mir bis dahin unvorstellbaren Vollkommenheit. Ihre gut ausgebildeten Oberschenkel und Waden ergaben im Gesamtbild Beine von perfekten Proportionen. Meine Mutter hatte Säbelbeine, meine Schwester zu kräftige Oberschenkel. In meiner Nachbarschaft gab es drei Schwestern mit hübschen Gesichtern, aber alle drei hatten die kurzen, dicken Beine der Mutter geerbt. Und bei der hübschen Renate aus meiner alten Klasse in meiner Kleinstadt, in die ich damals verliebt war, stimmten die Relationen zwischen Oberschenkel und Unterschenkel nicht.
Als die schönen Beine bei uns unten ankamen, blickte ich in das zarte und anmutige Gesicht eines jungen Mädchens an der Schwelle zu einer erwachsenen Frau, das aber immer noch mehr Mädchen als Frau war. Ich sah eine kleine gerade Nase und einen zarten Mund mit geschwungener Unterlippe. Ihre Lippen leuchteten in einem natürlichen, hellen Rot. Ihr Gesicht, ein wenig zu perfekt, wirkte beinahe kühl. Die dichten dunkelblonden Haare hatte sie zu einem Krönchen hochgesteckt. Unter dem durchscheinenden Nachthemd, zeichneten sich schmale Hüften und ein wohlgestalteter Busen ab.
Mich ergriff bei ihrem Anblick, ein Wohlgefühl, das ich auf Bergtouren, beim Betrachten des Horizonts empfunden hatte. Einige Mal auch beim Betrachten von Kunstwerken in Museen, aber noch nie beim Betrachten eines Menschen.
Als sich unsere Blicke trafen, schlug mein Herz, anstatt lautlos in der Brust, übermäßig laut in meinem Kopf. Mich ergriff ein leichter Schwindel. Ich sah mir zu, wie ich beim Anblick dieses Mädchens, an den Rand eines Schwächeanfalls geriet. Ich bekam einen Blutstau im Kopf. Die heftige Gefühlsregung, die dieses Mädchen bei mir auslöste, verwirrte mich.
Sie dagegen war trotz ihrer kindlichen Treppensprünge, kein bisschen verlegen. Ihr Blick war neugierig, ihr Lächeln halb nachsichtig, halb ironisch. Sie hatte meine Gefühlswallung wahrgenommen. Ich war nicht der erste Mann, der von Ihrem Anblick hingerissen wurde.
Sie wurde mir als Fides vorgestellt und ich drückte kurz ihre Hand.
Ich war so in ihren Anblick versunken, dass ich zuerst nicht sprechen konnte.
An diesem Abend wich ich nicht von ihrer Seite. Wir küssten uns an der Bar. Es war ein feuchter, etwas ungelenker Kuss.
Später durfte ich sie nach Hause bringen. Der Weg führte uns über den Viktualienmarkt. Dort zog ich sie in den Schatten eines verlassenen Marktstandes und küsste sie wieder und wieder, bis sie sich mir entzog.
Wir verabredeten uns für den nächsten Nachmittag im Café Rischart.
Lange vor der verabredeten Zeit saß ich im Café. Ich war aufgewühlt und ungeduldig. Sie kam nicht. Die verabredete Zeit war längst verstrichen.
Ich dachte schon daran zu gehen.
Da erschien sie.
Sie war angezogen, wie eine Internatsschülerin: dunkelblauer Rock, graue Strickjacke, weiße Bluse. Die dichten Haare, fielen ihr in leichten Wellen bis zu den Schultern. Sie war ungeschminkt.
Ihr Anblick berührte mich. Sie war noch schöner, als in meiner Erinnerung.
Ich stand auf um sie zu begrüßen, doch sie reichte mir nicht ihre Hand. Sie setzte sich auf den freien Stuhl an meinem Tisch.
Für einen Moment fühlte ich einen leichten Schwindel und war froh, dass ich mich wieder setzen konnte.
Sie erklärte mir, sie habe eigentlich gar nicht kommen wollen. Erst, nachdem die verabredete Zeit, um eine halbe Stunde überschritten war, habe sie sich doch noch anders entschieden.
Sie sprach mit mir in einem Ton, der anzeigte, dass sie unsicher war, ob das Treffen mit mir lohnend ist. Sie vermied es mir in die Augen zu schauen.
Ihre Eltern waren beide Ärzte. Mit diesen und ihren drei Schwestern wohnte sie nur ein paar Schritte entfernt vom Viktualienmarkt. Sie machte nächstes Jahr Abitur und danach wollte sie Französisch studieren. Sie sprach ohne Dialekt.
Ich war eine Klasse unter ihr, weil ich einmal sitzengeblieben war. Ich lebte in einer Kleinstadt in der Nähe und fuhr täglich nach München zur Schule. Meine Mutter hatte weder Bildung, noch einen Beruf. Mein Vater war Anwalt gewesen und war vor drei Jahren, beim Bergsteigen ums Leben gekommen. Ich war bei dem Unfall dabei gewesen und hatte den Schmerz, über den Tod meines Vaters, nur unvollständig verarbeitet. Ich konnte nur mit einem Stipendium studieren. Mein Hochdeutsch war mangelhaft. Meine Schulnoten kläglich.
Ich bekam Angst, dass es mir nicht gelingen wird, die Liebe dieses Mädchens zu gewinnen.
Bevor wir gingen zog sie eine Haarnadel aus ihrer Handtasche und griff mit beiden Händen nach ihrem Haar, wand es zu einem Knoten und befestigte ihn mit der Haarnadel.
Sie straffte dabei ihren Oberkörper, so dass sich Ihre Brüste deutlich durch die Bluse abzeichneten.