eat. M. Fernholz

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eat - M. Fernholz


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Lenkrad den Rhythmus der Musik mit, und mit dem Einsetzen des Refrains steigt auch er, wie Vivian und Yvonne, in den Gesang ein.

      Gemeinsam haben sie eine Menge Spaß, so wie es generell immer ist, wenn die vier unterwegs sind. Freundschaft verbindet eben – seit Yvonne und Vivian einst zur Schule kamen, lernten sich die jungen Leute kennen. Sie verstanden sich gleich auf Anhieb und unternahmen seitdem fast alles zusammen.

      Eine knappe halbe Stunde sind die Jugendlichen jetzt schon unterwegs. Allerdings hatten sie in ihrer Heimatstadt Köln einen kleinen Zwischenstopp eingelegt, um sich im beliebten Fastfood-Restaurant noch einmal zu stärken. Das wollten sie sich nicht entgehen lassen, denn für mindestens die nächsten zehn Tage wollen sie sich ausschließlich aus Konservendosen ernähren und beabsichtigen währenddessen auch nicht, die Zivilisation aufzusuchen.

      Selbst auf moderne Technik wollen sie verzichten, weshalb alle ihre Smartphones zu Hause gelassen haben. Anfangs gab es zwar einige Diskussionen darüber, ob es nun leichtsinnig wäre, komplett auf die mobilen Geräte zu verzichten, aber letztendlich stand der Entschluss mehrheitlich fest, nur ohne Handys zu verreisen.

      Ronny klappt den Sonnenschutz um, findet aber nur eine graue Fläche vor. Er vermisst den Spiegel, denn er will Vivian hinten beobachten. Entsprechend greift er zum Rückspiegel und dreht ihn, bis er seine Freundin im Visier hat.

      Seinem Kumpel gefällt das allerdings gar nicht, weshalb er sich veranlasst fühlt, den mittleren Spiegel wieder in die korrekte Position zu bringen.

      Doch Ronny gibt nicht auf. Im Rhythmus der Musik bewegt er seinen Kopf und dreht den Spiegel nochmals zu sich. Nun sieht er Vivian, die die Zunge auf spaßige Art und Weise erotisch zappeln lässt.

      Die Dunkelhaarige ist schon ein Augenschmaus und sozusagen ein Traum vieler Männer. Und genau das sorgte zwischen ihr und Ronny einst für heftigen Streit. Nicht, dass sie fremd gegangen ist, aber dem 20-Jährigen hat es zu Beginn ihrer Beziehung gestört, dass sie schon einige Jungs in ihrem Leben an sich ran gelassen hat. Und Vivian hat ihre Jugend tatsächlich voll ausgekostet. Schon mit zwölf Jahren hat sie ihre Jungfräulichkeit verloren.

      Und weil Ronny nicht derjenige sein durfte, mit dem sie ihren ersten Sex hatte, war er anfangs ganz schön aus dem Häuschen. Er hätte sich einfach gewünscht, er könne der erste Mann sein, dem sie sich hingibt.

      Vivian versteht ihn heutzutage natürlich, doch ursprünglich sollte die Beziehung zueinander auch nur auf rein freundschaftlicher Basis aufgebaut sein.

      Alexander ist sauer. Den Spiegel dreht er wieder zurück, macht das Radio leiser und äußert genervt: »Mann, hinter uns fahren die Bullen. Ich hab keinen Bock, angehalten zu werden. Wir haben alle schon ein Bier hinter uns.«

      »Bleib locker, Kumpel!«, besänftigt Ronny. »Was kann ich dafür, dass deine Karre keinen Schminkspiegel hat.«

      »Weil hier nun mal keiner ist!« Alexander schüttelt den Kopf.

      Dann mischt sich Vivian ein. Ironisch fragt sie Ronny: »Seit wann schminkst du dich denn?«

      Der Gefragte dreht sich zu ihr um. Zieht die Augenbrauen hoch und grinst. »Hab ich das denn nötig?!«

      Noch ist Alexander nicht ganz zufrieden mit der Spiegelstellung und justiert ihn nach. Beim Herunternehmen der Hand bleibt er allerdings mit einem Finger am Christenkreuz, das sich an einer Kette am Rückspiegel befindet, hängen. Und diese Kette reißt, so dass das Anhängsel fällt und auf den Knopf des Radios aufstößt. Die Glieder der Kette bleiben am Lüfter hängen. Und das Kreuz wird dadurch noch von der Kette gehalten und verbleibt in der aktuellen Position. Das Skurrile: Das eigentlich christliche Symbol verdeutlicht nun genau das Gegenteil, denn das Kreuz ist auf dem Kopf stehend.

      Der Polizeiwagen blinkt, wie Alexander erkennt. Mit Blaulicht und Martinshorn wechselt das blau-weiße Fahrzeug auf die linke Spur. Alexander schluckt vor Angst, was sich aber schnell wieder legt, denn der Einsatzwagen erhöht das Tempo und fährt weiter voran.

      Gespannt schauen die anderen Insassen dem VW hinterher.

      KAPITEL 5

      Auf beiden Seiten der Fahrbahn erstreckt sich eine harmonisch grüne Landschaft, die für ein typisch sommerliches Feeling sorgt. Heiko und Jessica genießen den Ausblick. Dazu haben sie jetzt auch die Gelegenheit, schließlich fahren sie nicht mehr so schnell, und selbst jetzt verlangsamt sich die Geschwindigkeit aller auf dem Asphalt befindlichen Fahrzeuge zusätzlich. Dann müssen sie sogar anhalten.

      Stau!

      Heiko bremst ruhig ab.

      Mit aktiviertem Martinshorn fährt ein Polizeiwagen auf dem Seitenstreifen an ihnen vorbei. Und dank der sich nach links neigenden Fahrstrecke kann Heiko die kreisenden Blaulichter von mehreren Einsatzwagen sehen.

      »Wann sind wir endlich da?«, will Melanie ungeduldig wissen.

      Lächelnd schnauft Heiko aus. »Das dauert noch. Wir sind doch gerade erst zwei Stunden unterwegs.« Stärker lächelnd, dreht er sich zu seiner Tochter um, die dann noch eine Frage hat: »Und warum fahren wir nicht weiter?«

      »Weil hier Stau ist. Siehst du doch«, mischt sich Tim frech ein.

      Jessica reagiert: »Du sollst nett zu deiner Schwester sein, Tim!« Immer wieder muss sie ihren Sprössling ermahnen und darauf hinweisen, sich seiner Schwester gegenüber zu zügeln und seinen Stolz in Zaum zu halten. Manchmal fragt sie sich, was sie in der Erziehung falsch gemacht habe, dass Tim so ausfallend ist. Sie hat sogar Befürchtungen, er könne so ein typischer Macho werden. Nur würde sie gern wissen, von wem er die entsprechende Veranlagung haben könnte. Von Heiko ganz bestimmt nicht, denn dieser ist eher der ruhige Typ, auch wenn er manchmal ordentlich aus der Haut fahren kann. Und in ihr selbst steckt garantiert kein derartiges Potenzial. Zwar ist sie hin und wieder recht impulsiv, doch in der Regel sehr harmoniebedürftig.

      »Das kann länger dauern, wie es aussieht«, erwähnt Heiko nach kurzem Moment. Er streckt seinen Kopf hoch, um besser sehen zu können, wobei ihm dann auffällt, dass einige andere Fahrzeuge auf einen Rastplatz abbiegen.

      Tim spielt mit einem Gameboy, und Melanie hält ihren Kopf nahe an seinen, um das Spiel interessiert verfolgen zu können.

      Auf dem Display springt die virtuelle Figur von einer Plattform, landet aber, anstatt auf der sicheren anderen Seite, in einen Abgrund mit Stacheln. Game over zeigt daraufhin der kleine Bildschirm.

      »Oh Mann …«, regt sich Tim auf und rutscht erbost in die Ecke. »Du nervst!«

      »Lass mich doch auch mal gucken!«, jammert Melanie.

      »Ich kann mich aber nicht konzentrieren, wenn du mir auf die Pelle rückst«, kommentiert der Neunjährige, wobei er jedes Wort einzeln betont, um seinem Gesagten Nachdruck zu verleihen.

      »Du bist doof!«, reagiert die Kleine traurig und streckt ihm bockig die Zunge entgegen.

      Zu Jessica blickend, bestätigt Heiko seine Entdeckung: »Glück gehabt …! Da vorn ist eine Raststätte. Dort könnten wir unsere Beine vertreten.«

      Die Angesprochene nickt. »Den Kindern wird’s gut tun.« Sie schaut nach hinten.

      Melanie rückt wieder näher zu ihrem Bruder, welcher ihr deshalb die handliche Spielkonsole auf den Schoß wirft, und genervt meint er: »Hier, spiel´ alleine!«

      Dann mischt sich Jessica ein und ergreift das Machtwort: »Hört zu! Ich möchte, dass ihr beide euch jetzt vertragt. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns und ich habe keine Lust, euer Genörgel mitanzuhören!«

      Die Kinder schauen verschämt nach unten; Tim jedoch etwas gelassener. Er weiß, dass seine Mutter sowieso nichts


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