Drei Monate in Dixie. Arthur James Lyon Fremantle

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Drei Monate in Dixie - Arthur James Lyon Fremantle


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unangenehm – drückende Hitze, ohne strahlenden Sonnenschein oder kühlenden Wind.

      Um 13.15 Uhr spannten wir wieder ein, Wards Wagen vor uns und das Vierpferdegespann eines Franzosen hinter uns. Gegen 16.00 Uhr erreichten wir den "Weedy", einen Bachlauf, der zu unserem großen Unmute ausgetrocknet war. Wir fuhren weiter, bis wir um 19.00 Uhr an einer Stelle mit üppigem Gras rasteten. Angeblich sollte in der Nähe eine Wasserstelle zu finden sein und so begaben sich Mr. Sargent, der Richter und der Franzose auf die Suche. Als sie schließlich eine erbärmliche, kleine Schlammpfütze fanden, scheint wohl eine verzweifelte Auseinandersetzung um das Wasser entbrannt zu sein, denn als der Richter zurückkehrte, war er über und über mit Schlamm bedeckt und bot einen vollkommenen niedergeschlagenen Anblick. Kurz darauf tauchte Mr. Sargent auf und er befand sich in dermaßen schlechter Laune, dass er sich weigerte zu kochen, zu essen, zu trinken oder überhaupt irgendetwas anderes zu tun als unablässig und mit großem Nachdruck zu fluchen. Dieser unglückliche Zwischenfall beraubte uns des Genusses unseres Ziegenfleisches und so mussten wir mit einem alten Schinken und steinhartem Brot Vorlieb nehmen.

      Wir sind heute zahlreichen Baumwolltransporten und Wagen der Regierung begegnet und ich denke, wir haben wohl etwa 55 Kilometer zurückgelegt.

      23. April 1863 (Donnerstag): Der gerissene Mr. Sargent trieb mitten in der Nacht unsere Tiere an die Schlammpfühle, wodurch er Ward zuvorkam.

      Unser Ziegenfleisch war verdorben und so mussten wir es heute Morgen entsorgen. Wir brachen um 05.30 Uhr auf und erreichten Rocky um 07.30 Uhr. Hiervor waren bereits zwei von Wards Pferden zusammengebrochen, was die gute Laune unseres Wagenführers völlig wiederherstellte. Rocky besteht aus zwei Hütten inmitten einer steinigen Landschaft und etwa anderthalb Kilometer weiter trafen wir auf einen Teich, an dem wir unsere Maultiere tränkten und unsere Wasserfässer auffüllten. Das Wasser war von Schlamm getrübt, aber durchaus trinkbar.

      Die Maultiere sind heute sehr träge. Mr. Sargent sah sich gezwungen, einen Eimer mit Steinen zu füllen, welche er gelegentlich nach den Zugtieren schleudert.

      Um 08.00 Uhr erreichten wir eine offene, gewellte Prärielandschaft, wo wir schließlich um 10.30 Uhr rasteten. Hier schlachteten und kochten Mr. Sargent und ich die beiden Hühner. Er ehrte mich, indem er mich einen "brauchbaren Reisekumpanen" nannte. Auch erzählte er mir, dass er früher ein Hotel nahe El Paso führte, eine Art Gasthaus direkt am Überlandweg nach Kalifornien. Er war gerade im Begriff, rasch ein beträchtliches Vermögen anzuhäufen, als ihn der Ausbruch des Krieges völlig ruinierte. Dies erklärt seine ausgeprägte Feindseligkeit gegenüber "Onkel Abe". (General Longstreet erinnerte sich später noch sehr lebhaft sowohl an Sargent als auch den Richter und meine Erlebnisse mit diesen beiden Charakteren belustigten ihn ungemein. Während seines Dienstes in der Vorkriegsarmee war General Longstreet lange an der texanischen Grenze stationiert.)

      Um 15.00 Uhr spannten wir wieder ein und nach einer beschwerlichen Etappe durch recht tiefen Sand schlugen wir, nur noch knapp 40 Kilometer von San Antonio entfernt, unser Nachtlager auf. Wir haben weder Mais noch Wasser für die Tiere, doch hier wächst jede Menge Gras. Auch unsere Nahrung ist inzwischen völlig aufgebraucht. Mr. Ward erreichte uns mit Mühe und Not um 20.15 Uhr, nachdem er unablässig versucht hatte, mit uns Schritt zu halten. Diese Rivalität zwischen Sargent und ihm hat unsere Reise sehr beschleunigt.

      Es ist dies unsere letzte Übernachtung unter freiem Himmel und ich bedauere es beinahe, denn allen Schwernissen zum Trotze habe ich diese Reise genossen. Der Landstrich, den ich durchquert habe, wäre äußerst fruchtbar und ergiebig (zumindest die letzten 250 Kilometer), wären nur die Jahreszeiten nicht so vollkommen unberechenbar. Manchmal regnet es hier zwei oder drei Jahre lang beinahe überhaupt nicht.

      24. April 1863 (Freitag): Wir brachen um 04.15 Uhr auf und mit der tatkräftigen Hilfe von McCarthy schafften wir es, uns noch einmal zu verirren. Um 06.15 Uhr ertönte vom Kutschbock jedoch der Jubelruf: "Ein Hoch auf die Hölle! Wer fürchtet schon das bisschen Feuer?" mit dem Mr. Sargent anzeigte, dass er am Horizont Grey's Ranch erspäht hatte. Nachdem wir dort einige Eier und etwas Mais gekauft hatten, durchquerten wir das tiefe Bett des San Antonio River. Seine Ufer fallen sehr steil ab, bieten aber einen malerischen Anblick. Wir rasteten unmittelbar auf der anderen Flussseite, um die Maultiere für eine Stunde grasen zu lassen. Vor einiger Zeit wurde auf einer nahegelegenen Ranch eine Frau ermordet und in San Antonio wurden daraufhin durch eine Bürgerwehr fünf fragwürdige Gesellen hingerichtet, gegen die außer einigen Verdachtsmomenten nichts vorlag.

      Um 11.00 Uhr überquerten wir den Selado River, in dessen Nähe wir auch über die Mittagsstunden lagerten. Mr. Sargent und der Richter nahmen sich unseres verbliebenen Gin-Vorrates an und als ersterer hinreichend berauscht war, unterhielt er uns mit der detaillierten Schilderung einer Bestrafung, der er einst ein aufsässiges Negermädchen unterzogen hatte. Gemäß seinen eigenen Worten muss die Strafe ausgesprochen brutal gewesen sein und McCarthy zeigte sich von der Geschichte in höchstem Maße angewidert. (So zufrieden und umsorgt die Sklaven im Allgemeinen auch sein mögen, so muss es doch auch viele Vorkommnisse von Misshandlung und Grausamkeit – wie im Falle von Mr. Sargent – geben. Mr. Sargent ist ein gebürtiger Nordstaatler und ihm ist nicht die geringste Spur jenes Mitgefühls zu eigen, welches der typische Südstaatler für den Neger empfindet.)

      Nachdem wir im Selado River gebadet hatten, drängte Mr. Sargent in seinem wilden Entschluss, Ward zuvorzukommen, weiter nach San Antonio. Um 15.00 Uhr hielten wir vor Menger's Hotel und unsere Maultiere waren zu Tode erschöpft, denn unser Wagenführer hatte sein Versprechen erfüllt, "seine langbeinigen Klepper aufheulen zu lassen".

      Später am Tage lief ich mit McCarthy durch die Straßen zu seinem Geschäft, einem sehr großen Gebäude, das jetzt jedoch verlassen dasteht, da sämtliche Waren ausverkauft wurden. Selbstverständlich wurde er von seinen zahlreichen Freunden begrüßt und unter anderem sah ich einen Neger, der an ihn herantrat, ihm die Hand schüttelte und ihn willkommen hieß.

      Ich wurde Colonel Duffs Bruder vorgestellt, der ein sehr gutaussehender Mann ist, jedoch nicht seine britische Nationalität aufgegeben hat, um ein "freier Bürger" zu werden.

      Die Entfernung von Brownsville nach San Antonio beträgt etwa 530 Kilometer und wir waren elf Tage und vier Stunden unterwegs.

      25. April 1863 (Samstag): San Antonio liegt ausgesprochen malerisch zu beiden Ufern des gleichnamigen Flusses. Es dürfte wohl etwa 10.000 Einwohner beherbergen und abgesehen von Galveston ist es die größte Siedlung im Staate Texas.

      Die Häuser sind solide aus Stein erbaut und zumeist ein oder zwei Stockwerke hoch. Alle verfügen über Veranden an der Vorderseite.

      Vor dem Kriege war San Antonio ausgesprochen wohlhabend und rapide expandierend, aber inzwischen ist jeglicher Warenverkehr praktisch völlig eingeschlafen. Die gesamte männliche Bevölkerung unter dem Alter von 40 Jahren leistet Armeedienst und viele Bedarfsgüter sind in unglaublichem Maße überteuert. Kaffee kostet sieben Dollars das Pfund.

      Menger's Hotel ist ein großes und imposantes Bauwerk, aber sein Besitzer (ein umgänglicher Deutscher) scheint entschlossen, es für die nächste Zeit zu schließen.

      Am Morgen wurde ich bei Colonel Bankhead vorstellig, einem großgewachsenen, höflichen Virginier, der der kommandierende Offizier der örtlichen Truppen ist. Er belehrte mich ausführlich über die Geschichte von Texas, die Missionen des Jesuiten und den Louisiana-Kauf usw. Er beunruhigte mich beträchtlich, als er seinem Zweifel Ausdruck verlieh, ob ich den Mississippi noch überqueren könne, falls Banks bereits Alexandria eingenommen habe. [Anm. d. Übers.: Als Teil der nordstaatlichen Bemühungen, die Kontrolle über den gesamten Mississippi River zu erlangen, versuchte General Nathaniel Banks mit seinen Truppen vom südlichen Louisiana aus, die Stadt Alexandria am Red River einzunehmen, um eine Umgehungsroute nordwärts unter Vermeidung des stark befestigten Port Hudson zu öffnen.]

      Auch machte ich die Bekanntschaft von Major Minter, einem weiteren Virginier, der mir erzählte, er habe in der Vorkriegsarmee bei der 2nd Cavalry gedient. Die folgenden Offiziere des Konföderierten Heeres gehörten ebenfalls diesem Regiment an: General A. S. Johnston (gefallen bei Shiloh), General Lee, General Van Dorn, General Hardee, General Kirby Smith und General Hood (ebenso die Unionsgeneräle


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