23 - Und Schnitt!. Patrik Bitter

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23 - Und Schnitt! - Patrik Bitter


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nächsten Monaten.

       Ich nahm mein Leben langsam wieder in die Hand. Dazu gehörte auch, sich mit anderen Menschen mit Stoma in Kontakt zu setzen. Ich traf den Leiter der ILCO-Essen. Das Treffen war ernüchternd. Ich musste feststellen, dass die Konstellation jung und Stoma äußerst selten war.

       Er war Mitte sechzig und im Gespräch erfuhr ich, dass in der gesamten Essener Gruppe keiner in meinem Alter war. Es waren alles Darmkrebspatienten, die sich einmal die Woche auf ein Bierchen trafen.

       Weiter fand ich heraus, dass es eine junge ILCO-Gruppe in Recklinghausen gab, und telefonierte mit dem Leiter dieser. Es war ein interessantes Gespräch. Er hatte sein Stoma in meinem Alter bekommen und lebte jetzt mehr als 15 Jahre damit. Im Laufe des Gesprächs erfuhr ich, dass er sich davon sehr einschränken ließ. Es reichte ihm, „normal“ essen und leben zu können.

       Mir war das nicht genug. Es motivierte mich, meine Grenzen auszuloten. Der Prolaps war mittlerweile lange her und ich entschied mich, Qi Gong zu lernen. Wie ich schon mit Yoga anfing, so auch mit Qi Gong – mit einer DVD.

       Ich fand eine sehr schöne Übungs-DVD von einem Amerikaner, der bei einem chinesischen Meister über einige Jahre gelernt hatte. Sie war sehr sanft, aber fließend und abwechslungsreich.

       An Yoga traute ich mich jedoch nicht wieder ran. Yogaübungen waren dann doch noch von anderer Qualität.

       Im Juli erfuhr ich durch Zufall, dass der „liebe“ Cousin meines Vaters mir ins Gesicht gelogen hatte. Plötzlich prangte auf seiner „XING“ - Seite seine neue Stelle:

       Geschäftsleiter seiner eigenen Stevia Firma. Ich stoß auf Internetadressen, die er schon während er noch für uns tätig war, für sich und seine neue Firma registriert hatte. Von jemandem aus der eigenen Familie hintergangen zu werden war mir bis dahin fremd. Ich war mehr enttäuscht als wütend. Es war für mich letztendlich nur noch mehr Ansporn, zu zeigen, was ich konnte.

       Ich traf auch den Kroaten zum ersten Mal in Essen. Nach unserem Gespräch schickte ich ihm Preislisten und Informationsmaterial, aber auch einen weiteren Vorschlag, der mir kam.

       Wir verstanden uns auf Anhieb gut und er hatte die Ausbildung und die Erfahrung, die mir fehlte. Er wollte eigentlich genau dasselbe machen, was ich in die Wege geleitet hatte. Wieso das Rad neu erfinden, dachte ich. Ich legte ihm dar, das wir bereits eine Marke, Zulieferer und eigene Produkte hatten. Genau das, was er plante. Ich bat ihm an, Anteilseigner zu werden. Für mich war das Geld, dass ich für den Anteil erhalten würde, eine willkommene Hilfe, um die Firma noch weiter voranzubringen.

       Besonders ging es mir jedoch um das Potenzial, was unsere Zusammenarbeit haben könnte. Er war grundsätzlich nicht abgeneigt und bat um Bedenkzeit.

       Im August kam es dann zu einem Rechtsstreit mit dem Cousin meines Vaters. Er hatte sich im Internet als Pionier und Marktführer für Stevia Produkte eingetragen. Das war so dreist, dass wir dagegen rechtlich vorgehen mussten.

       Zunächst verleugnete er, das so eingetragen zu haben.

      Wir waren dann vor Gericht in Essen. Es war ein sehr trauriges Bild. Unser Anwalt, mein Vater und ich standen auf der einen, und der Verteidiger seines Cousins auf der anderen Seite. Er hatte nicht den Schneid, uns gegenüberzutreten. Der Richter sah es als erwiesen an, dass er das eingestellt hatte. Trotzdem trugen wir die Hälfte der Kosten und er musste alles entfernen.

       Mitte August nahm ich wieder Kontakt zu Lin auf. Endlich fühlte ich, dass es aufwärtsging – und das ihre kleine Geste, zu mir zu kommen und mir beizustehen, eine der wichtigsten Erfahrungen war, die mich wieder ins Leben zurückgeholt hatten. Sie freute sich sehr von mir zu hören und teilte mir mit, dass sie im September nach München kommen würde. Sie bot mir an, einfach zu dem Workshop zu kommen. Als Gast, ohne bezahlen oder bei den Übungen mitmachen zu müssen. Ich überlegte recht lang und intensiv.

       Ich wusste, dass es mir das Herz brechen könnte, diese Welt noch einmal zu sehen, in dem Wissen, dass sie für mich nicht mehr greifbar war. Ich war seit dem Krankenhausaufenthalt nirgendwo mehr hingereist.

       Was sollte ich da überhaupt? Andererseits stand dem Ganzen ein Gedanke gegenüber:

      Was hatte ich wirklich zu verlieren?

       Ich buchte einen Flug und Hotel für zwei Tage München, den 5. und 6. September und nahm meinen Vater als Begleitung mit.

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