Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion. Thomas GAST

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Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion - Thomas GAST


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- Colonel)

      Kommandeur der 11. Division parachutiste, 1987 – 1989 (Dienstgrad - Général)

      Gouverneur militaire de Paris, 1992 – 1996 (Dienstgrad - Général d'armée)

      Vorwort

      Am 27. Januar 1998, an einem sonnenreichen Tag in Korsika, konnten Besucher des legendären Camp Raffalli einer für sie seltsamen Zeremonie beiwohnen. Unter dem wohlwollenden Blick eines drahtigen Oberst wurden siebenundfünfzig Soldaten der Fremdenlegion mit dem Croix de la Valeur Militaire, dem Militärverdienstkreuz, dekoriert. Nur ein Jahr zuvor hatten sie unter Einsatz ihres Lebens in einem hart umkämpften No Man's Land, tief im Herzen Afrikas, ihre Pflicht getan. Ich war einer davon. Sah man auf den Gesichtern der anderen Freude wie auch Stolz, so erkannte der aufmerksame Beobachter in meinem Antlitz ein Gemisch aus Skepsis und Verschlossenheit. Innerlich zerrissen, fragte ich mich, wofür das alles. Und ich erinnerte mich gleichzeitig daran, wie es war, damals. In einer dunklen, afrikanischen Nacht des Jahres 1997 wurde ich im Alter von sechsunddreißig Jahren zu dem, der ich heute wirklich bin. Das Gedächtnis hat mich nicht im Stich gelassen. Vor allem eine Szene vergesse ich nie. Die fertig geladene Waffe in der Hand, stand ich auf einer hell beleuchteten Avenue mitten in der Stadt Brazzaville und schaute in die Augen eines Legionärs. Er wollte mir etwas mitteilen. Sprechen konnte er nicht, denn die Kugel einer Kalaschnikow hatte ihm beidseitig den Kieferknochen zerfetzt. Er klagte nicht, sondern sah mich nur an. Seitdem sind Jahre verronnen, aber das Sprichwort, Zeit heilt alle Wunden, trifft nicht zu. Die Vergangenheit wütet mit spitzen Dolchen in meiner Gegenwart, und so ertappe ich mich heute noch beim Grübeln über die oben beschriebene Szene.

      Einen Teil des Buches widme ich diesem Einsatz in Kongo Brazzaville. Die Ereignisse rund um die Operation Pélican, so hieß der Militäreinsatz, schildere ich aus meiner persönlichen Sicht. Aus dem Blickwinkel des Zugführers, aber auch des Menschen Thomas Gast. Der Krieg und das Militär, das sind nicht nur Erfolge und Misserfolge, Zahlen oder Daten. Es stecken gleichermaßen Charaktere und ihre Schicksale dahinter. Ich verbrachte fünfzehn Jahre bei den Fallschirmjägern der Legion. Während dieser gesamten Zeit kannte das 2. REP keine Ruhepause. Von einigen Operationen auf dem Balkan abgesehen, kämpften wir fast ausschließlich auf dem afrikanischen Kontinent.

      Die Jahre zwischen 1987 und 2002, es handelte sich um eine zusammenhängende Epoche, strotzten nur so vor Ereignissen. Doch darüber hinaus schien es mir unverzichtbar, den Zeitraum vom Ende des Algerienkriegs bis hin zum Einsatz in Mali einzufangen. Alle Kriegsschauplätze dazwischen, ob es nun die Interventionen im Tschad, die Schlacht um Kolwesi, die ungewisse Operation im Libanon, der Kampf gegen islamistische Terroristen in Mali oder gegen Rebellen in der Elfenbeinküste (u. v. a.) waren, nichts wird ausgelassen.

      Paras Legion, das bürgt für die Modernität, für den Fortschritt und für die Anpassungsfähigkeit dieser Einheit der vergangenen fünfzig Jahre.

      Paras Legion: Die zwei Worte stehen für ständige Evolution, und das ebenso im militärtechnischen Bereich, im Einsatz, wie auch in der Qualität der Männer und deren Umgang mit- und untereinander. Der letzte Einsatz der Fallschirmjäger der Legion gegen al-Qaida Terroristen im Adrar des Ifoghas in Mali 2013 hat das deutlich gezeigt.

      Dieses Buch ist die Chronik der Fallschirmjäger der Legion über all die Operationen im erwähnten Zeitraum, gleichzeitig ist es auch postkoloniale Zeitgeschichte. Haupteinsatzorte sind entweder das Herz Schwarz- oder Zentralafrikas oder die Länder der Sahelzone, das Horn von Afrika mit inbegriffen.

      Wieso die Afrikaeinsätze und nicht die anderen, fragt sich der Leser zu Recht. Nun, mir war es vergönnt, diesen Kontinent zwölf Mal „Boots on the Ground“ zu betreten. Und zu sagen, Afrika habe sich nicht in mein Herz gefressen, wäre eine Lüge. Alle Paras, die ich kenne, denken genauso. Eine geographische Ausnahme in diesem Buch bildet die Operation Épaulard. Sie fand 1982 in Beirut, im Libanon, statt. Ich habe sie deswegen mit berücksichtigt, weil hier der Nahe Osten und Afrika dicht an dicht beieinanderliegen. Kairo und Beirut trennen 550 Kilometer. Für afrikanische Verhältnisse ist das ein Katzensprung.

      Ein ganz besonderes Augenmerk richte ich am Ende des Buches auf die Operationen ,Serval‘ und ,Panther‘. Diese Einsätze verdienen es, ausführlich geschildert zu werden, da sie, wie schon Kolwesi, die Brillanz der Paras Legion in Gänze widerspiegeln. Ausführlich auf die jeweilige Politik und Zeitgeschichte aller Länder und aller im Buch vorkommenden Schauplätze einzugehen, würde den Rahmen desselben total sprengen. Es wäre zu komplex, davon zu berichten. Die ethnischen Verstrickungen, die sich weit zurück in die Zeit des Königreichs Kongo oder in die Epoche des Reiches von Kanem erstrecken, sind für uns Europäer oft unverständlich. Um den Sinn hinter den ständigen Coups d'État, den Rebellionen und Gegenrebellionen im Brennpunkt Zentralafrika und der Sahelzone der Jahre zwischen 1965 und 2015, zu verstehen, muss man eine afrikanische Seele besitzen. Oder die eines korrupten westlichen Politikers. Nichtsdestotrotz ist es notwendig, den Leser in den Kontext der Operationen zu versetzen, denn nur so können gewisse Verhaltensweisen der verschiedenen Kriegsparteien verstanden und interpretiert werden.

      Wer die Hintergründe versteht, dem fällt es leichter, sich im Buch zurechtzufinden. In diesem Sinne wird jedes einzelne Kapitel angeführt von einer kurzen Zusammenfassung der jeweils aktuellen politischen und zeitgeschichtlichen Situation des betreffenden Schauplatzes. Immer wieder versuche ich auch über meine persönlichen Erfahrungen eine Beziehung zu der Geschichte zu knüpfen, und vermutlich wird der Leser sich über die Leidenschaft wundern, mit der ich die Operationen chronologisch niederschreibe. Enthusiasmus der Fallschirmtruppe der Legion gegenüber ist jedoch die einzige Sprache, derer ich fähig bin.

      Platz aber nun den „Anciens“, den ehemaligen Kämpfern ab dem Jahr 1965, sowie der nachrückenden Generation bis 2015, denn ich bin nur ein winziges Glied in der langen Kette der Kriegs- und Friedensmaschinerie namens 2. REP.

      Einführung

       Adieu vieille Europe

       Que le diable t’emporte!

      Leb wohl, altes Europa.

      Der Teufel soll dich holen!

       (Adieu vieille Europe - Lied der Fremdenlegion aus der ersten Epoche 1831–1939)

      1947 begann die Fremdenlegion mit der Aufstellung ihrer ersten Fallschirmjägertruppe. Im Juni 1948 wurde die Fallschirmjägerkompanie des dritten Infanterieregimentes, bis dahin unter Capitaine Jacques Morin, aufgelöst. Die Kader der Kompanie bildeten die Basis für die famosen Bataillons Étrangers de Parachutistes. Das 1. BEP und das 2. BEP sahen das Licht. Die Einheiten entsprachen par excellence der Notwendigkeit, dem Gegner neuartige Taktiken und innovative Reformen, gepaart mit der Robustheit und mit dem Knowhow modernster Sturmtruppen, entgegenzustellen. Einen übermächtigen, erstklassig organisierten und vom kommunistischen China unterstützten Feind gegenüberstehend, wurden beide Bataillone im Indochinakrieg völlig vernichtet. Das 1. BEP starb gleich zweimal. Zuerst im Oktober 1950 in den Kalksteinbrüchen von COC-XA unweit der Blutstraße RC-4. Wie von Sinnen warfen sich die Paras Legion damals in die Schlacht gegen den Viet-Minh. Die Aufopferung war total, doch am Ende der Strecke wartete der Tod. Angeführt von Capitaine Jeanpierre, konnten sich nur drei Offiziere, drei Unteroffiziere und zweiundzwanzig Legionäre quer durch den feindlichen Dschungel nach That-Khe zur nächsten französischen Garnison durchschlagen. Nach seiner Neuaufstellung im April 1951 und infolge schwerer Kämpfe im Delta, in Na-San und im Talkessel einer heute legendenumwobenen Urwaldfestung wurde das 1. BEP erneut aufgerieben. Dieser Kessel war auch gleichzeitig das Grab des 2. BEP. Das Bruderbataillon rannte von einem Kampf, von einem Gefecht ins nächste. Hieu-Tu, Phat-Diem, Gia-Hoi, Ngia-Lo, Lao-Kay, la Plaine de Jarres, Na-San … es ist kein Platz, alle Orte beim Namen zu nennen. Nur der letzte muss mit Nachdruck betont werden, weil er Wegweiser und Meilenstein der Geschichte, nicht nur der Paras Legion, sondern der gesamten westlichen Welt war: Dien Bien Phu! Das 2. BEP sprang nicht zuletzt der Ehre wegen bei stockdunkler


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