Vier Jahre in der Stonewall Brigade. John Overton Casler

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Vier Jahre in der Stonewall Brigade - John Overton Casler


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vernahmen wir das Prasseln der Musketen, wenn die Vorposten aufeinander feuerten und wir mussten damit rechnen, jeden Augenblick in die Schlacht beordert zu werden.

      Mein guter Freund William I. Blue, mit dem ich auch mein Quartier teilte, und ich legten uns gemeinsam auf die Erde, warfen eine Decke über uns und spekulierten, welches Schicksal der nächste Tag wohl für uns bereithalten mochte. Wir waren bereits nach mehreren Fehlalarmen vergeblich in Gefechtslinie angetreten, aber uns war klar, dass diesmal ein Fehlalarm ausgeschlossen war. Die beiden Armeen standen einander gegenüber und der morgige Tag würde eine große Schlacht bringen. Nur noch wenige Stunden trennten uns von unserem ersten Vorgeschmack auf die schreckliche Realität dieses Krieges ... Bruder gegen Bruder, Vater gegen Sohn, Blut gegen Blut, unser Heimatland zerfleischte sich in einem unseligen Bürgerkrieg.

      So lagen wir da und mir waren gerade die Augen zugefallen, als William mich wachrüttelte, um mir einen Vorschlag zu unterbreiten. Falls einer von uns beiden am nächsten Tage fallen sollte, müsse der Überlebende für ein angemessenes Begräbnis sorgen, sofern unsere Armee sich im Besitze des Schlachtfeldes befände. Ich erklärte mich bereitwillig einverstanden und so war es eine abgemachte Sache, doch ich verlieh meiner Hoffnung Ausdruck, dass wir vielleicht heil davonkämen oder nur verwundet würden. Hierauf entgegnete William: "Nein, ich will nicht verwundet werden. Wenn es mich schon erwischen soll, so hoffe ich auf einen sauberen Treffer ins Herz."

      In der Nacht hörten wir einen Schuss zu unserer Linken und ich stand auf, um die Ursache in Erfahrung zu bringen. Es stellte sich heraus, dass einer unserer Jungs sich in den Fuß geschossen hatte. Es schien wahrscheinlich, dass er es absichtlich getan hatte, um nicht an der morgigen Schlacht teilnehmen zu müssen, allerdings hatte der arme Bursche sich ein wenig verschätzt und anstatt sich nur einen oder zwei Zehen abzuschießen, hatte er sich den halben Fuß zerfetzt, sodass dieser amputiert werden musste.

      Kapitel 03: Die Erste Schlacht von Manassas

      Der Morgen des 21. Juli war sonnig und klar (es sollte dies für so manchen armen Soldaten der letzte Morgen sein). Mit dem ersten Tageslicht begannen die Scharfschützen beider Seiten aufeinander zu feuern. Wir mussten in Marschordnung antreten und folgten dem Verlaufe des Bull Run für etwa sechs Kilometer bevor wir zu Blackburn's Ford zurückbeordert wurden. Unsere Kompanie und die "Hardy Greys" wurden als Plänkler in einem Wäldchen an der Furt aufgestellt, von wo aus wir ein freies Sichtfeld hatten. Unser Befehl lautete, das Feuer auf den Feind zu eröffnen, falls dieser versuchen sollte, die Furt zu durchqueren. Während wir es uns in unserer Stellung bequem machten, hörten wir heftiges Kanonen- und Musketenfeuer zu unserer Linken. Bald darauf wurden wir angewiesen, uns wieder dem Regiment anzuschließen und im Laufschritt dem Verlaufe des Baches zu folgen, bis wir den Ort der Kampfhandlungen erreichten. Der Rest der Brigade stand bereits gefechtsbereit hinter der Kuppe eines kleinen Hügels. Wir hielten am Fuße dieses Hügels und Colonel Cummings verkündete uns, es sei General Jacksons Wunsch, dass unser Regiment in der Schlacht reichlich vom Bajonette Gebrauch machen solle, da wir nur mit Musketen mit recht geringer Reichweite ausgerüstet seien.

      Einige der Jungs fieberten dem Kampfe entgegen und während wir in unserer Stellung an der Furt gewartet hatten, hatten sie ihre Sorge geäußert, die Schlacht könne vorüber sein, bevor wir zum Einsatz kämen. Besonders ein Bursche, Thomas McGraw, war begierig gewesen, den "Blaujacken" etwas Blei zu verabreichen. Als nun der Colonel seine Order verlas und wir den Teil über den Bajonetteinsatz hörten, fragte ich den kampfeslüsternen Tom, wie sehr ihm dieser Teil unserer bevorstehenden Arbeit zusage und er gestand mir, dass dies doch ein ganzes Stück persönlicher sei als er erwartet hätte.

      Unser Regiment marschierte den Hügel hinauf und nahm an der linken Flanke der Brigade Aufstellung, wobei wir uns an unserer Rechten ausrichteten. Wir waren nun die äußerste linke Flanke unserer gesamten Armee. Während wir an den übrigen Regimentern vorübermarschierten, explodierten über uns Granaten und rissen Äste von den Kiefern. Wir reichten einander die Hände und verabschiedeten uns von liebgewonnenen Freunden, da wir uns bewusst waren, dass bereits in wenigen Augenblicken viele von uns leblos im Gras liegen würden.

      Zu diesem Zeitpunkt wichen unsere Truppen zurück, aber sie taten dies in guter Ordnung und feuerten unablässig auf ihre Verfolger. Sie konnten ihren Boden allerdings nicht halten, da sie von einer zahlenmäßigen Übermacht bedrängt und in der Flanke gepackt wurden. Bei diesen zurückweichenden Truppen handelte es sich um das 2nd Mississippi Regiment, Colonel Evans' 4th Alabama Regiment, General Bees South Carolina Brigade, Colonel Bartows 7th und 8th Georgia Regimenter, Major Wheats Bataillon (die sogenannten "Louisiana Tigers") und Imbodens Geschützbatterie. Sie hatten dem Großteil der Unionsarmee Widerstand geleistet, sich dabei so tapfer betragen, wie man es von einem Manne nur erwarten kann und enorme Verluste erlitten. Während wir uns formierten und sie weichen mussten, verschafften sie uns mit ihrer Gegenwehr noch immer dringend benötigte Zeit.

      Hier geschah es, dass General Jackson seinen Spitznamen "Stonewall" erhielt und seine Brigade als "Stonewall Brigade" berühmt wurde. General Barnard E. Bee näherte sich General Jackson, der ruhig und gelassen auf seinem Pferde saß, obgleich er bereits eine ernste Wunde an der Hand erlitten hatte, und rief mit verzweifelter Stimme aus: "General, sie treiben uns zurück!" Jackson wandte sich General Bee zu und entgegnete ruhig: "Sir, wir werden ihnen das Bajonett zu kosten geben." Hierauf eilte General Bee zu seinen Männern zurück, deutete auf Jackson und rief von neuem Mute erfüllt: "Schaut dorthin! Dort stehen Jackson und seine Brigade wie eine Steinmauer! Wenn wir bereit sind, hier zu sterben, so werden wir siegen! Sammelt euch hinter Jacksons Männern!"

Grafik 34

       Die Brigade erhält ihren Spitznamen, 21. Juli 1861

      Sie marschierten durch unsere Reihen hindurch und formierten sich hinter uns. Ich wusste, dass es sich um Männer aus South Carolina handelte, da sie das Abzeichen der Palmettopalme an ihren Mützen trugen. General Bee und Colonel Bartow wurden kurze Zeit später tödlich verwundet. Der Feind drängte im Siegestaumel stetig weiter vorwärts und ahnte nicht, was ihn hinter der Hügelkuppe im Schatten der Kiefern erwartete. Um diese Zeit schien das Musketenfeuer nachzulassen und Sergeant James P. Daily aus meiner Kompanie lief zur Kuppe hinauf, nur um gleich darauf mit dem Ausruf zurückzueilen: "Jungs, dort oben bietet sich der schönste Anblick, den ihr jemals gesehen habt! Sie kommen den anderen Hang heraufmarschiert, vier Reihen tief und sie tragen rote Uniformen!" Als wir dies hörten, sprangen ich und einige andere auf, um selbst nachzusehen, aber Colonel Cummings befahl uns sogleich, an unseren Platz zurückzukehren. Daily bemerkte: "Wir bekommen sie noch früh genug zu sehen." Tatsächlich erschien wenige Sekunden später die erste Reihe vor uns, allen voran drei berittene Offiziere. Sie vollführten einen Schwenk, um einer unserer Batterien, der Rockbridge Artillery unter Captain W. N. Pendleton, in die Flanke zu fallen. Wenige Minuten später sahen sie uns in unserer verborgenen Stellung liegen und ich hörte einen der drei Offiziere rufen: "Hallo! Um welche Einheit handelt es sich?" In diesem Moment eröffneten einige unserer Männer, die offenbar das Jagdfieber gepackt hatte, ohne den entsprechenden Befehl abzuwarten ein vereinzeltes Feuer. Hierauf gab der Feind eine volle Salve auf uns ab, aber da wir flach auf der Erde lagen, pfiffen die Kugeln harmlos über uns hinweg.

      Man hatte uns am Morgen ein Signal mitgeteilt, mit dem wir in der Schlacht Freund von Feind unterscheiden sollten: Wir legten die rechte Hand mit der Handfläche nach außen an unsere Stirn und riefen: "Sumter!" Als dieses Regiment (es handelte sich um das 14th Brooklyn Regiment aus New York) vor uns erschien, gab Colonel Cummings das Signal und es wurde von einem der Offiziere erwidert. Es ist mir unerklärlich, warum sie das Signal kannten. Nachdem nun einige unserer Jungs vereinzelte Schüsse abgefeuert hatten, rief Colonel Cummings: "Feuer einstellen! Ihr schießt auf Freunde!" Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als ihre Salve über uns hinweg pfiff und ich weiß noch, dass ich murmelte: "Von wegen Freunde! Sieht mir nicht so aus."

      Colonel Cummings bemerkte seinen Irrtum und sah zudem eine Geschützbatterie, die eine Stellung bezog, von der aus sie unsere Flanke bestreichen konnte. Er beschloss also, diese Kanonen zu erobern, bevor sie Schaden anrichten konnten. Ich glaube nicht, dass er eine entsprechende Order erhalten


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