Überleben im Überfluss. Rob Kenius

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Überleben im Überfluss - Rob Kenius


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Mensch, der mitunter müde von der Last des Tages auf seiner Couch sitzt und Rotwein schlürft, ein sehr kleines Würstchen.

      Wer sich und sein Ego dieser Situation nicht aussetzen will, schaltet am besten gar nicht erst ein, um geistig und körperlich integer und sich selber wertvoll zu bleiben.

      Eine Zeit lang glaubt man bei den Nachrichtensendungen noch, dass die amtliche Sichtweise, weil alle Sender und viele Zeitschriften sie verkünden, der objektiven Wahrheit entspricht, obwohl Philosophen schon immer angemahnt haben, dass es eine objektive Wahrheit nicht gibt.

       Wir haben es trotzdem geglaubt.

       Doch irgendwann wird man skeptisch.

      Wir bezweifeln die ständig wiederholten Floskeln zum angeblichen Totalitarismus in Russland und der autokratischen Herrschaft des dortigen Präsidenten, der so unsympathisch gar nicht rüber kommt, wie die Medien ihn gerne hätten.

      Was kümmert es uns, dass Putin sich mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd hat fotografieren lassen? Das geht höchstens seine Frau etwas an. Wir wissen doch, dass die Russen so sind: Sie baden auch gerne in Eiswasser. Auch Frauen in einteiligen Badeanzügen machen das in Sibirien, vor laufenden Kameras.

       Russen-Hass nicht mit uns!Der kalte Krieg ist längst vorbei und sollte nicht aufgewärmt werden.

      Weil das nett moderierte Konzentrat der Abendnachrichten zu tendenziell geworden ist, sollten wir uns um Nachrichten aus anderer Quelle bemühen. Die sind nicht schwer zu finden. Im Gegenteil, auch auf dem Sektor der Medien, der Nachrichten und der Presse gibt es einen gewaltiges Überangebot. Dem Überfluss an Informationen ist kaum zu entkommen und je mehr sich einer der Nachrichtenflut öffnet, desto größer wird das Problem; denn unser intelligentes Gehirn saugt Informationen auf wie ein Schwamm.

      Was an den einstürmenden Informationen ist überflüssig? Kann man den Wert von Information nicht erst beurteilen, wenn man sie in sich aufgenommen, verdaut und verstanden hat?

      Schwierige Frage. Die Lage auf dem Feld der Informationen ist sehr in Bewegung und sie ändert sich schnell, aber immer gilt: Redundante, oft wiederholte Nachrichten sind überflüssig und von oben gesteuerte Nachrichten im Interesse der Regierung und der Parteien, werden auch schnell überflüssig, sobald man die parteiischen Standpunkte kennt. Die ändern sich in Jahren nicht.

      2.03 An ihren Floskeln sollt ihr sie erkennen

      Auch ohne das Ende einer Meldung abzuwarten, merkt man schnell das Tendenzielle und zwar an den sich ständig wiederholenden Floskeln:

       der Schutzschild der Nato, die chinesischen Machthaber, die gemeinsamen Werte, die Sicherung des Friedens, das Europäische Haus, der umstrittene Autor.

      Die erkennbaren Symptome für eine Tendenz in Texten sind nicht nur einzelne Attribute und festgelegte Floskeln, sondern auch kleine Legenden, die immer wiederholt und eingeflochten werden. Wissenschaftler und neuerdings auch Journalisten nennen solche Erzählungen Narrative. Sie werden so lange wiederholt, bis jeder sie glaubt. Das ist übrigens ein in der Psychologie schon lange bekannter und dort nachgewiesener Effekt, er funktioniert so ähnlich wie das Lernen von Vokabeln, nur nicht aktiv, sondern passiv, durch Medienmassage.

      Was oft genug, am besten in verschiedenen Zusammenhängen, immer wiederholt wird, wird am Ende geglaubt. Dieses Prinzip gilt auch beim Verbreiten von Religion und Ideologie. Irgendwann gibt das Individuum den Widerstand auf und glaubt einfach die Geschichte; das heißt, man wiederholt sie innerlich und wenn jemand danach fragt, sagt man selber die üblichen Floskeln. Bis es einem dann doch (hoffentlich irgendwann) wie Schuppen von den Augen fällt.

      Beispiele für ein solch fragwürdiges Narrativ sind:

      die Einflussnahme des Kreml auf den amerikanischen Wahlkampf oder

       die Annektion der Krim durch Putin.

      2.04 Der aufgewärmte Krieg

      Weil es als Symptom der Propaganda so oft vorkommt und ins Auge fällt, hier zu Russland und dem Bild, das man in den Medien präsentiert, noch ein paar Bemerkungen:

      Russland ist das größte Land der Erde. Im Vergleich zu Deutschland, England, Spanien, Frankreich, Portugal, den Niederlanden und den USA ist Russland in seiner Geschichte weniger expansiv und aggressiv aufgetreten. Warum auch? Russland hat alles, was es braucht, im eigenen Land und dieses Land war noch nie übervölkert.

      Wladimir Putin ist im internationalen Vergleich seit wenigstens zehn Jahren der erfolgreichste Präsident eines großen Landes. Er ist Russe und so, wie die Russen ihn mögen. Er vertritt ganz offensichtlich und ungeniert die Interessen seines Landes, ohne auf der internationalen Ebene viel von gemeinsamen Werten und Menschenrechten zu reden. In Anbetracht der Tatsache, dass niemand auf der Welt ihn stoppen kann, verhält er sich sehr zivil und rational.

      Außerdem mochte Herr Putin Deutschland und die deutsche Sprache; aber seine Sympathie wurde von der deutschen Regierungschefin nicht erwidert. Das ist in sofern verständlich, als Frau Merkel in der DDR aufgewachsen ist und die DDR war ein Vasallenstaat der stalinistischen Sowjetunion. Das war offenbar kein Zuckerschlecken, aber es liegt schon weit zurück. Und was der Ausdehnung der Sowjetmacht auf den damaligen Ostblock unter Stalin vorausgegangen ist, war der Überfall Hitlers auf die SU, trotz eines Nichtangriffspaktes. Deutschland als Aggressor in einem Krieg, in dem mehr Bürger der Sowjetunion (Soldaten und Zivilisten) zu Tode gekommen sind als Deutsche.

      Die Propaganda gegen Russland dient der Rechtfertigung von Sanktionen, die man gegen das "Regime" verhängt hat. Solche Sanktionen sind von sich aus fragwürdig, weil sie die Bevölkerung treffen, nicht die Regierung. Völlig unglaubwürdig wird die Haltung des Westens, wenn man sich fragt, was bis Mitte 2017 gegen die neue islamische Diktatur in der Türkei unternommen wurde.

      Hat das alles überhaupt etwas mit dem Thema überflüssiger Nachrichten zu tun?

      Ja, es geht um die Kennzeichnung zweifelhafter, tendenziöser Quellen in diesem Überfluss. Wenn heute, im offiziellen Fernsehen und in den sogenannten Leitmedien fast täglich irgendein negatives Statement gegen Russland oder Putin verkündet wird, dann ist das unangebrachte Hetze wie im Kalten Krieg und in unserem Zusammenhang ein deutliches Zeichen, dass da in der Berichterstattung etwas nicht stimmt.

      Es sind Symptome für eine völlig überflüssige und unangebrachte Propaganda und Einflussnahme auf die Meinungsbildung, um es vorsichtig auszudrücken. Solche Floskeln und Narrative helfen uns, wenn wir sie als solche erkennen, im vorhandenen Nachrichtenüberfluss die Quellen zu markieren und gegebenenfalls auszuschließen, das heißt abzuschalten.

      2.05 Wer ist umweltfreundlicher?

      Ein weiteres Narrativ, das im späteren Zusammenhang mit dem Energieverbrauch besonders interessant wird, ist das von der Umweltschädlichkeit der Diesel-PKW. Es wird seit dem Abgasskandal in den USA ständig behauptet und wiederholt: Kleine Dieselmotoren seien schädlicher für die Umwelt als Benziner, obwohl man vorher viele Jahre lang der umgekehrten Ansicht war.

      Unbestreitbar aber hat ein Dieselmotor den besseren Wirkungsgrad, das heißt, er verbraucht weniger Kraftstoff für seine Leistung und gibt dementsprechend weniger Kohlendioxyd an die Umgebung ab. Hinzu kommt natürlich, dass Dieselmotoren auch weniger von der schwindenden Ressource Öl verbrauchen als die Benziner, die sogenannten Ottomotoren.

       Der Diesel ist sparsamer und leistet mehr. Das ist ja der Grund, warum LKW fast immer mit Diesel fahren.

      Die angeblich so schädlichen Stickoxyde des Diesel haben gegenüber Kohlendioxyd den Vorteil, dass sie chemisch nicht stabil sind und sich nach einiger Zeit von selber zersetzen, während Kohlendioxyd stabil ist und in der Atmosphäre bleibt. Es wird zwar von Pflanzen aufgenommen, aber bekanntlich später wieder abgegeben.

      Die Diskussion um den Diesel-PKW lenkt vom eigentlichen Problem ab, das vielen Autofahrern und besonders der Industrie äußerst unangenehm ist: Alle PKW sind heute im Schnitt 50% schwerer als vor 40 Jahren; sie bringen wesentlich mehr Leistung und belasten


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