SELBSTVERTEIDIGUNG - natürlich und direkt!. Stefan Schütz
Читать онлайн книгу.etwas von dir“.
Hier laufen Sie Gefahr, ohne diese Worte ausgesprochen zu haben, auf aggressive Weise angesprochen zu werden: „Was guckst du mich so bescheuert an, he!?“ Oder: „Was is'n los, willste was!?
Verhaltensweisen wie diese und mögliche Reaktionen darauf werden in Schulen sämtlicher Kampfsysteme normalerweise nicht geübt, denn die Schulen sind in erster Linie darauf ausgerichtet, Kampftechniken zu lehren.
Machen Sie sich bewusst, dass es bei einer Situation, wie sie eben beschrieben wurde, um rituelle Handlungen geht. Es geht nicht darum, miteinander zu kämpfen, sondern es geht dem Aggressor darum, sein Opfer auszumachen, es einzuschüchtern und es dann so prompt wie möglich zu Boden zu schlagen.
Kein Kampf,
keine Rücksicht,
keine Runden,
keine Regeln,
keine Ehre,
keine Medaillen,
keine Gürtel, ...
Die Gefahr, auf solche Art angegangen zu werden, ist besonders groß, wenn ihr Gegenüber sich auf irgendeine Weise gekränkt oder vernachlässigt fühlt, alkoholisiert ist oder unter Stress leidet.
Grundsätzlich sollten Sie immer damit rechnen, dass, genau wie in der Tierwelt, der Mensch versuchen wird, sein eigenes Revier zu verteidigen. Diese Tatsache ist nicht nur für ganze Völker und Länder ein Motivationsfaktor, um sich gegenseitig zu bekriegen, sondern auch für einzelne Menschen. Besonders dort, wo sehr viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, besteht die Gefahr von Stress und Auseinandersetzung. Zum Beispiel: auf dem Schulhof, in der Kantine, auf dem Parkplatz, in der U-Bahn, am Arbeitsplatz, auf dem Rummelplatz, in der Disco, in der Kneipe, im Kino ...
Sie könnten diese Liste aus Ihrer Erfahrung wahrscheinlich noch sehr verlängern. Tun Sie das einfach einmal im Kopf. So werden Sie gleich etwas sensibler für Orte, an denen Gefahrensituationen auftreten können.
Wenn Sie sich an solchen Orten aufhalten müssen und dort Menschen sind, von denen Sie das Gefühl haben, dass sie Konflikte provozieren möchten, dann
schauen Sie ihnen nicht lange in die Augen und
stehen Sie nicht breitbeinig vor ihnen und
verschränken Sie die Arme nicht!
Oder positiv formuliert:
Schauen Sie an ihnen vorbei!
Stehen Sie natürlich schulterbreit!
Arme locker hängen lassen!
Aber auch zwischenmenschliche Beziehungen können der Grund für Gewalt sein, zum Beispiel
Probleme in der Partnerschaft
rassistische Motive
Eltern-Kind-Beziehung
Statistisch gesehen werden sogar die meisten Gewalttaten nicht von Fremden, sondern von Bekannten und Verwandten begangen.
Lehren Sie Ihre Kinder
nie in fremde Autos zu steigen,
nie mit fremden Menschen zu gehen
nie die Haustür zu öffnen, wenn Sie selbst nicht zu Hause sind
immer bei Menschengruppen zu bleiben
nie allein zu sein
keine Abkürzungen durch menschenleere Stadtviertel, Wälder oder Parks zu nehmen, sondern
immer den bekannten, mit Ihnen vereinbarten (!), direkten Weg nach Hause zu nehmen
1.4. Wie Sie am besten alarmieren
Wenn Sie die Möglichkeit haben, über den Notruf zu alarmieren, müssen Sie die folgenden Punkte beachten:
1 Sagen Sie Ihren Namen und ihre Telefonnummer.
2 Sagen Sie, wo etwas passiert ist.
3 Sagen Sie, was passiert ist.
4 Sagen Sie, wie viele Personen betroffen sind.
5 Beantworten Sie alle Fragen, die Ihnen gestellt werden. Erst dann ist das Gespräch beendet und Sie können auflegen.
1.5. Was Selbstverteidigung mit Schauspielerei gemeinsam hat
Das Geheimnis einer gut gespielten Szene liegt darin, dass Sie nicht nur vor Zuschauern wie echt aussieht, sondern auch von den Darstellern quasi wie echt empfunden werden kann, ohne
dass sie
dabei vergessen
,
wer sie tatsächlich sind.
Wie können wir das für eine Situation nutzen, in der wir uns selbst verteidigen müssen? Welche Mittel stehen einem Schauspieler zur Verfügung?
Da wäre zum einen die Sprache. Was wir in gefährlichen Situationen sagen, müssen wir genau kontrollieren: Sie müssen Ihre Sprache im Griff haben! Sehr wichtig auch aus rechtlicher Sicht ist die Form der Anrede: Sagen Sie niemals „Du“ zu jemandem, der aggressiv ist! Sagen Sie immer „Sie“!
Wenn Sie „Du“ sagen, dann wird Ihnen niemand helfen, weil alle denken, dass es sich um eine Auseinadersetzung zwischen Leuten handelt, die sich kennen, die unter einem Hut stecken oder die einfach bloß verstrittene Freunde sind. Außerdem könnte der Angreifer das „Du“ herabwürdigend empfinden und somit als Motiv, seine Aggression noch zu verschärfen.
Damit sind wir aber auch schon bei einem weiteren sehr wichtigen Punkt:
Wie wecken wir Aufmerksamkeit bei möglichen Helfern und Zeugen? Rufen Sie laut zum Beispiel die folgenden Sätze:
Oder geben sie eine laute, klare Anweisung:
Falls sich andere Personen in Ihrer Nähe aufhalten, bitten Sie diese nicht um Hilfe, sondern fordern Sie sie eindeutig auf: „Helfen Sie mir!“ Also keine freundliche Erziehung einsetzen, nach dem Motto: „Bitte, bitte helfen Sie mir doch mal“, sondern ein ganz eindeutiger, lauter Befehl:
Der Vorteil von solchen einfach gehaltenen Sätzen besteht darin:
Sie wecken schnell Aufmerksamkeit bei anderen Leuten.
Sie stellen klar, dass Sie selbst nicht der Angreifer sind, sondern der Bedrohte.
Sie machen sich durch ihre Lautstärke selbst Mut.
Sie zeigen dem Helfer, dass Sie selbst stark sind und er nachher nicht alleine da steht, sondern dass Sie jetzt zu zweit sind.
Machen Sie diese Sätze zu ihrem Drehbuchtext und üben Sie diese gelegentlich – wann immer Sie Lust dazu verspüren.
Tipp: Versuchen Sie doch auch einmal, Befehle in Ihrem privaten oder beruflichen Umfeld zu geben. Sie werden feststellen, dass viele Menschen darauf mit einem gewissen Gehorsam ragieren. Natürlich sollten Sie in diesen Fällen nicht die Stimme heben, sondern nur die Satztstellung