Ein Frosch wird wachgeküsst. Josef Rack
Читать онлайн книгу.waren es deshalb nur vier Richtige mit Zusatzzahl.
Damals zählte dies nur als normaler Vierer, und die Gewinnsumme war bescheiden.
Solche Phänomene schleichen sich bei mir ab und zu ein.
Das heißt, wenn ich mich mit einer bevorstehenden Aufgabe befasse, rasen mir die Gedanken durch den Kopf, die mich sehr intensiv beschäftigen, aber auch manche Stunde Schlaf rauben. Ich ärgere mich oft, dass ich deswegen stundenlang nicht schlafen kann.
So wie jetzt in dieser Zeit:
Dies ist bereits mein drittes Buch, mit den dazu gehörenden Bildern.
Ich handle wie unter Zwang, verspüre ein starkes Verlangen, meine neu erwachten Fähigkeiten auszuleben.
Ich bin ja schon lange in Rente und habe Zeit für mein neues Hobby (das nur durch meine Frau gebremst wird, sonst würde ich alles andere vernachlässigen).
Darum meine ich: ich habe mich selbst wachgeküsst.
Vor Jahren habe ich bereits angefangen, meine sogenannte „Familienchronik“ zu schreiben.
Dieses über 300 DIN A 4-Seiten-Werk, mit vielen Fotografien ausgeschmückt,
werde ich bei Gelegenheit fortführen und aktualisieren.
Entstanden ist dies aus dem Beweggrund, meinen Nachkommen eine Zusammenfassung meines Lebens und Rückblick in die vergangene Zeit in Schrift und Bild zu hinterlassen.
Aber nicht nur von meinem Leben, sondern auch noch weiter zurück in die Vergangenheit meiner Vorfahren ausgreifend. Angeregt wurde ich dabei von den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern bzw. Verwandten.
Für uns Kinder war das ein Einblick in eine vergangene Zeit.
Leider sind diese Informationen sehr spärlich. Damals, als meine Zeitzeugen noch lebten, hatte ich noch nicht die Idee, gezielt Infos zu sammeln, um sie später auf Papier zu bringen.
Bei diesen Leuten (Vertriebene) war es ja gang und gäbe, ihre karge Freizeit nur dazu zu benutzen, um Verwandtschaftsbesuche zu machen, wenn sie überhaupt einmal von zu Hause weggingen.
In Urlaub fahren wie heute, so was gab es damals nicht, - tagsüber Beruf, in der „Freizeit“ Äckerchen, Weinberg, daheim Schweine, Hühner usw. Jeden Tag Arbeit, bis Samstag Spätnachmittag – und sonntags mussten die Tiere natürlich auch gefüttert werden. Man konnte also nur kurzzeitig weggehen. Wenn da in der Straße mal jemand zur Tageszeit schön angezogen vorbeigegangen ist, bemerkte mein Vater gleich gehässig:
„Hat der nichts zu schaffen!“
Je älter diese Leute wurden, je mehr und öfter sprachen sie von ihrer Vergangenheit.
Meine Mutter lebte in ihrer letzten Zeit geistig nur noch in Ungarn.
Kam zu uns sonntags Besuch, da wurden dann alte Erinnerungen ausgetauscht, nur von „Daham“ (von Ungarn) wurde gesprochen, und wenn es schon zum hundertsten Mal war.
Ich, bzw. wir Kinder, konnten das nicht mehr mit anhören, wir Kinder wollten ja zur neuen Zeit gehören. Man wollte sich sogar abgrenzen von den eigenen Angehörigen. Speziell die Großeltern, die Omas hatten ja noch die landestypischen ungarndeutschen Gewänder an: weiter Rock, darüber den glänzenden Lackschurz, und natürlich alles in schwarz. (Dies waren ja in der ersten Zeit die einzigen Kleidungsstücke, die sie aus ihrer alten Heimat mitgenommen hatten) und es war ja ihre Identität.
Wir Jungen waren natürlich zu dumm, dies zu verstehen und taten ihnen leider Unrecht. Das ging soweit, dass man die eigene Oma, die einem beim Spielen mit anderen Kindern (Einheimischen) begegnete, nicht kennen wollte.
Wie gesagt es war Unrecht. Erst später begriff ich: Die Vertriebenen hatten so viel Leid erfahren, wurden Allem beraubt, wurden hier nicht mit offenen Armen empfangen, und das eigene Enkelkind schämt sich seiner Oma… Ich möchte sie heute dafür noch um Verzeihung bitten…
Meine Einstellung änderte sich aber später. Je mehr die Informationsquellen versiegten (verstarben) je mehr machte sich die Angst breit, keine Informationen mehr zu erhalten, umso mehr steigerte sich mein Interesse an „Damals“.
So hoffe ich, dass es meinen Nachkommen auch mal so geht und sie sich darüber freuen noch etwas darüber nachzulesen – (siehe meine Chronik) …
Erschüttert muss ich heute (2013) immer wieder bei Kontakten mit jüngeren Leuten feststellen, bei der Frage, ob die Eltern aus Ungarn abstammen, und sie sagen: „Das weiß ich nicht!!!“
Ist das nicht erschreckend?
Bei dieser Niederschrift muss man bedenken, dass wir 946, aus Ungarn vertrieben wurden. Ich bin im November 1941 in Ungarn geboren und war bei der Ausweisung Anfang 1946, also nach Kriegsende, gerade vier Jahre alt.
Leider zu jung, um selbst noch viele eigene Erinnerungen an diese Zeit in Ungarn zu haben, oder muss man sagen, Gott sei Dank zu jung um Erinnerung an diese schreckliche Zeit zu haben?!
Ungarisch sprechen kann ich leider auch nicht, außer von 1 bis 10 zählen:
„egy, kettö, harom, negy öt hat het nyolc kilenc tis und noch egeszsegere“.
Das Letztere wendet man ja an beim Zuprosten, und das muss man ja können in Ungarn.
Ansonsten bestand auch nie der Zwang, ungarisch zu lernen. Erstens ist ungarisch gar nicht so leicht, die Sprache hat ja gar keine Ähnlichkeit mit dem Deutschen. Und wenn man es erlernen würde und es nicht ständig durch Unterhaltung anwendet, sitzt es ja nie. Dazu, bei den paar Mal, wo man dort Urlaub macht, kommt man auch überall mit dem Deutsch durch. Wenn wir Ungarndeutschen in Urlaub fahren und unsere Heimat-Gegend besuchen, da trifft man überall noch die (älteren) Leute auf der Straße an, die sich deutsch unterhalten. Als wir das erste Mal, 1973, dort waren, dachte ich wir sind in Deutschland.
Das verliert sich natürlich jetzt, da diese ältere deutschsprachige Generation ausstirbt. Das Deutsch ist damals nach der Austreibung verboten worden. Vorher ist in der Schule deutsch unterrichtet worden, ungarisch praktisch nur als Fremdsprache.
Die Menschen hatten viel mitgemacht:
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