Unterwegs zum Horizont. Bernd Majewski
Читать онлайн книгу.sausen nach Lissabon und versuchen, unbeschadet durch die die Stadt zu kommen.
Keines der Schilder hilft weiter.
Die Orte auf den Schildern finden wir nicht auf unserer Karte.
Dann steht nur noch Norte Autostrada, Oeste Autostrada, Süd Autostrada.
Auf unserer Karte gibt es das alles nicht.
Nach einer halben Stunde finde ich endlich einen Ort.
> Mist, wir fahren zurück nach Norden. <
> Na gut, dann eben anders. Dann umfahren wir Lissabon eben großräumig. <
Villa Franka Ostsüdwärts. Hier steht schon Algarve dran.
Wir tauchen ins Land der Korkeichen, durchfahren ganze Wälder.
Sie sind mit 8,7,6 beschriftet, das Jahr in dem sie geschält worden sind.
Die Eichen werden ab dem 20. Lebensjahr alle 8 – 12 Jahre geschält. Das geht bis zu 150 Jahre so. Der männliche Kork ist wertlos. Man nimmt nur den weiblichen, sagt Brockhaus. Phe!
Der Landstrich Alentejo ist zwar das Hinterzimmer Portugals, holt aber auf.
Dünn besiedelt. Die Häuschen schmuck weiß gekalkt, wird hier Wanderurlaub auf dem Bauernhof angeboten.
Vorbei an Sines erreichen wir Cabo de Vicente, die Südspitze Portugals. Ein Hochplateau, das senkrecht abbricht.
Vorn am Leuchtturm ist es wieder rummelig, Leute, Buden, Autos, Touris halt.Natürlich steigen wir aus, um zum Leuchtturm vor zu gehen.
Wie immer, wenn wir das Auto stehen lassen, schnallen wir uns die Wertsachen um. Ich habe einen Bauchgurt mit einer Tasche, in die Pass, Geld, Führerschein, Autopapiere und ein Schreiber reinpasst. Das Ganze wird unter das T-Shirt geschnallt, so dass sogar die Hose noch drüber geht. Schlecht für Diebe.
Beim Umschnallen fühle ich etwas Ungewohntes.
Der Zweitschlüssel ist wieder da.
Wie der da reingekommen ist? Keine Ahnung.
Ich wusste es doch, irgendwann taucht der an einer Stelle wieder auf, an die keiner gedacht hat.
Aber hier??
Dietlinde ist gefahren.
Ich suchte dringend nach meinem eigenen, weil ich den ersten nicht finden konnte.
Sehr rätselhaft! Alzheimer??
Landeinwärts kann man problemlos stehen. Kaum 1 km zurück und wir sind wieder allein. Aus Steinen wird ein Grill gebaut. Lamm an Zwiebeln, Tomaten, Basilikum und Knoblauchpaste in Thymianzweige gewickelt.
Ein paar hagere Hunde streunen herum.
> Soll ich ihnen das letzte Stück Brot hinwerfen? <
> Wehe. Wenn Du nicht willst, dass in Kürze 50 Hunde unser Auto belagern, dann lässt du das besser. <
Die Abendsonne scheint, das Meer liegt wie Blei.
Von unten ziehen Nebelschwaden die Klippen hoch.
800 m weiter verschwindet der Leuchtturm im Dunst.
Die Möwen kreischen.
Wir sitzen bei Käse und Wein.
17.8.
Morgens Nebel. Nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Wir verschwinden von den Klippen. Kaum 3 Kilometer ins Landesinnere und schon scheint die Sonne.
Frühstück im Nebel ist nicht nach unserem Geschmack.
Heute also die Algarve.
3000 Stunden Sonne, klares Wasser, heimelige Buchten.
Wir können Sonne und Wärme gut gebrauchen. Mit Wärme sind wir von der Nordsee bis zum Atlantik nicht gerade verwöhnt worden.
Ab Lagos wird’s warm.
Nun nicht gleich die erste beste Bucht.
Heute soll gebadet, gewaschen und relaxt werden.
Mal nicht so viel fahren.
> In Albufeira geht eine kleine Küstenstraße ab. <
> Die nehmen wir. <
Albufeira, ein kleines Städtchen, direkt am Meer.
Oh Gott, schon von weitem sehen wir Wohntürme, Wabenhäuser. So weit man gucken kann.
> Weg hier. Lass die Stadt links liegen. <
> Vielleicht kommt man in einem Vorort zum Wasser? <
Wir wühlen uns durch Sandsträßchen, landen wieder auf ausgebauten Asphaltstraßen. Ein Vorort reiht sich an den anderen. Nach einigen Kilometern Asphalt, Wohnburgen und Touristen geben wir auf.
Keine Chance, das Wasser auch nur zu sehen.
Die Küstenstraße ist komplett ausgebaut und Häuser, Häuser, Häuser. Wenn das hier schon so schlimm ist, wie wird das erst in Faro, dem angeblichen Herzen der Algarve.
> Lass uns die Stadt auf der Autobahn großräumig umfahren. <
Von Ferne schauen wir auf eine riesige Stadt.
Flugzeuge landen und starten.
Mit dem Fernrohr kann man tatsächlich Wasser sehen.
Nach Faro wagen wir einen zweiten Versuch.
Stichstraße raus.
Von weitem riechen wir es schon: Matsch.
Morgens ist halt, seit Holland schon, immer Ebbe.
So auch hier.
Trotzdem sammeln sich am Ende der Straße Autos und Menschen wie Fliegen am Mist.
Grauenvoll.
Ich kann einen Blick aufs Wasser – nein Gras, Watt und etwas Wasser werfen.
Es stinkt, wir machen, dass wir wegkommen.
Das ist schon nicht mehr die Algarve mit ihren Steilküsten.
Hier ist schon wieder Flachküste und eben Watt.
Algarve, das sind gerade mal 100 Kilometer Küste, aber dank der Werbung gefüllt mit Millionen von Menschen. Sicher kann man irgendwo noch eine schöne Bucht entdecken, aber dazu ist wohl Bergsteigerausrüstung nötig.
Bei Tavira versuchen wir es noch einmal, ans Wasser zu kommen.
Schon von weitem sehen wir, wie sich die Autos stapeln.
Hier hat man sich etwas besonders Fieses einfallen lassen.
Man muss sein Auto am Ende der Straße parken und dann mindestens einen Kilometer über Holzstege laufen.
Das uns!
5 Kilometer vor der Küste, mitten im Nirgendwo steht ein Klotz von Hotel. Ein der Bimmelbahn nachempfundener Autozug transportiert Touris zum Ende der Straße. Sie packen ihre Sachen und traben los zum Strand.
Hotel, laufen, Strand.
Sonst nichts rundrum.
Das machen die tagelang.
Wochenlang.
Wir sind fassungslos.
So ziehen wir denn traurig von dannen.
Heute also kein Wasser.
Algarve, ein Träumchen weniger.
Spanien
Ab nach Spanien.
Die haben mehr Küsten, also ist es nicht ganz so voll.
Aber viel besser wird es auch nicht.
Es ist Mittag, eine singende Brücke bildet die Grenze.
Der Wind pfeift in den Spannseilen.
Wir