Der Lebenskünstler. Alexander Graf von Keschwitz
Читать онлайн книгу.5.) Strassencafes: Sie besorgen sich einen Papagei oder ein anderes exotisches Tier, das Ihnen
Aufmerksamkeit garantiert. Sobald jemand, vorallem Kinder, Interesse zeigen, setzen Sie Kind &
Tier in Pose und machen schnell ein Polaroidphoto. Das Polaroidphoto ueberlassen Sie den
Eltern fuer ein "Trinkgeld": "Weniger als 20 Mark hat noch niemand gegeben...". Aehnlich
koennen Sie an Andenken/Souveniers fuer Paaerchen etc. schiessen.
6.) Messen: Lassen Sie sich von einem Messeveranstalter zum offiziellen Messephotographen
erklaeren. Als Gegenleistung verpflichen Sie sich dem Veranstalter 500 1a-Photos von der Messe
kostenfrei zu ueberlassen, z.B. fuer Promotions/Referenzwecke. Mit Titel und offiziellem
MesseAusweis bewaffnet, schiessen Sie nun Photos oder Videoaufmahmen von allen
Verkaufsstaenden und deren Manager/Assisten in Action. Nach der Entwicklung der Bilder und
Edition der Videos praensentieren sie diese den Teilnehmern und erklaeren, dass das
Messekomitee den Verkaufstand zu einem der Besten erklaert haette und die ersten 250
zusammen mit Namen, Firma und Kontaktanschriften in einem Buch veroeffentlichen moechte.
Exemplare des Buches koennen bereits heute bestellt (und angezahlt) werden.
Wieviel duerfen es sein ? - Mindestabnahme: 10 Stueck. Preis DM 100, Anzahlung 50%.
Logisch: Wer nicht bestellt kommt nicht ins Buch, darf aber ausnahmsweise fuer DM 50 ein
Video kaufen. Und warum sollte jemand ein derartiges Buch bestellen ? - Prestige. Das Buch ist
ein unumstoesslicher Beweis, was fuer einen tollen Job der Standmanager und seine Assistenten
auf der Messe geliefert haben. Das macht sich immer gut beim Boss und den Kunden. Sobald die
Summe der Anzahlungen die Druckkosten deckt, geben Sie das Buch in Auftrag. Moeglicher
Gewinn pro Messe DM 175.000 (10 X 250 Bestellungen a 100 = DM 250.000, abzueglich 2.500
X DM 30 Druck/Porokosten/Spesen (vor Druck risikofrei gedeckt durch Anzahlung DM 50)).
7.) Bildbaende: Aehnlich obigen Messestandbuechern (gibt es ein langweiligeres Photomotiv ?)
koennen auch interessante, individuelle Dinge photographiert und in einem Bildband
zusammengestellt werden, ja, selbst potentielle Models sind sicher sehr erfreut, zahlungs- und
bestellbereit, wenn sie sich im "offiziellen Buch" Ihrer Agentur wiederfinden. Jedes Model kauft
garantiert mindestens zwei Exemplare. Aehnlich funktioniert diese Strategie mit Kindern (Motto:
Die schoensten Babies der Stadt), Autos etc. pp, selbst mit Briefkaesten.
So photographierte z.B. ein Lebenskuenstler in Neuseeland zahlreiche interessant aufgemachte
Briefkaesten (es gibt dort keine Briefkastennormvorschriften), um dann den Eigentuemern
mitzuteilen, dass ihr Kasten in einem Buch mit dem Titel "Quaint & Magical Mailboxes of New
Zealand" veroeffenlicht wird. Leider koennte "nur" ein handsigniertes Exemplar pro Kasten
reserviert werden, das gegen Zahlung von umgerechnet DM 200 abgerufen werden koennte. Wer
zuerst kommt, malt zuerst. Die restliche Auflage sei bereits bis auf wenige Exemplare nach
Uebersee verkauft. Noch bevor unser Lebenskuenstler einen Drucker gefunden hatte, lagen
bereits 900 gezahlte Bestellungen a umgerechnet DM 200 vor. Mit DM 180.000 in der Kasse
liess er eine Mindestauflage von 1.000 Exemplaren drucken, um dann die 900 Buecher
vereinbarungsgemaess auszuliefern. Die restlichen 100 Buecher ueberliess er lokalen Buchlaeden
auf Kommission.
8.) Who is Who: Warum nicht ein Who is Who anbieten, in dem die Persoenlichkeiten in einer
kuenstlerischen Schwarz/Weissphotographie praesentiert werden ? - Zahlungskraeftige und eitle
Klientel wird eingeladen, sich von Ihnen fuer ein Who is Who - Buch portraitieren zu lassen.
Entweder wird direkt fuer die Photos gezahlt oder eine Mindestbestellung (10 Stueck) des Buches
akzeptiert. Wer nicht zahlt oder bestellt, kommt nicht ins Buch. Selbstverstaendlich muessen Sie
auch einige echte Persoenlichkeiten und Prominenz gewinnen, sonst hat Ihr Projekt keine
Glaubwuerdigkeit.
Goldene Grundregel:
Jedes Photo, Buch und Video
kann immer mindestens einmal an denjenigen verkauft werden,
der aufgenommen bzw. portraitiert wurde.
Andy Warhol kannte dieses Phaenomen und nutzte es, um sein Magazin "Interview" in der New
Yorker Szene bekannt zu machen. Er veroeffentlichte Photos von Stars und New Yorker-
Szenepersoenlichkeiten, die in bestimmten "In"-Restaurants und auf VIP-Parties geschossen
worden waren. Der Trick: Die Persoenlichkeiten wollen die Bilder sehen, kaufen also das
Magazin, und empfehlen es dann - wenn gut getroffen - eitel in ihrem Bekanntenkreis weiter.
"Gutes Magazin, musste unbedingt mal lesen..." - Zur Szene gehoerten natuerlich nicht nur die
Personlichkeiten, sondern auch zahlreiche Mitlaeufer, also "normale" Angestellte in Verlagen,
Werbeagenturen, PR-Spezialisten etc., also Kandidaten, die ueber hohe Werbebudgets
entscheiden konnten oder zu mindestens Entscheidungseinfluss hatten. Wer "in" war oder sein
wollte, plazierte Werbung im "Interview", liess seine Agentur/Klienten die Kosten tragen, und
sicherte sich so einen Stammplatz auf der exklusiven Gaesteliste von "Andy"`s Parties, der
ultimative Beweis "dazu zu gehoeren".
Das Warhol-Prinzip wird auch heute noch von "Stadtmagazinen" kopiert, in den meisten Faellen
allerdings ohne grossen Erfolg, weil die Persoenlichkeiten fehlen, nicht nur unter den oertlichen
Partybesuchern, sondern auch in den Redaktionen der Magazine.
Sollten Sie noch Fragen haben oder von Probleme gedrueckt werden, schreiben Sie bitte mit Euro
50 Schein an Reyharths & Lynn, Inc., BCM Box 1602, London WC1N 3xx, England. Die
Spezialisten koennen fast immer helfen, egal ob Liquiditaetskrise, drohende
Zwangsversteigerung, Betrugsopfer, Eheprobleme etc. pp.
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